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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1901 - 31. Januar 1901)
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Grstes Blatt.

XXXXHI. Jahrgang. - Sir. 16

Samstag, 19. Januar 1901.



scheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch hdiel Post be-
H zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
"^igenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung
und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


vnder Zweihundertjahrfeier des Königreichs
Preußen.
er Kaiser und die Königin von Holland,
^»läßlich der Jubelfeier Preußens fand ein De-
e »W echs el zwischen dem Kaiser und der
"igln der Niederlande statt.
Das Telegramm des Kaisers lauter:
. Das Fest, welches durch Gottes Gnaden meinem
^use und mir zu feiern vergönnt ist, lenkt nächst zum
^chöpf-r meinen Blick nach den Niederlanden. Dem
Katzen Oraniergeschlechte verdanken wir die Tugenden,
Mche den großen Kurfürsten schmückten, verdanken wir
,'E herrliche Fürstin, welche Preußen seinen ersten König
Wirkte. Zum Gedächtnis dessen, und daß die Nieder-
"!>der unsere ersten Matrosen und ein Niederländer unser
^üer Admmal war, habe ich ats Präsentiermarsch meiner

driue den alten „Eerenmarsch" der niederländischen
s"^>te verliehen. Möge Gott unser» beiden Häusern stets
Nädig sei», wie ernst in guten und bösen Tagen unseren
^ "^fahren; meine Marine wird sich aber den Ausspruch
^ Admirals de Ruyterö zu eigen machen: Es ist mir
^°er, daß ich nicht gelobt werde von Niemandem und
ich nach meinem Gewissen frei handeln und meine
Metzle so ausführen kann, wie ich soll. Wilhelm.
Die Königin antwortete:
^ Ich danke Dir von ganzem Herzen für Dein mich
^ beglückendes Telegramm und für die Gefühle, die
^ Eh am morgigen denkwürdigen Tage auch meines
""des, meiner Vorfahren und unseres großen de Ruyters,
sanken lassen. Deine Wertschätzung und Anerkennung
^ den längst dahin Gegangenen rührt mich tief; hoch
über djx Verleihung unseres alten Ehren-
Haches als Präsenttermarsch an -Deine Marine. Du
welch innigen Anteil ich an dem heutigen be-
y?'"ngsoollen Feste nehme. Ich wiederhole Dir die
"^herzlichsten freundschaftlichen Glückwünsche.
Wilhelmina.
Kaiserliche Erlasse.
yj, ^ „ArmeeverordnungsLlatt" enthält einen Erlaß des
'ers, welcher lautet:
„An meine Armee!
j. gedenke heute bei der Feier -des 200. Jahres-
der Annahme der preußischen Königswürde vor
tz"'" Meiner Armee. König und Armee gehören in
!j^"ßen unzertrennlich zusammen. Dieser enge persön-
Zusammenhang zwischen Mir und jedem einzelnen
»hx " Offiziere und Soldaten beruht auf 200 Jahre
Tradition. Der Geist, der von Friedrich I. an
tzx..Een Königen in der Armee gepflegt wurde, der
hj, der Ehre, Pflichttreue, des Gehorsams, der Topfer-
hy^""d der Ritterlichkeit, hat die Armee zn dem ge.
z„dbfl» sein soll und was sie ist: Eine scharfe
tz^iiissige Waffe in der Hand ihrer Könige zum
Vd ^ und zum Segen für die Größe des Vater-
dc>sAn der Spitze der Armee dem Volke zu dienen,
»Il^'a Mein Wille und war der vornehmste Wunsch
sl>k. Meiner in Gott ruhenden Vorfahren. Ihrer Für-
verdankt die Armee Kraft und Ansehen. Sie hat
">»hr öMl Jahrhunderte des großen Königs Ausspruch
gemacht: DieWelt ruht nicht sicherer auf
schultern desAtlas, als der preußische
hr^i auf den Schultern der Armee. Mit
Mut hat sie die Liebe und Dankbarkeit für ihre
besiegelt. Hierfür danke ich der Armee bewegten
'ist zp?' Ich dank« ihr für die Hingabe, welche sie
°l>tr-1!^ und Mein Haus im Dienste des Vaterlandes
MjgjMh' u„r> Rast Jahr aus, Jahr ein, selbstlos be-
So lange dieser Geist die Armee mit den
^ verbindet, so lange brauchen wir keinen Sturm
Preußens Adler wird stolz den hohen Flug
At forlsetzen zum Wähle Preußens und zum
Deutschlands. Das walte Gott!"
tzx,""Elchsanzeiger" veröffentlicht folgende Kabinets-
E>ihtz''Er Majestät des Kaisers an den Reichskanzler
, ,Der"?r'ueamt):
" dtx j. heutige Gedenktag lenkt Meinen Blick rückwärts
"ist des Kurfürstentums Brandenburg. Die stolze

