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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1901 - 28. Februar 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37096#0303

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Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. frei in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg'^'Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr. ^ ,
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts-und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate! auf den Plakattafeln!der Heidelberger Zeitung
und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Samstag, 23. Februar 1901.

Grstes Blatt.

43. Jahrgang. — üir. 46.


Bestellungen
auf die
Heidelberger Zeitung
für den Monat


Miirz ^
^««en jederzeit bei unseren Trägern, in den Zweig-
Men, bei den kaiserlichen Postanstalten oder bei den Past-
eten gemacht werden.
Der Preis der „Heidelberger Zeitung" für den Monat
^trägt 5V Pfg. von unseren Trägern in's Haus ge-
mocht, 4V Pfg. bei Abholung im Verlage oder bet
*dseren Zweigstellen.
, Neu hinzutretende Abonnenten hier und au Orten, an
sOftn wir eigene Träper haben, erhalten bis Ende des
Monats die „Heidelberger Zeitung" unentgeltlich.
Der Wertig.

Zum Besuch des Königs von England.
^ König Eduard von England wird am nächsten
Montag in Cronberg eintreffen.


Der Besuch ist nicht ein Gegenbesuch für Kaiser Wilhelm,

Addern gilt ausschließlich der schwer erkrankten Schwester,
Er Kaiserin Friedrich, weshalb der König auch im
s Naß Friedrichshof Wohnung nehmen wird. Das schließt
Mftverständlich nicht ein häufiges Zusammensein mit dem
Aiser Wilhelm in Homburg aus. Ueber die Dauer des
Aufenthalts des Königs Eduard in Friedrichshof ist End-
Mges noch nicht festgesetzt. Zur Begrüßung des Königs
xUrd sich der englische Botschafter in Berlin Sir Frank
.Wcelles nach Frankfurt a. M. begeben, wo am Montag
"Uh gegen 9 Uhr der König eintreffen wird.
,, Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu dem Besuch : „Daß
Veranlassung zu dieser Reise des britischen Herrschers
Idem schwerleidenden Zustande seiner erlauchten
Schwester, der Kaiserin Friedrich, liegt, ist leider nur allzu
Akiß. Obgleich also der Besuch in Cronberg als eine
brüderlicher Pietät einen rein famili ären Charakter
^gt, haben doch einzelne deutsche Blätter daraus ein
^litisches Ereignis zu machen gesucht, um sich in
Ästigen Angriffen zu ergehen, welche auchdenKaiser
^fs tiefste verletzen müssen. Es wird damit ein
i Eud von Gesinnungsroheit verraten, welcher die
wusste Zurückweisung verdient."
. Londoner Blättern zufolge wird die Reise des Königs
^Sefähr zehn Tage beanspruchen.

Eine Rede des Erbgroßherzogs.
^ei dem 40jährigen Jubiläum des 5. Badischen Jnfanteiie-
^Unnents Nr. 113 in Freiburq kielt der Erb g roß h erzo g,
tz^^hef pxz Regiments, beim Festessen des Offizierkorps folgende
h,, Meine Herren! Nachdem wir dem allerhöchsten Kriegsherrn
yMdigt gaben, habe ich die Ausaabe, zu Ihnen zu sprechen.
tzE'Nen herzlichen Dank sage ich Ihnen für den freundlichen
d^dfang Das heutige Fest erfüllr mich mit großer Freude;
es srni» mich m-ch di'i-rften bevnißen z» können, die

