Neue Literatur zur afiatifdjen Kunft
Sharaku Zutrauen zu dürfen, jetjt aber fallen
gelaffen bat (L Huflage, p. 105ff., üafel 67).
Hlle wefentlidjen IJauptzüge aber haben ihre
Richtigkeit erweifen können, fo daß die zweite
Huflage wiederum als die unentbehrliche und
grundlegende Monographie diefes intereffanten
Künftlers gelten muß.
Schon feit einiger 3eit war hinter dem Chema
des japanifchen Fjolzfchnittes — wie |-0 0ft im
Rahmen der japanifchen Kunft — China und fomit
hier der chinefifche Farbendruck auf getaucht. Durch
die herrliche Publikation der Marees-Gefellfchaft
fcheint diefe Frage nunmehr in Fluß geraten zu
fein. Ich möchte dabei mit befonderem Nach-
druck auf das Vorwort vonO.Fifcher hinweifen,
das diefen zarten, anfpruchslofen und fo lichten
Blättern in feinfinniger und emppndfamer tüeife
gerecht wird. Kurth hat diefem Chema nun-
mehr eine befondere Monographie gewidmet,
deffen Chema er felber auf das „was wir vom
chinepfchen Farbendrude wiffen“ eingefchränkt
hat; wie das aber auch kaum anders möglich
ift, denn derartige Drucke pnd recht feiten und
in China, da es pch um billige und populäre
Reproduktionen nad) Bildern handelt, achtlos
verloren gegangen. Kurth gliedert fein Chema
auf Grund der Darftellungen: Figürliche Szenen,
Pßanzen mit Vögeln und Infekten, Landfchaften
und Stilleben. 3ur erßen Gruppe gehören vor-
nehmlich Einzelblätter (Graphifche Sammlung
München, die Kämpferfdjen Blätter der Sloane
Collection im British Museum), die bereits Fifcher
auf eine tüerkßatt in Su cpou lokalifiert hat.
Hm wichtigften außerdem find dann die Nan-
kingdrucke, und zwar das weit verbreitete
„Lehrbuch der Malerei aus dem (Verlag) Senf-
kornkarten in Nanking“, deffen fünfter Ceil in
Farbendrude „Landfchaftskopien aus allen Schu-
len“ umfaßt, fowie das ebenfalls als Vorlage-
buch für Maler gedachte „Regifter der 3ebn
Bambushallen in ttlort und Bild“, das aus
8 Ceilen mit je 12 FJeften befteht mit Darftel-
lungen von Bäumen, Blumen, Vögeln, Früchten,
Steinen und ähnlichen Motiven. Von beiden
CCIerken exißieren mehrere Drucke; als die beße
Husgabe des Senfkorngarten bezeichnet Kurth
die vom Jahre 1782. Hls älteße Husgabe gibt
Fifcher in Gegenfatj und Ergänzung feiner frü-
heren Hngaben, die im Beptj von tüarner Phi-
ladelphia bepndliche Husgabe der Bambushalle
an, die 1625 datiert ift. Hlle diefe bunten Farben-
drucke, die uns jetjt — geßhult in etwa an
Aquarellen von Cezanne — fo beßrickend, leicht,
fchwebend, zierlich und kindlich rein anmuten,
waren nichts anderes als Vorlagen, eine Hrt
Bilderbogen und Reproduktionen. Hls die fd)ön-
ften pnd die zarten einfachen Darftellungen von
Vögeln und Pßanzen, von Cieren und Blumen
anzufehen, während die pgürlichen Darßeilungen
in ihrer ßärkeren Abhängigkeit von der Malerei
etwas fchematifcher find und die Landfchaften
recht tot und, wie Fifcher im Gegenfatj zu Kurth
urteilt: beinahe roh. Kurth bildet des weiteren
auch eine Reihe der fchwarzgedruckten Staffage-
pguren, vor allem Ciere, die der vierte Ceil des
Senfborngarten enthält, ab; köftliche und lebendig
gezeichnete Studien. Es fei noch die intereffante
Feßftellung Kurths erwähnt, daß diefer Senf-
korngarten in Japan gut bekannt war und dem
Fjokufai zu feiner Mangwa wohl als Material
gedient hat. — Aus dem oben Hngedeuteten
geht fchon hervor, daß der chinepfche Farben-
druck etwas durchaus Verfchiedenes vom japa-
nifchen Farbenholzfchnitt ift. Dort eine Repro-
duktionskunß in Anlehnung an die vorhandene
Malerei und keineswegs ein befonderer Stil im
Sinne des Fjolzfchnitts, obwohl das tedbnifche
Druckverfahren von außerordentlichem Rafpne-
ment war und mehr der Lithographie nahezu-
feßen iß; hier in Japan eine eigene felbftändige
künßlerifche Difziplin, mit eigenem Stil und
befonderer Motivgebung. Kurth will denn auch
— und zwar mit Recht — das Chi = fecit nicht,
wie Fifcher es tut, auf die 3eiehnung ange-
wendet wiffen, fondern lediglich auf die Ein-
färbung der Stöcke. In der Cat beruht der Reiz
diefer Kunft auf der koloriftifchen Behandlung
und dem farbigen Ausdruck, worin diefe „Färber“
pch als große Künftler erwiefen haben. Im
Mittelpunkt von Kurths Ausführungen fteht denn
auch die eingehende Behandlung der Cechnik.
