Äusftellungen
mann, Levy, Eberz, Bracque, Picaffo
ufw., die fd)on üblich gewordene Sintenis-
Vitrine, ein paar Sachen des kitjlig-liebenswür-
digen Sd)off. Dann Älteres, das pd) in den
Rahmen einpaßt, ihn and) nicht durch Bedeutung
fprengt, wie z. B. einige fpätgotifcije Marien-
bilder, galante Italiener des Barode, ein kleiner
Böcklin (der die Kitfehmöglichkeit des Begriffs
„Primavera“ repräfentiert), ein Markart-Por-
trät von angenehm pelziger Fläche, ein hart
ausgeführtes, aber in feiner wafferklaren Liebens-
würdigkeit und fachlichen Naivetät koftbares
Genreßück des Dresdner Spätromantikers Gille,
ein Sch wind-Fragment. Dagegen wird eine
Liebesfzene von Berti). Spranger, deffen
Manierismus feine ganz eigene geräkelte Ele-
ganz hat, überrafchen und feffeln, zumal die
wenig pd)tbaren Deutfchen gegen 1600 heute
fehr an Intereffe gewonnen haben. Die Köft-
lichkeit diefer abwed)flungsreid)en Schau aber
ift diefer entzückende kleine Rouffeau aus der
Sammlung Köhler, eine Allee mit luftwandelndem
Paar, gemalter Charles Louis-Philippe, in all
feiner unfagbaren Einfachheit vollkommen früh-
lingshaft und gelaffen. —
Eine der importanteften Figuren der Gefchichte
moderner Schwarzweißkunft pellte J. B. Neu-
manns Graphites Kabinett fo heraus, daß pe
ihrem ganzen Kiefensumfang nach erkennbar
wurde: Erich IJeckel. Man Tab FJolzfcbnitte,
Lithos und Radierungen von 1906—1922, ließ
ein Schapen von prachtvoll einheitlichem Kluchs
und unabläfpgem Ernft Revue pafperen. Be-
ftätigung für diefe fpröde, harte ßraffe Form,
wie pe ohne Kleicbmütigkeit und ohne Bra-
marbaperen ftets zur Ciefe dringt. Ruch die
Rnfänge, bei denen Munch durchzufühlen ift,
befieben heute unverblaßt. Deckels Kleg ift
gerade und gleichmäßig gewefen, ohne große
Richtungsänderungen und voll Bewußtfein der
Bahn. Er wird gewiß noch fo bald nicht im
Sande verlaufen.
Fünf Künpler vereinigt diesmal die Galerie
Goldfchmidt - Klallerßein. K. J. Fjirfcbs
Graphik markiert in fcbwälender Sentimentalität
altteftamentarifcb-bedrückte, jeremiadifebe Be-
fd)worenheit, ohne die intendierte Ciefe glaub-
haft machen zu können. M. Bloch malt Land-
febaft und Interieur in der Rrt etwa Purrmanns,
bei F. Nathanfons 3eid)nungen liegt der Name
Matiffe am näcbften. Daß folcbe Reminifzenz
nicht hinter einem individuellen Eindruck ver-
febwindet, berechtigt eben dazu, es bei folcber
Regiprierung vorerft bewenden zu laffen. Eigenes
Gepd)t weifen R.Kerfchbaumers Landfchaften,
in denen ein der Straßenpruktur abgewonnenes
praffcs, prackes Kiefen in reicher Farbigkeit aller
Crockenbeit enthoben und letpbin überhaupt
mehr in eine gefebmeidige, vegetabilifd) be-
wegte Rhythmik übergeführt erfebeint. Kerfd)-
baumers Malerei ip von feböner Klarheit des
Dimenponalen und reich durch eine gleicbfam
von Rbendzaubern durchglübtes Kolorit. Stark
berühren auch wieder Bela Czobels markig
entworfene, gehaltlich ebenfo einfache wie in-
tenpve Bildniszeichnungen, Klilli Klolfradt.
