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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1901 - 28. Februar 1901)
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Hervorzuheben isr »och, daß sich alle Redner g egen den Ge-
danken einer Weinsteuer aussprachen. Dieselbe Kommission,
der das Schaurnweinsteuergesetz überwiesen worden ist, wird auch
die Weingesetznooelle zu beraten haben.
Am Montag setzt der Reichstag wieder die Etatsbera-
tung fort.
Badm.
Karlsruhe. 9. Febr. Der badische E ise nb a h n r at
trat heute Vormittag 10 Uhr zur 41. Sitzung zusammen.
Auf der Tagesordnung standen die folgenden Gegenstände:
1. Ausgabe des Nachtrags VIII zum Verzeichnis der Aus-
uahmetarite; 2. Ausnahme des sogenannten Rohstofftarifs
in den Gütertarif des inneren badischen Verkehrs; 3. Be.
ratung des Sommerfahrplans 1901. Die Verhandlungen
waren um 3 Uhr beendet.
Sachsen.
Dresden, 9. Febr. Die Besserung im Be-
finden des Königs schreitet langsam vorwärts, doch ist
auch weiterhin noch Ruhe erforderlich. Die Königin isi
an einem Bronchial-Katarrh erkrankt und wird einige Tage
das Bett hüten müssen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Kommandanten des II. Gendarmeriedistrikts Oberst Eugen von
Chris mar in Freiburg das Kommandeurkreuz zweiter Klasse
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und denselben auf
sein Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen und treu
geleisteten Dienste in den Ruhestand verletzt. Den Königlich
Preußischen Oberstleutnant a. D. Eduard Freiherrn von Bod-
man in Lichtenthal zum Kommandanten des II. Gendarmerie-
distrikts und den Königlich Preußischen Major a. D. Eduard
Stemwerman in Lichtenthal zum Kommandanten des
lll. Gcndarmeriedistrikts in Karlsruhe ernannt.
Karlsruhe, 9. Februar. Der Großherzog nahm
heute Vormittag verschiedene Vorträge entgegen. Darnach
meldeten sich der Major von Einem fl 1a suits des 4.
Garde-Regiments zu Fuß und Eisenbahn-Linien-Kommissar,
sowie der Rittmeister Freiherr v. Holzing-Berstett im Garde-
Kürassierregiment und kommandiert als Ordonnanz.Offizier
Sr. Größt». Hoheit des Prinzen Max. Zur Frühstücks-
tafel erschien die Prinzessin Wilhelm. Nachmittags 2 Uhr
verließen der Erbgroßherzog und die E^bgroßherzogin die
Großherzoglichen Herrschaften und kehrten nach Koblenz
zurück. Die Großherzogin gab denselben das Geleite zum
Bahnhof. Gegen halb 3 Uhr begaben sich der Großherzog
und die Großherzogin, einer Einladung des Oberbürger-
meisters folgend, in das Rathaus zur Besichtigung des neu
eingerichteten Raumes, der für die Civiltrauungen bestimmt
ist. Am Abend nahm der Großherzog die gewöhnlichen
Vorträge entgegen.
Ausland
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 9. Febr. Von czechischer Seite wird erklärt,
daß, wenn vom Präsidium des Abgeordnetenhauses Inter-
pellationen in nichtdeutscher Sprache zurückgeiriesen
werden sollten, die czechischen Abgeordneten unverzüglich
jede »vettere Verhandlung des Abgeordnetenhauses unmög-
lich machen werden. Für Dienstag sind bereits czechische
Interpellationen angemeldet.
Wien, 9. Febr. Das Befinden König Milans
hat sich heute Nacht wesentlich verschlimmert.
Frankreich.
Paris, 10. Febr. Der diese Woche zur Verhandlung
kommende Artikel 11 des V er ein s g es e tzes, der ins-
besondere gegen die S ch u l th ät i g keit der Kongre-
gationen gerichlet ist, wird zu einer großen Redeschlacht
Anlaß geben. Unter anderen weidtN Graf De Mun
im Namen der Konservativen und Leon Bourgeois im Na-
men der Regierungsrepublikaner das Wort ergreifen.
