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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 6 (Juni 1925)
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Einige Anregungen zum Durchdenken für die Aussprache?
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Müller, Bernhard: Zeichen, Zeichenunterricht, Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0147

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Itt. Grau. Lettgedanlien für die Ausbildung der
Lehrer im bildhaslen Gestalten.

I. Fordert von allen Lehrern zeichnerische
Ausdruclisfähigliett. 2. Fordert von allen Lehrern
Ilebung ini liünsilerischen AuSdruck. erschließen deS
Kunstverständnisses. 3. Die Forderung unter 1 und 2
können die Höheren Schulen bzw. Lehrerseminare
nichk leisten: deShalb sollen alle Lehrer eine
Prllfungim bildhafken Gestalten wäh-
rend der Studienzeik ablegen nach
e n tsprech en>der> We tke rb > ldcknig. (4)
b. Was i ft zn fordern? Wissenschaslliche
Fächer und Feichnen für Anwärter des Volksschul-
amtes: oder: ein wissenschastllches Fach od e r Zeich-
nen als Mahlfach? 7. Einrichkungen an Untver-
sikäten nnd Lehrerakademten, Fachlehrer und Seml-
nar: Bele-gpflichk. Mindestens: 4 Semester: 2 Wo-
chenstunden: Bildhalstes Geskalken. 1 Wochenstunde:

Wandtafel-Zeichnen. 1 Wochensiunde: Werkunter-
richt. 2st das ini Sludienplan anzusehen?

12, II und III. Grau forderk iheorelische und
praktische Uebungen während dcr Studienzeit.
(Grothmann dagegen).

15. Pfichlslundenzaihl: wie wlstenschastliche Lehrer
ohne umfangreiche Korrekkuren; nlcht tiber 25 Pflichl-
stunden!

16. Forkblldungseinrichtungen. Sind nichk nur er->
wllnscht, sondern notwendig.

IV. Fräuleln stakoby, Hanau: Das schöpferische Ge.
stallen auf der Oberskufe. Notwendig die Klärung
der Begriffe: Anschauungs-, Gedächknis-, Bor-
stellungs-, Phantasiezeichnen. Wie äustersk sich
die verschiedene G e ska l tu n g s w e i s e auf
verschiedenen Alterssufen? — Soll man Be-
einflussen oder Gehenlassen, od'er —?

—r.

Zeichnen, Zeichenunlerricht, Kunftunterricht

von Bernh. Müller, Oberzeichenlehrer a. D., Elberfeld.

Der Erzieher verfügt über mancherlei Ausdrucks-
mittel, um Gedanken zu llberkragen und Bor-
stellungen zu verinlkteln. stn erster Linie stehk das
gesprochene und geschriebene Wort. Ueber seine Be-
deutung zu sprechen, erübrigt srch: denn sie lst
auster Zweifel. Ein zweikes Äusdrucksmiktsl ist die
Zeichensprache. Es lst die Mimik und die Bewe-
gung des Kopfes und der Glieder, besonders der
Zände. Alle lnneren seelischen Bswegungen kön-
nen durch die Mlmik ausgedrückt werden. Die
Bewegungen des Kopfes und der Arme verstärken
den Ausdruck des gesprochenen Workes, oder sie
schwächen ihn ab. Wüs der Takkstock und die ge-
leikenden Bewegungen der Arme eines Musikdlri-
genken bedeuten, weitz jeder Musiker.

