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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 149 (1. Juni 1901 - 29. Juni 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37096#0847

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Dienstag, 4. Jam IWb

Elftes Blatt

43. Jahrgang. — Ir. 128.

Erschein! täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. frei in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post- be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate aus den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung
und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

General Bonals Abschied.
Generalmajor Bonnal und sein militärischer Be-
reiter Oberstleutnant Galtet haben Berlin verlassen,
"w von Bonn aus eine Rheintour zu unternehmen und
?cinn in ihre Heimat zurückzukehren. Der Kaiser hat sich
"i überaus liebenswürdiger Weise von ihnen verabschie-
det und ihnen unter herzlichem Händedruck eine glück-
liche Reise gewünscht.
. Wenn der Anwesenheit dieser beiden Ossiziere viel-
lach eine praktische Bedeutung abgesprochen wird, so
herrscht doch darüber, wie der „Berl. Lokalcmz." zuver-
lässig mitteilen kann, in bestinsormierten Kreisen eine
aatschieden abweichende Meinung. Dieser Besuch eines
der fähigsten französischen Generale, der außerdem in der
Stellung eines Direktors der Kriegsakademie einen
wesentlichen Einfluß auf die Heranbildung des fran-
zösischen Offizierkorps hat, wird dort nicht als ein blo-
sier Akt der Höflichkeit aufgefatzt, sondern inan mißt
chm besonders für die Folge in Politischer Hinsicht
eine große Tragweite bei.
Wie dem aber auch sei, die Herren nehmen einen
lehr vorteilhaften Eindruck von uns mit,
lo wenigstens haben sie sich wiederholt ausgesprochen.
Aon besonderem Interesse ist es, zu wissen, daß die Per-
sönlichkeit unseres Kaisers einen tiefen Eindruck auf sie
Leinacht hat. General Bonnal hat nicht damit hinter
dem Berge gehalten, daß der Kaiser für ihn eine ganz
Ungewöhnliche Person ist. Es hat ihn besonders inte-
ressiert, den Kaiser nicht nur im höfischen Zeremoniell
Sn beobachten, sondern auch sin Verkehr mit Offizieren
Kd gelegentlich des Schrippenfestes im Verkehr mit
Mannschaften. Der Einblick, den General Bonnal in
Unsere militärischen Verhältnisse genommen hat, ist eben-
wlls von einer sehr anerkennenden Kritik seinerseits be-
reitet gewesen, freilich hat er sich nicht detailliert über
seine Beobachtungen ausgelassen. Von den in Berlin
besichtigten Einrichtungen hat besonders der Königliche
Marstal! einen guten Eindruck bei ihm hervorgerufen.

Deutsches Reich.
» — Bei der Reichstags st ichwa hl im Wahl-
weise Greifswald-Grimmen am 29. Mai d.
L- wurden insgesamt 17 183 Stimmen abgegeben, davon
Astfreien nach jetzt beendeter amtlicher Zählung auf den
Aergrat a. D. Gothei n-Berlin (freist Vcr.P 9666
Stimmen und auf den Landrat v. Behr-Grerfswald
Dorrst) 7457 Stimmen. Ersterer hat somit mit fast
M'OO Stimmen Mehrheit den konservativen Mitbewerber
beschlagen. Das ist ein außerordentlich bemerkens-
wertes Ereignis.
— Der ehemalige Reichstags- und Landtagsab-
Zeordnetg Dr. Frhr. v. Stauffenberg ist auf sei-
nem Gute Rißtissen in Württemberg im Alter von 76
Mhren gestorben. Er gehörte zuerst der national-
"beralen Partei, später den Sezessionisten an.
> Bade».
. Karlsruh e, 3. Juni. Vor einigen Tagen wurde
A „Bad. Beob," die Behauptung aufgestellt, der Abg.
^ lein habe versucht, durch persönliche Vorstellungen
At Ministerium eine Verlegung der landwirtschaftlichen
Versuchsanstalten von Karlsruhe nach Augustenburg zu
^hindern. Herr Klein erklärt nun, daß an der Be-^

