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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 1 (Januar 1925)
DOI Artikel:
Lange, Karl Ernst: Eine falsche Schlußfolgerung: zum Artikel ''Das Zeichen in der Reifeprüfung" von Dr. Sebald Schwarz (1924, H. 5 S. 247)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0015

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s- Eine falsche Schlujzfolgerung

Zum A'rtikel ^aä Zeichnen in cher Neifeprlifung* von Dr. SebalL SchwarIIl924, H
Mlt einenv grotzen Seufzer müfzle man hter be- > - '


ginnenl Das ganze Llend unsereä Schulsystems bis
hinab in die Tiefen deä schier ewigen Leides, das
der Zeichenlehrer an den höheren Schulen auskostet,
üas emporgswachfen ist aus der Ilnterwertung seiner
Arbeit, taucht auf beim Lesen der Ausführungen des
Herrn Dr. Sebald Schwarz.

Gewib! gut gemeintl

Llher blicken wir uns doch mal uml Wo stehen
wir denn? sind wir ln -allem, im schulisch Allgemeinen
wie ini Aereiche aller zeichenunterrlchilichen Belange
nicht furchtbar verhsddert?

llm Allgemeinen!

Entsetzliche Fälle tauchen vor meiner Erinnerung
auf, dle isder, der nicht an schulischer Arterienver-
kalkung leidet, im Laufe seiner Praxis, ebenso emp-
funden hat; wo das Wohl und Wehe eines Schülers,
die Fräge, ob an seine.n Leben ein Zahr zu kürzen
wäre oder nicht, init all ihren lZmponderavilien ab-
hängig war von den feinsten Anterschisdlichkeiten
zwischen 3b und 4 in einsm Fachel Welcher
Lehrer kann, selbst bei bestem Willen, die Leistungen
eines Schlllers bis in dlese feinstenDIsfsrenzierungen
abmessen? Dazu Ist das Ilrkeil ststs subiektiv.
Man kann mit Bestlmmlheit annehmen, da» der
Kollege anders urkellen wlrd. Aus der IlnmSglich-
keit heraus, genau zu messen, gestaltet sich das Ur-
teil gefühlsmätzig. Hand aufs Aerzl Welcher
Lehrer lst fähig, die zahlreichen Komponenten seines
auf den Schüler gerichteten Gefühles bis in dle leh-
ten und leisesten Regungen hinein zu erkennen und
zu verhindern, datz auch nicht ein klein wenig
Sympalhie oder Antipatbte mitwlrkt bei der Ur-
teiläbildung? Welcher Lehrer kann garanlieren, datz
nicht eine Spur allzuengen Fachgeistes das Ur-
teil initbestimmt? Wir wollen ja nicht den Pharisäer
pielenl Vor welcher karikaturlstischen Verzerrung
teht man aber, wenn man bedenkt, datz Schüler-
elstung und pädagogische, methodische und allgemein-
persönliche Autorität des Lehrers im Abhängigkeits-
verhältuis stehen, wenn man .Unterrlchtsergebnisse"
nicht anschaut als geschobcne Wars, sondern als Ne-
sultat zweier Komponenten, des Lernwillens und
der Lernfähigkeit des Schülers einerseits und des
Lehrwillens und der L e h rfäh ig k ei t des Lehrers
andrerseitsl?

Da schaut man das ganze Unglück. — Und im
Hinblick auf Z-U Belange!

