Verfdjiedenes
die gekünftelt dialektifcben Verfe des ttlolken-
ftainers bilden den Abfchluß. Diefe and) buch-
ted)nifd) äußerft gefchmackvoll ausgeftattete
Liederfammlung birgt ihren Hauptfchmuck in den
dem Miniaturenfchmuck der berühmten Maneffie-
fd)en Handfchrift, diefer reichßen mittelhocb-
deutfchen Liederhandfchrift, entnommenen far-
bigen Einfchaltblättern mit den ÖLIappen und
Bildniffen der einzelnen Minnefänger, die nach
einem neuen Verfahren für Farbenphotographie
hergeftellt wurden und in farbigem Eindruck
den köftlichen Heidelberger Originalen [ehr nahe
kommen. Reichliche bibliographifche Hmweife
erleichtern die nähere Orientierung. So ift diefe
ftilvolle kleine Anthologie zu einem rechten Va-
demecum berufen, für alle, die aus dem Schön-
ften, was deutfche mittelalterliche Dichtung ge-
fchaffen, pch in ftillen Stunden Cröpung zu
fchaffen fuchen in den Nöten unferer 3eit.
Hans Vollmer.
Verfcßiedenes
Bodes Mufeumsftiftung
Durch die Preffe ging die Nachricht, daß Klil-
helm v. Bode die ihm anläßlich feines fünfzig-
jährigen Dienftjubiläums von deutfcpen und aus-
ländifchen Verehrern zur Verfügung geftelite
Summe von einigen hundert Millionen dem preu-
ßifchen Kultusminifterium zum Ausbau des Dah-
iemer Afiatifchen Mufeums als Stiftung an-
geboten hat. Gleiche Stellung das Miniperium
dazu einnehmen wird, das bekanntlich) vor
Jahresfrift das Angebot von drei Millionen aus
dem Erlös der Bibliotheksverfteigerung abzu-
lehnen pch genötigt fah, ift noch nicht mitgeteilt
worden; es wäre verfrüht, diefe noch fchwe-
bende Angelegenheit bereits der öffentlichen
Kritik zu unterziehen. Doch läßt pch voraus-
fehen, daß die Bedenken, welche f. 3t. die Be-
hörden beftimmt haben, auch heute noch geltend
gemacht werden müffen. Der Staat kann fchwer-
lich für Mufeumszwecke noch größere Aufwen-
dungenmachen als bisher; eben dies würdeeraber
zu tun gezwungen fein, um Bodes für ihre Beftim-
mung allein nicht ausreichende Stiftungsfumme fo
zu ergänzen, daß die Angelegenheit depnitivzu
regeln wäre. Vor uns liegt der preußifche Haus-
haltsplan für 1923, der für mufeale Ausgaben
ohnedies den etwa hundertfachen Betrag vor-
peht wie für die Förderung der Schaffenden.
Dies Mißverhältnis darf gewiß nicht noch ver-
fchlechtert werden! Der bekannte Plan des
früheren Generaldirektors, die vereinigten afia-
tifchen Sammlungen nach Dahlem hinauszulegen,
gefährdet bei heutigen Verkehrsverhältniffen die
Publizität der ausgeftellten Schäle. Vom wiffen-
fchaftlichen Standpunkt aus erfcheint die Ver-
einigung der gefamten mittelmeerifchen Kunß
faft wichtiger als die der apatifchen. Es foll
Platj gefchaffen werden für die bislang maga-
zinierten Gipsabgüffe nach der italienifchen
Plapik; aber auch über die lüid)tigkeit eines
Gipsmufeums wird man verfdpedener Anpdjt
fein können. So bleibt zu hoffen, daß es dem
Stifter vor allem um ünterftüljung der öffent-
lichen Kunftpßege überhaupt geht, nicht um
Durchfetjung eines großzügigen, aber offenbar
veralteten Projekts, — und daß er alfo dem
Staat jenes Gefchenk zur freien Verfügung über-
läßt. Die oftafiatifche Sammlung aber follte uns
nun baldmöglicbft in den dafür eingerichteten
Räumen des früheren Kunpgewerbemufeums zu-
gänglich gemacht werden, ob dies nun die end-
gültige Aufftellung fein wird oder eine provi-
forifche. dolfradt.
Eint rittsp reife in den Berliner Kun ft-
famm langen
Der preußifche Landtag hat ohne Erörterung
ein Gefuch des Reichswirtfchaftsverbandes bil-
dender Künftler um Wiedereinführung des freien
3utritts zu den ftaatlichen Mufeen für Künftler
abgewiefen. Künftlervertreter überhaupt da-
bei zu hören, hielt man nicht für notwendig.