Spanien.
Madrid, 9. Febr. Heute wiederholten sich die a nt i-
klerikaleu Kundgebungen, an denen besonders wieder
Studenten beteiligt waren. Vielfach wurden bedenkliche
Rufe laut. Ein Bischof wurde in seinem Wagen furchtbar
ausgepfiffen und mit Steinen geworfen, so daß er eiligst
flüchtete. Die Polizei mußte oft mit Säbelhieben ein-
schreiten.
Asien.
Honkong, 9. Febr. In Wumschuk sind 4 Mann
hingerichtet worden, die im Zusammenhang mit den auf
die Deutschen verübten Angriffen verhaftet worden waren.
Tie Chinesen meinen, daß nur zwei von ihnen zu den
Schuldigen gehören.
Peking, 9. Febr. Die fremden Gesandten
kamen gestern zusammen, um über das von den Chinesen
vorgelegte Edikt zu beraten, das sich auf die Aufhebung
der Prüfungen für fünf Jahre und die Bestrafung der
Beamten bezieht, die schuldig sind, die Frevel gegen die
Ausländer nicht unterdrückt zu haben. Die Gesandten b e-
anstandeten den Wortlaut des Edikts, der den Anschein
erweckt, als ob die Unruhen lediglich durch das Vorgehen
der eingeborenen Christen verursacht worden seien.
Das Edikt war sonst befriedigend und wurde nach
Maßgabe der Gesandten umgeändert, um an die Chinesen
zurück zu gehen.
— Das Oberkommando meldet aus Peking vom

Kiew aufbewahrt wurden, als die Eindringlinge aus Zentral-
asien sie besetzten.
— Parfümierte Gastfreundschaft. Die neueste Form
überverfeinerler Pariser Gastfreundschaft besteht in der Be-
nutzung parfümierter Wärmepfaunen sür die Belten der
Gäste. Nach Erforschung des Lieblingsduftes des Gastes
werden Bettleinen und -Decken damit, mit Maiblümchen-,
Rosen-, Heliotrop oder anderem Geruch parfümiert. Ob
der Gast davon beim Erwachen Vergnügen oder . . . Kopf-
schmerzen hat, wird nicht berichtet.

8. Februar: Kolonne Cleve ist heute ohne Zwischenfall
nach Peking zurückgekehrt. Kolonne Trotha erreichte heute
auf dem Rückmarsch Tsingho (10 Klm. nördlich Peking).
Eine Jäg erk o mpagnie mit je einem Zug Kavallerie,
berittener Infanterie und Gebirgsartillerie ging über Nankhau
auf Tschatau vor (43 und 62 Klm. nordwestlich Peking),
um Jenkhing (72 Klm. nordwestlich Peking) aufzusuchen,
von wo kürzlich Christenmorde gemeldet wurden.
Afrika.
— Man hat ausgerechnet, daß von der gesamten eng-
lischen Truppenzahl in Südafrika nur etwa 22 000 Manu
für den Feldkrieg verfügbar sind. Die Infanterie ist voll-
ständig festgelegt zum Schutz der Eisenbahnen; sie ist auch
im Feldkrieg den berittenen Buren gegenüber im Nachteil.
Jene 2200 Mann sind ebenfalls beritten. Für das un-
geheuer weite Gebiet der beiden Burenrepublikeu und des
Kaplandes reichen sie nicht aus. So hat nun Kitchener
ein neues Mittel ersonnen. Er bezeichnet in einem Bericht
an die Regierung es als unbedingt erforderlich, in allen
von den Buren besetzten oder bedrohten Gegenden die
Lebensmittel entweder wegzunehmen oder zu
vernichten. Andernfalls würde der Widerstand der
Buren nicht gebrochen werden können. Kitchener
fordert also die Verwüstung des Landes. Auch damit wird
er seinen Zweck nicht erreichen, da die Burenscharen be-
kanntlich ihre Lebensmittel schon seit einiger Zeit bei den
Engländern holen, indem sie englische Proviantzüge ab-
fanaen. — Mit den von Kitchener dringend verlangten
Verstärkungen von 30 000 Mann scheint es nicht sehr glatt
zu gehen. England hat eben keine Reserven. Unter
solchen Umständen ist die Stimmung in England
recht mißmutig. Chamberlain hatte versprochen, dem
wiederzusammentretenden Parlament den Regerungsplan
für die beiden annektierten Bureustaaten zu unterbreiten.
