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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-76 (1. März 1901 - 30. März 1901)
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Lornkttsülsi, 28. März 1W1.

Evstes Blatt.

43. Jahrgang. — 74..




Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblüttern monatlich SV Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be.
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: SO Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. —^Anschlag der Inserate auffjben Plakattafeln der Heidelberger Zeitung
und dm Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Unsere verehrlichen Post-Abonneuten ersuchen wir,
die Bestellung auf die „Heidelberger Zeitung- für das
V. Vierteljahr 1901
bei den betreffenden Postanstalten
jetzt schon bewerkstelligen zu wollen, damit keine Unter-
brechung im Bezug des Blattes eintritt.
Akr Mas der „Kridelbergtt Zeitung".

Die Bewegung in Rußland.
Während im fernen Osten die russische Diplo-
matie dank der Festigkeit, mit der sie von jeher unent-
wegt an ihren Zielen festhält, Erfolge um Erfolge erringt.
Und es eigentlich nicht mehr zweifelhaft sein kann, daß in
Thina dem russischen Einfluß das Ueberwiegen dauernd ge-
sichert ist, sieht man im Mutterlande selbst sich genötigt,
Mit sehr scharfen und rücksichtslosen Maßregeln gegen
Unruhen vorzugehen, die sich unter der studierenden Jugend
geltend gemacht haben. Man weiß, daß bei der Stumpf-
heit und politischen Gleichgültigkeit, welche die Massen des
russischen Volkes noch gefangen hält, die Universitäten von
jeher der Herd von fortschrittlichen Bestrebungen aus geistigem
Und auf politischem Gebiet waren. Vielfach traten diese sehr
Unreif, meist sehr radikal auf, was die Regierung immer
wieder veranlaßt-, sie durch Zwangsmaßregeln, oft der
schlimmsten Art, zu unterdrücken. Den berechtigten Kern
i» der Bewegung hat der über Rußland herrschende Zwei
bu»d der Beamten und der Geistlichen nie anerkannt.
Diesmal scheint der Geist der Unzufriedenheit in
Weitere Kreise gedrungen zu sein, wie aus den Meldungen
«der die Krawalle in Petersburg, Moskau und Kiew her-
dorgeht. Die revoltierenden Studenten und Studentinnen
wurden vielfach von größeren Volksmengen unterstützt.
Charakteristisch ist nun. daß bei einem in Zarskoje Selo
Aller dem Vorsitz des Zaren abgehallenen Ministerrat als
^epressivmaßregel für sofort beschlossen worden sein soll,
An Frauen die Universitäten dauernd zu ver-
schließen.
Wenn man weiß, einen wie großen Anteil grade die
Russischen Studentinnen an der Bewegung nehmen, wie sie
uie jungen Leute beeinflussen und begeistern, sie im Wett-
erest Lbertreffen wollen und oft übertreffen, so kann mau
sich wohl erklären, wie der Ministerrat zu einer solchen
Entschließung gekommen ist. Aber loben kann man sie
Acht. Ob man mit dieser Maßnahme nicht nur noch mehr er-
bitternd wirken und die Studenten zu lebhafterem Widcrsp uch
A'zcn wird? Sollen sie ihre Bundesgenossinnen im Stich
Usse»? Gegen die Studenten selbst wurde bisher di,
Zwangsweise Einstellung zum Militärdienst angewandt. Ueber
A>00 Studenten sind schon unter die Truppen des Kiewer
Mlirärb zirkes eingereiht worden. Gegen diese Maßregel
A.t sich kürzlich vom militärischen Standpuvkie — und
uns scheint mit Recht — der bekannte russische General
^kagomirow gewendet; er hat durch den Kciegsminister

