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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#1262

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Wir meinen vielmehr, datz es nur erfreuNch sein
künn/ wenn auch katholische Theologech sich weiteren
philologifchen Studien zuwenden 'und isi der Staatsprü-
füng gnte Kenntnisse nicht nur aüf dein Gebiet der klassi-
schen Sprachen, sondern auch auf dem der Mathematik
und Naturwissenschaften nachweisen, wie dies mehrfach
geschehen ist.

Doch anch hier mögen Zahlen bezüglich der Bedeu-
tung der erhobenen Bedenken sprechen! Zur Zeit find im
badischen Mittelschüldienst 9 katholische Geistliche vep-
wendet, welche die vollständige philologische Staatsprü-
fung beständen haben. Zwei weitere Lehramtspraktikan-
ten geistlichen Standes sind keine Angehörige des badi-
sck-en Staates und nicht in den badischen Schuldienst ge-
treten.

Von den fraglichen 11 Geistlichen haben die Staats-
prüfnng abgelegt:

im Iahre 1903 .... 2,

„ 1902 .... 3,

„ 1901 .... 1,

„ „ 1900 .... 1.

Die übrigen 4 in früheren ^ahren.

Es sind somit von im ganzen 635 an den badischen
Mttelschulen, einschlietzlich der Lehrerseminare, verwen-
Leten, akademisch gebildeten Lehrkräften 18 katholische
Priester! llnd diese kleine Zahl von katholischen Priestern
in den Lchrkörpern der Ladischen Mittelschulen sollte eine
so verhängnisvolle Einwirkung auf den in diesen An-
stalten herrschenden Geist, auf die Art der Unterrichts-
verteilung, auf die Anschauung von Lehrer und Schüler
ausüben, sollte zu einer fürtschreitenden Klerikalisierung
der badischen Mittelschulen führen, wie hies der Artikel-
schreiber behauptet?

Wir glauben dies nicht! Wir haben eine bessere Mei-
nnng von unserem akademisch gebildeten Lehrpersonal,
von deni in ihm herrschenden Geiste, von dessen Pslicht-
treue und staatlichem Sinn!

Deutsches Reich.

— Durch die plötzliche Einführung 'helIer O f s i-
z i e r s ü b e r r ö ck e ist die Tuchindustrie der sächsischen
Obörlausitz so schwer geschädigt worden, >daß die Zittauer
iHandels- und Mowerbekammer beschlossen hat, beim säch-
sischen und auch bedi preutzischen Ministerium in einer
Eingabe vorsiellig zü werden, um eine weitere sschädigung
der Jndustrie zu verhüteu. Früher waren sür diese Röcke
Tuche in zählreichen Farbennuancen zugelassen, demge-
mäß mußten auch reich ausgsstattete Tuchvorräte vor-
handen sein. Als dann die Verovdnung bezüglich dev
hellen Offiziersröcke kam, welche besttmmte, daß vom
Tage .der Verkündtgung an Neuanschasfungen in den
früheren FarLen nicht mehr zulässig seien, waren die
fertigeu Röcke in den Schneiderwerkstätten sofort enr-
wertet. . Eine Firma hatte solche Röcke im Werte von
70 000 Mark vorrätig. Ein Schneider hatte ettva 100
Röcke auf Bestellung hergestellt. Die betreffenden Offi-
Ziere nahmen sie nicht mehr äb, sondern wünschten nun
helle Röcke dafür. Um es mit der Kundschaft nicht zu
verderben. mußte auf solche Wiinsche eingegangen wer-
den. Die hundert Röcke wurden dann für 3 Mark sür
das Stück an Droschkenkutscher losgeschlagen.