Nun steht der Zusammentritt des Parlaments in wenigen
Tagen bevor, aber statt des Regierungsplans muß Cham-
berlain die Forderung von Verstärkungen vorlegen. Sein
Stand wird ohne Ztveifel viel schwieriger sein, als er es
während der letzten Session war. Schon hat selbst ein Kon-
servativer, Sir Edward Clarke, in der Generalversammlung der
Konservativen Association für den Frieden gesprochen
und sogar die Bedingungen zusammenstellt, die den
Buren unterbreitet werden sollen. Ein großer Knalleffekt
steht vielleicht nahe bevor, Clarke schlägt Folgendes vor:
1) Es soll allen ohne Unterschied sofortige nnd vollständige
Amnestie zu Teil werden, die Waffen gegen England ge-
tragen haben; 2) absolute Gleichheit in zivilen Rechten und
fiskalischen Lasten unter den Einwohnern des Freistaates
und des Transvaal; 3) Zusicherung einer Verwaltung auf
der Basis des bisherigen Gesetz-Systems für beide Länder,
und 4) Fortdauer, wenigstens so weit als durchführbar,
der Gewalt lokaler Selbstregierung. — Auch spricht man
in England schon davon, daß der Lapgouverner Milncr,
der an dem Krieg eine Hauptschuld trägt, abberufen wer-
den soll. Desgleichen soll Kitchener durch General Erelga
Wood ersetzt werden. Ob sich diese Meldungen bestätigen,
das bleibt abzuwarten.
H eidel b e rg (Transvaal), 7. Febr. Die Buren
griffen gestern dm Postzug zwischen GreyUngstad und
Vlahfontein an. Die Eisenbahnlinie war unterminiert
und durch Explosion einer Miene wurde die Lokomotive
des Zuges teilweise zerstört. In kurzer Entfernung vom
Zuge befanden sich 400 Buren. Die Eskorte des Zuges
cröffmte sofort das Feuer, welches vom Feinde kräftig
erwidert wurde. Fast alle Reisenden sind ver wundet,
neun derselben schwer. Als Verstärkung von Greylingstad
heranräckte. zogen sich die Buren zurück.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 11. Februar.
Todesfall, In der Nacht auf Sonntag starb nach länge-
rem schweren Leiden Professor Ernst Pagenstecher im Alter
von über 70 Jahren. Der Verblichene gehörte von 1851 bis
1871 der hiesigen Universität zuerst als Privatdozent, dann als
außerordentlicher P-ofcssor der Rechtswissenschaft an. Im letzt-
genannten Jahr gab er sein Amt auf und lebte seitdem hier als
Privatmann. An dem öffentlichen Leben nahm er nur wenig
Teil. Pagenstecher war ein großer Freund des Schachspiels; der
Schachkluv verliert in dem Dahingeschicdenen sein Seniormitglied.
Von der Universität. Dem Geh. Rat Professor Dr.
Gegenbaur wurde von der „Oevootsohasp äsr Lororäsrivg
von Mtur-Oöuss-su Oesllrunsts ts Lwstsräsrn" die goldene
Swammerdan-Medaille, welche nur alle zeun Jahre verliehen
wird, zucrkannt. — Der Aiststent am Institut für vergleichende
Anatomie an der Univeisität Würzburg, Privatdozent Tr.
BrauS, ist als außerordentlicher Professor an hiesige Univer-
sität berufen worden.
/X Studentischer Fackelzug. Mittwoch, 13. Februar, findet
der Fackelzug der Studentenschaft zu Ehrendes gegenwärtigen
und des zukünftigen Prorektors, der Herren Rosenbusch und
Hausrath, statt.