^2. Tonkünstler-Versammlung zu Heidelberg,
veranstaltet vom Allgemeinen Deutschen Musikvercin.
II.
xh Heidelberg. 3. Juni 1901.
r.^Gine äußerst interessante Episode im zweiten Konzert (Sonn-
Vormittag) bildete die Vorführung der „Dionysischen
Phantasie" kür großes Orchester von Siegmund v. Haus-
8ger unter Leitung des Komponisten. Dieser gehört trotz sei-
" Jugend schon jetzt zu Wen bedeutendsten Erscheinungen unse-
A", «Jüngstdeutschen" und giebt wohl zu begründeten Hoffnungen
«"chß- Er verfügt über ein sehr beträchtliches Maß von Er-
i.ngs. und Gestaltungskraft, die trotz einer manchmal ins
Uoi^t gebenden Weitschweifigkeit doch im Ganzen mit präg-
und straffer Form sich verbindet. Seine Vertonung der
von ihm selbst verfaßten Dichtung, welche den Kampf
tz> sichen der Macht des Todes und der schließlich siegenden Ge-
tz," des Lebens behandelt, zeigt eine ganz ausgesprochene
die und enthält Stellen von hinreißender Schönheit. Daß
nx.^wtrumentation des Werkes allen Anforderungen der Neuzeit
.wird, ist selbstverständlich. Unsere jungen Komponisten
Nu: heutzutage meist als Instrumentierungs-Meister vom Him-
ryi/b Selb. Humperdinck's „Maurische Rhapsodie", die
dix« einigen Jahren hier kennen lernten, konnte uns auch
stge r« ^cht besonders erwärmen. Der im Grunde recht dürf-
Wj.-^dankeninhalt der drei unmäßig ausgesponnenen Tonstücke
durch die zahlreich aufgewandten Künsteleien nicht viel in-
versl. ker. Da diese Komposition während der letzten Jahre an
wenm^ «en Orten zur Ausführung gelangt ist, können wir, na-
Kerad- », Sum Verstehen derselben ein wiederholtes Anhören
Äufnna > Swingende Notwendigkeit ist, den Grund zu deren
rwiek« k ins Programm der Tonkünstlerversammlung nicht
dllz'u u' Durch die Verlegung an den Schluß des ohnehin