Ein Ausdrucksmlkkel von ganz hervorragender
Bedeukung ist das Zeichnen. Es gibt Borstellungen,
die weder durch das gesprochene und geschrlebene
Mort, noch durch die Zeichensprache ausgedrückt wer-
den können. Nimmt derLehreraberein Skück Kreide
in die Zand und skizziert er mit wenig Skrichen
die wesenklichen Merkmale des Objekks auf die
Tafel, so ist die Borstellung erzlelk. Die Bermilk-
lung von Borstellungen durch die zeichnende Beleh-
rung ist die eine Seite in der Bedeutung des Zeich-
nens. Das Zeichnen durch den Schüler selbst ist
für die Erlangung und Festhalkung -er Vorstel-
lungen von nichk geringerem Werk. Die Borstel-
lungen erfolgen durch Anschauen, Beobachken. Wer
einen Gegenstand darflelley^Mll,. Ist gezwungen,
sckarf zu beobachken: denn andernfalls entgehen ihm
allerlei Merkmale desselben. Die Zeichnung er-
möglichk aber auch eine Konkrolle über die erfolgke
Veobachkung. Der Lehrer flellt an der Zand der-
selben Ilngenauigkellen und fehlerhafke Auffassung
fest und veranlastk damit den Schlller, gsnauer zu
beobachten und die Mängel der ungenauen Beobnch-
kung zu beseikigen. Durch das Zeichnen eines Ob-
jekkes wlrd absr auch die gewonnene Vorstellung
befestigk und zu unverllerbarem Eigentum des Zeich-
ners gemacht. stn diesem Punkk liegt ein hervor-
ragendes psychologisches Geschehnis. Die befestigken
Vorstellungen sind die Bausteine für den Aufbau

gelstigen Lebens. Der Wert des Zeichnens Ist von
den Pädagogen richkig erkannt worden. Sie haben
Ihm deshalb -einen fesien Plah im Unterrichksplan
eingeräumt. Diesem selne Gelkung zu sichern, ist die
Austkabe der Zeichentehrer.

Wie vorhin ausgeführt wurde, ist das Zeichnen
ein Ausdrucksmitkel, eine Sprache. Sie hak ihre
Gesehe, ihre Grammakik; das isk die Perspekkive.
Sie hat aber auch ihre Ausdrucksweise, die die
Eigenark des Zeichn-ers ausdrückt; sie hat ferner ihren
Stll — den Farbenklang, die Schalkenköne. Diese
Sprache entwickelt sich beim Kind. wie die Ver-
balsprache, vom Kindlichen allmählich zum Gereifken.
Es ist Sache des Lehrplanes, die fortschreikende
Entwickelung zu ermöglichen.

Wenn sich der Zeichenunterrichk damik begniigk.
nur die Technik der Sprache und ihren Skil zu üben,
so kann er> >wohl nebenbei allerlei künstlerische
Werke im Gebrauch dieses Ausdrucksmiktels er-
zielen, einen Kunstunkerrichk kann er sich aber
dann nichk nennen. Der Künstl-er rechnek jede male-
rische Darstellung, auch das figürliche Zeichnen,
zur Technik der Kunst. Die Kunst selbst kommt erst
öann In Frage, wenn es sich um poekische und
schöpferlsche Gedanken handelt. Will der Zeichen-
unkerrichk als Kunstunkerrichk gelten, dann muh er
die Sprache, die er lehrk, mit geistigem — künsi-
lerischrm stnhalt füsten. So verfährk auch der Un-
kerricht In den Sprachen. Es gab eine Zeik, da wur-
den besondere Grammatikstunden fttr die Sprachen
angeseht: die Rechtschreib- und Ilebersehungsübun-
en wurden an kriviaken Texken gellbk. Bald er-
annke man, dah bei solchen Uebungen das Werk-
volle der Sprache, der geistige stnhalk, zu kurz kam.
Von nun an wurden Uebersehungen und Ilehungen
aus den literarischen Werken genommen und so dem
Schüler schon frühe bleibends und bildende geistige
Werte vermiklelk. Während man früher im Crie-
chischen In einer Stunde eine einzlge Zeile des
Schrislstell'ers auf Workbildung unkersuchte, führk
man jeht den Schüler ln den Geist des Schrifk-
stellers ein, ohne Grammatik und Slil zu ver.
nachlässigen.
 
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