Diefes Sichhiuwegfe^en über berufliche Not-
wendigkeiten folcher Kreife und Stände, die dem
politifchen und wirtfchaftlichen Leben ferner
ftehen, wird allmählich unerträglich. Es wird
zugleich eine Lächerlichkeit, wenn man fiel) ein-
mal klar macht, daß die Herren auf dem Pfennig
fitzen, aber die Caler durch ein Loch in der Cafche
verlieren. Das durchfchnittliche Eintrittsgeld von
M. 5.— für Inländer in einer 3eit, da die Straßen-
bahnfahrt das Viezrigfache koftet, ift ein öCIitj;
das von M. 25 — für Ausländer, die pch für den
Dollar 25000 Mark kaufen, eine Fahrläffigkeit.
Wenn man endlich die Eintrittspreife den Ver-
bältniffen anzupaffen pch entfchließen würde —
und man würde gut 1000 Mark von Ausländern
erheben können —, fo müßte man pch kaum
über die berechtigten Wünfche fdpaffender Künftler
hinwegfe^en. Wolfradt.
Eine tüiener Gefellfcfyaft zur Förde-
rung moderner Kunft
Nachdem die Vorbereitungen zu einer von ver-
fchiedenen Seiten angeregten und von vielen
Kunftfreunden als ein dringendes Bedürfnis an-
gefehenen Gefellfchaft im Intereffe moderner Kunp-
pßege foweit gediehen pnd, daß bereitsdas Arbeits-
programm für das laufende Jahr feßfteht, ift die
Konftituierung der Vereinigung Catfache gewor-
den. Hauptzweck der Gefellfchaft foll es fein,
durch Veranpaltung von öffentlichen Ausftellungen
zu wirken, die über dem allgemeinen Niveau
der bepehenden Gruppen pehen werden, und
hierbei fowohl öfterreid)ifche wie auch auslän-
difche Künpler und Kunftgruppen zu Worte
kommen zu laffen. Die Gefellfchaft peht außer-
dem die Ausftellung öfterreichifcher Kunft im
Ausland vor, Propaganda mittels Vorträgen, Er-
werbungen von Kunpwerken zugunpen der öper-
203
die gekünftelt dialektifcben Verfe des ttlolken-
ftainers bilden den Abfchluß. Diefe and) buch-
ted)nifd) äußerft gefchmackvoll ausgeftattete
Liederfammlung birgt ihren Hauptfchmuck in den
dem Miniaturenfchmuck der berühmten Maneffie-
fd)en Handfchrift, diefer reichßen mittelhocb-
deutfchen Liederhandfchrift, entnommenen far-
bigen Einfchaltblättern mit den ÖLIappen und
Bildniffen der einzelnen Minnefänger, die nach
einem neuen Verfahren für Farbenphotographie
hergeftellt wurden und in farbigem Eindruck
den köftlichen Heidelberger Originalen [ehr nahe
kommen. Reichliche bibliographifche Hmweife
erleichtern die nähere Orientierung. So ift diefe
ftilvolle kleine Anthologie zu einem rechten Va-
demecum berufen, für alle, die aus dem Schön-
ften, was deutfche mittelalterliche Dichtung ge-
fchaffen, pch in ftillen Stunden Cröpung zu
fchaffen fuchen in den Nöten unferer 3eit.
Hans Vollmer.
Verfcßiedenes
Bodes Mufeumsftiftung
Durch die Preffe ging die Nachricht, daß Klil-
helm v. Bode die ihm anläßlich feines fünfzig-
jährigen Dienftjubiläums von deutfcpen und aus-
ländifchen Verehrern zur Verfügung geftelite
Summe von einigen hundert Millionen dem preu-
ßifchen Kultusminifterium zum Ausbau des Dah-
iemer Afiatifchen Mufeums als Stiftung an-
geboten hat. Gleiche Stellung das Miniperium
dazu einnehmen wird, das bekanntlich) vor
Jahresfrift das Angebot von drei Millionen aus
dem Erlös der Bibliotheksverfteigerung abzu-
lehnen pch genötigt fah, ift noch nicht mitgeteilt
worden; es wäre verfrüht, diefe noch fchwe-
bende Angelegenheit bereits der öffentlichen
Kritik zu unterziehen. Doch läßt pch voraus-
fehen, daß die Bedenken, welche f. 3t. die Be-
hörden beftimmt haben, auch heute noch geltend
gemacht werden müffen. Der Staat kann fchwer-
lich für Mufeumszwecke noch größere Aufwen-
dungenmachen als bisher; eben dies würdeeraber
zu tun gezwungen fein, um Bodes für ihre Beftim-
mung allein nicht ausreichende Stiftungsfumme fo
zu ergänzen, daß die Angelegenheit depnitivzu
regeln wäre. Vor uns liegt der preußifche Haus-
haltsplan für 1923, der für mufeale Ausgaben
ohnedies den etwa hundertfachen Betrag vor-
peht wie für die Förderung der Schaffenden.