So ift Kurth nicht nur zu einer (üürdigung des
chinepfchen Farbendruckes gelangt, fondern auch
zu einer Abgrenzung gegenüber dem japanifchen
Fjolzfchnitt, fo daß wir diesmal wohl davor be-
wahrt bleiben, daß ein allgemeiner Stellungs-
wechsel zugunften des chinepfchen Farbendruckes
erfolgt, womit doch nichts gewonnen wäre.
Denn beide Erfcheinungen pnd foldje „sui ge-
neris“. Und man merkt es Kurth» dem entlju-
paftifchen Verehrer des japanifchen Fjolzfchnitts,
an, daß er froh ift» ob feiner neuen Liebe zum
chinepfchen Farbendruck nichts von den einge-
feffenen älteren Liebesgefühlen hat aufgeben zu
brauchen.
Bachofers Buch fußt auf den fachlich philo-
logifchen Vorarbeiten eines Seidig, Kurth, Succo
u. a. und fudß deren reine Catfachenforfchung
durch begriffliche Forfdjung zu ergänzen. Bach-
ofer meint damit die ßiliftifche Klärung des for-
malen Catbeftandes und feine entwicklungsge-
fchichtliche Gliederung auf Grund feftßehender
Stilbegriffe. B. fud)t dabei die älteren Arbeiten,
vor allem von Kurth, «Der Japanifche Fjolzfcbnitt“,
zu ergänzen. Aber B., dem wohl eine gefällige
Demonftration einzeiner Stilelemente gelungen ift,
iß doch nicht zu einer Gefamtaufteilung gelangt,
die fowohl das Ganze bündig zufammenfaßt und
zugleich im einzelnen differenziert genug wäre.
B. felber hat feine allgemeine Forderung nach
begrifflicher Forfchung nicht recht erfüllt; denn
er ift lediglich morphologifd), nicht pfychologifd)
299
Sharaku Zutrauen zu dürfen, jetjt aber fallen
gelaffen bat (L Huflage, p. 105ff., üafel 67).
Hlle wefentlidjen IJauptzüge aber haben ihre
Richtigkeit erweifen können, fo daß die zweite
Huflage wiederum als die unentbehrliche und
grundlegende Monographie diefes intereffanten
Künftlers gelten muß.
Schon feit einiger 3eit war hinter dem Chema
des japanifchen Fjolzfchnittes — wie |-0 0ft im
Rahmen der japanifchen Kunft — China und fomit
hier der chinefifche Farbendruck auf getaucht. Durch
die herrliche Publikation der Marees-Gefellfchaft
fcheint diefe Frage nunmehr in Fluß geraten zu
fein. Ich möchte dabei mit befonderem Nach-
druck auf das Vorwort vonO.Fifcher hinweifen,
das diefen zarten, anfpruchslofen und fo lichten
Blättern in feinfinniger und emppndfamer tüeife
gerecht wird. Kurth hat diefem Chema nun-
mehr eine befondere Monographie gewidmet,
deffen Chema er felber auf das „was wir vom
chinepfchen Farbendrude wiffen“ eingefchränkt
hat; wie das aber auch kaum anders möglich
ift, denn derartige Drucke pnd recht feiten und
in China, da es pch um billige und populäre
Reproduktionen nad) Bildern handelt, achtlos
verloren gegangen. Kurth gliedert fein Chema
auf Grund der Darftellungen: Figürliche Szenen,
Pßanzen mit Vögeln und Infekten, Landfchaften
und Stilleben. 3ur erßen Gruppe gehören vor-
nehmlich Einzelblätter (Graphifche Sammlung
München, die Kämpferfdjen Blätter der Sloane
Collection im British Museum), die bereits Fifcher
auf eine tüerkßatt in Su cpou lokalifiert hat.
