Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 149 (1. Juni 1901 - 29. Juni 1901)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37096#0919

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Dienstag, 18. Juni 1901.

Erstes Blatt

43. Jahrgang. — ssr. 139.

^sch eint täglich. Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SV Pfg. frei in'S Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. - Anschlag der Inserate aus den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung
und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Bülow's Rede am Nationaldenkmal für
Bismarck in Berlin.

D:e

Rede Bülows lautete solgendermassen:

v „Am Abend seines Lebens äußerte Bismarck, er fe:
Mt dankbar, daß es ihm vergönnt gewesen sei, semen
Mnen dauernd in die Rinde der deutschen Elche emzu-
Keiden .^eute, wo wir sein Nationaldenkmal m der
Mchshauptstadt enthüllen, ist unter Denen, die nnch hier
Asleben, ist im ganzen deutschen Volke Niemand, der
fühlen wüßte, daß die Spur der Erden-
Mledes eisern e n 5t anzIer s n ich tunt e r -
Mhen, und das; die Bewunderung und Dankbarkeit
*5 ihn nicht aushören werden, solange ein deutsches Herz
Magen, ein deutscher Mund reden und eine deutsche
Must sich ballen wird. Dieses Bewußtsein ist heute
Mrker, lebendiger und klarer als in den
Men, wo Bismarck unter uns weilte, denn Fürst Bis-
Mrck mar nicht, wie sein gleich unvergeßlicher Neben-
Mnn, der Feldmarschall Moltke, der still im remen
Mher der unpersönlichen Betrachtung kreisende Aar,
F lvar eine Löwennatur und stand auf der Erde
M Staube des Kampfes. Er hat bis zuletzt nicht nus-
Uort, mit Leidenschaft zirkämpfen, und der
Mmpf bringt berechtigte Gegnerschaft, ungerechte Ver-
Mnunq, ehrliche Feindschaft lind blinden Haß. Der
Mß aber, hat vor 2000 Jahren Perikles gesagt am
^abs der: für ihre Altäre gefallenen Athener, ist von
Mzer Dauer, mwergänglich jedoch der Ruhm. Nnch-
IN sich der Staub des Kampfes verzogen, leuchtet uns
^ die Erinnerung an die. unvergleichlichen Thaten und
M unvergleichliche Persönlichkeit. So wird der gl-
^Ntische Schatten des Fürsten Bismarck wachsen, ;e
Mster der Lebenstag des deutschen Volkes vorrückt und
L Mehr das nationale Urteil ausreift. Auf märkrscher
Molle, im Herzen Preußens geboren, ist Otto von
Mrnarck in den Mauern der Stadt Berlin aufgewachsen.
M Garten der Planman'schen Erziehungsanstalt, an
M unteren Wilhelmstraße gelegen, hat er mehrmals
^ Geburtsstättc seiner Lustschlösser ge,rannt. Hrnter
Kr Bretterzaun dieses Gartens zeigte dem Knaben dre
Fantasie die ganze bunte Erde mit den Wäldern, Bur-
'N und allen Erlebnissen, die seiner warteten, die ganze
Me Welt, die dieser Knabe dereinst umgestalten sollte,
N er nach einem Menschen alter in die Wilhelmstraße
Mckkehrte und die größte Epoche der deutschen Ge-
Nchte begann. —
> Nachdern er unte r rmd mit Kaiser Wilhelm^ dem
Kosten in gewaltiger Energie das Reich aufgerichtet
Me, sicherte er diesem und der Welt irr ebenso seltener
M.ßigung und Selbstbeschränkung den
N i e d e n. Er hat, — um mit Fichte zu reden.— das
Msche Volk aus dem Gröbsten herausgehauen. Er
M — um mit seinen eigenen Worten zrr reden — das
Nische Volk in den Sattel gehoben, was vor ihm keinem
. ^Ückt war. Er hat ausgeführt und vollendet, was seit
^rhunderten das Sehnen unseres Volkes und das
'weben unserer edelsten Geister gewesen, was die Otto-
N und Salier und Hohenstaufen vergeblich angcstrebt,
M den 1813 Kämpfenden als damals nicht erreichter
Mgespreis vorschwebtc, wofür eine lange Reihe Mär-
M der deutschen Idee gekämpft und gelitten hatten,
M er ist gleichzeitig der Ausgangspunkt und Bahn-
Mer der neuen Zeit für das deutsche Volk geworden.
Wieder Hinsicht stehen wir auf seinen Schultern, nicht

