Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

DOI Heft:
Heft 3 (März 1925)
DOI Artikel:
Bornemann, Hans: Schulkunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0075

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schulkunstausstellrmgen

von Hans B

Der Name vermag zu 3rrtümern Beranlassung
geben. Gemeint sind Äusstellungen, die von einer
Bereinigung von Üehrern und Künstlern, Lem „Bund
siir Schul-Kunstausstellungen", in Schulen aller Orten
veranstaltet werden mit dem Zweclr, eine Berbindung
zwischen Schule und bilüender Kunst herzustellen.

Es war «dies eine der berechtigsten Fordsrungen
der Nevolution, die Schule vom Kaltsinn des ün°
teltekts zu befreien und in sie hinein Freude und
Lebendigkeit zu tragen. Hatte man ehedem im ra-
tionalistischen Zeitalter über die inkellektuelle Aus-
bilüung des Kindes die gefühlsmätzige und seelische
Seite gänzlich vernachlässigt, so sotl es das Bestre-
ben einer verbesserten Erziehungsinethode sein, von
üieser einseitigen Art abzukommen und den ganzen
Alenschen zu sordern.

Aichtig ist: Die alle Schule hat in vielem ver-
sagt. Aber auch üie neue — und das mujz festgestellt
werden — hat wesentliche Besserungen noch nichk
zu bringen gewutzt. Man hat viel erperimentiert,
von Staats wegen und von privater Selte aus, Ein-
heiksschulen, Begabtenschulen und wie sie alle heisten
mögen, gegründet: aber einen durchgreifenden Er-
folg nirgends erzielen können. Optimisten haben die
Waldschule, den Tanz und das Blumensest propa-
iert: allein bie Praxis hat bis jetzt die Durchführ-
arkeik keiner diesec 3deen erwefen. Und dennoch
mutz jeder Bersuch, zu einer Besserung zu gelangen,
wenn auch nichk mit hemmungslosem Pathos, so boch
mit kritischer Würdigung freudig begcüht werben,
und so wollen wir von vornherein im Prinzip auch den
Bestrebungen des Bundeä sür Schul-Kunstausstellun-
gen unsere vollste Sympathie entgegenbringen.

Ein grotzes Stück Arbeit ist bisher geletstet wor-
den, und zwar in einer Form, bie erkennen lätzt, batz
es wirklich aufbauende Arbeit-ist„.dte.ba, getan wirb.
27 Ausstellungsreihen sind bis jetzt veranstaltet, 1640
Klassen in dle Ausstellungen geführt worben. 82 üüü
Kinber, 28 0ÜO Lrwachfene haben sie besichtigt. Die
hervorragendften Künstler haben sich dem Werk mit
ihren besten Arbeiten zur Bersügung gestellt. Keine
Aichtung fehlt. Bon Liebermann und Baluschek bber
Artur Kampf, Oclik, Lovlä Lorinth und Lederer bis

ornemann.

zu Daeckel, Pechstein und der Käte Kollwitz, sind sie
alle vertreten. Borträge werdsn gehalten, Führun-
gen burch die Ausstellungen unter Leitung von Leh-
rern und Künstlern veranstallet. Staat unb Kommune
stehen bem Äund in seiner Arbeit hilfceich zur
Seite.

Allein, mögen obengenannte Zahlen auch hoch er-
scheinen, so ist es anbererseits doch erstaunlich, wie
menige überhaupt etwas von dem Wirkrn des Äun-
des wissen. Damit er jedoch auf Untersltttzung An-
spruch erheben darf — unb datz er Unterstützung be-
darf, steht autzer Fcags — ift es vor allem erst ein-
mal notwenbig, datz seine Arbeit weitgehendst be-
kannt wirb. Man wird um Spenden aus Kreisen
der Hochfinanz werben müssen. Aber llndustrie und
Handel haben nur da eine offene Hand, wo fie die
Gewähr dafür haben, datz nicht fruchtlose Lxperi-
mente gemacht werden, sonbern sich in der Pcaxis
auch wirklich bewährende, Erfolg versprechenbe Ar-
beit geleistet wird. Keinesfalls aber darf eS dahin
kommen, datz der Bund aus Mangel an Alitteln
mlnderwertige oder Durchschnittsarbeiten ausstellt.
Für Kinder unb jene Schichten des Bolkes, die
wenig oder fast gar nichts von bildender Kunst wis-
sen, finb üie Ausstellungen ües Bundes in erster
Linie bestimmt. Für sie ist aber gerabe das Beste
gut genug. Der Kunstverständige wird auch aus
weniger werkvollen Leistungen schnell das Gute her-
ausfinden. Dem Laien jedoch mutz erst das Gefühl
für echte Kunst geweckt, teilweise sogar anerzogen
werben. Die bildenbe Kunst ber Gegenwart, so ver-
schiedenartig sie sich auch geben mag, dem Bolke
näher zu bringen, das ist die hohe Äufgabe, die sich
der Bunb für Schul-Kunstaussteilungen gestellt hat.
Bornehmste Pslicht der Äehörden, üer Presse und
der leitenden Schulmänner wird es sein, ihn in seinen
Bestrebungen zu unterslützen.

Änmerkung ber Schrlstleikung. Solche Schul-
kunstausstellungen entsprechen einem wirklichen Ve-
dürfnis und nönnen grotzen erzieherischen Werl
haben. Aber sie mllssen richtig eingerichtet sein.
Meist leiden sie baran, datz auf einmal zuviel ge-
bolen wird und datz solches geboten wird, was dem
Fassungsvermögen der Zugend nicht zugänglich ist.
 
Annotationen