Stadt-Theater.
H! Heidelberg, 23. Februar.
»Fedora". Trama in 4 Akten von G. Sardou.
. Andere Sensationen als sie ein Kriminalroman zu
fahren vermag, erwarte man von Stücken nach Art der
^dou'schcn „Fcdora" nicht. Man gehe eben ins
Filter, statt den alten Jahrgang der Gartenlaube vor-
nehmen, in dem das Schauergericht Strcckfuß'scher oder
N^Me'scher Phantasie zubcreitet ist. — Von einer Dich-
kann man durch Erzählen des sogenannten Inhalts
zureichenden Begriff nicht geben; ein Sardou'sches
s^aterstück läßt sich durch Wiedergabe der spannenden
hj El fast erschöpfen; das soll hier nicht geschehen. —
^ Und da leuchtet ein Stückchen geistreich gestalteten
tz Gebens auf; ich erinnere an das Gespräch der beiden
tzr?l>licre jm Salon der Gräfin Sukanff (2. Akl). Diese
ist eine fidele blasierte All rwelts-Russin, die in
lisinus macht und für den Komponisten Bolcslav
schwärmt. (Herr Krön es spielte ihn in der
Eke Eugen d'Alberts sehr hübsch).
fl,g ^arsstr Salonluft, dazu im ersten Akt ein Kriminal-
ist einem Petersburger Palais; dann im dritten Akt
^beSszene unter Bewachung durch Polizeimann-
vw"En: kurz Spannung über Spannung! Wie die
^e Frau von Savage ist die Saidou'sche „Fedora"
gxnliNkt, ausgezeichnet zu unterhalten, wenn man harmlos
ösx?"u,t ins Theater kommt. Die Aufführung unter der
E des Direktors befriedigte.

früher dem Regiment angehört haben und ich kann die hier so zahl-
reich erschienenen alten Kameraden nur herzlich willkommen
heißen. Es ist ein Beweis treuer Kameradschaft, daß sie es nicht
gescheut haben, zum Teil von weither hierher zu reisen, um am
40. Geburtstag der Stiftung des Regiments teilzunehmen. Das
mir über die Freigebigkeit der Stadt Berichtete verpflichtet mich,
als Chef des Regiments, Worte des Dankes für alles, was
gestern geschehen ist, dem Herrn Oberbürgermeister auszusprechea
und kann ich nur wiederholen, daß die guten Beziehungen, die
nun seit 35 Jahren zwischen der Stadt und dem Regiment be-
stehen, auch fernerhin und für alle Zukunft dieselben bleiben
mögen. Langer Jahrhunderte! Geschicke ist's, was uns fest ver-
bindet. Das, was die Armee groß und stark zu machen verhaft,
muß unsere Pflicht sein, wie es unsere Vorgänger thaten, die
Grundsätze, die Disziplin zu bewahren und dafür zu sorgen, daß
dieselben in der Armee den kommenden Generationen erhalten blei-
ben. Vierzig Jahre sind eine lange und an Ereignissen große
Zeit. So gedenke ich sehr lebhaft jener Tage, wie ich als junger
Mensch, als Kind möchte ich sagen, das Regiment, es war der
erste geschlossene Truppenkörper, den ich sah, in Karlsruhe ein-
rücken sah. Vor wenigen Tagen feierten wir die Erinnerungs-
tage jener großen Zeit, die die Einigung Deutschlands zur Folge
batte. Daß diese Errungenschaften auf den Schlachtfeldern
Frankreichs erkämpft wurden, steht wohl einem Jeden in leb-
hafter Erinnerung. Damals war das Regiment im Verbände
des XIV. Armeekorps. Die ruhmvolle Thätigkett im Feldzuge
70/71 desselben ließ die denkwürdigen Worte des alten Kaisers
der der dreitägigen erfolgreichen Verteidigung der Position an
der Lisaine aussprechen: „Die heldenmütige dreitägige Verteidi-
gung, eine belagerte Festung im Rücken, ist eine der größten
Waffenihaten aller Zeiten." Das sind große Zeiten gewesen und
indem wir sie uns erneut vergegenwärtigen, muß es unser aller
Bestreben sein, die ruhmvolle Geschichte des Regiments in vater-
ländischer Gesinnung zu erhalten, damit, wenn es wieder einmal
ernst wird, wir die Waffenehre Hochhalten können. Lange Jahre
ernster Friedensarbeit liegen hinter uns, und scharfen Ausblick
in die Zukunst zu halten, muß unser Bestreben sein, so wie es
die alten Kameraden gethan haben, ein Jeder an seiner Stelle,
damit die große Schule der Armee, Deutschlands Völkerstämmen
zum Segen, sich auch weiter entwickle in der Frtedenszeit, dem
Kaiser, unserm allerhöchsten Kriegsherrn aber das schärfste Schwert
in ernsten Zeiten erhalten wird. Die Freude, heute hier zu stehen
unter meinen alten Kameraden, drücke ich damit aus: Dem Re-
giment ein Hurrah l" _