^uline Mailhac's Abschied von der Bühne.
tzr Karlsruhe, 15. Juni. Herzerbebenb. so schreibt die „Bad.
SuM". kam das Dankgefühl des Publikums bei der «estrigen
Hj Usihrunu dxr „Götterdämmerung" zur Geltung, als Fräulein
h a c in der Glanzrolle ihrer Brünnhild noch einmal von
.«orlsruher Buhne herab das Höchste ihres Könnens bot.
hK diesmal nmalänzte ihre Wiedergabe der Adel ihrer Erschei-
ne-?' die Klassizität ihrer Darstelluna, die in allen Tiefen der
deA. mitzitternde Empfindung der Künstlerin, die sich, über ihre
AL *^che Ergriffenheit sich emporschwingend, auf dem drama-
V-N Höhepunkt des Werkes, in der Begegnungsszene des zweiten
iii^n "llch aeianglich auf der vollen Höhe ihrer Kunst befand
Hz deren Abschiedsworte als Brünnhild dann in den Herzen der
killichsam als der Künstlerin persönlichster Abschiedsgruß
nachwirkten. Immer und immer wieder verlangte das
stjjM'um seinen Liebling zu sehen und an den herzlichen und
r^s'Nschen Beifallskundgebungen, welche unter brausenden Bravo-
ihr entgegenschallten, beteiligten sich lebhaft auch das
TchMerzogspaar und die Kronprinzessin von
N, die zu dem Abschiedsabend eigens von Baden herüber-
kjMnien waren und der Sängerin noch besondere Kranzspenden
ojx Vien. Wie die nicht endenwollenden Hervorrufe, waren auch
KiistMcinz- und Blumengaben, die nach jedem Aktschluß der
sitz Min als Abschiedsgrüße dargebracht wurden, nicht zu zählen.
Uch dem Schluffe des letzten Aktes Fräulein Mailhac
»ie»; Publikum wieder hcrvorgejubelt wurde, war seitens der
großer, die ganze Breite der Bühne einnehmender
MhMM aufgestellt worden, ein beredtes Zeichen, wie sehr alle
Mhn .strebt waren, der Künstlerin ihre Verehrung und Dank-
Mud- besonders herzlich auszudrücken. Unter diesen Abschieds-
ueben welchen ein Teil noch, den Weg aus die Bühne
M ? L"d, direkt in die Wohnung der Künstlerin gesandt worden
K befanden sich sowohl praktische wie Luxnsgegcnstände'
rostbore Erinnerungszeichen, darunter eine Brillant-Arm-
seitens eines Damenkreises — begleitet von einem Wid-
^Üedicht Alberta v. Freydorf's — Bilder, Vasen, eine Gar-