Hh

welche der Große Kurfürst erstehen ließ, hat
e ,h">e ^"^n Adler ihre vielseitige Aufgabe zum
Mst. vez engeren Vaterlandes mit Erfolg und Geschick
si/' Preußens Königen ist sie neu erstanden.
H' si.^h'ME Gedenktag, vor dessen Feier wir stehen,
tz Eichx ^ lebenskräftiger Gestaltung im neuen deutschen
m h»Uen ^Eu immer wachsenden Aufgaben,
^">st ^ Meine noch in der Entwickelung begriffene
ih i st, ii> hEdarf sie einer nie rastenden zielbewußten
E'lh M einem so starken Werkzeug für das deutsche
werden, wie cs Meine Vorfahren auf dem

preußischen Königsthrone in der Armee besaßen. Die
wichtigste Bedingung hierfür ist schon erfüllt. Der Geist
des Schöpfers jener alten Flotte, der Geist des Großen
Kurfürsten hat sich vererbt auf die neue Schöpfung und
ist in ihr lebendig. So fühle Ich Mich am heutigen
Gedenktage des Königreiches Preußen auch mit Meiner
Marine auf's neue verbunden. Es gereicht Mir zur
Freude, ihr als sichtbaren Ausdruck dessen eine besondere
Auszeichnung zu Teil werden zu lassen, indem Ich be-
stimme, daß auf Koppel und Schärpenschloß in Meiner
Marine Mein Namenszug getragen wird. Ich beauftrage
Sie, Vorstehendes zur Kenntnis Meiner Marine zu
dringen."
Der Erlaß verleiht ferner der Marine den holländischen
Ehrenmarsch für die Trommler und Pfeifer mit der Maß-
gabe, daß die Marineteile allein berechtigt sein sollen, diesen
Marsch an Bord und Land stets zu spielen. Ferner wird
der Marine ein in Kiel aufzustellendes Bronze starr d-
bild des Großen Kurfürsten geschenkt.
Stiftung eines neuen Ordens.
Der „Reichsanzeiger" gibt folgende Urkunde über die
Stiftung des Verdienstordens der preußischen
Krone bekannt: „Wir Wilhelm 2c. von Gottes Gnaden
König von Preußen 2c. haben beschlossen, aus Anlaff des
200jährigen Bestehens des Königreichs Preußen einen
Orden zu stiften. Er soll den Namen „Verdienstorden
der preußischen Krone" führen, aus einer Klasse bestehen
und zwischen dem Schwarzen Adlerorden und dem Groß-
kreuz des Roten Adlerordens rangieren. Das Abzeichen
des Ordens soll ein an blauem, gewässertem, an jeder
Seite mit einem goldenen Streifen versehenen Bande von
der linken Schulter zur rechten Hüfte zu tragendes Kreuz
und ein achtspitziger, auf der linken Brust zu tragender
Stern nach den von mir genehmigten Mustern bilden".
Gnadengeschenke.
An Gandengescbenken hat der Kaiser bewilligt: Dem
Provinzialverbande der Vaterländischen Frauenvereine zu
Königsberg in Pr. zur Vermehrung des weiblichen Pflege-
personals für die Granulosebehandlung 10 000 Mk., dem
Diakonissen-Mutterhouse zu Danzig zur Anstellung von
Gemeindeschwestern auf dem Lande 60000 Mk., dem hes-
sischen Diakonissenhause zur Unterhaltung von Pflegeschwestern
in der Umgegend von Kassel 10000 Mk., dem Gemeinde-
kirchenrat der Friedenskirche zu Potsdam für die kirchliche
