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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 10 (Oktober 1925)
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Kell, H.: Erdkundlicher Arbeitsunterricht in der höheren Schule
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Luft, ...: Über subjektiv-optische Anschauungsbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0281

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2?h '

sitzk die Lrdlttinde ein übecanä werkvolles Lehrmittel,
vor cillem in >den

Lehrwanderungen,

einem idealen „Freilufliinterrichl". Schon der sanid-
deschüttete Schulhos zeigt nach Gewillergüssen lehr-
reiche Aegenwellen und Schuttkegel, ebenso ein aus-
gslassener Telch, eine Schutthalde. Von den eln-
tachen zu den verwlckelteren Fvrinen fortschreitend,
lassen sich fast die gesamten Erscheinungen der Erd-
kimde ili der Amgebung der Heimak vorführen oder
wenigstens in Vergleichbarem andeuken. Sehr bald
gewinnt der Schüler Lie Fähigkelt, „zu sehen" nnd
Fragen aufzuwersen, sehr bald beginnt er, unaufge-
fordert Gerölle zu beobachken, den Formen der Nakur
sein „wenn" und „aber" und ein fruchlbares „waruni"
ustellen. Auch können sich Sonderinteressen

da entfalten: botanisch, zoologisch, technisch, geschicht-
lich gerichlete bringen von selvst ihre anregcnden Bei-
träge, und dah die Kunslbauten in Makerial, Farbe
und Form vom betreffenden Boden sehr stark mit
bedingt sind, wird einem sehr bald aus üer Schüler-
schaft in Fragen entgegengebracht. Besichtigungen
oodenständiger Zndustcieanlagen werden stets dank-

nicht von üer Schul-

bank aus, sondern Im Museum gekrieben wird, wo
eins vorhanden ist, versteht sich von selbst.

Auf diese Meise werden nicht mehr üie Forschungs-
ergebnisse anderer als Fremdkörper üer Schülerschafk
peinlich aufgedrängt, sonüern üiese erwirbk sich >n
rlgenem Schaffen eine erhöhke Fertigkeii, üas Äuge
zu gebrauchen, die Fählgkett, aus Lanükarten, dis

noch nie vorgeführt worden lind, selbsländige Schlüsse
oder zum mindesten Probleiiistellungen zu sinden,
erwirbt neben anderen Hilfsmilieln ans anderen
Disziplinen eine neue, werkvoile Handhabe znr selbsl-
Mndigen Beurteilung wirlschafllicher und polilscher
Beziehnngen elnes Lanües. Die knetende und zeich-
nende Hand eröffnet den erdkunülichen Arbeilsunler.
richk, üas selbstschaffenüe „Denken im belressenden
Stoffgebieke", das Entwickeln ureigensler Frage-
stellungen und Gedankenreihen krönt ihn. Alle Fer-
Wreiten üer untersten Stufe iverden beibehallen bis
zur obersten, aber üie äußerlich sichlbaren lrelen
immer mehr zurück vor üen inneren, rein geistigen.
Das so vermiltelte Gut isi nicht nur „Fachwissen",
das an sich schon einen wichligen Teil einer „allge-
meinen Ällüung" ausmacht, sondern slelll schon rein
formal eiue vielseitig verwendbare „AuSbildung" üar.
Es leuchtet ein, daß so hohe Erfolge nur gewähr-
leistek sind, wenn üer llnterricht schon von der unler-
sten Stufe an stetig in den Hänücn bestgeschnller
Fachleuke ruht, die in jedem und allem den ganzen
Weg im Auge haben und wenn das Endziel jede
Einzelunternehiiiung klar beslimmt. DaS gill ganz
besonüers für üie höhere Schuls.

Einen guten Einblick In die vielseikigen Bestrebun-
gen DreSdner Erdkundler, insonderheit der höheren

ulen, im Arbeitsunterricht gab deren Ausstellnng
im Schulmuseum. Auch tauschen die hiesigen Erd-
kundler in> Fachsihungen, die zugleich Aeferake über
wissenschafkliche Neuerschelnungen bringen, sländig
üis Eifahrungen über allerlei Lehrmekhoden lebhafk
aus.