wes als hervorragendes Werk des Pariser Komponisten,

Häuptling, er habe im Ministerium gedroht, wenn vom
Landtag Mittel für die Reform der landwirtschaftlichen
Versuchsanstalten verlangt würden, dagegen aufzu-
treten, kein wahres Wort sei.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben der auf
den Geheimen Hofrat Professor Dr. Haid gefallenen Wahl zum
Rektor der Technischen Hochschule Karlsruhe für das Studienjahr
1901/1902 die Allerhöchste Bestätigung erteilt und den Bahnver-
waltcr Friedrich Heidt in Säckingen auf sein Ansuchen unter
Anerkennung seiner langjährigen treugeleisteten Dienste mit Wirkung
vom 1. Juli l. I. in den Ruhestand versetzt.
— Expeditionsassistent Friedrich Benz in Mannheim wurde
nach Freiburg versetzt.
Karlsruhe, 3. Juni. Gestern Sonntag Früh
^,9 Uhr begaben sich der Groß Herzog und die
Groß Herzogin zu Wagen über Aue und Grün-
wettersbach nach Palmbach, um der dortigen Jubel-
feier der Waldensergemeinde anzuwohnen. In den
Orten Aue, Wolfartsweier und Grünwettersbach wur-
den die höchsten Herrschaften von den Gemeindebehör-
den und Vereinen feierlich empfangen. Die Orte waren
festlich geschmückt und die Militärvereine aufgestellt.
Ihre Königlichen Hoheiten hielten sich überall auf, uni
Ihre Dankbarkeit kündzugeben. Nach 10 Uhr kamen
dieselben in Palmbach an und trafen dort mit dem Prin-
zen Karl zusammen. Ihre Königlichen Hoheiten wurden
von dem Bürgermeister Kräutler, dem Pfarrer Meer-
wein, dem Dekan Mühlhäuser, der Geistlichkeit des De-
kanats, dem Vertreter des Evangelischen Oberkirchen-
rates, Oberkirchenrat Oehler, dem Landeskommrsfär
Geheimen Oberregierungsrat Braun und dem Amtsvor-
stand Oberamtmann Dr. Turban empfangen. Nachdem
die höchsten Herrschaften alle genannten Personen, sowie
den Gauvorstand der Militärvereine und die Vorstände
der anderen Vereine durch Ansprachen ausgezeichnet
hatten, begaben sich dieselben in feierlichein Zuge zur
Festhalle, wo die Feier ihren kirchlichen Verlauf nahm.
Nach Beendigung der Feier erfolgte die Vorstellung aller
auswärtigen Geistlichen und abgesandten Gemeindever-
treter. Hierauf begaben sich Ihre Königlichen Hoheiten
in das Pfarrhaus, wo einige Erfrischungen gereicht
wurden. Nachdem noch der alten Kirche ein Besuch ab-
gestattet war, verabschiedeten sich die höchsten Herrschaften
etwa um halb 2 Uhr und trafen nach einstündiger Fährt
wieder hier ein. Die Kronprinzessin von Schweden und
Norwegen kamSamstag Abend f^llUhr LberMünchen u.
Stuttgart reisend aus Abbazia hier an. Der Groß-
herzog und die Großherzogin empfingen die Kronprin-
zessin am Bahnhof und geleiteten HöchstdieselLe zum
Schloß. Der Großherzog hörte heute Früh von 8 Uhr
an verschiedene Vorträge. Heute Abend 7 Uhr 40 Minu-
ten reisen die Großherzoglichen Herrschaften nach Schloß
Baden zu längerem Aufenthalt.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 2. Juni. Abgeordnetenhaus. Bei
der gestrigen Debatte über das Budgetprovisorium er-
klärte Wolf, die Alldeut scheu müßten sich gegen-
über der gegenwärtigen Regierung ablehnend verhalten,
könnten daher das Budgetprovisorium nicht bewilligen.

eine Art freier Uebersetzung des Mendelssohn-Konzertes in's
Französische. Der Interpret desselben, Herr Jacques Thibaud,
ist ein ausgezeichneter Künstler und wohl einer der glücklichsten
Vertreter jener französischen Geigenschule, deren Jnsignium weni-
ger Kraft und Leidenschaft als eine unendlich saubere Technik,
Feinheit und Grazie ist. — An Stelle der ausgefallenen Scenen
von Cornelius und Rich. Strauß wurden die Lieder mit Klavier-
begleitung von H ugo Wo lf und Liszt aus dem Programm
des vierten Konzertes eingefügt. Frau Reddin gius bewies
sich auch hier wieder als eine das gewöhnliche Maß weit über-
schreitende Liedersängerin, wenngleich sie ihre Leistung vom
Abend vorher diesmal nicht vergessen macken konnte. Das
Liszt'sche „lieber allen Wipfeln" und Wolf's Frühlingslied
kamen wunderbar zum Ausdruck, s während das Neujahrslied des
Letzteren mit seiner sehr hohen Stimmlage der Sängerin nicht so
günstig war. — Die neuen Orchesterwerke wurden sämtlich von
ihren Komponisten dirigiert, was Anlaß zu lebhaften Ovationen
seitens des Publikums gab, namentlich gegenüber Rich. Straub,
dem derzeitigen „Altmeister" (voniu sit vsrbol). Wir wollen
indessen nicht versäumen, einen Teil dieses Beifalls den überaus
tüchtigen Leistungen des Orchesters zuzueignen und den Kräften,
die wochenlang vorher in mühseliger Arbeit den schönen Erfolg
vorbcreiten halfen!
Nach einer manchem Konzertbesuchcr wohl etwas kurz erschei-
nenden Erholungspause fand man sich um 6 Uhr zur dritten
Veranstaltung zusammen, welche dem Gebiete der Kammermusik
gewidmet war. ES war hiezu das „Böhmische Streich-
quartett" gewonnen worden und die unübertroffenen Leistungen
dieser Künstlervereinigung dürften denn auch den Löwenanteil
des Erfolges für sich beanspruchen, wohl auch Entschädigung
bieten für verschiedene weniger hochstehende Genüsse des gleichen
Abends. Den Anfang machte ein Streichqartett in ^-moll von
dem Russen S. I. Tünejeff. Wer erwartet hatte, etwas ganz
Neues, noch nicht Dagewesenes zu hören, der wurde sicher ent-
täuscht. Wir machten die Bekanntschaft ' eines gar nicht sehr
schwer verständlichen, meist recht liebenswürdigen Werkes mit
einschmeichelnden, mitunter fast weichlicher. Mclodieen, bald an

