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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 17
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0837

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Der Kunftmarkt

Fjans Cietje, Albrecßt Hltdorfer. (Deutfcbe
Meißer.) Infel-Verlag. Leipzig 1923.
Katalog der Ausftellung chinefifcher Ke-
ramik im Kun ft gewerbemufeum, Frank-
furt a. M. Fjerausgegeben von Dr. Robert
Schmidt. Verlag von Englert & Sdjloffer.
Frankfurt 1923.
Meifter der Graphik, Fjerausgegeben von
Dr. Fjermann Voss. Bd. IV: Francisco de
Goya vonValerian von Loga. Mit einem
Citelbild und 71 Cafeln. II. Äufl. Verlag von
Klinkfiardt & Biermann, Leipzig.
Monographien desKunftgewerbes.Bd.XIII
bisXV: Gläfer der Empire- und Bieder-
meierzeit. VonGuftavE.Pazaurek.VIIIund
408 Seiten mit 332 Abbildungen, darunter fed)s
farbige. Verlag von Klinkfmrdt & Biermann,
Leipzig.
Verfdjiedenes
Madrid
Durch Feuer ift kürzlich der berühmte Pala-
cio de las Leyes in Coro, der im Süden der
Landfchaft Leon gelegenen Stadt, zerftört wor-
den, der eines der intereffanteften hißorifchen
Denkmäler Spaniens war. Dlefer Bau, in dem
pch Tchon 1371 unter Fjeinrich II. von Kaftilien
und fpäter wieder 1442 unter Johann II. die
fpanifchen Stände verfammelten, verkörperteein
jahrhundertelanges Kapitel fpanifdjer Gefchichte
bis zu dem Cag, wo pch hier nach dem Code
der Königin Ifabella der Katholifchen 1505 die
Reichsftände von Kapilien verfammelten, um
Johanna der Wahnpnnigen, der unglücklichen
Cochter Ferdinands und Ifabellens und Gattin
Philipps des Schönen von Fjabsburg, Creue zu
fchwören. n.
Der Kunjlmarkt
Bevorftel)ende Verweigerungen
Nochmals die Sammlung Ikle
Am 18. September erfolgt in 3ürich unter der
Leitung vonFj.Fjelbing-München und Fj. Meffi-
kommer-3ürid> die Verpeigerung des erften
Ceiles der von Leopold Ikle-St. Gallen hinter-
laffenen Cextilien. Damit wird die beginnende
3erftreuung einer Sammlung offenkundig, die
ihrem Schöpfer einen hervorragenden Plaß in
der Gefchichte des Sammelwefens aller Seiten
pchert. Es dürfte nicht zuviel gefagt fein, daß
der Bepjj keiner öffentlichen Sammlung — viel-
leicht mit einziger Ausnahme des Southkensing-
ton-Mufeums — mit dem in Wettbewerb treten
kann, was Leopold Ikle im Laufe eines Sammler-
lebens an Stickereien und Spitzen zufammenzu-
tragen verftanden hat. Nicht die große 3ai)l der
Gegenftände begründet den eigentlichen Wert,
auch nicht das Vorhandenfein einer Reihe von

Inkunabeln der Stickerei oder von befonderen
Pradjtßücken der textilen Künfte — fo imponie-
rend das alles auch ift —, fondern fern von allem
bloßen Erraffen und Aufpapeln von Schäden
fammelte Leopold Ikle fyftematifd) Belege aus
allen 3eiten und für alle Cechniken der ihm be-
fonders am Fjerzen liegenden Cextilgebiete. Das
waren die beiden fchon genannten und die Wir-
kerei, bei der ihm, der nicht über unbegrenzte
Mittel verfügte, natürlich die Grenzen enger ge-
zogen waren. Aber gerade darum kann das,
was er an Wirkereien des 15. und 16. Jahrhun-
derts, was er vor allem an fogenannten kop-
tifdjen und peruanifchen Arbeiten in feinen Bepfe
brachte bezeugen, nach welchen Gepchtspunkteri
er gefammelt hat.
Leider ift — es muß offen gefagt werden —
nur der ungewöhnlich reich ausgeßattete Bilder-
band des Verpeigerungskataloges dem Werte der
Sammlung entfprechend, wenn auch erft ein
Bruchteil von ihr angeboten wird. Es verdiente,
felbft wenn weniger Anläffe zu Beanftandungen
des Cextes vorhanden wären, fchon an pch der
Betonung, daß hier zum erften Male feit langer
3eit im deutschen Sprachgebiet eine Verfteige-
rung einer bedeutenden Sammlung erfolgt, ohne
daß die Bearbeitung des Kataloges einem Fach-
mann übertragen wurde. Jedoch das könnte hin-
gehen; Verfteigerungskataloge können ja reine
Verzeichniffe unter Befchränkung der Angaben
auf weniges Catfächliche fein — wenngleich es
wiffenfchaftlich ßets als fchwerer Verluft zu be-
trachten ift, wenn die Durcharbeitung einer fo
fyftematifchen Sammlung verfäumt wird. Was
aber an dem vorliegenden Kataloge zum Wider-
fpruche herausfordert, ip, daß die Arbeit pch
zwar wiffenfchaftlich gibt, es aber nur zum ge-
ringen Ceil ift, und vor allem, daß eine vielleicht
nur nicht glückliche Faffung des von Profeffor
Fj. Lehmann-3ürich gefchriebenen Vorworts den
Eindruck erweckt, als wenn die Auktionatoren
die Verantwortung für etwaige Fehler Leopold
Ikle zufdbieben möchten. Selbß wenn der eine
oder andere Irrtum aus dem Sammlungsinven-
tare, das Ikle geführt hat, übernommen fein follte,
fo war man es eben feinem Andenken fchuldig,
einen Bearbeiter zu wählen, der genügend Kom-
petenz hatte, offenbare Fehler und vielleicht von
Ikle felbft längft aufgegebene Angaben zu kor-
rigieren. Ich habe aber allen Anlaß zu bezwei-
feln, daß Ikle felbft etwa mit der Vordatierung
eines Prachtftückes der Sammlung, des Alben-
befatjes Nr. 72a, um mindeftens ein Jahrhundert
oder etwa der Befchreibung der englifchen
(warum das Fragezeichen?) Stickereien mit
dem Verkennen der Darftellung eines Cherubs
und der des allbekannten Diftelblütenzweiges
einverpanden gewefen wäre. Wie weit Leopold
Ikle paläographifch bewandert war, weiß ich
nicht; im Kataloge durften aber Dinge, wie die
Wiedergabe der Befchriftung von Nr. 783, die

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