O Voettge-Konzert. Ja, was ist denn heute im städtischen
Saalbau los? fragte gestern ein Fremder, als er nachmittags
von V-4 Uhr an das Hasten und Drängen nach dem Saalbau
ansah. Meister Boettge ist aus Karlsruhe mit seiner gesamten
Kapelle gekommen und wird heute um 5 Uhr ein Wiener
Walzer Konzert geben. lautete die Antwort. Das mag zur
Kennzeichnung der Situation genügen. Lange vor Beginn des
Konzerts war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. 8—MO
Personen waren sicher versammelt. Pünktlich begann das Konzert
und mit jeder Programmnummer erntete die Militärkapelle nicht
enden wollenden Beifall. Das Konzert verlief, wie vorausgesagt
worden ist und wie man eS nach den vorauSgcgangenea Mann-
heimer Berichten Voraussagen konnte, glänzend. Zu drei Zu-
gaben mußte sich die Kapelle entschließen. Wir wollen unseren
Bericht nicht schließen, ohne Herrn Boettge für sein Erscheinen
unfern Dank auszusprcchcn. Möge er aus dem Verhalten und
aus dem Beifall des Heidelberger Publikums ersehen haben, daß
wir auf ein baldiges Wiedersehen rechnen; ein voller
Saal, und wäre es auch die gestern wieder als Notwendigkeit
erscheinende Festhalle, wird ihm sicher sein. Bemerkt sei noch,
daß das Konzert dem Theaterbesuch keinen Abtrag gethan hat,
denn dos Theater war nahezu ausverkauft,
^ Salvator-Fest Im Roden st einer findet das dies-
jährige Salvator fest vom 22. bis 27. Februar statt. Herrn Reith
ist es auch dieses Jahr gelungen, die 1. Bairische Schützen-
Kapelle Fürth-Nürnberg auf 5 Lage anzuwerben. Dieselbe wird

auch dieses Jahr ihre Anziehungskraft nicht verfehlen und das
Prosit der Gemütlichkeit an die feucht-fröhlichen Besucher er-
klingen lassen.
Kindergarten. Im Kindergarten des Fröbelvereins können
wieder junge Mädchen, welche sich zu Kindergärtnerinnen oder Kinder-
pflegerinnen ausbilden wollen, Aufnahme finden. Erfahrungs-
gemäß finden Mädchen, welche sich die Fröbel'sche Beschäftigungs-
weise angeeignet haben, rasch lohnende Stellen in guten Familien.
lH Schöffengerichtssitzung vom 9. Febr. 1) Barbier Ludwig
Hahn Ehefrau in Krrchheim b. H. erhielt wegen Beleidigung deS
Uhrmachers August Friedr. Lehr daselbst 15 Geldstrafe,
2» Georg Stephan, Kutscher hier, wegen Beleidigung der Rosine
Albrecht, ledig, hier 14 Tage Gefängniß. 3) Die Klage gegen
August Sommer, Tonnenfuhrmann, Ehefrau hier, wegen Belei-
digung der Göttlich Megerle, Fuhrmann, Ehefrau hier wurde
zurückgenommen. 4) Das Verfahren gegen Karl Wild tn Pforz-
heim wegen Beleidigung des Georg Trick, Lithograph hier, wurde
wegen verspäteter Anklage eingestellt. 5) A. Brunner, Wein-
Händler hier, erhielt wegen Beleidigung und Körperverletzung der
Elise Rhein, Dienstmädchen in Gaiberg, eine Geldstrafe von 40
und 10 die Privatklägerin Rhein erhielt 5 Geldstrafe.
6) Die Klage gegen Georg Schmuch, Uhrmacher hier, wegen Be-
leidigung des Martin Göyelmann, Dekorationsmaler hier, wurde
durch Vergleich erledigt.
— Polizeibericht. Verhaftet wurden drei Personen wegen
Bettclns, ein Taglölmer wegen Ruhestörung, ein Schlosser wegen
Ruhestörung und Widerstands, ein Frauenzimmer wegen Trunken-
heit und ein weiteres Frauenzimmer wegen Umherztehens. Wegen
Unfugs kamen 12 Personen zur Anzeige.