— Was es mit der berühmten „Einigung des
L i n k s l i b e r a l i s m u s in Wirklichkeit aiif sich hat,
wie weit sie von ihrer Verwirklichung entfernt ist, dafür
hat man in den letzten Wochen schlagende Beispiele erlebt.
Freisinnige und deutsche Bolkspartei wurden im Reichs-
tag notdürftig unter einen Hut gebracht, aber die Ent-
rüstung Richters über die badischen Volksparteiler dauert
weiter; freisinnige Volkspartei:. und freisinnige Vereini-
gung sind wegen des Verhaltens Barths gögenüber der
Sozialdemokratie sehr schlecht auf einander zu sprechen:
und nuii stellt sich von neueni heraus, das; auch inner-
halb der Neunmänner-Partei der frcisinnigen Vereini-
gung keine Einigkeit über das Verhalten gegenüber ,der
Sozialdemokratie besteht. Der Wgeordnete Dr.
Pachnicke von der freisinnigen Vereinigung hat die Kühn-
heit gehabt, auf der in Schwiebns gehaltenen General-

inal in den Ballsaal zurückzukehren nach dem, was geschehen
war, hatte cr keine Lust.

Alsdann nahm er seinen Mantel um, setzte den Hut aus
und ging heiterer, als er je seit Wochen gewesen, nach Hause.

Tas erste, was Fritz Wehncr am nächsten Morgen tat, war,
seinen Verlobungsring und ein kleines Portemonnaie aus
Schildpatt, welches Erna ihm geschenkt hatte, einzupacken und
nebst seiner Msitenkarte ihr zuzusenden. Kanm hatte der
Dienstmann, welchen er damit beaustragt, sich entfernt, so kam
es ihm zum Bewußtsein, daß er die Rinye, Ernas sowohl wie
seinen, ja selbst eingekaust hatte, und daß es demnach eigentlich
lächerlich wäre, ihn ihr zu schicken. Er rief daher den Dienst-
mann zurück und nahm den Rinz aus dem Päckchen. Wenn
sie das Portemonnaie erhielte, so würde fie ja wohl auch wis-
sen, was sie davon zu halten hätte. Dasselbe war der einzige
Gegenstand, den er je von Erna erhalten hatte. Sehr kostbar
war cs nicht, aber trotzdem hatten Diesebachs getan, als ob
es ein Juwel wäre. „Sonntagsausgehportemonnaie" hatte Do-
rowsky es getaust, als cr es zum ersten Mal sah und hörte,
daß rs cin Angebinde von der Brant seines Herrn sei.

„Borowsky", sagte Fritz, zu seinem treuen Fastotum tte-
tcnd und ihm den Ring vor die Augen haltend, „sieh' mal, was
:bas ist?"

Boröwskh betrachtete den kleinen blitzcnden Ring genau.

„Das scheint mir sozusagen der Verlobungsring vom Herrn
zu sein", .meinte er bedächtig, indes es in seinen Augen auf-
.leuchtcte.

„Gut geraten, Borowsky", lobtc Ftth. „Mein Verlobungs-
ring — ja. Jch schenke ihn Dir, falls Du mal in die Lage
kom-men solltest, so was zu gebrauchen."

Ter Alte krahte sich den graucn Kopf. „Ne, Herr — ich
bin nicht vor die Weiber, aber — im Ernst, Herr — der Ring
ist nicht mehr nötig? Was?" Und schlau blinzelte er zu Fritz
aus.

„Nein, Borowsky, er ist nicht mehr nötig, ich schenke ihn
ttiirklich. Kannst ihn nehmen."

versammlung des sreisiunigen Bauenivereins „Nordost"
die Anpreisimg des „Anschlusses" an die Svzialde -
mokratie odee des „Zusammenmirkens" mit ihr als
eine moralische Mskreditterung des Liberalismus zu be-
zeichueu.