im Sinne, als ob es eine vaterländische Pflicht wäre,
alles zu billigen, was er gesagt und gethau hat. '
Nur die Thoren oder Fanatiker werden be-
haupten wollen, daß Fürst Bismarck niemals ge-
irrt habe, auch nicht in dem Sinne, als ob er Maximen
ausgestellt Hütte, die mm unter allen Umständen in jedem
Falle und in jeder Lage blindlings anznwenden wären.
Starre Dogmen gibt es weder im politischen noch im
wirtschaftlichen Leben, und gerade Fürst Bismarck hat
von der Doktrin nicht viel gehalten. Aber was Bismarck
uns gelehrt, ist, daß nicht Persönliche Liebhabereien,
nicht populäre Augenblicksströmnngen, noch graue Theo-
rie, sondern immer nur das wirkliche, dauernde Inter-
esse an derVolksgemeinschaft, die Salus puplica, dieRicht-
schnur einer vernünftigen, sittlich berechtigten Politik
sein darf. — Was uns sein ganzes Wirken zeigt, ist, daß
ein Mensch ein Schiss lenke,: kann, das auf den: Strome
fährt, nicht aber den Strom selbst; daß wir, wie Bis-
marck sich ausgedrückt hat, die großen Dinge nicht machen,
aber den natürlichen Lauf der Dinge beobachten unck das,
was dieser Lauf zur Reife gebracht hat, auch sichern
können, mit anderen Worten, daß es in der Politik darauf
ankommt, in jeden: Augenblick die Grenzen des E"r-
reich b a r e n deutlich zu erkennen, an die Erreichung
des zu Nutz und Frommen des Landes Erreichbaren ab:w
Alles zu setzen. Keine Partei kann B i s m a r ck
f ü r s i ch a l l e i n mit Beschlag belegen, aber jede kann
trotz der Gegensätze in dieser oder jener Frage vor diesen:
Toten den Degen senken. Er gehört keiner Koterie,
er gehört der ganzen Nation. E r : st n a tionales
Eigentum und ist auf politischem Gebiete und in:
Reiche der That für uns geworden, was Goeth'e in:
Reiche der Geister ans dem Gebiete der 51ünst und Litten
ratur für uns gewesen ist. Auch er hat ,wie Schiller von
Goethe sagte, die Schlange erdrückt, die unseren Ge-
nius rimschnürte. Goethe hat uns ans dem Gebiete
der Bildung geeinigt, Bismarck uns Politisch
D e nken und Handeln gelehrt. Und wje Goethe
f ü r i mmerals .Ste r n an unseren: geistigen Him-
mel steht, ist Bismarck uns eine Gewähr dafür, daß die
Nation ihre Gleichberechtigung mit anderen Völkern und
ihr Recht auf Einheit und Selbständigkeit der Macht
niemals anfgeben kann. Er hat uns ein Beispiel ge-
geben, nie zu verzagen, auch in schwierigen und ver-
worrenen Zeiten nicht. Er lehrt uns, uns selbst treu
zu bleiben. Er gab uns Selbstbewusstsein, Unterneh-
mungsgeist und Leben. In ihm kann sich, wie in einem
Spiegel die Nation selbst beschauen, denn er war vor
allem einDeutscher im vollste:: Sinne des Wortes.
Er ist nur ans deutschen: Boden denkbar, nur für die
Deutschen ganz verständlich.
Dort vor uns liegt die Siegesallee. Wenn diese
stolze Straße von den Askaniern und von den Nürn-
berger Burggrafen bis zum großen deutschen Kaiser
führt, so verdanken wir es in erster Linie den:
Genie des Mannes, dessen Bild in Erz sich vor unseren
Blicken jetzt enthüllen soll, seiner Ausdauer, seinem hel-
denhaften Mut, seiner Klugheit und seiner Arbeit für die
Dynastie, die aus dem Süden Deutschlands zu uns An::,
um von hier ans Nord und Süd für immer zu verbinden.
Sein Werk ist so beschaffen, daß es ihn überleben kann.
In der Mitte Europas gelegen, sind wir darauf hingc-
wiesen, immer en vedette zu sein, aber stark genug, unsere
Unabhängigkeit nach jeder Seite zu behaupten. Von
Gegensätzen durchzogen in politischer, wirtschaftlicher