— Handschuhsheim, 9. Febr. (Handwerkerversamm-
lung.) Tie geitern Avcnd im Raihaussaale dahier abgehaltene
Generalversammlung des Vereins selbständiger Handwerker war
ziemlich gut besucht und nahm einen lebhaften Verlauf. Zum
1. Punkt der Tagesordnung erstattete Herr Schmiedemeister und
Gcmeinderat Fr. Thur echt Bericht über die erste Sitzung der
Handwerkerkammer Mannheim, welchen interessanten Ausführungen
die Mitglieder mit großem Interesse folgten. Hierauf berichtete
der Vornand des hiesigen Handwerkervcreins, Herr M. Lenz,
über die Bestrebungen des genannten Vereins zur Errichtung
einer gewerblichen Fortbildungsschule in unserem Ort. Redner
ging in längerer Ausführung auf den Nutzen und die guten
Ziele einer, solchen Schule ein und brachte sodann einige Schrift-
stücke der zuständigen Behörden zur Verlesung. Bis jetzt hat
die hiesige Gemeindeverwaltung sich ablehnend gegen die Absicht
des oben genannten Vereins verhalten. Infolgedessen sahen sich
die Vorstandsmitglieder veranlaßt, in verschiedenen Eingaben an
das Großh. Bezirksamt sowie an das Ministerium des Inner»
vorstellig zu werden. Nachdem die hiesige Gemeindeverwaltung
sich nun neuerdings wiederum gegen die Errichtung einer gewerb-
lichen Fortbildungsschule ablehnend verhielt, wurde auf An-
ordnung vom Großh. Bezirksamt eine Bürgerausschußsitzung an«
geordnet, die über diesen Punkt zu beraten hat. Auf erfolgte
Anfrage eines Mitgliedes, warum der Gemeinderat sich in dieser
Sache stcls ablehmnd verhalte, erklärte Herr Gemeinderot Th-
den ablehnenden Standpunkt der hiesigen Gemetndeverwaliung.
Nach Ansicht des hiesigen Gemciuderates soll die Anschluß-
frage an Heidelberg in nächster Zeit zur Erledigung
kommen und nur aus dem Grunde wurde die Errichtung
einer Gewerbeschule an hiesigem Platze für überflüssig gehalten.
Bei der nun folgenden lebhaften Debatte erklärten sich ver-
schiedene Mitglieder des Vereins für die Errichtung einer Schule.
Ein Landwirt bemerkte dabei, daß in hiesiger Gemeinde für viel
zwecklosere Sachen größere Ausgaben entstanden seien und deß«
halb könnte die Verwaltung wohl auch einen kleinen Betrag z»
Gunsten der hiesigen zahlreichen Jugend, welche in Gewerbe-
betrieben beschäftigt ist, opfern. Nachdem noch verschiedene
Redner über diesen Punkt gesprochen hatten, wurde die Ver-
sammlung geschlossen.
L. Kirchh im. (Die hiesige Feuerwehr) begeht i»
diesem lapre ihr 25jähriges Stiftungsfest, verbunden mst
Fahnenwe he und hat zugleich auch den diesjährigen Kreis-Feuer-
wehrtag übcrnomme.i. Die Vorbereitungen dazu haben bereit
begonnen; der Festausschuß ist gebildet und wird sich bemühe»,
das Fest zu einen schönen zu gestalten. Wir zweifeln nicht daral"
daß auch die malerrelle Unterstützung Vonseiten der hiesigen Ein-
wohner so ausfallen wird, daß das Feuerwehrfest vor keinem del
tu den letzten Jahren hier gefeierten Festen zurückzustehen brauch!
Karlsruhe. 9. Febr. (Oberbürgermei st erwähl) Das
Resul-at der heule Vormittag abgebaltenen Wahl!andlung w<ck
folgendes: Von 101 abgegebenen Stimmen fielen 100 aus Heil»
Oberbürgermeister Schnetzler, 1 auf Herrn Sradtral Weili-
Die, man darf wohl sagen, einstimmige Wiederwahl des bis-
herige» S adtoberbaupteS wird allgemein als ein zwar selbstver-
ständliches, aber darum nicht minder hocherfreuliches Ereignis
ausgenommen werden.