streben der Regierung, aus Oesterreich einen nltramonta-
nen Slavenstaat zu machen. Einen solchen Staat brauche
Rom als einen Keil zwischen dem protestantischen Deut-
schen Reiche und dem orthodoxen Rußland. Loecker
erklärte, die deutsche Volkspartei werde für das Pro-
visorium stimmen in Anerkennung des guten Willens
der Regierung, verfassungsmäßig zu regieren. Der
liberale Slovene Tavcar sprach sich für das Budget-
provisorium aus, obgleich er zur Regierung, welche die
slovenisch-klerikale Richtung begünstige, kein Vertrauen
habe. Der christlich-soziale Abgeordnete Sch eich er
sprach sich gleichfalls für das Provisorium aus und
verlangte anstatt der bisherigen Königreiche und Län-
der eine Gruppierung der Länder nach der Nationali-
tät. Der Abg. Baernreither trat der Befürchtung
entgegen, daß Oesterreich nicht stark genug sein werde,
die Lasten der neuen Investitionen für die Wasserbauten
zu tragen. Redner erklärte schließlich, die bisherigen Er-
folge im Parlamente seien nicht nur dein Zusammenwir-
ken der Parteien zu verdanken, sondern der unermüd-
lichen Arbeit der Regierung, deren Haupt mit seltener
Aufopferung die Arbeiten des Hauses gefördert habe.
Fortsetzung der Debatte Montag.
England.
London, 3. Juni. Das Eintreffen zweier Bu-
renabgesandten des Generals Smuts und De-
wets, des Sekretärs Bothas, in Standerton, wo sie von
dem niederländischen Konsul seit mehreren Tagen schon
erwartet wurden, erregt hier einiges Aufsehen. Die That-
sache frischt wieder die durch die Reise der Frau Botha
nach Europa veranlaßten Gerüchte über neue Verhand-
lungen auf. „Daily Mail" äußert sich im Leitartikel
sehr ungehalten über die Magerkeit der amtlichen Kriegs-
berichtete, insbesondere über das Ausbleiben näherer
Kunde hinsichtlich des Gefechtes bei Vlakfontein am
letzten Mittwoch, worüber, abgesehen von der britischen
Verlnstzahl von 174 Mann, noch nicht näheres bekannt
ist. — Dazu, daß große -Spannung herrscht mit Hinsicht
auf die Möglichkeit neuer Verhandlungen,, bemerkt die
„Daily Mail",das Land würde von Zugeständnissen,
wie Botha sie jüngst verlangte, nichts hören wollen, und
betrachte selbst das, was die Regierung zu gewähren
bereit war, als ganz unbefriedigend. Sache der Re-
gierung sei es, d en Kri e g z u b e en d en d u r ch di s
Niederlage der Buren, nicht durch deren Ver-
lockung zu einem zweifelhaften unbefriedigenden Frie-
den.
Frankreich.
Paris, 3. Juni. Die Zucker konferenz,
die auf Anregung Frankreichs, Oesterreichs und Deutsch-
lands wieder in Brüssel Zusammentreffen sollte, gilt
als gescheitert.
Toulose, 3. Juni. Gestern Nachmittag war
vom hiesigen nationalistischen Comitst eine Versamm-
lung nach dem Theater einberufen worden. Den Vor-
sitz führte Exkriegsminister Cavaignac. Jules Lemaitre
sollte Vortrag halten. Die Gegner der Nationalisten
drangen, nachdem sie die Thüren eingeschlagen hatten,
in das Theater ein. Es kam zu einer großen Schlä-
gerei, bei welcher mehrere Revolverschüsse
abgefeuert wurden. Lemaitre wurde es unmöglich ge-
macht, den Vortag zu halten. Die Polizei räumte den
Saal. Die Anhänger folgten Cavaignac und Lemaitre
bis ins Hotel unter Hochrufen auf dieselben.