„Diese. Bestrebuiigen", sagte er, „stnb geeignet, den Glau-
ben an den Liberalismus zu erschüttern, Entmutigung un!d
Wewirrung in die Wählerschast zu bringen. Wie sich die So-
iziqldemokratie später eiumal Mtwickelt haben trürd, skann
hent niemand wissen. 'Einstweilen gibt sie sich als die Fn-
tercssenvertrctung einer einzelnen Bevölkerungsklasse mit der-
selben E i n s c i t i g k c i t, mit welchcr das Agrariertnm
den Stand vcrtritt, aus dem es hervorgehi, und sie versagt in
Fragen der La n d e s v e r te i d i g ung völlig. Der L i b e-
ralismns ist seiner ganzen Natur nach auf das Ge-
sam t i n t e re ss c, nicht auf Klasseupo'litik, auf das Ge-
meinwohl, nicht auf Eigennutz gerichtet, und er gibt für
des Vaterlcmdes Wehrkraft und Weltmachtstel-
lung her, was er nach ernster Prüfung als nottvendig aner-
kannt hat. Das sind Gegensätze, die sich nicht verwischen oder
vertuschen lassen. Ein irgendwie geartetes Biindnis mit der
Sozialdemokratie ist schon deshalb au s g es ch l o ss e n, Iveil
sich diese mit dem Llberalismus nichr verbündcn, sonderu ihn
verdrängen und sich an seine Stelle setzen will." Um unserer
Selbsterhaltung willen müssen Ivir offen sagen, warum wir nicht
Sozialdemokraten sind, und warum wir nicht wünschen kön-
nen, daß andere es werden. Wer sich trotz alledcm zu den
Sozialdcmokraten hingezogcn sühlt, mag sich ihnen anschließen.
Wir abcr empfindcn liberal, wie srüher, so jetzt. Durch den
Beitritt dcr Nationalsozialen hat sich daran nichts geändert.
Denn nicht das war der Sinn dieses Beitritts, datz wir libera-
len nationalsozial, sondern datz die Nationalsozialen liberal
werden sollten, soweit sie es nicht schon gewcsen oder geworden
sind. Die Freisinnige Vereinigung wird sein, was sie war,
oder sie wird nicht sein. Wir verzweifeln nicht an der Zukimft
des Liberalismus, zumal dann nicht, wenn es geliugt, die jetzt
zersplitterten Kräfte znsammenzufassen und sie — in welcher
Form immcr — zu eincm zugleich emheitlichcu und kraftvollen
Vorgehen zu bestimmen. Die Einigimg der Liberalen ist schcm
darum nötig, weil ohne dieselbe der Liberalismus cine poli-
tische Macht nicht werden kann. Hat man aber dieses Ziel ein-
mal ins Auge gefatzt, dann mutz schon jeht allcs hinwegge-
räumt werden, was der Erreichung des Zielcs hinderlich im
Wcge steht. Wer hente noch döni Gcgcnsah verschärft, versün-
digt sich an nnserer Sache.

Diese Aussührimgeu sind von der Gmeralversomm-
lung mit stürwischem Beifa11 aufgenommen
worden.

— Jn Berlin ist ein B u r e a u f ü r S o z i a l p o -
Iitick ibegründet worden. Es wssid ä'mgerichtet anf
Grund eines Vertrages der Gefellschaft sür Soziale Re-
form, der Gesellschaft „Söziale Praxis" und des Vereins
für Sozialpolitik mit dem Jnstitut für Gemeinwohl in
Frankfurt a. M. und soll als Heimstätte und Mittelpnnkt
der in jenen Gruppen vertretenm praktischen und wissen-
schastlichen Bestrebuügm dienen. Nach den porlänfigm
Plänen soll dies ,Bureau nnter Äeitnng des Professors
Francke einerseits die Jnteressm jener Gesellschaften ver-
treten, anderseits Bisbliothek, Apchiv, Lesezimmer un'd
Beratungszimmer sozialpolittschen Interessenten zur Ver-
sügung stellm imd in Arbeiterangelegenheitm Auskunst
nnd Rechtshilfe gewähren. Die Mttel sind teils vom Jn-
stttut für Gemeinwohl und der 'Soz-ialen Praxis, teils
von Freunden der Sachst iausgebracht. Das Burean
untersteht einem Ansschnß, dm Frhr. v. Berlepsch. Prof.
Francke, W. Merten-Frankfnrt a. M., Prof. Schmoller
nnd Dr Stein-Frankfurt a. M. bildm.

Wiirttcmbcrg.