k
Üe

Zaren eine Denkschrift überreich.» lassen, in welcher

^gen die zwangsw.eise Einreihung der
Studenten unt erd as Militär unterthänigst protestiert
^ftd. Der General hebt hervor, daß ihm als altem Sol-
len und Chef des Kiewschen Militärbezirks die Ehre des
'ilitärstandes am Herzen liege. Dieser sei keine Straf-
k^ßalt, und es würde der Begriff weiter Bevölkerungs-
dichten über den Militärdienst durch die in Rebe stehen-
kZwangsmaßregeln ungünstig beeinflußt. Der General
^"eßt seine Denkschrift mit der Bitte, die Verordnung
^Se vom Kaiser gnädigst aufgehoben werden. In der
soll vor der zwangsweisen Einstellung von Studenten
^ Heer nunmehr abgesehen werden.
Die Untersuchungen sollen die Mitschuldigkeit weiter ge-
iler Kreise ergeben haben.
Die Petersburger juristische Gesellschaft wurde
gelöst und das Vereins-Lokal derselben von Kosaken
stützt. Ebenso wurde der Verband zur gegenseitigen Unter-
es? russischer Schriftsteller, eine Stiftung der
tz^kchen litterarischen Gesellschaft, seitens des Petersburger
^hauptmaunes geschlossen.
^ine namhafte Zahl russischer Schriftsteller
ih,,' schon kurz gemeldet, da die russischen Blätter
verschlossen sind, einen energischen Protest gegen
itzy Wahrheit entstellenden Rcgierungsbericht über die
j^gänge vor der Kasanschen Kathedrale am Sonntag,
>>^ °« M., aufgesetzt, der im „Berliner Tageblatt" Auf-
. »A gefunden hat. Es heißt da:
4. (17 ), (st ln Petersburg in Gegenwart von mehreren
Menschen eine systematische Durchprügclung unbe-
^ Menschen verübt worden. Kosaken umringten eine un-
M,z.jln«te Menschenmenge, verhinderten ihr das Ausweichen und
sich ohne vorherige Androhung in die Mitte der Menge,
sie mit ihren Pferden zu Boden und schlugen sie mit
Die Polizei umzingelte einzelne Personen, wobei stets
Polizisten sich auf einen Einzelnen stürzten und ihn ohne


» mit Fäusten und Säbeln schlugen. Geprügelte, und

gänzlich ermattete Frauen, welche die Polizei um Gnade baten,
wurden von letzterer aufgegriffen und auf dem Platze weiter miß-
handelt. Selbst auf die am Boden Liegenden wurde weiter ein
geschlagen, bis sie ohnmächtig, manche sogar tot geprügelt waren.
Das sind keine Gerüchte, das sind Thatsachen, bei denen viele
von uns Augenzeugen gewesen sind. Sogar Offiziere wurden
von den Schutzleuten angegriffen. Diejenigen von uns, welche
um die Beendigung dieses Gemetzels baten, wurden geprügelt
oder verhaftet.
Wir sind über solche Greuelthaten, die unlängst auch in an
deren Städten stattgefunden haben, empört. Wir schaudern vor
der Zukunft des Landes, welches der vollen Macht der poli-
zeilichen Fäuste und Peitschen ausgeliefert scheint. Unsere
Empörung wird gewiß von der ganzen russischen In-
telligenz, von allen, die noch etwas Eigenliebe und Nächsten
liebe besitzen, geteilt werden. Wir Schriftsteller sind schon längst
der Möglichkeit beraubt, durch Aufklärung über die Mängel un
serer Einrichtungen solchen Ereignissen vorzubeugen. Wir besitzen
nicht die Möglichkeit, durch wohl überlegte Worte der Ueber-
zeugung den möglichen Ausgang aus der augenblicklichen schweren
Krise zu beleuchten, wir find der Möglichkeit, die ganze Pflicht
gegen unsere Nation zu erfüllen, beraubt und versuchen nun
wenigstens die Thatsachen der Oeffcntlichkeit zu übergeben."
ES folgen zahlreiche Unterschriften.
Man sieht, es wird noch munter in Rußland die
Knute geschwungen. Wie lange das noch geht, bleibt
abzuwarten. Natürlich schwirren die abenteuerlichsten Ge-
rüchte über weitere versuchte Kundgebungen nnd Mord-
anschläge in der Luft. Nach neuen Petersburger Mel-
dungen erklärte der Mörder des russischen Unte rrich ts-
minist crs, Karpowitsch, daß er durch das Los zu
dem Morde bestimmt worden sei.
Der Pariser Berichterstatter eines Londoner Nachrichten-
bureaus meldet, er habe ans bester Quelle erfahren, daß
unter dem russischen Kaiser Palast in Sarskoje-Sclo
eine Mine entdeckt worden sei. Mehrere Würdenträger
seien an der Verschwörung beteiligt. Die „Köln.
Volksztg." veröffentlicht einen Prioatbrief aus Rußland
über angebliche Palastverschwörungen und Meldungen über
getroffene Schutzmaßregeln.
Mögen die Gewalthaber in Rußland sich von der rich-
tigen Einsicht leiten lassen, damit nicht ein Aeußerftes von
erbitterten Fanatikern gewagt wird!

