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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 10 (Oktober 1925)
DOI Artikel:
Stiehler, Georg: Kunstgeschichte, Konzentrationsfach für den Philologen
DOI Artikel:
Schmid, Hans: Die Wiederbelebung der antiken Enkaustik
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0291

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ten Begleitfaches der Geschichte und mündet ein
in das Geblet der verbindenden Kulturge-
s ch i ch t e.

Kunstgeschichte dürfte als losgelöstes, selbständigeS
Fach nicht aultreken. Geschieht ja auch nur an
Lineen und Oberschulen.

K u n s t g e s ch i cht e und -Betrachkung
lind ein organisch Ganzes, die wisien-
schaftliche wie lsestaltende Grundlage
gehört nur dem Zeichenlehcer auf
Vrund seiner Borbildung, Veranla-
gung und Lebenseinstellung.

Die in Punkt III der Preujzischen
Nichtlinien gemachte Anterscheidung der Auf-
gaben bei der Betrachtung von Kunstwerken halte
ich für eine Halbheit.

Lntweder ecwicbt sich der Zeichenlehrer die Boll-
fakultus in Kunstgeschichte, also die wissenschaftliche

Grundlage und die entsprechende Bielseitigkcil und
Tiefe im bildhaften Gestalten, die da»n süc dic
Schule Kunstgeschichte zu Kunsterleben sür djc
üugend steigert, oder man verzichtet besser ganz. Die
jeht vorgenommene Teilung der Äufgabe strhl
der inneren K o n z e n t r a t i o n des Gebie-
tes entgegenl Alan hat dem Philologe» ei»
Gebiet rekken wollen, das nicht im Wissen, sondec»
im Können, im bildhaften Gestalten, Lin-
fühlen und >p e r s ö n l i ch e n V e: a u i») a u
lichen seine Slarke hat.

Die K o nz ent r a ti o n für K u n s t g e s ch i ch i e
heiht Bildhaftes Gestalten (Zeichne»,
Malen, Plastik, Gcaphik), weil das dem n a ch si e »
Lehrziele und dem Bildungsziele e»t-
lpricht, und nicht Deutsch und Kunstgeschichte. Hier
handelt es sich nicht um Stoffgebiete, sondern um
Kraft- und Änschauungsgebiete! Stiehler.

Die Wiederbelebung

Bo» Kurat Dr. Hans

Die noch Inschristlich erhaltenen Baurechnunaen des
Erechtheions zu Athen keben uns Auischlujz dar-
nber, welche wichtige Rolle den Enkausten bei
Bemalung der Architekturtelle mit weiher Wachs-
farbe zulrain. Es waren Handwerker, die sich mit der
Schmeize und Einbrenntechnik -der Heiszwachsfarben
ausschlieszlich beschäftigten, also eine eigene Art von
Heihtechnikern, -die wir nicht mehr kennen, da ja
auch die Enka-ustik, diese wun-dervolle farbenfreudige
Vlüte ägyptischer und griechischer künstlerischer Kul-
tur bis jetzt nicht mehr zur Äusführung gelangte, ja
»icht mehr ausgeführt werden konnte. Und doch ge-
hörke Architektur und Farbe in alten grohen Mnstler-
epochen aufs -innigfte zufammen, wosür die ägyoti-
chen, mit Farben reichgeschmückten Dempet den
chönsten Beweis liefern. Äuch die ältesten griechi-
chen Holztempel, aus denen -die unvergleich-
ichen Marmorbauten, wie sie -die Griechen ihren
Göttern, einem Zeus, einer Hera^ einem- Poseidon
u. a. weihten, herauswuchsen, können -wir uns ohne
reiche Anwendung von Farbe gar nicht denken. Be-
weise -dafür haben wir nichl, weil von diesen Holz-
tempeln nich-ts mehr erhalten ist; aber zahlreiche
Farbenrest-e auf Marmorstücken von Tempelbauten,
über deren ungeschwächte Leuchtkrast und Haltbar-
kelt wir staunen müssen, sind uns erhalten. Der grotzs
Architekt und Maler Bramante konnte zu seiner
Zeit an den damals etwa 2000 tzahre alten griechi-
schen Tempeln -die erhaltens Bemalüna noch mühelos
feststellen. Äm L. lluli 1833 hat eine Kommijsion von
neun Archikekten verschisdener Nationen -di« Trajans-
säule ln N-om, die jetzt über 18Üll öahre steht, auf
ihre Bemalung hin untersuckt und gefunden, -datz sie
mit gelber, zuweilen ins rökllche gehender Farbe be-
malt war, deren Reste „hart, baMhnlich und gl-as-
arkig ini Bruche waren. Diese Art der Farbenkruste
gleicht -durchaus -der enkaustischen Bemalung am
Parthenon und Thes-eustempel in Athen." Me be-
deutendsten Ghemiker, die sich mit Ilntersuchung der
Farben beschästiaten, stellten «inwandfrei Wachs als
Bindemittel der bel -den Dem-pelbauten verwendeten
Farben fest. Iln-d die oben erwähnten, noch erhal-
tenen griechisch-en Baurechnun-gen sagen uns sogac dte
Namen -der Ärbei-ler, welche dle Wachssarbe eln-

