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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 8
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Goebel, H.: Deutsche Wandteppichmanufakturen im 18. Jahrhundert: Die Bildteppichmanufakturen in den Markgrafschaften Bayreuth und Ansbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0394

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nifation bringt Eduard Sd)u[ter: „Kunft und Künftler in den Fürftentümern Calenberg
und Lüneburg in der 3eit von 1636 bis 1727.“ Von Intereffe pnd für unfere Be-
trachtung lediglich die tHirker. Die einzige Möglichkeit, um über ihre Cätigkeit Auf-
fchluß zu erhalten, beftand in der Durchpdp der zahlreichen Kammerrechnungen vom
Jahre 1688/89 ab, die mir vom Staatsarchiv Hannover in liebenswürdiger deife zur
Verfügung gepellt wurden. Der Vorftand der franzöpfchen Kolonie (Michaelis 1689
bis Neujahr 1691) ift der Kommerzienrat Ponnier (Pronnier), ihm unterftelp auch die
kleine dirkergemeinfehap, an deren Spitje Pierre Magniac, aus Aubuffon gebürtig,
arbeitet.
„Denen Capetenmachern, fo htefelbften einige Capeten zu verfertigen übernommen
auch weshalb ihnen wan felbige vollenführet 1000 Cl)lr zugeben versprochen worden,
in Abfcplag derfelben, den
12 April 1690 . . . 300 Cl)Ir.
22 July 1690 . . . . 300 Oilr.“
Über die Darftellung der Folge erfahren wir zunächft nichts, die in den Kammer-
rechnungen angeführten Belegfcheine find verlorengegangen. Die Bildteppicherzeugung
steckt in Fjameln in den erften Anfängen, der Fjerzog läßt im gleichen Jahre noch aus
Brabant, d. h- aus Brüpel, eine umfangreiche Folge befrfjaffen.
Im darauffolgenden Jahre1 ift die in Auftrag gegebene Reihe fertiggepeilt, die dirker
beziehen den Reftbetrag von 400 Calern. Der tyerzoglicfyz Auftraggeber ift mit den
Leiftungen zufrieden, die Gefellen erhalten als Crinkgeld eine Sonderzulage von 6 Ca-
lern. Von Bedeutung ift ein Vermerk „Dem Mahler De Mauth für vorhergezeichnete
pguren, folcher Capeten ... 30U)aler“. Es handelt pd) um Jacques de Mauth, der in den
Jahren von 1689—1698 als Hofmaler gegen eine Jahresbefoldung von 100 Calern tätig
ift. 1692 kontrolliert der Kommipar Meyer die Fjameler Capetenwirker; fie beziehen
600 Caler „wegen einer auffs newe zu verfertigenden Capeten“. Die Jahresrechnung
(Trinitatis 1692 bis Crinitatis 1693) bringt eine Neuerung, die dandteppicpwerkftatt zu
ßameln ift aufgelöft, die dirker pnd nach Hannover überführt: „Denen htefelbp in
Hannover bepndlichen Capetenmachern in ferneren Abfdpag, der unter handt habenden
zu verfertigenden Capeten und darauf in vorhergehendem Jahre (Crinitatis 1691 bis
Crinitatis 1692) albereits empfangenen 600 Opr noch gezalet:
den 1. 8br 1692 ... 100 Cl)lr.
den 29. 9br 1692 . . . 500 D)lr.
600 Opr.“
Die Atelierräume find in dem „Stalle“, augenfcheinlich in den Manfarden des Mar-
ftalles untergebracht. Die folgende Jahresrechnung begnügt pd) mit der gleichen
trockenen Angabe der zur Auszahlung gelangten Summe.
1693/94 . 1050 Cpaler.
Die dirker fyabzn nunmehr die zweite Folge fertiggeftellt, die mit 2250 Calern in
Anfat} gebracht ift. De Mauths Cätigkeit als Patronenzeichner ift beendet, Nicolas
Jouvenet und Francesco Paletta erfcheinen auf der Bildßädje: „Dem Mahler Jouveneth
vor verfertigter Capeten Cableau . . 60 Opr. Auff gften befehl vom 18. July 1694
dem Mahler Francesco Paletta, wegen Verfertigung einer neuen Capeten . . 400 Cl)lr.“
Es handelt pd) augenfcheinlich um die Fabeln Äfops, eine Folge, die in einem un-
datierten Inventar (le^tes Drittel des 18. Jahrhunderts) erfcheint: „Einige Fabeln Efopi,
welche alhie zu Hannover von dem gewefenen Capetenmacher Magniac verfertigt, be-
ftehet aus fünf Stücken, und hält in der ßöhe 6 Ellen, in der Cour 361/3 Ellen'2.

1 Hannover Des 76c. Äc Jahrgang 1690/91.
2 Oofbalts-Sadben. B 7a Meublements Sachen. Conv. LXV, Acta betreffend den Vorrath von
Gobelins-Uapeten in Gmunden. Oberfte Verwaltung S. K. IJobeit des Herzogs von Cumberland
Herzogs zu Braunfd)weig und Lüneburg.

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