Hm wichtigften außerdem find dann die Nan-
kingdrucke, und zwar das weit verbreitete
„Lehrbuch der Malerei aus dem (Verlag) Senf-
kornkarten in Nanking“, deffen fünfter Ceil in
Farbendrude „Landfchaftskopien aus allen Schu-
len“ umfaßt, fowie das ebenfalls als Vorlage-
buch für Maler gedachte „Regifter der 3ebn
Bambushallen in ttlort und Bild“, das aus
8 Ceilen mit je 12 FJeften befteht mit Darftel-
lungen von Bäumen, Blumen, Vögeln, Früchten,
Steinen und ähnlichen Motiven. Von beiden
CCIerken exißieren mehrere Drucke; als die beße
Husgabe des Senfkorngarten bezeichnet Kurth
die vom Jahre 1782. Hls älteße Husgabe gibt
Fifcher in Gegenfatj und Ergänzung feiner frü-
heren Hngaben, die im Beptj von tüarner Phi-
ladelphia bepndliche Husgabe der Bambushalle
an, die 1625 datiert ift. Hlle diefe bunten Farben-
drucke, die uns jetjt — geßhult in etwa an
Aquarellen von Cezanne — fo beßrickend, leicht,
fchwebend, zierlich und kindlich rein anmuten,
waren nichts anderes als Vorlagen, eine Hrt
Bilderbogen und Reproduktionen. Hls die fd)ön-
ften pnd die zarten einfachen Darftellungen von
Vögeln und Pßanzen, von Cieren und Blumen
anzufehen, während die pgürlichen Darßeilungen
in ihrer ßärkeren Abhängigkeit von der Malerei
etwas fchematifcher find und die Landfchaften
recht tot und, wie Fifcher im Gegenfatj zu Kurth
urteilt: beinahe roh. Kurth bildet des weiteren
auch eine Reihe der fchwarzgedruckten Staffage-
pguren, vor allem Ciere, die der vierte Ceil des
Senfborngarten enthält, ab; köftliche und lebendig
gezeichnete Studien. Es fei noch die intereffante
Feßftellung Kurths erwähnt, daß diefer Senf-
korngarten in Japan gut bekannt war und dem
Fjokufai zu feiner Mangwa wohl als Material
gedient hat. — Aus dem oben Hngedeuteten
geht fchon hervor, daß der chinepfche Farben-
druck etwas durchaus Verfchiedenes vom japa-
nifchen Farbenholzfchnitt ift. Dort eine Repro-
duktionskunß in Anlehnung an die vorhandene
Malerei und keineswegs ein befonderer Stil im
Sinne des Fjolzfchnitts, obwohl das tedbnifche
Druckverfahren von außerordentlichem Rafpne-
ment war und mehr der Lithographie nahezu-
feßen iß; hier in Japan eine eigene felbftändige
künßlerifche Difziplin, mit eigenem Stil und
befonderer Motivgebung. Kurth will denn auch
— und zwar mit Recht — das Chi = fecit nicht,
wie Fifcher es tut, auf die 3eiehnung ange-
wendet wiffen, fondern lediglich auf die Ein-
färbung der Stöcke. In der Cat beruht der Reiz
diefer Kunft auf der koloriftifchen Behandlung
und dem farbigen Ausdruck, worin diefe „Färber“
pch als große Künftler erwiefen haben. Im
Mittelpunkt von Kurths Ausführungen fteht denn
auch die eingehende Behandlung der Cechnik.
So ift Kurth nicht nur zu einer (üürdigung des
chinepfchen Farbendruckes gelangt, fondern auch
zu einer Abgrenzung gegenüber dem japanifchen
Fjolzfchnitt, fo daß wir diesmal wohl davor be-
wahrt bleiben, daß ein allgemeiner Stellungs-
wechsel zugunften des chinepfchen Farbendruckes
erfolgt, womit doch nichts gewonnen wäre.
Denn beide Erfcheinungen pnd foldje „sui ge-
neris“. Und man merkt es Kurth» dem entlju-
paftifchen Verehrer des japanifchen Fjolzfchnitts,
an, daß er froh ift» ob feiner neuen Liebe zum
chinepfchen Farbendruck nichts von den einge-
feffenen älteren Liebesgefühlen hat aufgeben zu
brauchen.
Bachofers Buch fußt auf den fachlich philo-
logifchen Vorarbeiten eines Seidig, Kurth, Succo
u. a. und fudß deren reine Catfachenforfchung
durch begriffliche Forfdjung zu ergänzen. Bach-
ofer meint damit die ßiliftifche Klärung des for-
malen Catbeftandes und feine entwicklungsge-
fchichtliche Gliederung auf Grund feftßehender
Stilbegriffe. B. fud)t dabei die älteren Arbeiten,
vor allem von Kurth, «Der Japanifche Fjolzfcbnitt“,
zu ergänzen. Aber B., dem wohl eine gefällige
Demonftration einzeiner Stilelemente gelungen ift,
iß doch nicht zu einer Gefamtaufteilung gelangt,
die fowohl das Ganze bündig zufammenfaßt und
zugleich im einzelnen differenziert genug wäre.
B. felber hat feine allgemeine Forderung nach
begrifflicher Forfchung nicht recht erfüllt; denn
er ift lediglich morphologifd), nicht pfychologifd)
299