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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 8
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Goebel, H.: Deutsche Wandteppichmanufakturen im 18. Jahrhundert: Die Bildteppichmanufakturen in den Markgrafschaften Bayreuth und Ansbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0391

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und Dresden an die Kurfürften von Brandenburg und Sacßfen gegangen [eien. Den
Klert der Behänge beziffert der Klirker auf 7500 fl.
Am 6. Januar 1697 wendet fiel) »Marie Magdeleine Claravaux, refugiee ä Berlin“
in einer Eingabe unmittelbar an Georg Friedrid) von Ansbad). Es Rändelt fid) wieder
um die Niederfcßlagung der auf gelaufenen 3in[cn, „sans cette grace eile (die Bitt-
ftellerin) sera reduitte a une extreme necessite, puisque ses pere et mere ayant faits
de grands emprunts pour soutenir leur manufacture et la guerre ayant empeeße le
debit des Capisseries qui dependent de leur succession“ \
Eine ähnliche Eingabe erfolgt unter dem 18. Auguft 1701Das Ergebnis ift aus
den im Kreisarchiv Nürnberg niedergelegten Ansbad)er Akten nid)t zu ermitteln. In
den erften Jahren des 18. Jahrhunderts fcheint ein fcharfer Rückfd)lag eingetreten zu
[ein; die von dem Markgrafen der Sd)wabad)er Manufaktur zum Kopieren überlaffenen
Behänge find erledigt, die Klirker find ohne Arbeit, „ils se trouvent ä l'heure par la
tristement reduits ä manger les bras-croises“, ohne Nahrungsmittel, ohne Feuerungs-
materialien. Der geringfügige Auftrag — ein Behang mit den Klappen des Markgrafen
in engkettiger Arbeit unter [tarkem Seidenzufa^ — vermag der Not nicht [onderlich
zu [teuern.
Unter der Regierung des Markgrafen Klilßelm Friedrich fpitjen [ich die Verhältniffe
noch weit mehr zu. Die Klirker drohen nach dem Berichte der Scbwabacher franzöfifcß-
reformierten Gemeinde (9. September 1708) mit der Auswanderung; [ie finden es un-
verantwortlich, daß der Fjof ihnen nicht das kleinfte Stück Arbeit zuteil werden läßt.
Die Fjauptfcßuld an dem [tarken Rückgänge der einft blühenden Manufaktur liegt in
erfter Linie an dem völligen Mangel einer energifeßen, kaufmännifd) und tecß-
nifch gefehlten Leitung. Paftor und Kirctjenälteften erblicken einen gangbaren Aus-
weg in der Berufung des Berliner Klirkers Barraband nach Schwabach, zumal der
Meifter auf die vorjährige Anfrage bereits [eine grundfäßiieße Einwilligung gegeben
habe. Dem Markgrafen fcheint der Vor[d)lag einzuleuchten, zum mindeften deutet ein
undatiertes Konzept® auf Verhandlungen mit dem „Sr Baraban, maistre mareßand et
tapissier demeurant a Berlin“. Die Ansbad)er Regierung ift bereit, auf den Klirker die
[einerzeit Michel de Claravaux bewilligten Privilegien zu übertragen. Barraband müffe
[ich dagegen verpflichten, diejenigen Sdrjvvabacher Capiffiers, die nicht felbftändige Be-
triebe befäßen, in [eine Klerkftatt zu übernehmen. Klaßrfcßeinlich brachte die Schwierig-
keit der Vermögensauseinanderfetjunng mit Marie Magdeleine de Claravaux, auf die
feßon in dem erwähnten Entwurf kurz ßingewiefen wird, das Projekt zum Scheitern.
Es ift nicht ganz klar, unter welcher Leitung die Claravauxfdße Manufaktur weiter
arbeitete. Klar Meifter Blanc noch der Gefcßäftsfüßrer oder ein gewiffer Märtel, der
naeß dem Schreiben der Inhaberin (18. Auguft 1701) dieElementenfolge fertig [teilen ließ?
Aller Klaßrfcßeinlichkeit nadt) naßm das mit fo viel Hoffnungen begonnene Unternehmen
zu Beginn des zweiten Jaßrzeßnts ein klägliches Ende.
In der Beftandsaufnaßme der franzößfeßen Kolonie vom 3. März 1716 finden wir:
Jean Peux, maitre tapissier, sa femme, deux filles et un ßls.
Gabriel Blanc (augenfcßeinlid) ein Soßn des uns bereits bekannten Meifters Jean),
maitre tapissier, et sa femme.
Elie Demonteils (ein Mitglied der berühmten Aubuffoner Klirkerfamilie der Dumon-
teil), maitre tapissier, sa femme et six enfans.
Jean Decßaseaux veuf, maitre tapissier et trois enfans.
Jean Rousset, maitre tapissier, sa femme, un enfant et une servante.
Pierre Claravaux, maitre tapissier, sa femme et six enfans.
Pierre Peux, fi 1 s, maitre tapissier, un enfant et une servante.
1 Kreisardjiv Nürnberg. Änsbacber Oberamtsakten Nr. 1095, fol. 403a.
2 Änsbadjer Oberamtsakt Nr. 1096, fol. 108a —109b.
s Änsbacber Oberamtsakt 1096, fol. 354a.
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