Deutsches Reich.
— Die „Münch. Neuest. Nachr." verzeichnen — aller-
dings „mit äußerster Vorsicht" — folgendes in Wien r
sonst gut unterrichteten Kreisen verbreitete Gerücht: Es
soll sich um den Plan einer Verlobung des deutschen
Kronprinzen Wilhelm mt der zweiten Tochter des
Herzogs Ernst August von Cumbcrland, der achtzehn-
jährigen Prinzessin Alexandra, handeln. Die
ältere Schwester Marie Louise, ist bekanntlich mit dem
Prinzen Max von Baden vermählt. Die Anregung zu dem
Plan der Verlobung des Kronprinzen soll von Lerl-n aus-
gegangen sein, wo man auf diese Act eine Versöhnung mit
dem Welfenhause einzuleiten hofft. (Da der Kronprinz
noch nicht ganz 19 Jahre zählt, sollte die Presse noch ein
wenig warten, ehe sie ihn verlobt. Red.)
Bayern.
— Im Befinden des Herausgebers des Baierischen
Vaterland, Dr. Sigl, der wegen eines leichien Schlag-
anfalls die Heilanstalt Thalkirchen aufsuchte, ist eine Bes-
serung eiugetreten. Im allgemeinen hat die Presse diesem
streitbaren Kämpen der Feder während seiner Krankheit
recht viel Wohlwollen bezeugt, teils weil in München trotz
allen politischen Fehden unter den Journalisten der ver-
schiedensten Parteirichtung eine lobenswerte Kollegialität
herrscht, teils auch, weil Sigls grimmigste Angriffe doch
fast stets durch Witz und Humor gewürzt und gemildert
zu sein pflegen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hobelt der Gronberzoa basten den
Revidenten Heinrich Theobald beim Bezirksamt Wiesloch zum
Revisor ernannt. Postpraktikant Karl Zchme aus Frankfurt
a. M. und der Postpraktikant Otto Hoffmann aus Zabern
wurden zu Post ekretären ernannt. Betriebsassistent Karl Hecker
in Donaueschingen wurde zur Verschling der Stationsverwalter,
stelle nach Weisenbach, Expeditionsassistent Sebastian Lehmann
zur Versetzung der Stationsverwalterstelle nach Roth-Malsch und
Expeditionsassistent Karl Kn üble in Singen nach Radolfzell
versetzt. Die Versetzung des Großh. Bezirkstierarztes Max
Berger in Bühl nach Bruchsal ist zurückgenommen worden.
Karlsruhe, 27. März. Der Grotzherzog erteilte
heute Vormittag von 10 Uhr an bis nach 1 Uhr Audienzen,
darunter dem Prorektor der Universität Gebeimcn Kirchen-
rat Dr. Hausrath in Heidelberg, dem Regierungsbau-
meistcr Dr. Hirsch in Heidelberg und dem evangelischen
Pfarrer Markstahlcr in Meckesheim. Abends besuchten Ihre
Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin
das Abonnementskonzert im großen Festhallesaal.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 20. März. Nach dem Ministerial-Verordnungs-
blatt ist das vorläufige Ergebnis der Volkszählung