Madrider Früljjaljrs -Äusftellungen
und die Neuordnung des Prado
Das Frühjahr, die Jahreszeit, in der das Groß-
ftadtleben Madrids feinen Höhepunkt erreicht,
bringt regelmäßig eine Reihe febenswerter Rus-
ftellungen. Im Vordergrund des Intereffes ßand
auch beuer, wie dies fchon in den vorher-
gehenden Jahren meiß der Fall war, die von
der Gefellfcbaft fpanffeber Kunftfreunde (Rmigos
del Arte) im Erdgefcboß des Bibliotbekspalaßes
veranßaltete retrofpektive Kunßfcbau. Diefe Ge-
fellfcbaft macht es pd) feit geraumer 3eit zur
Rufgabe, in Sonderausftellungen, die pd) auf
ein beßimmtes Gebiet befchränken, die unge-
heuren in Spanien zur 3eit noch in Privatbeptj
erhaltenen Kunßfcbäije vorübergehend zu ver-
einigen und fo dem großen Publikum zugänglich
zu machen. Diesmal war die Klabl auf künft-
lerifdbe Erzeugniße in Edelmetallen gefallen und
zwar fpeziell auf folcbe, welche profanen
3wecken gedient haben, alfo unter ausdrück-
lichem Verzicht auf den riepgen nationalen Be-
plj an koftbarem Kirchengerät. Es war daher
für die Rusftellung die Bezeichnung „Exposi-
cion de Orfebreria Civil Espanola“ ge-
wählt worden. Gerade auf der pyrenäifcben
Fjalbinfel hat feit qrauer Vorzeit die Kunft der
Gold- und Silberfcbmiede befonders in Blüte
geßanden, weil hier reiche Lager an Edel-
metallen vorhanden waren, die fchon den Phö-
niziern bekannt waren und von ihnen ausge-
beutet wurden. Die Kunftfertigkeit der Rraber,
das Beifpiel ihrer verfeinerten Cecbnik, der
märchenhafte Reichtum an Gold, der nach Ent-
deckung der neuen Kielt über das Land pd)
ergoß, wirkten anregend und befruchtend. Fjat
doch in Spaniens Blütezeit, in dem fogenannten
„plateresken“ Stil, der Goldfd)mied fogar feinen
Einßuß auf die Rrd)itektur ausgeübt. Die Rus-
ßellung beginnt mit den frübeßen Qöblenfunden,
bringt Gebrauchs- und Sd)muckgegenftände aus
der 3ßit der Phönizier, Keltiberer, Römer, Kleft-
goten. Kläbrend zu diefer Rbteilung vorwiegend
eine Reihe von Mufeen beigetragen hat, ßam-
men die Kunftwerke aus dem Mittelalter und
der Neuzeit — bis zur ifabellinifcben Periode,
alfo etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts —
faß ausfd)ließlid) von Privatperfonen, und zwar
iß es mit wenig Ausnahmen uralter, von Gene-
ration zu Generation pd) vererbender Familen-
bep&. Es ift eine Ausßellung, wie man pe wohl
kaum in einem anderen Lande zu feben be-
kommen kann. Man könnte meinen, in Ali
Babas Klunderböble verfemt zu fein. Diefe An-
häufung von durch Arbeit und Material doppelt
663
mann, Levy, Eberz, Bracque, Picaffo
ufw., die fd)on üblich gewordene Sintenis-
Vitrine, ein paar Sachen des kitjlig-liebenswür-
digen Sd)off. Dann Älteres, das pd) in den
Rahmen einpaßt, ihn and) nicht durch Bedeutung
fprengt, wie z. B. einige fpätgotifcije Marien-
bilder, galante Italiener des Barode, ein kleiner
Böcklin (der die Kitfehmöglichkeit des Begriffs
„Primavera“ repräfentiert), ein Markart-Por-
trät von angenehm pelziger Fläche, ein hart
ausgeführtes, aber in feiner wafferklaren Liebens-
würdigkeit und fachlichen Naivetät koftbares
Genreßück des Dresdner Spätromantikers Gille,
ein Sch wind-Fragment. Dagegen wird eine
Liebesfzene von Berti). Spranger, deffen
Manierismus feine ganz eigene geräkelte Ele-
ganz hat, überrafchen und feffeln, zumal die
wenig pd)tbaren Deutfchen gegen 1600 heute
fehr an Intereffe gewonnen haben. Die Köft-
lichkeit diefer abwed)flungsreid)en Schau aber
ift diefer entzückende kleine Rouffeau aus der
Sammlung Köhler, eine Allee mit luftwandelndem
Paar, gemalter Charles Louis-Philippe, in all
feiner unfagbaren Einfachheit vollkommen früh-
lingshaft und gelaffen. —
Eine der importanteften Figuren der Gefchichte
moderner Schwarzweißkunft pellte J. B. Neu-
manns Graphites Kabinett fo heraus, daß pe
ihrem ganzen Kiefensumfang nach erkennbar
wurde: Erich IJeckel. Man Tab FJolzfcbnitte,
Lithos und Radierungen von 1906—1922, ließ
ein Schapen von prachtvoll einheitlichem Kluchs
und unabläfpgem Ernft Revue pafperen. Be-
ftätigung für diefe fpröde, harte ßraffe Form,
wie pe ohne Kleicbmütigkeit und ohne Bra-
marbaperen ftets zur Ciefe dringt. Ruch die
Rnfänge, bei denen Munch durchzufühlen ift,
befieben heute unverblaßt. Deckels Kleg ift
gerade und gleichmäßig gewefen, ohne große
Richtungsänderungen und voll Bewußtfein der
Bahn. Er wird gewiß noch fo bald nicht im
Sande verlaufen.
