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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 8 (August 1925)
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Wichtige Beschlüsse auf der Tagung des Reichsverbandes akad. geb. Zeichenlehrer und akad. geb. Zeichenlehrerinnen
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Grau, G.: Jahresversammlung der württembergischen Zeichenlehrer
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0229

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sür das lrünsllcrische Lehcamt ist die Äeife einer
neunsiufigcn höheren Lehranstalt. Ausnahmen dürfen
n i ch t gemacht werden. Aesondere Einrichtungen für
das iuinstlerische Skudium der Zeichenlehrer an ben
jcunslhochschulen werden einstimmig abge-
l e h n t. ,

An der Dresdner Staatl. Akademie für Kunskge-
werbe bestehen Sondereinrichlungen. Prof. Hermann

Iahresversammlung der

4lm Sonntag, den 28. 2unl, fanden sich die württem-
berg. Zeichenlehrer zu ihrer 2ahresversammlung im
Zeichensaal öer Wilhelmsrealschule in Stuttgart zu-
lammen. Den Hauptgegenstand der Tagesordnuna bil-
dete eine Ausstellung von Schülerzeichnungen in oeko-
raliven Gestalten nilt einem kurzen einführenden
Aortrag von Assessor Hvll, Neutlingen und eine prak-
tische Aorführung der Entstehung von Kleisterpapie-
ren von Kollege Aeck, Heilbronn. Eine Arbelksgemein-
schaft (Frl. Finkh, Herr Wurster, Herr tzoll) in
4reuklingen hatke sich vorgenommen, während des
vergangenen Winters das dekorative Gestalken im
Zeichen- und Kunstunkerricht an ihren Schulen plan-
mäszig zu untersuchen. Zu diesem Zweck richteten sich
dle töenannken einen regelmähig eingehaltenen
Wochenabend ein, an dem sie gemeinsam die Thenien
feststellten, die Form der Äufgabenstellung nach psy-
chologischen Geslchtspunkten festlegten und im Fol-
genden dann bereits entstandene Schülerarheiten
cbenso sorgfältig und planmäjzlg psychologisch aus-
werteten.

Ileberaus erfreulich war das Ergebnis dieser plan-
mäszigen Arbeit, soforn es sich in den ausgestellken
Arbeiten niedergeschlagen hatke. Diese — kann man
wohl sagen — sind durchweg Geskalt gewordener Lifer
und Freude, slnd eine Kr i s t a l l i s a t i o n freu-
dig froher Kinderluit und zeigen, was ganz
besonders betont sei, deutlich die drei Grundkeniizei-
chen gesunder Kinoerarbeit, sie sind naiv, spontan und
individuell. (Kolb). And sie sind ernsthaste Ar-
beit, ein ernstes Ningen mit den Gesehen der deko-
rativen Gestaltung, freilich nicht von auszen an das
Kind herangetragen, sondern aus der natürlichen Ent-
wicklung jugendlichen AuSdrucks „wie von selbst" enk-
slanden. 8m einzelnen waren folgende Themen behan-
delt: Märchenwiese, Gespensterstadt, Zauberstadk,
Aattenfänger von Hameln, Wundervogel, Zahrmarkt,
Zirkus, Tanzbär, Fische der Tiefsee, Lhristkind, das
Schaufenster, Aad, Eisbahn, Drachen, Plakatsäule,
Feenkönigin, Auswandererschiff, Wunderschmetler-
llng, Fabrikbezirkstimmung, Straszenbild, Fische im
Aguarium, Zaubermaske, Örientalische Landschast, die
Freizeit ist aus, Schild, MLssMrisf, Königsmankel,
Sternennacht, Herbstsarben im Rechteck, Bänder und
Hüte, Hexe, Kasperltheater, Pilz, Schirm, Schnecken,
üer Prinz Kakadu, Mode 1930, Plakat, Hirten aus
dem Feld, 3 Könige, Schneewittchens Brautzug. Da-
bei ergaben fich etwa folgende Erkenntnisse:

Das dekorative Gestalten ist den Gesehen der Ent-
wicklung des KindeS unterworfen.