tenanSstattung ,c. Ein Riesenlorbeerkranz stammte von der Ge-
ncraldirektton des Hoftheaters, das Solopersonal der Hofoper
stiftete einen silbernen Lorbeerkranz mit goldenem Zweig, ans den
Blättern 'des Kranzes die Namen der Spender, ans denen des
Zweiges die Namen von Frl. Mailhac's Wagnerpartien eingraviert.
Vom Schauspielsolopersonal rührte eine kunstvolle, mit Blumen
gefüllte Bronzevase ber, von I. Gr. H. der Fürstin Lippe eine
mit Marschall-Nil-Rosen und Kornblumen großartig gefüllte
Länger-Vase, von Privatfamilien re. stammten ein blnmen-
geschmncktes Krystalltintenfaß, ein Lorbeerkronenbanm, weitere
herrlich gefüllte Länger-Vasen, eine silberne Jardiuiöre, und unter
den Kränzen und Blumengewinden viel Schleifen - Widmungen,
die, gleich den übrigen Dekorationen, schon den Tag über das
Publikum vor dem Feger-Hofmann'schen Blumenladen zusammen-
geführt hatten. Da rief der Malerinnen-Verein seinem geliebten
Ehrenmitglied ein dreifach „Leb' wohl!" zu; hier lautete die
Widmung: „Unserer unvergeßlichen Panline Mailhac", dort schloß
ein herzlicher Abschiedsgrnß mit den Worten: „Gedenk der Treue,
die wir tragen, — Gedenk der Liebe, der wir leben!" und was
der innigen Widmnngsworte mehr waren.
Als die Künstlerin tief bewegt an diesem Gabentische — an
den, auch ein Bild des unvergeßlichen Plank als „Wanderer",
von den Kindern gestiftet, lehnte — vor das Publikum trat und
unaufhörlich ihr der Applaus, die Bravo- und Hochrufe entgeaeu-
schallten, während auf der Bühne von oben hernieder auf die Ab-
schiednehmende Blumen regneten, wollten ihr vor tiefer Erregung
fast die Kräfte versagen. „Haben Sie Dank, vielen herzlichen
Dank, vergessen Sie mich nicht, (Zurufe: „Nie!") wie ich Ihrer
nie vergesse!" so wandte sie sich dann zum letzten Gruße an das
Publikum; das aber hörte nicht ans mit seinem Applaus, so daß
die Sängerin selbst, unter Hinweis ans ihren ermatteten und ab-
gespannten Zustand, um die Erlaubnis bitten mußte, sich znrück-
ziehen zu dürfen. In all diesen stürmischen Beifallsbcweisen
bewahrte das Theater-Publikum zugleich eine so würdige,
man möchte fast sagen feierliche Haltung, wie es ihm
nicht genug zur Ehre gereichen kann und auch wesentlich zu dem
schönen und nachhaltigen Eindruck des Abends noch mit beitrug.

und konfessioneller Beziehung wird es uns nie an inneren
Kämpfen fehlen, aber sie werden nicht mehr imstande
sein, den Reif zu sprengen, der vor 30 Jahren geschmie-
det wurde. „Eregit monnmentum aere perennius". So
möge denn des großen Mannes Name als Feuersänke
vor unserem Volke herziehei: in guten und schweren
Tagen. Möge sein Geist für immer mit uns sein, mit
uns und unserer Fahnen Flug. Möge unser deutsches
Volk seiner großen Zukunft in Frieden und Freiheit,
in Wohlfahrt und Stärke entgegengehen unter der Füh-
rung des glorreichen Hohenzollepnhauses, auf dessen
Schultern die Zukunft der Nation ruht. In solcher
Hoffnung und solcher Gesinnung wollen wir vor diesem
Standbilde, das ich im Namen des Reiches hiermit über-
nehme, einstimmen in den Ruf: Seine Majestät der
deutsche Kaiser, die deutschen Fürsten unser geliebtes
deutsches Vaterland, sie leben hoch, nochmals hoch und
immerdar hoch,"
Die Versammlung stimmte begeistert in das Schluß-
hoch auf den Kaiser ein. Nun erklang die National-
hymne, begleitet von den Kapellen, vom .Klange dev
cstndentenschläger, gesungen von 8000 Festteilnehmern,
worin auch die Menge vor dem Festplatze einstimmte.
Nun erbat P. Levetzow die Erlaubnis des Kaisers zur
Enthüllung. Ein Wink des .Kaisers und die Hülle fiel.
Gewaltig steht die Riesengestalt vor aller Angen, auf
dessen hohem Sockel das eine Wort „Bismarck" steht.
Gleichzeitig schießen Fontänen aus Wasserbassins empor.
Der Kaiser schreitet allein zum Denkmal empor und legt
unter brausenden Hochrufen den ersten Kra,nz nieder.
Laut ertönte der Gesang: „Deutschland. Deutschland
über Alles." Der Kaiser ging auf den Fürsten Herbert
Bismarck zu, reichte ihm die Hand und sprach einige
Augenblicke mit ihn:, ebenso die Kaiserin. Nun folgte
ein Rundgang um das Denkmal, wobei Professor Begas
die Kaiserin geleitete und der Kaiser mit dem Fürsten
Bismarck folgte. Die Fürstlichkeiten und Umgebungen
folgten. Während die Majestäten dann unter den Pa-
villon zurückkehrten und Viele ins Gespräch zogen, legten
Deputationen Kränze am Fuße des Denkmals nieder,
Ivo sie sich zu einem Berge auftürmten. Nachdem darauf
die Ehrenkompagnie defiliert, brachte Reichstagspräsident
Graf Ballestrem mit lauter Stimme ein Hoch auf den
Kaiser ans, das donnernden Widerhall fand. Graf
Ballestrem geleitete darauf das Kaiserpaar bei der Ab-
fahrt znm Wage::. Von den Mitglieder des ReTchs-
tags waren etwa 200 erschienen. Ferner nahmen das
Bureau des Reichstags mit dem Bureaudirektor Knaak
teil.
In dem Bericht über die Nationaldenkmals-Ent-
hüllnng ist noch Folgendes einznfügen:
Der Kranz des Kaisers war ganz aus
Lorbeer mit goldenen Spitzen hergestellt nach den
eigenen Angaben des Kaisers. Die Inschrift lautete:
„Des großen Kaisers großer Diener."