Dies Mißverhältnis darf gewiß nicht noch ver-
fchlechtert werden! Der bekannte Plan des
früheren Generaldirektors, die vereinigten afia-
tifchen Sammlungen nach Dahlem hinauszulegen,
gefährdet bei heutigen Verkehrsverhältniffen die
Publizität der ausgeftellten Schäle. Vom wiffen-
fchaftlichen Standpunkt aus erfcheint die Ver-
einigung der gefamten mittelmeerifchen Kunß
faft wichtiger als die der apatifchen. Es foll
Platj gefchaffen werden für die bislang maga-
zinierten Gipsabgüffe nach der italienifchen
Plapik; aber auch über die lüid)tigkeit eines
Gipsmufeums wird man verfdpedener Anpdjt
fein können. So bleibt zu hoffen, daß es dem
Stifter vor allem um ünterftüljung der öffent-
lichen Kunftpßege überhaupt geht, nicht um
Durchfetjung eines großzügigen, aber offenbar
veralteten Projekts, — und daß er alfo dem
Staat jenes Gefchenk zur freien Verfügung über-
läßt. Die oftafiatifche Sammlung aber follte uns
nun baldmöglicbft in den dafür eingerichteten
Räumen des früheren Kunpgewerbemufeums zu-
gänglich gemacht werden, ob dies nun die end-
gültige Aufftellung fein wird oder eine provi-
forifche. dolfradt.
Eint rittsp reife in den Berliner Kun ft-
famm langen
Der preußifche Landtag hat ohne Erörterung
ein Gefuch des Reichswirtfchaftsverbandes bil-
dender Künftler um Wiedereinführung des freien
3utritts zu den ftaatlichen Mufeen für Künftler
abgewiefen. Künftlervertreter überhaupt da-
bei zu hören, hielt man nicht für notwendig.
Diefes Sichhiuwegfe^en über berufliche Not-
wendigkeiten folcher Kreife und Stände, die dem
politifchen und wirtfchaftlichen Leben ferner
ftehen, wird allmählich unerträglich. Es wird
zugleich eine Lächerlichkeit, wenn man fiel) ein-
mal klar macht, daß die Herren auf dem Pfennig
fitzen, aber die Caler durch ein Loch in der Cafche
verlieren. Das durchfchnittliche Eintrittsgeld von
M. 5.— für Inländer in einer 3eit, da die Straßen-
bahnfahrt das Viezrigfache koftet, ift ein öCIitj;
das von M. 25 — für Ausländer, die pch für den
Dollar 25000 Mark kaufen, eine Fahrläffigkeit.
Wenn man endlich die Eintrittspreife den Ver-
bältniffen anzupaffen pch entfchließen würde —
und man würde gut 1000 Mark von Ausländern
erheben können —, fo müßte man pch kaum
über die berechtigten Wünfche fdpaffender Künftler
hinwegfe^en. Wolfradt.
Eine tüiener Gefellfcfyaft zur Förde-
rung moderner Kunft
Nachdem die Vorbereitungen zu einer von ver-
fchiedenen Seiten angeregten und von vielen
Kunftfreunden als ein dringendes Bedürfnis an-
gefehenen Gefellfchaft im Intereffe moderner Kunp-
pßege foweit gediehen pnd, daß bereitsdas Arbeits-
programm für das laufende Jahr feßfteht, ift die
Konftituierung der Vereinigung Catfache gewor-
den. Hauptzweck der Gefellfchaft foll es fein,
durch Veranpaltung von öffentlichen Ausftellungen
zu wirken, die über dem allgemeinen Niveau
der bepehenden Gruppen pehen werden, und
hierbei fowohl öfterreid)ifche wie auch auslän-
difche Künpler und Kunftgruppen zu Worte
kommen zu laffen. Die Gefellfchaft peht außer-
dem die Ausftellung öfterreichifcher Kunft im
Ausland vor, Propaganda mittels Vorträgen, Er-
werbungen von Kunpwerken zugunpen der öper-
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