Darüber sind wir klar: Probleme liegen nichk
immer da, wo man welche zu sehen glaubt. 2m Zei-
chenunterricht lisgk da ganz gewitz keins, wo Herr
Dr. Schwarz es zu sehen meint. Hier gibt es ent-
weder eine ganz allgemeine ungelösts
Frag-e, die Frage der Form-.-e!iwr Beurteilung
deä Schüler bel Ausschalkung der üblichen „Num-
mern", die aber eigentlich auch ksine Frage ist Im
Sinblick auf die furchtbar einfache Möglichkeli einer
Lösung, oder aber (auf den Z.-U besonders ge-
blickt) «s ist alles nur eine Frage der persönlichen
und allgemeinen Einsicht. . ^

Notwendig mangelnde Einsicht auf Grund der
Unklarheit der äutzeren und tnneren Tatsachenver-
hältnissei Leider findet man diese Unklarhell über

5. S. 247).

die Belange des Z.-Us. überall, Unklarheit, Un-
klarheik, wohin man blickl: anch sehr ost — gestehen
— dei dem Lehrer deS Zeichnens selbstl
U)as Munder, wenn sie auch in hier herangezogenen
Uus^ührungen an bemerkenswerter Stelle hervor-

Sörtl

Das Zeichnen soll ,,vielleicht"(!) das Fach sein, „das
am wenigsten mit dem regelmätzigen und gleichmätzi-
sten Fortschritt der Klassenstufen zu tun hat"?

Es ist mir tatsächlich unklar, was gemeint Ist. Soll
etwa gesagt sein, datz eine stufenweise Steigerung der
Leistungen von Sexta zu Prima im Zeichnen nicht
möglich Ist, datz die Anforderungen an die Leistungs,
fählgkelt des Schülers im Zeichnen nicht stusenweis«
zu annähernd gleichen Qualitäts- oder stnkensiläts-
oder Quantitälsstufen, mit pädagoglschem Blick be-
messen. geskeigert werden können?

Das kann wohl nicht sein! Dann wäre es ju nicht
viel anders als — sit vsrbo voma — Wursteleil

Aber nun die Begründung der für mich unklar
gehalkenen, allerdings noch mit einem Fragezeichen
versehenen („vlelleicht^I) Äehauptung!

Erstens: „2m Zeichnen —- können die verschiedsn-
sten Schüler nebeneinander In elner Klasse sitzen.
ohne sich zu fördern oder zu hemmen."

2a, höre ich nicht recht? Wie stellt man sich denn
Zelchenunkerricht überhaupk vor?

Und zweitens: „im Gegensah zu den wissenschasl-
lichen Fächern ist der Stoff auf allen Stufen der-
selbe: der Sextaner steht vor derselben Aufgobe wie
der Primaner«.

Aber was für eine Borsteslung vom Zeichenunter-
richt hat nran hier blotz? Erstens mal quirlen hier
zwei Beariffe durcheinander: Skoff und Auf-
gabe. Das ist ja nicht dasselbel Stoff Ist die
Materie", und Äu-fgabe die Zielrichkung, !n der
die Makerie bewegt werdcn soll oder in Ler man sich
mik Hilfe der „Materie" bewegt.

Und dann ltegt die Sache doch wohl so, dak
vielleicht, keinesfalls aber unbedingt, der Skosf
derselbe sein kann, datz aber die Ausgabe, der der Stoss
zu Diensten steht, srets eine andre, dem „2ahr-
gang* angemessen stets eine >n den Änforderungen
gesteigerte, wenn nicht überhaupk eine andere

^ 2a, aber dieser Mangel an Einsichk des Herrn Dr.
Schwarz wird betrüblich, sobald prakkische Schlutz-
folgerungen daraus gezogen werden sollen.

Mie Ist es überhaupt mögllch, den Wett des Z.-Us.
zu charakterifleren mit den Worten, die sich in Un-
klarheit und — es tut mir leid — auch Oberflächlich-
keit nicht überbieten lassen: ,es Ist ekwas , was
jeder treiben(i) solle". Wie das auf mich wirkt, kann
man mir kaum nachfühlen. O latzt doch alle die
Hände vom Zeichenunterrichk, die 2hr die Sache nichl
bis auf die letzten Tiefen durchdacht oder erfahren
habkl

Waä Z-U. ist, wi« tief die Wurzeln dleles
„FacheS" liegen, welche lehten ungemein hohen Zielr
in der Arbeit llegen, welche ungeheure Welt der
Name umspannt, kann hier nicht erörlert werden.
 
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