inOesterreich eine Gesamteinwohnerzahl von 26 107 304
somit eine Zunahme seit 1990 um 2 211 891 Millionen
oder 9.3 Prozent. Nach Meldungen aus Ungarn hat die
dortige Volkszählung 19 203531 Seelen ergeben, somit
eine Zunahme von 1739 740 Seelen oder rund 10 Prozent.
Die Einwohnerzahl von Oesterreich-Ungarn ohne Bosnien
beträgt demnach annähernd 45'/,. mit Bosnien rund 47
Millionen. Von den einzelnen österreichischen Kronländern
weist die stärkste Zunahme N-ederösterccich mit 16 Prozent,
die geringste Kärnten und Krain mit 1,8 und 1.9 Prozent
auf. D:e zweitgeringste Zunahme hat Tirol mit 4,U
Prozent. In Ungarn zeigt die größte Zunahme das Tief-
land zwisch-n Donau und Theiß (17,91 Prozent), die
geringste das rechte Donau-Ufer (5,28 Prozent).
Ans Stadt nnd Land.
Heidelberg, 28. März.
8 (II. Internationale Ausstellung von Hunden aller Raffen)
in Heidelberg am 27., 28. u. 29. Juli. Das umfangreiche
Programm zur Ausstellung liegt jetzt druckfertig vor und ge-
langt Mitte April zur Versendung. Nach demselben haben,
wie wir schon mitteilten, S. Grotzh. Hoheit Prinz Max
von Baden und I. Königl. Hoheit Prinzessin Marie
Luise von Baden das Protektorat übernommen.
Das Ehrenpräsidium werden S. Exzellenz der kom-
mandierende General des XIV. Armeekorps, Herr General
d. K. von Bülow und S. Exzellenz der Herr Minister von
Brauer cinnehmen, und den Ehrenvorsitz wird Herr
Oberbürgermeister u. Landtagsabgeordneter Dr. Wilckcns
führen. Der Ehrenausschuß, dessen geschäfts-
führender Vorsitzender Herr Rechtsanwalt Ham-
mer ist, fetzt sich aus folgenden Herren zusammen: Dr.
Bekker, Geheimer Rat Prof.; Val. Fuchs, Privatmann;
E. F. Gärtner, Vors. d. Verbandes bad. kynol. Vereine;
I. Gergens, I.. Vors. d. Verbandes khnolog. Spezial-Klubs;
Dr. Gut H-B e n d e r, Grotzh. Bezirks- und Polizei-Amt-
mann. Hafner, Grotzh. Regierungsrat; Hartmann,
Grotzh. Regicrungsrat; Freiherr von Holzin g-B erstett,
Rittmeister und Adjutant Sr. Gr. Hoheit des Prinzen Max von
Baden; Dr, Kehrer, Geh. Hofrat Prof., Vors, des Tierschutz-
vereins; Koenige, Grotzherzogl. Forstrat; Leonhard,
Rechtsanwalt und Obmann des Stadtverordneten-Vorstandes:
Müller, Stadtrat und Kommandant der freiw Feuerwehr;
Ostander, Oberstleutnant und Bezirks-Kommandeur;
von Petersdorff, Major und Bataillons-Kommandeur;
Dr. Pfister, Grotzh. Geh. Regicrungsrat und Amtsvorstand;
Dr. Reichardt, Grotzh. Ministerralrat; E. Roesler,
Oberschützenmeister; Schember, Landgerichtspräsident; von
Schickfus, Oberst und Chef des Generalstabes des XIV. Ar-
meekorps; Schön, Präsident d. St. Bernhards - KlubS;
Schott, Fabrikdirektor und Präsident der Handelskammer;
Dr. S e b o l d, Großh. Staatsanwalt; Treiber, Professor;
Dr. Walz, Bürgermeister; Wirthle, Grotzh. Finanzrat:
Die Ausstellungsteitung liegt in den Händen des
Herrn Fabrikanten Karl Knauf, dessen Stellvertreter Herr
Baumeister M. Reuter ist. Mit der Leitung der inneren
Ausstellung ist Herr Wilhelm Faas und mit derjenigen der
