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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0019

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§. 3. Ruysch's Vorgänger.

7

Es wird nebenbei noch eines anderen Verfahrens erwähnt,1) mittelst
welchem S wammer dam, die Venen der Lunge, der Leber, der Milz,
und anderer Organe, so darzustellen verstand, „ut venae, aliaeque cavitates
„laesae vel adapertae, ad perfectam rotunditatem, magnitudinem, et naturalem
„suam fadem deduci, et exsiccatae ita exhiberi possint, ut eandem Semper
„formam servent, nee concidant, et earum interior constitutio, vahulae scilicet,
„aliaque Uquido videri possint"

Vielleicht ist es ungerecht, den Mann der (Mieimnissthuerei zu beschul-
digen, da er doch ehrlich und offen angegeben hat, wie er mit den Wachs-
injectionen zu Werke ging. Die Worte: in Anatomicis nostris curiosis
docebimus, lassen annehmen, dass er die Absicht hatte, seine technischen
Verfahrungsweisen (worunter nach allem Gesagten höchst wahrscheinlich auch
die Corrosion zählt), in einem späteren Werke mit diesem Titel bekannt zu
geben.2) Dazu kam es aber nicht. Er verliess die Anatomie, um unter die
religiösen Schwärmer zu gehen, wurde ein Anhänger und Verehrer der
Seherin und neuen Mutter der Gläubigen, Antoinette Bourignon, welche
sich für die vierte göttliche Person erklärte, und eine mystisch-fanatische, zum
Glück längst verschollene Sekte schuf. Verarmt, halbverrückt, und zu ernster
Beschäftigung fernerhin unfähig, starb er noch als junger Mann in Armuth.
Seine vergleichend anatomischen Handschriften und Zeichnungen hatte er
schon früher an The veno t um einen Spottpreis verkauft. Fünfzig Jahre
später brachte Boerhave dieselben an sich (non eaiiguis peewiiis), und
Gaubius besorgte ihre Herausgabe als Biblia naturae, Leidae, 1737. Fol. —
Ich bemerke noch, dass Swammerdam der Erste war, welcher die tubulösen
Pepsindrüsen des Magens, und die Crypten des Darmkanals kannte: „circa
„stomachum demonstravi, eum totum glandulosis tubulis re/ertum esse,
„quod ipsu/m in intestinis quoque locum habet."*)

Hb. cit. pag. 36.

2) Deutlich genug sprechen auch die Worte, mit welchen er sich über die Präparation der
Blut- und Gallengefässe der Leber vernehmen lässt: „alia tarnen in praeparando methodus servanda
„est, quam in anatomicis meis docere aninuts est." (Iii), cit. pag. 40.)

3) lib. cit. pag. 40. (Observationes anat. a Commelino editae.)
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