L Karlsruhe. 10. Februar (Selbstmord.) Von zv>e-
Fähnrichen, welche mit dem Zuge, der um 9 Uhr 32 Mt»-
hierankam von der Kriegsschule in Potsdam kommend hterhj-
fuhren, hat fick der eine auf der Strecke zwischen Frankfurt a. M'
und hier im Zugsabort euren Schuß in den Umcrleid beigebraÄ-'
Der schwer Verletzte wurde hier in das. Spital überführt und >»
heute Nachmittag seinen Verletzungen erlegen.
ö 6. Karlsruhe, 10. Februar. (Fastnacht.) Das Groß^'
Bezirksamt verfugte aus Grund der W 59 und 63 R.-St.-G.-A
daß an Fastnacht Uniformen, Amts- oder geistliche Klei
düngen von den Masken nicht gelragcn werden dürfen. — Df'
2 städt. H e st h a t l e n m aske n ba t l war stärker besucht, als ff
zuvor. Die Bruttoeinnahmen betrugen nahezu 7600 Mk, 3^
Gegensatz zum ersten Maskenball herrschte gestern an originell^
Masken kein Mangel. Die Gruppen waren so zahlreich »»"
so gut vertreten, daß 9 (statt 3) Preise zur Verteilung gelangt,
Den ersten Holle sich eine Truppe „Slaven in der Völkerwu»^,
rnng", de» zrveilen eine „Akrovatentruppe ans Kamerun". Fer»ff
wurden preisgekrönt: eine Negerkopelle, eine Gäuseherde, ei»
„Alte Weiber-Riege", „der Tag" (Nachbildung der Scherl'E,
Zeitung) und eine Gruppe, die das „Münchener Hofbräuha»,„
markiert (wandelnde Fässer not Münchner Kindl). Es fei»!
natürlich auch nicht an politischen und lokalen Anspiel»»»:)
(Li.-Hung Tschang, Sierr.beig), Ein Schalk, der sich n»'g,
unförmigen Hülle eines „Transformators" ^verborgen yn>
bezeichnte die Ungetüme als die moderne» „Straßenöfen"
Residenz. Unter den Damenkostümen wurden eine „Türn»
und ei e „Wassernixe" viel bewundert .

Heidelberger VereinsangelegenheiLerr ,
** Harmonie-Gesellschaft. In dem „zufällig einmal freier
großen Saale des Gesellschaftshauses fanden sich am Sainftzs,
Abend die Mitglieder zahlreich ein, um, wie di: „Parole" bel»),,
die „Vorfeier des Geburtsfestes Sr. Närrischen Hoheit des Pr»A,
Karneval" in närrischer Weise zu begehen. Männlein und M-'b
lein hatten zur Feier des Tages die übliche humoristische
bedeckung angelegt, die Damen besonders waren in äußerst ma»^
facher, geschmackvoller, teilweise aber auch sehr umfangreicher ^
hauptung erschienen. Die von Sr. Hoheit befohlenen Ueb»»A-
wurden mit gewohnter Pünktlichkeit ausgeführt. Vergnüg»»^
Ausschuß und Mitwirkende haben sich um das schöne Gel»M
des Abends sehr verdient gemacht. Auf Einzelheiten des
abwechslungsreichen Programmes einzngehen, würde zu weit fü»^,
die Komischen Szenen, Kouplets, 2 flott gespielte Theater»»^!
alles hatte durchschlagenden Erfolg; ein gemischter Chor,
allgemeinen Hervorruf wiederholt werden mußte, und
Männerchöre unter strammer Leitung des Herrn Musikdiren^l
Bartelt, der den erkrankten Hrn. Sohlender vertrat, allgemeine O
und nicht zuletzt heilere Musikstücke des städtischen Orchesters » .
 
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