Das dekorative Gestalten soll vom Erleben auS
gehen.

Auf der Oberstufe läjzt sich daS dekorakive Gestal-
lcn zum beivuszlen Geslalle» ani Gegenstand erhebe»,

vertrak als Ordinarius der Sonderabteilung dle Aol-
wendigkeit solcher Einrichtungen. Troh der einslini'
migen Ablehnung, die grundsähliche Aedeukung hal,
bemerkte der Aorsihende, man soile mil dem Ilrkeil
über den Dresdener Aersuch zurückhalten, bis Lrfah-
rungen vorliegen. Die LandeSorganisalion und die
Studierenden selbsk könnten später nach etnem ge-
wissen Abstand ein eigeneS Urteil fällen.

württembergischen Zeichenlehrer

insofern als die Gesehe oder Regeln guker und brauch-
barer Gestalkung bewuht erkannt und beachkel wer-
den.

Holl fahke seine Ausführungen in folgende vier
Thesen zusammen:

1. Das dekorative Geslalken ist ein Teil deS kind-
lichen Ausdrucks, ist angeboren.

2. Dle Formelemente sind nichl von auszen an den
Schüler heranzubringen, sondern aus seinem an-

eborenen rhythmischen Lmpsinden unter den Ae-
ingungen von Werkzeug und Werkstosf zu ent-
wickeln.

3. Die Farbe ist zunächst rein gefühlsmäszig zu ver-
wenden; erst ganz allmählich soll zu einer bewusz-
ten Anwenoung der Farbgesehe geführl werden.

4. Das dekorative Gestalten mujz seine volle Aus-
wirkung im Werkunterricht finden.

Der Aorsihende svrach der Arbeitsgemeinschaft, ins-
befondere Herrn tzoll, den Dank der Aersammlung
aus und fahte ihn in dem Wunsche zusammen, dah
weikere Arbeitsgemeinschaften sich zilsammenfinden
möchten zu ähnlicher planmäjziger Durchdringung des
weiten ArbeiksgebiekeS des neueren Zeichnens. Zu-
nächst aber möge nun untersucht werden, wie das er-
kenntnismähige Gestalken aus der Grundlage deS Aor-
slellungszeichnens und der Entwicklung deS Schülers
angefalzk und ausgebaut werden mtisse, damik inan —
vielleicyt nach OahreSfrist — auch dem härtesten
Zweisler zeigen könne, dajz der neuere Zeichen-
unterricht kein 3rr- und Abweg in die Formlosigkeit
ist, sondern beides — die Erhaltung und Entfaltung
dec schöpferischen Phanlasie und eine weitgehende
sichere Formsprache zu einer höheren Einheit ver-
einigt.

Herr Veck zeigke zuerst eine reiche Anzahl selbst
gefertigker, auf Ausstellungen durch Preise anerkann-
ter, sehr seiner Kleisterpapiere und fllhrte dann mik
Kleisterkopf, Farbe und Pinsel die Entstehung jolcher
Papiere vor. Er ernkeke den reichen Dank der Aer-
sammlung und erklärte sich auf besondere Bitte bereik,
in Kunst und 2ugend einige Angaben über die Enl-
stehung der Kleisterpapiere folge» zu lassen.

Damit schloh der erste und Hauptteil der Tagung,
der allen Anwesenden zu einer erhebenden Feier-
stunde wurde.

Aus dem zweiken, dem geschäfkiichen Teil, sei nur
erwühnt, dah Aorsiher und AuSschusz, lehkerer sür
zurückgetcetene Mitglteder ergänzt, durch Zuruf ein-
skimmig wiedergewählt wurdeni ebenso etnsllmniig
wurde die bereitS im Aerein erprobte Einziehung ver-
späteler Aellrüge durch Nachnahme gutgeheihen.

Grau.
 
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