Kunftgewerbemufeum zu Prag. Eine kleine Abweichung diefer beiden Paare befteh)t
darin, daß St. Petrus im Prager Mufeum das gleiche Gewand mit dem gleichen Gürtel
und deffen fchräg nach unten hängenden Ende, wie der hier reproduzierte St. Paulus
trägt. Sonft find namentlich die FJäupter ganz diefelben und auch die fcßöne Drapie-
rung der Gewänder und die Falten in deren Anordnung ganz ähnlich. Von beiden
Paaren geht die gleiche feltene, in [ich gekehrte Ruhe aus, deren Ausdruck für diefe
beiden Lehrer des heiligen Evangeliums dem Meifter wohl ganz vorzüglich gelungen ift.
Intereffant wäre hier auch eine Gegenüberftellung diefer tüerke mit zwei fränkifcßen
Figuren der heiligen Apoftel Petrus und Andreas um 1500 aus der Sammlung Schweißer
(Verfteig. Lepke Nr. 87). Der Typus des Fjauptes des heil. Petrus, der ein folcher böh-
mifchen Qrfprungs zu fein fcheint, ift bei beiden, dem der Sammlung Schweißer und
dem hier reproduzierten, troß des ünterfcßieds der Nafenformen, auffallend ähnlich.
Im übrigen weifen die Apoftelßguren der Sammlung Schweißer eine größere Bewegtheit
auf und unterfcheiden [ich ja auch in der Auffaffung einer ganz anderen Richtung
wefentlich von den hier abgebildeten.
Schließlich fei noch eine in Stil und Fjaltung vollendet ausgeführte Relieffigur des
heiligen Veit erwähnt, über welche die Topographie Bd. XVII folgendes berichtet: „3wei
Konfolßguren (Reliefs): die heil. Veit und ÜUenzel, 1,30 m hoch (ohne Konfole, neuere
Polychromie, 16. Jahrhundert“. Die Abbildungen der in diefem (Herke auch reprodu-
zierten Figuren find derart dunkel und verfchwommen, daß ich von deren Güiedergabe
abgefehen habe. Der heilige Cüenzel trägt in der Linken ein Banner mit dem Reichs-
adler, während die Rechte auf ein Schild mit ebenfolcßem geftüßt ift. Die Reproduktion
des heiligen Veit im genannten üüerke zeigt jedenfalls eine ganz typifche Arbeit. Die
wohlgelungene, gerade Strenge wird durch die charakteriftifche Kopfbedeckung mit dem
in Falten an den Seiten des Fjauptes herabfallenden Kopftuche noch erhöht. Das Fjaupt
mit diefer Kopfbekleidung wirkt förmlich wie das eines flärnifchen Meifters der früh-
gotifchen Tafelmalerei. Auch die fcßarf ausgeprägten, finnenden Geficßtszüge wirken fo.
Im übrigen fcheint die über den rechten Schenkel gefd)lagene und mit der rechten
Rand gehaltene Partie des Mantels in der Drapierung nicht recht gelungen zu fein.
Auch kehrt hier ein felbft an den hervorragenden böhmifchen Meifterwerken häufig
zu beobachtender Fehler wieder, nämlich der ganz falTch angefeßte Oberfcßenkel. In
diefem Falle ift das Knie zu tief angefeßt und die Linie des Oberfcßenkels zu fchräg
nach innen verlaufend, fo daß es den Eindruck macht, als wäre der Schenkel gebrochen.
Diefe merkwürdige Eigenart verliert in ihrem häufigen Vorkommen bei fonft ganz meifter-
haften (Werken, förmlich das Mangelhafte eines Fehlers, wie etwa auch die häufig zu beob-
achtenden perfpektivifchen Feßler an kleineren Gegenftänden bei hochrangigen frühen Werken
der Tafelmalerei. Auch bei der hier reproduzierten Figur des heiligen Paulus ift diefer
eigentümliche Anfaß des Knies und jene Verlaufslinie des Oberfcßenkels vorhanden.
In den Kirchen und Mufeen befindet [ich noch manches an Meifterwerken, deren
Reproduktionen hier zu bringen, ich leider vorderhand nicht in der Lage bin. Id) be-
daure dies ganz befonders lebhaft bei zwei ganz unglaublich fcßönen Bildwerken der
boßmifchen Frühgotik im Prager Kunftgewerbemufeum, einem heiligen Johannes mit dem
Evangelium und dem Lamm darauf und deffen Gegenftück, einem heiligen Johannes d.
Täufer. Ebenfo bei einer Kreuzigungsgruppe in der Teinkircße zu Prag, ein öderk, das
wohl verdient hätte, hier gezeigt zu werden. Diefelbe ftammt aus dem 15. Jahrhundert
und war urfprünglid), wie dies in der gotifcßen Zeit vielfad) üblich war, auf einem
Querbalken im Bogen des Presbyteriums des ßauptfdjiffes angebracht.
Id) beßalte mir jedod) vor, fpäter, nad) Möglichkeit die Reproduktionen, deren Auf-
nahme an diefer Stelle mir aus ted)nifd)en Gründen leider verfagt bleiben mußte, nach-
träglich zu bringen und auch im übrigen mit in genügendem Maße vorhandenem
Material auf diefes Thema, immer fortfeßend und ergänzend, zurückzukommen.