Sport-Ausstellung Herr Apotheker A. Utz beauftragt. Aus-
stellungstierazte sind die Herren H. Sauer und
Bezirkstierarzt I. G. Väth. Als Preisrichter werde«
fungieren die Herren: Elias Benninghoven, Ronsdorf;
I. Berta, Erfurt; Heinr. Boppel; Cannstatt; Tierarzt
Dietz, Frankfurt a. M.; L. Doppelmann jun., Rotter-
damm; Direktor I. Gergens, Frankfurt a. M.; Franz Hof,
Stuttgart; Oberleutnant a. D. Emil JIgner. Biebesheim;
Charles K a m m e r e r, Wien; F. Kullmann-Schnei-
der, Oberursel; Peter Maith, Frankfurt a. M; Dr.
Meyer, Stuttgart; H. M ö ck e l, Homburg; E. v. Otto-
Krcckwitz, Gmund; Emil Prösler, Frankfurt a. M.;
Jos. Sittig, Königstein i. Taunus; Rittmeister a. D. v o n
Stephanitz, Grafrath; B. Ullrich, Doos bei Nürnberg;
I. Wegerth, Frankfurt a. M. und F. Wirt h, Frankfurt
a. M. — Anfragen wegen der Ausstellung wolle man an den
„Verein der Hundefreunde Heidelberg", solche betreffs des
Ehren-Ausschusses an Herrn Rechtsanwalt Hammer hier
richten.
v Vorlesung Josef Lewinsky. Unter anderem Schönen trug
gestern der Burgschauwieier Lewinsky vor einer dankbaren Zu-
hörerschaft, die den kleinen Harmoniesaal füllte, Grillparzers
„Bretterwelt" vor: „Komm, Muse, her, du sollst mir vor das
Volk." Denn es bleibt, meint der Dichter, selbst im Leben des
Verlorenen ein leises Flämmchen glimme», das sich an der Kunst
entzünden kann W's Wunder, daß das erwählte Publikum, vor
das Lewinsky mit seinen Darbietungen trat, bald in eine erhellte,
dankbare, warme Stimmung geriet. Wie hier im „dürren Wort"
hie und da das Schöne auflebte, das war einfach wunderbar, mau
wurde gehoben, hoch gehoben, „der einzelne ist se nein Selbst ent-
rissen." Welche große Intelligenz, welch edler Takt, wieviel
oratorische Uebnng! Erinnert sei an das Zwiegespräch LenorenS
und der Mutter, die Stimme des Geistcrretters und die Schilde-
rung des Totenrittes, an die prachtvollen Accente, die es im
Zauberlehrling gab, an den einfachen rüürenden Ton im Vortrag
der Hufeisenlegende. Wie prachtvoll charakterisierte er die einzelnen
Stimmen in der Dörperlanzweise: den Schuster, die Großmutter,
die Muhme. Mit großer Liebenswürdigkeit gab Lcwtnsly die
reizende harmlose Eulenbergsche Kindergeschichte vom Dachshund
Zänker. Ein schönes Stück für den Vortrag! Das wundervolle
Grillparzersche Gedicht „Bretterwell" wirkte mächtig. PetöfiS
Schlachtlted konnte ergreifen, der lyrische Wert der übrigen dar-
gebotcne» Petösischen Gedichte ist nicht allzuhoch, die Stimmung
«st unruhig und selbst so vollendete Vorlragskunst konnte keine
rechte Einheit in sie hineinbringen. Doch konnte man sich hier,
wie bet allen übrigen Stücken, an den Wundern dieses Organs
erbauen. An de n kleinen Tisch mit einfacher Lampe, bei der
sitzend der Künstler las, lehnte zur Begrüßung ein Lorveerkranz
in österreichischen Farben.
Z Heidelberger Straßen- und Bergbahn. Nach dem Bericht
über das Betrieosjahr 1900 hat sowoyl bei der Straßenbahn.
 
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