Fünf Künpler vereinigt diesmal die Galerie
Goldfchmidt - Klallerßein. K. J. Fjirfcbs
Graphik markiert in fcbwälender Sentimentalität
altteftamentarifcb-bedrückte, jeremiadifebe Be-
fd)worenheit, ohne die intendierte Ciefe glaub-
haft machen zu können. M. Bloch malt Land-
febaft und Interieur in der Rrt etwa Purrmanns,
bei F. Nathanfons 3eid)nungen liegt der Name
Matiffe am näcbften. Daß folcbe Reminifzenz
nicht hinter einem individuellen Eindruck ver-
febwindet, berechtigt eben dazu, es bei folcber
Regiprierung vorerft bewenden zu laffen. Eigenes
Gepd)t weifen R.Kerfchbaumers Landfchaften,
in denen ein der Straßenpruktur abgewonnenes
praffcs, prackes Kiefen in reicher Farbigkeit aller
Crockenbeit enthoben und letpbin überhaupt
mehr in eine gefebmeidige, vegetabilifd) be-
wegte Rhythmik übergeführt erfebeint. Kerfd)-
baumers Malerei ip von feböner Klarheit des
Dimenponalen und reich durch eine gleicbfam
von Rbendzaubern durchglübtes Kolorit. Stark
berühren auch wieder Bela Czobels markig
entworfene, gehaltlich ebenfo einfache wie in-
tenpve Bildniszeichnungen, Klilli Klolfradt.
Madrider Früljjaljrs -Äusftellungen
und die Neuordnung des Prado
Das Frühjahr, die Jahreszeit, in der das Groß-
ftadtleben Madrids feinen Höhepunkt erreicht,
bringt regelmäßig eine Reihe febenswerter Rus-
ftellungen. Im Vordergrund des Intereffes ßand
auch beuer, wie dies fchon in den vorher-
gehenden Jahren meiß der Fall war, die von
der Gefellfcbaft fpanffeber Kunftfreunde (Rmigos
del Arte) im Erdgefcboß des Bibliotbekspalaßes
veranßaltete retrofpektive Kunßfcbau. Diefe Ge-
fellfcbaft macht es pd) feit geraumer 3eit zur
Rufgabe, in Sonderausftellungen, die pd) auf
ein beßimmtes Gebiet befchränken, die unge-
heuren in Spanien zur 3eit noch in Privatbeptj
erhaltenen Kunßfcbäije vorübergehend zu ver-
einigen und fo dem großen Publikum zugänglich
zu machen. Diesmal war die Klabl auf künft-
lerifdbe Erzeugniße in Edelmetallen gefallen und
zwar fpeziell auf folcbe, welche profanen
3wecken gedient haben, alfo unter ausdrück-
lichem Verzicht auf den riepgen nationalen Be-
plj an koftbarem Kirchengerät. Es war daher
für die Rusftellung die Bezeichnung „Exposi-
cion de Orfebreria Civil Espanola“ ge-
wählt worden. Gerade auf der pyrenäifcben
Fjalbinfel hat feit qrauer Vorzeit die Kunft der
Gold- und Silberfcbmiede befonders in Blüte
geßanden, weil hier reiche Lager an Edel-
metallen vorhanden waren, die fchon den Phö-
niziern bekannt waren und von ihnen ausge-
beutet wurden. Die Kunftfertigkeit der Rraber,
das Beifpiel ihrer verfeinerten Cecbnik, der
märchenhafte Reichtum an Gold, der nach Ent-
deckung der neuen Kielt über das Land pd)
ergoß, wirkten anregend und befruchtend. Fjat
doch in Spaniens Blütezeit, in dem fogenannten
„plateresken“ Stil, der Goldfd)mied fogar feinen
Einßuß auf die Rrd)itektur ausgeübt. Die Rus-
ßellung beginnt mit den frübeßen Qöblenfunden,
bringt Gebrauchs- und Sd)muckgegenftände aus
der 3ßit der Phönizier, Keltiberer, Römer, Kleft-
goten. Kläbrend zu diefer Rbteilung vorwiegend
eine Reihe von Mufeen beigetragen hat, ßam-
men die Kunftwerke aus dem Mittelalter und
der Neuzeit — bis zur ifabellinifcben Periode,
alfo etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts —
faß ausfd)ließlid) von Privatperfonen, und zwar
iß es mit wenig Ausnahmen uralter, von Gene-
ration zu Generation pd) vererbender Familen-
bep&. Es ift eine Ausßellung, wie man pe wohl
kaum in einem anderen Lande zu feben be-
kommen kann. Man könnte meinen, in Ali
Babas Klunderböble verfemt zu fein. Diefe An-
häufung von durch Arbeit und Material doppelt
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