der antiken Enkaustik

Schm i-d. München.

brannten und die Prsise, welche sie fllr ihre Tälig-
keit er-hielten. „Die Lnkauste», welche -daS Kymaiio»
des inner-en Architravs eingebrannt h-abe», b Obole»
den Fujz: Dionysidor von Melita, Heraclides vo» On
soviel wie XXX Dr-achmen: Summe sür die Ln-
kausten XXX Dr." Äuch das Bemalen der Wäude
und der Gesimse sowie das „Lin-brennen" -der Tllre»
wir>d erwähnt., Ärchite-Ktur unL Enkausiik
ge h ört-en lmAltertum zusam m e n u»d die
„Lnkausten", wenn wir sie viellcicht als „Llnbreiiner"
o-der „Einschmelzer" übersetzen wollsn, spielke» dabei
eine Haupkrolle, wie sie j-a auch in -der Merksiäite des
Bilderhauers neben dem Bergolder und Bemaler
an -erster Stelle genannt werden bei Plutarch (de
glor. Akhen, 6. p. 378 F.)

Am Einganä -dieses Aufsatzes wurde daraus hin-
gewiesen, welche wichtige Äoll-e üi« „Enkausten , d. h.
Handwerk-er, di-e sich ihr Leben lan-g mit dem Schmel-
zen -und Einbrennen der.Wachsfarbe beschäfiigte»,
bei der Bemalung mit Enkaustik eiiinahmen. Sie
mutzken- natürllch ganz überaus gewandte Technlker
in der Behandlun-g Ler zu allen Wärmarbeiken bei
der Enkaustik notwendigen -Kohlenbecken werden u»d
es war ihnen leicht, jeden notwen-digen Grad der
WLrme, wie sie i-hn ger-ade brauchten, zu erziele» und
auch beizübehalten. Wie verschiedenartig, teils ein-
sach, teils künstl-erisch ausgeskattek die antiken Kohlen-
beck-en waren, bsweisen die zahlreichen ln Sammlun-
gen «rhaltenen Exemplare. (Bgl. Dr. Albert Neu-
burger, Die Technik des Alterkums, III. Aufl. S. M.
Es wird Aufgab-e der Archäologen sein, zu unler-
suchen, welche Art von Kohlenbecken für die Lnkau-
mk -gedient haben könn-en.) Die B-ersuche der neueren
Zeit, Spiritusbrenner, klein-e Kohl-enöfe» verschisdener
Art zur Ausführung der Enkauslilr zu verwenden, er-
schein-en im Bergleich dazu armselig. Die Frage der
enkaustischen Malerei wäre längst gelöst worde»,
wenn eiü einfacher ankiker Handwerker, -der Enkauste,
zur Stelle gewesen wäre. Auch die anliken Nlalel,
Si-e sich der Wachssarbe zu ihren Bildern bedienen,
hatten sich natürlich die Fertigkeit der Enkausten
selbst an-geeigniet oder benützten -die Hilse der hand-
werkllchen Enkausten.

Von- diesem Gru n-d-g e d a n k e n aus-
 
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