Schumann, bald (in einem öfter wicderkehrenden Motive) an
Brahms gemahnend. Nickt einmal das nationale Element tritt —
mit AuSnabme des letzten Satzes — besonders hervor.
Am bestengefiel das reizende, rhythmisch sehr kompliziert ge-
arbeitete Divertimento und das melodiöse stimmungsvolle An-
dante, welches den Vorwurf, daß die neue Musik keinen guten
langsamen Satz mehr hervorbringe, znrückweist. Dem vokalen
Gebiet war in diesem Kammermusikabend zur Freude des Pub-
likums ein ziemlicher Raum eingeräumt. Fräulein Martha
Beines, eine junge Sängerin mit hübscher wohlgeschulter
Sopranstimme und sehr fein nüancierter Vortragsweise, erwarb
sich durch vier Lieder von L. Thuille und R. Strauß
reichlichen Beifall. Von ersterem geben wir der „Sehnsucht" den
Vorzug, einem sehr gut empfundenen Stimmungsbilde, während
die beide» Strau ß'schcn Lieder mit ihrem Melodicenzauber die
Wahl schwer machen.
An dritter Stelle folgte eine noch ungedruckte Sonate für
Klavier und Violine op. 7 von O. C. Posa, gespielt vom
Komponisten und dem Primgeiger des Böhm. Quartetts, Herrn
K. Hoffman». Was das Vergnügen an dieser Komposition
vor allem beeinträchtigte, war eine geradezu strafbare Länge.
Wir halten den Komponisten entschieden sür talentvoll; manche
interessante Einzelnbeiten im ersten Satze, dessen Hauptthema sehr
originell ist, die hübschen Gesangstellen im zweiten Satze, der sehr
ansprechende Schlußsatz, der allerdings nach der vorangegangenen
Oede doppelt wirkt, d'e brillante Schlußsteigerung — all dies
weist darauf hin. Diesen Vorzügen stehen jedoch große Nachteile
gegenüber: „so der zerrissene Satzbau, ungeschickte Wieder-
holungen. besonders der in seiner Monotonie narkotisch wirkende
Mitteisatz. Leider wurde der Klavierpart auch nichts weniger als
schön ausgeführt, wodurch ein Mißverhältnis entstand, gerade
dem herrlichen Geigensptele des Partners gegenüber.
Stand diese Nummer noch immer auf gewisser künstlerischer
Höhe, so erfolgte mit der nächsten ein direkter Ausflug ins Ges
biet des anspruchslosesten Dilettantismus'. Die Altistin. Frl.
Jcanne Blyendurg, sang mit an sich nicht üblem Stimm-
material, aber sehr unsicherer Tongebung, meist detonierend und
 
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