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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 9
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0453

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Sammlungen — Anstellungen

Neue ruffifdje Mufeumskataloge
Im Verlage Brockbaus-Efron, Petersburg, er-
lebten foeben der [ebr elegant ausgeftattete „Ka-
talog der Fäcberfammlung der Eremi-
tage“, verfaßt von dem Direktor der letzteren,
Sfergej Nik. Erojnit^kij. — Die Eremitage
verfügt im ganzen über 27 mebr und weniger
koftbare Fächer des 18. Jahrhunderts, die ficb
hier ohne Syßem mit der 3eit angefammelt batten
und deren letztes Exemplar, den ruffifeben Kron-
diamanten entftammend, erft im vorigen Jahre
der Sammlung einverleibt wurde. Erotj diefer
geringen Anzahl bietet die Kollektion ein an-
fcbaulicbes Bild der Evolution der Fäcbermode
aus ihrer Blütezeit dar. Ihrer Fjerkunft nach
falten von den Eremitagefächern der größte Ceil
auf Deutfchland und Öfterreicb (lONrn.), je fünf
auf Italien und Frankreich — Nr. 13 febreibt
Crojni^kij zweifellos Fr. Boucher zu — und fechs
auf Rußland. Von diefen letjtern ift ein Fächer
mit mythologifchen Darftellungen aus dem Jahre
1752 HI. Nikonoff und A. Morofoff pgniert;
ein anderer trägt die ünterfebrift G. Kosloff
(ca. 1775).
Der Katalog beftebt aus einer kurzen Einleitung
desVerfaffers und den minutiöfen Beitreibungen
der einzelnen Fächer, die in verkürzter Form
auch in franzöfifeber Überfettung gegeben pnd.
Befonderen Klert verleiben dem beft die aus-
gezeichneten Neigungen großen Formats, die
nicht weniger als 20 der aufgezäblten Fächer
reproduzieren, wie denn überhaupt diefer neueße
Erojnitjkijfcbe Katalog in jeder binpeßt den Ver-
gleich mit ähnlichen wefteuropäifeben Publika-
tionen ausbalten kann.
* *
*
Eine Art Mufeumsfübrer durch die ruffifcbe
Provinz bildet das neuefte umfangreiche beft
des „Kafanfcben Mufeums-Boten“ (Ka-
sanskij Musejnyj (üjestnik, 1922, beft 2), das
pcb ausfcbließlicb mit Mufeumsfragen befaßt
Eine ganze Reibe von Spezialauffätjen gibt de-
taillierte Nachricht über die verfebiedenen Samm-
lungen des Kafanfcben Mufeums und einzelner
Kunpwerke in denfelben. Befonders ausführlich
pnd die reichen arcbäologifcben Sammlungen be-
handelt, ferner die Sammlung alten Silbers,
worunter pdb einige Fjamburger und Augsburger
Arbeiten bepnden, das Kupferpichkabinett, in
dem wenig bekannte lokale Graphiken gut ver-
treten pnd, und last not least, die wohl einzig-
artige Sammlung von Eataren - Erachten und
-Schmuck, feinerzeit von Leon Gichler zufam-
mengeßellt, einem in Petersburg geborenen
Elfäffer und fpäteren Bouguereau- Schüler, der
30 Jahre in Kafan verbracht hat und 1920 in
Paris verfebieden iß. Prof. B. Adler, Kafan,
bereitet einen erfeböpfenden Katalog diefer etbno-
grapbifcb und kunßgewerblicb To wertvollen
Gicblerfcben Sammlung vor.

Auch außerhalb Kafans bringt der von P. D u 1 f k i j
redigierte „HIjeftnik“ Auffätje über Mufeen und
Denkmalfcbutj in üfa, Perm und im Kaukafus;
in erfterer Stadt iß während der lebten Jahre
eine moderne ruffißbeGemäldegalerieentftanden,
deren Grundftock der Mater M. ÖL Neßeroff
feiner Vaterßadt zum Gefcbenk gemacht hat
und die nun weiter ausgebaut wird. P. E.
Feodofia (Krim)
Die Ajwafowfkij-Galerie, welche von dem
einß fo berühmten rußifeben Marinemaler feiner
Vaterftadt geftiftet wurde und eine Reihe feiner
bekannteften Gemälde enthält, ift nun wieder
eröffnet worden. Seit 1914, als Feodopa vom
„Goeben“ und von der „Breslau“ befeboffen
wurde, war die Galerie gefcbloffen und ihr In-
haltwurde damals aufgerollt in die Kellerräume
des Mufeumsbaus gebracht, wo er auch während
der Jahre des Bürgerkrieges verblieb. Erß jetß
wurde die Galerie wieder bergeftellt und ihr
früherer Beßand um einige neue Gemälde Ajwa-
fowfkijs aus dem nationalen Mufeumsfonds be-
reichert. P. E.
Petersburg
Das „Ruffifche Mufeum“ (ci-devant
Alexander III.-Mufeum) arrangiert nach der vor
kurzem gefchloffenen Narbut-Ausftellung, über
die hier febon berichtet wurde, eine Ausftellung
von 3eid)nungen von Alexander Benois,
Konftantin Somoff und Mßislaw Dobu-
ftienfkij, dreier Künftler, welche in der mo-
dernen ruffifeben Illuftration und Bucbkunß die
führende Rolle gefpielt und deren fpezißfeben
Charakter beftimmt haben. P. E.
Äusßellungen
Berliner Äusftellungen
Die Galerie F. Möller hat erßmalig Carl
Crodel (Jena) fo ausgeßellt, daß die ümriffe
feiner künftlerifcben Art deutlich zu werden ver-
mochten. Sie geht auf eine idyllifebe Veran-
fcbaulicbung des ländlichen Ereibens im ölald,
auf dem Gehöft, aber auf eine hintergründige,
fdbnurrig - ßbwermütige, munter - beklommene
Idyllik. Lebewefen und Älltagsdinge pnd lofe,
fyßemlos über die Bildßäche hingebrockt, wie
im Spiel berumgeßreut. bas und Ochs und bahn,
bolzfammler und Fuhrmann haben etwas von
der purzügen Anmut und gravitätifeben Ge-
bundenheit von Lebkucbenßguren und pnd oft
von ähnlicher Ällgemeingültigkeit des Proßls
wie folcbe volkskünßlerifcben Geftalten, er-
mangeln nicht des legendären 3U9S- 3U allem
Bäurifcben tritt aber bei Crodel eine geißige
Delikateffe, die im (Hefen und bis in nahezu
tedbnifebe Einzelzüge hinein (radiante T)olz~
fchnittf ehr affen, zigarrenförmig gefpifete En-
dungen ufw.) an E. L. Kirchner gemahnt. Crodel
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