Deutsches Reich.
— Der Kaiser ist am Montag von Potsdam in
Hannover eingetroffen, hat dort militärische Besichtigungen
vorgenommen, auch der Gräfin Waldersee einen Besuch
abgestattet und ist dann nach Hamburg weitergereist.
Zmwischeil hatte schon im Laufe des Abends Se. Excellenz
Herr Generalintendant Dr. Bürklin Frl. Mailhac die Mitteilung
von der durch S. K. H. den Großherzog verfügten Erhöhung
ihrer Pension und ihrer Ernennung zum Ehrenmitglied des
Großh. Hoftheaters gemacht, so daß die Künstlerin, deren hohe
Verdienste seitens S. K. H. des Großherzogs schon im Jahre
1889 durch Ernennung zur Großh. Kammersängerin und 1896
durch Verleihung der Großen goldenen Medaille für Kunst und
Wissenschaft anerkannt worden waren, durch diese neue Ehrung
auch fern von uns nach wie vor zu den Unserigen zählen wird.
Das Groß herzogspaar wird im Uebrigen heute Mittag
noch die Künstlerin zu ihrem Abschied in einer besonderen Audienz
empfangen. . ^
Während im Theater der Sturm der Begeisterung wogte,
hatte sich außerhalb desselben eine große, zu viel Tausenden an-
schwellende Menschenmenge angesammelt, welche auch hier der
scheidenden Künstlerin Ovationen darznbringen gedachte. Die
Masse drängte io sehr, daß das Schntzmannsanfgebot nur mit
Mühe den Weg für die Wagen freihalten konnte. Als dann Frl.
Mailhac selbst erschien und an der Seite ihrer Schwester :m
Ppännigen, mit Blumen geschmückten Wagen, umgeben und gefolgt
von begeisterten Fackelträgern aus den Kreisen der jungen Maler
und Studenten, nach Hanse fuhr, da war es wie die Huldigung
vor einer erhabenen Fürstin, so sehr yaben der ..mbel und die
Hochrufe des Publikums der Künstlerin ans ihrer nächtlichen
Heimfahrt durch die Stadt Geleit. Wie vorher iin Theater, so
wurden auch hier ihr wieder Tücher zngeschwenkt und Blumen
geworfen, bis der Wagen ihre Wohnung in der Friedenstraße er-
reichte Hier, wo auch die Fackeln zur letzten lodernden Brümi-
Hild-Flamme znsammengeworfen wurden, war das Gedränge des
Publikums wieder besonders groß und immer auf's neue riefen
die Hochrufe ans der Straße und aus den erleuchteten Fenstern
der Nachbarhäuser Frl. Mailhac znm letzten und aberletztcn Ab-
schiedsgruß hervor. Als die begeisterten Ovationen nicht mehr
enden zn wollen schienen, bat Frl. Mailhac selbst darum als eine
letzte Gunst. Sic meinte in ihren letzten Dankesworten, daß das
Publikum sie nicht schöner ehren könne, als wenn es ihr die er-
 
Annotationen