Heilbronn, 17. Dez. Um 11 ,Uhr versanimelten
sich, lautt „Franbf. Ztg.", die b ü rgerlichen K o I l e-
g i e n, nm nnter deni Vorsitz des nkrestm Gemeinderats
und der Anwesmheit des Oberamtmanns, 'dessen Mittei-
limg über den viermonatlichen Urlanb des Oberbiir-
germeisters Hegelmater und dessen A m t s r ü ck -
tritt mtgegm zu nehmm und darüber Beschlüsse zu
fassen. ' Die bürgerlichen Kollegien habm beschlossen, an-
zuerkermm, daß durch die vorgebrachten ärztlichen Zeug-
nisse die Voraussetzung ber Pen'sioniernng im Sinne des
Beämtm-Pmsionsstatuts dargetan und daß sie bereit sinb.
Las Gehalt, wie vom Oberbürgermeister Hegelmäier ge-
wünscht, bis zum 1. stuli 1904 voll zu bczahlm, von
welchem Tage an der Pensionsgehalt in Kraft tritt. Sie
wünschen ferner, daß die Regelung der Amtsverweserei
bis znm erfolgten Rücktritt zurückgestellt werde.

„Na, dann dank' ich auch schön, abcr —" wieder das
schlaue Minzeln — „vielleicht könrrt' der Herr den Ring selbst
bäld brauchen ich meine nämlich —" er sprach nicht aus,
was er meinte, denn Fritz sah ihn plötzlich so zornig an, datz er
erschrocken verstummte. Tenn wenn der Herr auch sehr gut
war, so wutzte der Borowskh den-noch, datz er unter Umstän-
den sehr böse werdcn konnte.

„Noch 'mal, schönen Dank, Herr", sagte er, „für den Ring
und auch dafiir, datz ich jetzt hier bleiben kaun, bci Jhncn und
bei dem Gottholdchen."

„Hierbleiben?" fragte Fritz erstaunt, „Du hast doch nicht
fort wollen?"

„Wollcn nicht, aber müssen hätt ich — wcnn's nämlich an-
ders gekommen wär'. Denn die — die's Regiment hier füh
ren 'wird, die hätt' mich doch nimmer hier gelitten. Znerst
wär' ich geflogen, und dann der Gottholdchen. Darauf kön-
nen der Hcrr Gift n-ehmen."

Fritz aber hörte schon rricht Ehr. Er mochte Borowsky
nicht den Mund verbieten, und andererseits widerstrebte es
ihm, noch länger dessen dummdreiste Neden anzuhören. So
lietz er chn einfach stehen und ging fort.

„Gottholdchen, Gottholdchen", schrie Borowsky, zu dem
Kranken, der -des eifigen 'Wetters wegen sich heute nicht nach der
Kunstgewerbeschule hatte fahren lassen, sondern zeichnend am
Wohnzimmerttsch satz, hereinstürzend, „ich bringe gute Nach-
richt. Die Schwarze kommt nicht ins Haus! Jhr Bruder hat
mir den Verlobungsring geschenit! Hurra! Sie bekömmen die
Schwarze nicht zur Schwägerin! Hurra!" ,

Es wäre schlver zu bestimmen gewcsen, wer von dcn beiden
in der darauffölgenden Stunde freudiger erregt war, der altk
Mann oder der Knabe. Sie singen, was sie lange nicht getan
batten, wieder einmal an, Zukunstspläne zu machen und aller-
hand tolles Zeug zu schwatzen, in Lem eine sanste junge Frau
mit blonden Madonnenscheiteln und lieben blauen Augen,
eine Hauptrolle spielte.-

Derweilen ttat Fritz Wehner mit hochklopfendem Herzen

Ausland.

Englaud.