Armen- und Krankenpflege in der Friedensgemeinde 10 000
Mk. und dem Saalburgfonds zu Homburg v. d. H. 10 000
Mk. Der Stadt Potsdam eine Bronze-Abguß des in der
Sieges-Allee zu Berlin errichteten Standbildes des Königs
Friedrich des Großen zur Ausstellung auf der Plantage.
Auszeichnung einzelner Truppenteile.
Durch weitere Ordres des Kaisers wurden festgesetzt:
Ein besonderer Schießpreis für die Jnfanterieregimenter,
deren Chef Se. Majestät der Kaiser und König ist; die
Führung des Gardesterns auf den Sattelüberdecken von
berittenen Truppenteilen des Gardecorps; die Verleihung
eines Marsches an das Leib-Garde-Husaren-Regiment.
Persönliche Auszeichnungen.
In den Fürstenstand mit dem Prädikat „Durchlaucht"
werden erhoben: Graf Guido Henckel v. Donnersmarck in
Neudeck als Graf Henckel, Fürst von Donnersmarck. In
den Grafenstand wurde erhoben: der Kammerherr, Ritter-
gutsbesitzer Carl v. Alten zu Linden (Hannover) und
Fidcikommißbesitzer Werner v. Alvensleben auf Neugaiters-
leben. Der erbliche Adel wurde u. A. verliehen: dem
ord. Professor in der medizinischen Fakultät der Universi-
tät Marburg, Geh. Med.-Rat Dr. Behring, dem Wirkl.
Geheimrat Präsidenten des Kammergerichls Drenkmann zu
Berlin und dem Vice-Admiral a. D. Reinhold Werner,
Wiesbaden.
Eine Anzahl von Personen wurde ins Herrenhaus
berufen, andere erhielten die Kammerherrnwürde, den Ex-
zellenztitel u. s. w.; das Recht, bei geeigneten Gelegenheiten
die goldene Amtskette zu tragen: der Oberbürgermeister
Franz Adickes in Frankfurt a. M. und der Stadtdirektor
Heinrich Tramm in Hannover.
Die Zahl der Ordensverleihungen ist sehr groß.
Die Feier in Berlin.
Berlin, 18. Januar. Der Kaiser begab sich
8'/; Uhr morgens in die Siegesallee und legte am Denk-
mal Friedrichs I. einen Kranz nieder, fuhr von dort nach
dem Mausoleum in Charlottenburg und legte einen
Kranz am Sarge Kaiser Wilhelms I. nieder. Nach
dem Schlosse zurückgekehrl empfing der Kaiser die Bot-
schafter, die Gesandten und Abordnungen der
fremden Fürsten und Staaten. Um 11 Uhr erfolgte der
Empfang der in Vertretung ihrer Souveräne erschienenen
deutschen Prinzen. Hieran schloß sich die Feier des

Kcönungs- und Ordensfestes mit Gottesdienst in
der Schloßkapelle, Tafel im Weißen Saale und Empfang
der Deputationen aus Ostpreußen.
Mit Einbruch der Dunkelheit begann die Illumi-
nation. Sämtliche öffentliche, die meisten Privatgebäute,
namentlich die großen Warenhäuser, prangen in über-
raschendem Lichtschmuck. In den Straßen treibt eine froh
bewegte Menge. Das Wetter ist günstig.
Berlin, 18. Jan. Aus dem ganzen Lande
liegen Berichte über festliche Veranstaltungen zum
heutigen Gedenktage vor. Ueberall wurden Gottesdienste,
Festakte, Paraden und Versammlungen der städtischen
Körperschaften abgehalten.