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darin, daß St. Petrus im Prager Mufeum das gleiche Gewand mit dem gleichen Gürtel
und deffen fchräg nach unten hängenden Ende, wie der hier reproduzierte St. Paulus
trägt. Sonft find namentlich die FJäupter ganz diefelben und auch die fcßöne Drapie-
rung der Gewänder und die Falten in deren Anordnung ganz ähnlich. Von beiden
Paaren geht die gleiche feltene, in [ich gekehrte Ruhe aus, deren Ausdruck für diefe
beiden Lehrer des heiligen Evangeliums dem Meifter wohl ganz vorzüglich gelungen ift.
Intereffant wäre hier auch eine Gegenüberftellung diefer tüerke mit zwei fränkifcßen
Figuren der heiligen Apoftel Petrus und Andreas um 1500 aus der Sammlung Schweißer
(Verfteig. Lepke Nr. 87). Der Typus des Fjauptes des heil. Petrus, der ein folcher böh-
mifchen Qrfprungs zu fein fcheint, ift bei beiden, dem der Sammlung Schweißer und
dem hier reproduzierten, troß des ünterfcßieds der Nafenformen, auffallend ähnlich.
Im übrigen weifen die Apoftelßguren der Sammlung Schweißer eine größere Bewegtheit
auf und unterfcheiden [ich ja auch in der Auffaffung einer ganz anderen Richtung
wefentlich von den hier abgebildeten.
Schließlich fei noch eine in Stil und Fjaltung vollendet ausgeführte Relieffigur des
heiligen Veit erwähnt, über welche die Topographie Bd. XVII folgendes berichtet: „3wei
Konfolßguren (Reliefs): die heil. Veit und ÜUenzel, 1,30 m hoch (ohne Konfole, neuere
Polychromie, 16. Jahrhundert“. Die Abbildungen der in diefem (Herke auch reprodu-
zierten Figuren find derart dunkel und verfchwommen, daß ich von deren Güiedergabe
abgefehen habe. Der heilige Cüenzel trägt in der Linken ein Banner mit dem Reichs-
adler, während die Rechte auf ein Schild mit ebenfolcßem geftüßt ift. Die Reproduktion
des heiligen Veit im genannten üüerke zeigt jedenfalls eine ganz typifche Arbeit. Die
wohlgelungene, gerade Strenge wird durch die charakteriftifche Kopfbedeckung mit dem
in Falten an den Seiten des Fjauptes herabfallenden Kopftuche noch erhöht. Das Fjaupt
mit diefer Kopfbekleidung wirkt förmlich wie das eines flärnifchen Meifters der früh-
gotifchen Tafelmalerei. Auch die fcßarf ausgeprägten, finnenden Geficßtszüge wirken fo.
Im übrigen fcheint die über den rechten Schenkel gefd)lagene und mit der rechten
Rand gehaltene Partie des Mantels in der Drapierung nicht recht gelungen zu fein.
Auch kehrt hier ein felbft an den hervorragenden böhmifchen Meifterwerken häufig
zu beobachtender Fehler wieder, nämlich der ganz falTch angefeßte Oberfcßenkel. In
diefem Falle ift das Knie zu tief angefeßt und die Linie des Oberfcßenkels zu fchräg
nach innen verlaufend, fo daß es den Eindruck macht, als wäre der Schenkel gebrochen.
Diefe merkwürdige Eigenart verliert in ihrem häufigen Vorkommen bei fonft ganz meifter-
haften (Werken, förmlich das Mangelhafte eines Fehlers, wie etwa auch die häufig zu beob-
achtenden perfpektivifchen Feßler an kleineren Gegenftänden bei hochrangigen frühen Werken
der Tafelmalerei. Auch bei der hier reproduzierten Figur des heiligen Paulus ift diefer
eigentümliche Anfaß des Knies und jene Verlaufslinie des Oberfcßenkels vorhanden.
In den Kirchen und Mufeen befindet [ich noch manches an Meifterwerken, deren
Reproduktionen hier zu bringen, ich leider vorderhand nicht in der Lage bin. Id) be-
daure dies ganz befonders lebhaft bei zwei ganz unglaublich fcßönen Bildwerken der
boßmifchen Frühgotik im Prager Kunftgewerbemufeum, einem heiligen Johannes mit dem
Evangelium und dem Lamm darauf und deffen Gegenftück, einem heiligen Johannes d.
Täufer. Ebenfo bei einer Kreuzigungsgruppe in der Teinkircße zu Prag, ein öderk, das
wohl verdient hätte, hier gezeigt zu werden. Diefelbe ftammt aus dem 15. Jahrhundert
und war urfprünglid), wie dies in der gotifcßen Zeit vielfad) üblich war, auf einem
Querbalken im Bogen des Presbyteriums des ßauptfdjiffes angebracht.
Id) beßalte mir jedod) vor, fpäter, nad) Möglichkeit die Reproduktionen, deren Auf-
nahme an diefer Stelle mir aus ted)nifd)en Gründen leider verfagt bleiben mußte, nach-
träglich zu bringen und auch im übrigen mit in genügendem Maße vorhandenem
Material auf diefes Thema, immer fortfeßend und ergänzend, zurückzukommen.
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