Deutsches Reich.
— Der Reichstag hat aus Mangel an Beratungs-
stoff für einige Tage seine Sitzungen ausgesetzt. Der
Schwerpunkt l egt daher für einige Tage bei den Kommis-
sionen. Die Budgetkommission hat die Beratung
des Miltäretäts begonnen. In der Donnerstagssitzunq
regte beim Kapitel „Naturalverpflegung" der Zentrums-
abgeordnete Prinz Urenberg an, der Reichskanzler möge
veranlassen, den Man schiften durch wei ergehende Beurlau
bungen unter Beibehaltung von Gebührnissen die Mittel
zur Bestreitung von Urlaubsreifen zu beschaffen. Ter
nat.-lib. Abgeordnele Gras Oriola erklärte sein Einver-
ständnis mit dieser Anregung, da es wünschenswert se-,
daß der Soldat in Berührung mit der he-mischen Scholle
bbibe. Generalmajor v. Heeringen verwies darauf, daß
diese Ang legmheit gegenwärt g im Reichseisenbahnamt den
Gegenstand von Erwägungen bilden Auf eine Anfrage,
welche Erfahrungen die Militärverwaltung beim unmittel-
baren Einkauf vom Produzenten mache, erwiderte der
Regierun-iskomm ssar, indem er die Erfahrungen als günstig
bezeichnete. Der unmittelbare Bezug von Produzenten
nebme immer mehr zu.

Frl. Herrer war eine glänzende Feoora; wie sie
Rachedurst und Licbesleidenschaft, scharfe Beobachtung und
kalte Energie in ihrer Darstellung zu mischen wußte, war
großen Lobes würdig. Sie brqchte einen großen Zug in
die Saidou'sche FiaUr. Die Salondame stolzen Stils
liegt Frl. Herter vortrefflich. — Herr Rudolph ist
schwer erkältet, Hustenanfälle stellten sich häufig ein; wenn
Andere Federbetten auf sich türmen, stellt sich Herr Rudolph
in die Zugluft der Bühne und bringt einen Helden zur
Darstellung, der ein ganzer Kerl ist. Mag er seinen
Pflichteifer nicht durch schlimmere Erkrankung zu büßen
haben!
Für das gleichfalls erkrankte Frl. Schönberg trat
Frl. Paulsen ein. Sie gab die Figur der genannten
exaltierten Russin sehr elegant, geschickt, mit einer Dosts
Humor. Ganz vorzüglich brachte Herr Wein mann
einen Pariser Salonplauderer zur Darstellung. Den jungen
Attachä sp elte sehr hübsch H rr Bernau, den Polizisten-
führer Herr Birnbaum sicher in trefflicher Maske. In
der Rolle eines russischen Juweliers zeigte sich Herr Groß-
mann, wie mau cs an ihm gewöhnt ist, sehr tüchtig.
Das Haus war gut besetzt, gut geheizt, und als es sich
um 10 Uhr leerte, sah man allenthalben animierte Mienen.
L. FV.

Kleine Zeitung.
— Bon der Universität. Bonn, 21. Febr. Heute
unterzog sich zum ersten Mal eine Studentin, Katharina