Die Eröffnung des schwedischen Reichstages.
Stockholm, 17. Januar. Der Reichstag wurde
heute vom Kronprinzen eröffnet. In der vom Kron-
prinzen verlesenen Thronrede spricht der König die
Hoffnung aus, die Regierung bald wieder übernehmen zn
können. Weiter werden die freundschaftlichen Beziehungen
zu allen Unierten erwähnt und hinzugefügt, daß kein An-
laß zu einer Aenderung hierin vorliege, da die Vereinigten
Königreiche nicht beabsichtigen, sich in die Angelegenheiten
anserer Staaten zu mischen. Sodann werden Gesetzes-
vorlagen über die Neuorganisation des Heeres
und der Flotte angekündigt, ferner über die Unfall-
versicherung und schließlich wird betont, daß die Ernte
gut ausgefallen sei. Das Budget, das heute dem Reichs-
tage vorgelegt wurde, balanziert mit 160 000 000 Kronen.
Das Heeresbudget wird in llebereinstimmung mit der neuen
Vorlage über die Heeresvrdnung auf 68 000000 veran-
schlagt, also 10000 000 mehr als im Vorjahr.

Zu den Hunneubriesen.
Ein ital. Blatt veröffentlichte kürzlich das Schreiben
eines ital. Korporals aus China, worin er als an-
geblicher Augenzeuge über haarsträubende Grausamkeiten
und wilde Plünderungen berichlet, die bei den Operationen
in Tuliu vorgekommen feien. Nun wird in einem vom
Kommandanten des ital- Expeditionskorps in China, Ober-
sten Garioni, an das Kriegsministerium gelangten Tele-
gramm festgestellt, daß der betr. Korporal, der an den
Kämpfen bei Tuliu teilgenommen zu haben behauptet, in
Wirklichkeit während derselben sich krank an Bord des
Schiffes Singapore befand. Auch aus diesem Bei-
spiel geht hervor, mit welcher Vorsicht solche auf Ruhm-
redigkeit zurückzuführende Darstellungen, die in den „Hunnen-
briefen" von Soldaten verschiedener Nationalität Vorkommen,
aufzunehmen find.
Deutsches Reich.
— Der Reichstag wird auch eine Polendebatte
haben. Die Post hat vielfach Briefe von der Beförderung
ausgeschlossen, auf deren Adressen deutsche Städtenamen
der östlichen Provinzen in's Polnische übersetzt waren.
Infolge dessen hat die polnische Fraktion im Reichstage
eine Interpellation eingebracht:
1. Ist den, Reichskanzler bekannt, daß in letzter Zeit an
vielen Orten des Bundesstaats Preußen die Postvehörden Post-
Wertsendungen und einfache Briefe entgegen den Bestimmungen
der Postordnung vom 20. März 1900 nicht befördert haben, wo-
durch zum Teil materieller Schaden für das betreffende Publi-
kum entstanden ist ? 2) Welche Maßnahmen gedenkt der Herr
Reichskanzler zu ergreifen, um in Zukunft solchen Uebelständen
vorzubeugen?
— Im Reichstage haben in Bezug auf eine einheitliche
deutsche Rechtschreibung die Abgg. Müller-Sagau und
Genossen folgenden Antrag eingereicht:
Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler
zu ersuchen, baldigst geeignete Schritte zu lhun, um für das
Reichsgebiet nnd, soweit angängig, auch für die benachbarten
deutschen Sprachgebiete von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz
eine möglichst gleichmäßige deutsche Rechtschreibung
zu erzielen.
— Die Kommission des Reichstages für die Gesetz-
entwürfe betr. das Urheberrecht und das Verlagsrecht hat
heute die ersten 7 Paragraphen des erstgenannten Ent-
wurfs unverändert angenommen, die beiden nächsten in
folgender Fassung:
8 8. Das Recht des Urhebers geht auf die Erben über.
Das Recht kan» beschränkt oder unbeschränkt auf andere über-
tragen werden. Die Uebertragung kann auch mit der Begrenzung
auf ein bestimmtes Gebiet geschehen.
Z 9. Wird das Recht des Urhebers übertragen, so hat der
Erwerber nicht das Recht, an dem Werke selbst, an dessen Titel
und an der Bezeichnung des Urhebers Zusätze, Kürzungen oder
sonstige Aenkcrungen vorzunehmen. Zulässig sind Aenderungen,
für die der Berechtigte seine Einwilligung erteilt hat oder nach
Treu und Glauben nicht versagen kann-
Badm.
L. 0. Karlsruhe, 17. Jan. Die Budgetkommisstou
des Reichstags begann vorgestern die Beratungen über den
 
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