L o >i d o n, 15. Dez. Nach Woäjen ist es Len oereiii'
ten Bemühinigen der englischen und amerikanischen Polff
zei und der a r m e n i s ch e u H e n t s ch a k i st e n gS'
luugen, Persönlichkeit und Namen >des A r m e n i e r s
zu ermitteln, der vor kurzem erst einen hier wohnenden
bemittelten Führer der Henrichalisien und nach ein paar
Wochen zwei andere Mitglieder 'dieses armenischen Butt-
des e r s ch o ß nnü sich dann selbst eine Kugel durch den
Kopf jagte. Der Mörder heißt, wie es scheint, DikraN
Teriakan nnd hatte längere Zeit in Middlesbnrgh in den
Vereinigten Staaten gelebt, wo er in einer Fabxik als
Arbeiter beschäftigt war. Das Klima war ihm indessen
zu strmg und es stellten sich Anzeichen ber Schwindsuchk
bei chm ein. Um, Ivenn möglich, sein Leben Zn retten,
sandten ihn seine Genossen voni Geheimbunde Ler mst
den Hentschakisten tötlich verfeindeten Alfaristen zu ieinen
Landsleuten nach stairo. Dort soll er aber auch keine
wesentlichen Fortschritte znr Besserung gemacht hckben-
Als dann die Alfaristen in den Vereinigten Staaten
von einer im Herbste in Londcm zn veranstaltenden Kon-
serenz der Heiitschnkisten vernahmen, kam jemand aus
ben Gedanken, den so wie so zum baldigen Tode verur-
teilten Maiin als Werkzeug des Hasses zu gebrauchey.
Zwei Genossen des Alfaristenbundes reisten dann auch
ohne Sänmen nach Kairo nnd überredeten den schwind-
süchtigen Dikran Teriakan sein im besten Falle nur mehr
kurzes Leben dem Bunde zu opsern. Sie brachten ihn
nach London, ebneten ihm dort die Wege und verwochten
den Todeskandidaten, erst Sagouni iind dann die beiden
andern Landsleute mitznbringen, worauf er dann mst
gleicher Sicherheit sein verwirktes Leben selbst endete.
Den beiden Anstistern gelang es, rechtzeitig ans deiN
Lande zn fliehen.

Geheimmiitelverordnunq.

Der Rechtsschiitzberein der Fabrikanten pharmac. Spezial-
täten, Sitz m Würzbnrg, richtete an die verschiedenen Mini-
sterien bezw. Senate von Hamburg und Bremen sowie an das
Reichskanzlermnt folgende Eingabe: llnterzeichneter Berein
der pharm. Grotzindustriellen erlaubt sich die Bitte zu stellen,
ihn im Jnteresse seiner Mitglieder auszuklären, -welches die
Merkmale eines Gehcimmittels odcr ähnlichen Arzneimittels
nüch der erlassenen Geheimmittelverordnung sind oder was
phärm. Präparate zu solchen st-mpelt. Wir erbitten die Aus-
kunft umgehend, damih unsere Mitglieder und deren nach Tau-
send zählende Beschästiate vor schwerem Schaden bewahrt blei-
ben. lFolgt Untcrschrist's. Diese Anfrage bat ihre volle Be-
rechtigung und ist eine klipp imd klare Antwort erforderlich,
um nnsere im Jn- und Anslande sich eines vorzüglichen Rnses
erfreuen'de pharm. Grotzindusttic zu befähigen, ihre Präparate
so auszustatten und zu empfehlen, datz kein Anstotz dayan ge-
nommen werdcn kann.

Anf die von sämtlichen 95 betroffcnen Fabrikanten einge-
reichten Gegenvorstellnngen wnrde auch nicht Einem eine Ant-
wott zuteil nnd auf wiederholte Anfragen emzelner Fabrikan-
ten, was de:nn dcn Estnnd zur Beanstandung ihrer Arznei-
mitrel gegeben hätte, erfolgtcn nnr auswcichcnde oder gar
keinc Antworten. So haste z. B. bereits im Fannar 1902, also
lange vor derVcröffentlichung der Liste, ein Fabrikant sich an das
kgl. bayr. Ministettum mit der Bitte gewandt, man mtthte ihrn
boch sagen, was an seincm Präparat Anstotz crrege, er sei ja
gern bereit, allcn Wunschen sowohl ivas Empfehlung wie
Packung betreffe, nachzukommen; nur möchte man mit Rück-
sicht auf die Gefahrdnng des Exports, bon öffentlicher Brand-
markung seines Fabrikates als Schwindelmittel Mstand neh-
men. Auch tn' diesem Falle bichuemte man sich noch zu kciner
Antwort, ja es wurden sogar ttotz wiederholter Bitten urn
Verbeschcidung, die mir eingefandten patentamtlichen Urttmden
zurückbchalten. Eine dcrartige Behandlung einer Grotzin-
dusttie, welche biele Tausende von Arbeitern beschäftigt, ist un-
berständlich imd nur zu hoffen, datz durch die Arrtwort anf oben
erwähnte Eingabe endlich Licht geschaffen werde, znr Bernhi-
gung der niit Rccht fehr erregten Gemüter.