Rber subjektiv-optische Anschauungsbilder

von Stud.-Ref. Lust, Göppingen


Es soll in diesem Aufsah kurz überschauend Wesen
und Bedeutung der s. o. A. B. lsubjekkiv-optische
Anschauungsbilder) für den Zeichen- und Kunst-
unterrichk beschrleben werden. Eine kleine Anleitnng
zu Untersuchungen ist beigesügt. Wer sich näher mit
der Sache beschäftigen will, sei auf das Werk hin-
gewiesen, das auch diesen Ausführungen zugrunde
liegk: Ockvald ^roh. Subiektive A^saiauunas.

Indek man auch Angaben uber weiiere Literakur.

Am den Stärke- und Deutlichkeiksgrad einer Bor-
stellung zu bezeichnen, hörk man im Sprachgebrauch
öfters: „vch habe das noch gain naturgetreu, greif-
bar vor Augen." Mit diesen Morten ist aber noch
gar nlcht gesagt, dajz der seelischen Erscheinung
Wahrnehmunaswesen eignek. Die Sprache ist nach
dieser Seite hin ziemlich grHh..Lüd„ungenau. Des-
halb geht man leicht an Personen vorbei, bei denen
dieser Sah wirklich wörklich zu nehmen ist.. Es sind
die Menschen, die unmitkelbar oder nach Bersluß
längerer Zeit auf eine Wahrnehmung hin bei ge-
schlossenen und osfenen Augen, auü) im dunkeln
Naum, abgewendek vom Gegenstand der Wahr-
nehmung, das Bild des Gegenstandes tatsächlich
wieder sehen. Diese teils willkürlich, teils unwill-
kürlich entstehenden Bilder bezeichnek man als
s. o. A. B., die Fähigkeik zu ihrer Erzeugung als
eidetische, die Erzeuger als Eidetiker (gr. eidolon
das Blid, von eidos Gestalt).

Wie kann man nun- den Eidetiker erkennen?
Die Bersuche hierzu gehen aus Kroh zurück. ckn
Seminar für bildhafkes Gestalken (Göppingen) habe
ich sie praktisch durchgeführt und auf ihre Tauglich-
keit nachgeprüft. Am besten macht man die Ber-
suche im mäßig abgedunkelken Naum, der frei von
Schlag- und Widerscheinslichtern ist. Am den Ver-
suchspersonen (B. P.) sachlich, nicht begrifslich, klar
zu machen, was subjekkives und objektives Sehen ist,
stellt man zuerst den allgemein bekannlen Äersuch

inik dem Gegensatzfarbennachbild (kompleinentäreS
Nachbild) an. Für den Hauptversuch hängt man dann
vier große Karkons (70:00 om) in Augenhöhe auf.
Sie sind verschieden grau getönk und bilden zu-
'ammen eine Grauleiter in gcoßen Abständen, viel-
eicht nach Ostwaldscher Farbentehre in den Stufen
a, v, i, n. Nun hält man den B. P. (mehr alS
zwei aus einmal sind nicht zu empsehlen) zu fließen-
der, nicht „stierender" Betrachkung 10 bis 20 Sek.
lang das Äild von etwas Gesühlsbelonleni aus Kar-
ton. v vor Augen. DaS Bild (ich habe z. B. einen
Goldfasan genommen) soll 20 bis 80 om groß sein,
starke Umrisse und kräftigklare Farbfleckenwirkung
besitzen. Damit es gut im Umrlß auf dem Karton
steht, schneidet man es am besten aus. Ehe die Be-
trachkung beginnt, sagt man den B. P., sie sollen die
Borlage genau und zwar „sließend" beobachlen, dn-
mik sie nachher imstande seien, sich ein klares Bild
davon zu machen. Nun legk man sie weg. Die
 
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