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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 14
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0688

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Sammlungen — Ausheilungen

wird durch einen größeren Komplex gut ver-
treten. Die hilfreichen Leihgaben aus privatem
ßefitj (v. Garvens und Küppers) gewährten die
wefentlicbften Arbeiten: Noldes „Maria Agyp-
tiaca“, Kokofd)kas „Doppelbildnis“. Kürzlid)
erworbene Stücke von Karl Sd)midt-Rottlujf
(Landfd)aft), Nolde („Alte Freunde“), Kirchner,
Pecbftein ufw. geben eine ganz gute Anfchau-
ung von der Produktion des „Brücke“-Kreifes.
In ihrer Art kräftige Leiftungen von Gleidjmann,
Seiffert-Öllattenberg, Dörries ufw. bezeugen den
Beitrag zu den modernen Bestrebungen inner-
halb Hannovers Sd)affensluft.
Man kann nad) der Probe diefer Neuauftei-
lung nur mit vollem Vertrauen der weiteren
Entwicklung entgegenfeben, die immer mehr auf
die vernünftige Organifation des in feiner mu-
fealen Formung nod) als Rohmaterial zu be-
zeichnenden Kunftbefitjes an älterer Kunft pch
richten wird, — möchte wohlwollende Einficbt
den in Betracht kommenden Stellen, befonders
den privaten Eigentümern, nicht mangeln!
* *
*
Die Keftner-Gefellfchaft hat fid), durch
die wirtfd)aftlid)en Nöte der Gegenwart ge-
zwungen, nad) langwieriger Gegenwehr endlich
genötigt gefeben, ihren Betrieb erheblich einzu-
fcbränken. Die Stelle des felbjtändigen künft-
lerifcben Leiters ift eingegangen ufw. Dafür
hat man eine Art Arbeitsgemeinschaft mit dem
Provinzial-Mufeum eingerichtet, dergeftalt, daß
der dortige Kunftabteilungsleiter vorderhand
zugleid) künftierifcber Leiter der Gefellfcbaft
wird. 3ugleid) hat man fid) mit dem bitteren
Gedanken vertraut machen müffen, einige Räume
dauernd der kunstgewerblichen Betriebsamkeit
zu überantworten. Immerhin darf man auch
fo nod) hoffen, daß die Keftner-Gefellfchaft in
wefentlid) beschränkterem Rahmen dennoch Er-
fprießlicbes wird leiften können.
Eckart v. Sydow.
München
Die Grapl)ifd)e Sammlung hat aus ihren
Beftänden in der Sommerfcbau 3eid)nungen
neuerer deutfcher Künftler zufammengeftellt.
Neben Leibi, Eborna, fjans v. Marees und ül)de,
die durch reichere Vertretung hervorgehoben
wurden, find mit ausgewählten Proben reprä-
sentiert: der Kreis der Münchner Kunftakademie
durch <U. Dietj, Löfffe, Fjackl, F. Ä. Kaulbad),
Grütjner, Lenbad), der Kreis um Eborna und
Leibi durd) Qaider, Ebeodor Alt, Albert Lang
und Lugo. Die Münchner Landfcbafter durd)
öUenglein, öüillroider, Uleisbaupt, tüenban, Fritj
Baer und Butterfack. — Die alte Sezeffion neben
übde durd) ihre Begründer Studc, Fjabermann,
Keller, Stadler, Langhammer, Dill, Becker-Gundahl,
KI. Voltj, 3ügel.
Im zweiten Saale find die Menzel-3eid)nungen
der Menzel-Stiftung ausgeftellt. Der jüngft ver-

dorbene Adolf Oberländer ift mit umfangreicher
Sonderausftellung pietätvoll geehrt. Eine kleine
Sammlung von 3eid)iiungen Eugen Kirchners
Schließt die Darbietung.
Ausstellungen
Berliner Äusftellungen
„Primavera“ hat Olilbelm Ubde feine
erfte Veranftaltung im Salon Gurlitt getauft,
und es hat etwas für fid), einheitlich konzipierte
Ausstellungen individuell zu benennen, — auf
die ja aud) in diefem Fall nicht ganz vermie-
dene Gefahr hin, durd) ein folcbes klangvolles
Motto einen Anfprud) zu erwecken, der nicht
fo leid)t reftlos einzulöfen ift. Die kleine Schau
atmet die Gefammtftimmung des Scbwerlofen,
Ondüfteren, Sprießenden. Die Ehernen haben
nicht zuviel Gewicht, der Ausdruck befcbränkt
Sich auf zarte, freundliche, lächelnde Olerte.
Der befte Saal ift jungen Begabungen Vor-
behalten, was programmatifd) gemeint und im
Eitel mitangedeutet ift. Alexander Mohr und
Fjelmut vom Fjügel, die Ubde hier wohl
erftmalig vorftellt, haben freilich nichts von dem
ungebärdigen Drängen der eigentlichen Jugend,
fügen fid) vorerft in geläufige Änfcbauung und
Ausdrucksweife ein. Ihr Frühling ift eher Un-
bekümmertheit denn Prophetie. Ul)de ift febr
auf Subtilität der Empfindung, auf vornehme
Belebtheit der Faktur, auf rein malerifche Qua-
lität eingeftellt. So wird ihn die farbige Deli-
kateffe, die lockere, unaufdringliche Art diefer
Ealente gefeffelt haben. Aber beiden fehlt
Konzentration; Eändeln geht ihnen in Verwifd)t-
beit über, Charme in taftende Unprägnanz. Auch
die Anmut jedoch bedarf des Schliffs. Olährend
in Mobrs nicht bumorlofen, nicht gefcbmack-
lofen Bildern das Eklektifcb-Epigonifcbe über-
wiegt, ift in vom gügels Malerei, ob fie auch
an die fpröde Blumigkeit der Laurencin fid)
anlehnt oder kräftiger loszieht und bis ins
Regenbogenbunte abirrt, dod) perfönliche Raffe
unverkennbar. Seine erfte Aufgabe wird fein
müffen, kompofitionelle Klärung zu erwerben.
Details feiner Arbeiten find febr reizvoll, eine
eigene Atbmofpbäre ift da. Die Geftaltung
ift matt und oft verwirrt. — Angefchloffen find
ein paarStücke End) Kloffowfkys, des vor-
trefflichen Kunftfcbriftftellers und Profpekte-
malers, eines bis in die Fingerfpiijen kultur-
vollen, aber gerade durch den Bildungscharakter
feiner Kunft beengten, durchaus unfd)öpferifd)en
Mannes. Seine pouffinesk-beiteren Szenen blei-
ben in und ob ihrem farbigem CUohlklang ge-
fällige Schmuckbilder, und ein gewiß febr nobel
gemalter Jünglingsakt entbehrt eben dod) des
geftalterifchen Eemperaments durchaus. — Diefe
Kollektionen ergänzt Bekanntes und Unbekanntes
von Chagall, Klee, Macke, Nauen, Purr-

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