Ans Stadt und Land.

Zum bevorstehenden Quartalswechfel. Me Einziehung der
Zeitungsge'lder dnrch die Briefträger in der Zeir vom 15. bis
25. des letzten Monats im Vierteljahr hat sich durchaus be-
ivährt. Anßcr den Anttehmlichkeitcn, welchc durch Einführung
dieses Vcrfahrens ffir das Publikum enfftandcn find, fft anch
eine grotze Entlasttmg der Schalterstellsn, beim Vietteljahrs-,
wcchsel hervorgerufen. Ms besanders votterlhaft ist aber die
befchleunighe Bereinnahmung des Zeitnngsgeldes und infolge
dcssen anch die fruhere ALsendnng dcr ZeitungsbeftellungeN

bei Sophie ein, die wieder wie meist in dem langen, fchmalen
Zufchneiderraum stand und Stoffe über den Tifch gcbreitct
hatte, zwischen dcnen ihre Schere hin und her führ.

„Fränlein Sophie", sprach Fritz leisc, „ich komme, uin
Ihnen eine Mitteilnng zu machen. Mcine Verlobung ist zu-
rückgcgangen."

Das blonde Mädchen hatte vor Ucberraschnng die Scbeff
aus dcn Händen gleiten laffen. Stnmm und bleich stand sie
ihrcm jnngen Prinzipal gegenüber.

sFortsetzung folgt.)

Literarisches.

—* Trowitzsch's Damenkalender empffehlt sich auch für
190-1 der deuffchen Frauenwelt. Fein und votznehm ausgestai-
tct, gcrcicht er zur Zierde jeden Tamenschreibtisches. Eü'
Raum, fiir jeden Tag, der am Kopf den 'Gebuttstag berühm-
tcr Leute trägt, crlaubt es, Notizcn und Gcburtstage cinzu-
schreiben oder ein knrzes Tagebuch zn führen. Neben deM
Kalendariuiü und dcr Mnealogie enthält der Damenkalen-
der wettvolle Beiträge Von Anna Dix, Otto Promber, Luln
von Strautz und Torney, Conradine Slindc. Sehr hübfch nnb
fcin ausgefühtt ist das Titelbild, ein Lichtdrnck: „Die letz-
ten Blumen". Der Preis ist 1,60 Matt.

—* Der von Herrn Medizinalrat Dr. R. Wehmer heraus-,
gegebene Mcdizinalkalendcr für das Jähr 1904 ist, zweckerN-
sprechend umgearbeitet und zeitgemäß ergänzt, foeben i"'
Hiffchwald'schen Verlage erfchienen. Jn dem 1, Teil üm
wiederum zur schnellcn Orientiernng des ordinierenden Arztes
prakttsch erprobte Nezeptformeln neu eingefügt. Fnr den 2-
Teil, der n. a. die Personalverzeichnisse des qeiamien deE
schen Reichcs in der EinteiluNg nach Kce:'e,t und innerhaiä
dieser nach den Städten enthält, ist eine fonst nirgends pebo-
tene Uebersichtlichkeit und Voltttändigke't (Acrzie. Zahnärzt^
und Apotheker) erreicht. Jm eigcnsten Ivreresse mögen bä't-
für alle deutschen Aerzte ihre zustimmende Uirterftützung be*
tärigen.
 
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