Homburg v. d. H., 22. Febr. Am Nachmittag
stattete gestern der Kaiser der Kaiserin Friedrich
einen Besuch auf Schloß Fricdrichshof ab. Heute Vor-
mittag machte der Kaiser einen Morgenspaziergang und er-
ledigte danach Regierungsgeschäfte. Nachmittags zwischen
3 und 4 Uhr war der Kaiser wieder bei seiner Mutter auf
Schloß Wriedrichshof.
Baden.
Karlsruhe, 22. Febr. Der „Süddeutschen Reichs-
korresp." zufolge ergaben die technischen Beratungen der
Regierungsvertreter des Reichslandes, von Bayern und
Baden über die Regulierung des Oberrheins im
wesentlichen eine solche Uebereinstimmung der
Anschauungen, daß ein günstiger Erfolg auch der
administrativen und Kostenfragen im Laufe der nächste»
Monate zu erwarten ist.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Handelskammersekretär Dr. R. Planer in Karlsruhe die Er-
laubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen
Königlich Preußischen Kronen-Ordens vierter Klasse, dem Ge-
schäftsführer >Johmn Jakob Rentert in Karlsruhe die Er-
laubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen
Königlich Preußischen allgemeinen Ehrenzeichens, dem Landes-
kommissär, Geheimen Oberregierungsrat Föhrenbach in
Freiburg die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm
von dem Prinz Regenten von Bayern verliehenen Verdienst-
ordens vom heiligen Michael II. Klasse und dem Geheimen Hof-
rat Professor Dr. Kehrer an der Universität Heidelberg die
Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm von der
Königin-Regentin von Svanien verliehenen Komthur-Kreuzes deS
Ordens Jsabella's der Katholischen erteilt.
— Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog haben de«
mit der Leitung des Realgymnasiums zu Eltenheim beauftragten
Direktor Rudolf Oster zum Realgymnasiumsdtrektor ernannt.
Karlsruhe, 22. Febr. Der Großherzog empfing
heute Vormittag den Minister Dr. Buchenberger zu länge-
rem Vortrag und erteilte dann dem Geheimen Regierungs-
rat Professor Dr. Witt aus Berl n zur Ueberreickmiig der
von ihm herausgegeben-n Zeitschrift Prometheus Privat-
audi nz. Im Laufe des Nachmittags und Abends hörte
Seine Kömgl. Hoheit die Vorträge des Geh. Legations-
rais Dr. Freiherrn von Babo und des LegarionsratS
Dr. Seyb.

Ausland.
Frankreich.
Paris, 22. Febr. Jetzt hat auch Italien den Poste«
des Militärattaches bei der hiesigen Botschaft durch
den Oberstleutnant Grafen Baratieri neu besetzt.
Griechenland.
— Die Zahl der nach Amerika auswandernden griechi-
schen Frauen erhöht sich von Jahr zu Jahr beträcht-
lich. Die Aussichtslosigkeit, sich einen Wirkungskreis zu
schaffen oder in die Ehe zu treten, ohne über eine Mitgift
zu verfügen, treibt das weibl che Geschlecht dazu, sein Glück
in der Fremde zu suchen. So haben innerhalb von zwei Wochen
allem ans Arkadien 158 Personen die Reift über das

Freylag aus Koblenz, an der hiesigen Universität einer
Prüfung. Nachdem sie Ostern 1r99 am hiesigen städ-
tischen Gymnasium das Abiturienten-Examen bestanden hatte,
studierte sie hier He lkunde; sie erhielt heute bei der ärzt-
lichen Vorprüfung in allen Fächern das Prädikat „sehr
gut."
— Diebe in der Universität Berlin haben sich auch
in diesem Winter recht unangenehm bemekbar gemacht. Es
scheint sich w eder um einen Verbrecher zu handeln, da er
ganz system t sch vorgeht und nicht nur Uebeizieher, son-
dern auch alles Andere vom Riegel nimmt, Hut, Schirm
oder Stock. Auf kostbare Stöcke mit silbernen Krücken,
m ist kameradschaftliche Widmungen, scheint er besonderes
Augenmerk zu richten. Bisher ist es noch fast immer ge-
langen, solche „chronischen" Diebe zu fassen; hoffentlich
w rd auch der diesjährige Sem sterdieb bald hinter Schloß
und Riegel fitzen.
— Ein neuer sensationeller Kleiderfund wurde, wie
aus Könitz gemeldet wird, aus dem Dache des dortigen
Rathauses gemacht. Man fand nämlich einen Hosenknopf
mit einem etwa 1 großen Tuchstücke daran. Der
w chtche Fund wurde sofort dem Kriminalkommissar Kracht
zuqeführt, der mit Hilfe einiger m t Winter intim befreundet
gewesener Gymnasiasten, so vor allem des Sekundaners
Bocck, die Identität feststelllc. Letzterer erkannte den Knopf
sofort als zu den Wmtcrschen Hosen gehörig, die der Er-
mordete am 11. März getragen hat. In der linken Ecke
deS Tuchzipfels befinden sich einige Blutflecken. Die Auf-
 
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