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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 11 (November 1925)
DOI Artikel:
Völker, A.: Das Kunstblatt der Jugend (Kritische Betrachtungen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0318

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311

Das Kunstblatt der Iugend (Kritische Betrachtungen)

Don A. Vö lker, Lübeck.

Ein Unterprlmaner veröffentlicht elnen Aufsah
über „Skizzen auf Manderungen und ihre Berwen-
dunp im Linolschnikk": ein Antersekundaner läfit dls
Tonjetzung eines Liedes, .»Gesprüch mik dem Tod",
im Druck erscheinen; eln Schüler der v I gibt einem
„entenlied" die Schreib- und Ausdrucksweise Stetan
Georges für den Abdruck >n einer Zeitschrifk; Auf-
sähe, Märchen, Geschichken von U—ILIährigen Schll-
lern erscheinen neben Aufsätzen und Besprechunaen
verschiedendster Ark aus der s^eder berufener Er-
wacksener in der glelchen Zeikschrifk. — ffür iede
zeichnerische. llkerarische, musikalische Schnlarbeik,
dle aufgenommen wlrd, zahlt der Berlaa ein Hono-
rar: dieienlgen Schnianskalken, dis die höchsten Be-
zuasziffern der Zelksckrifk aufzilweisen baben, er-
halken Prämien von einer respekkablen Aöhe.-*

Es will mir nicht rechk in den Kopf, datz dies der
rickkioe Meg sein kann, unsere Iugend zur Kunst
zu führen.

klch blätkere das „Kunstblakt der 2ugend" in seinen
bisher erschienenen Lsefken durch und freue mich als
Leser. als Inkeressierker immer wieder über die
Aeichhalkigkeik der Aefke, die Güke der Beproduk-
kionen, die Anregung. die sie geben. Diese 3eitschrift
Ist werkvoll, isk ekwas, was wir willkommen heisien
müssen. Aber der Schulmann mutz doch zu dem 3n-
kalk und zu der Ark, wie der Berlag um die Bekei-
liguna der Iugend an den Beikrägen zum lsnhalk,
um Bekeillgung am Abounemenk wirbk, wie also der
Berlag s>ch an die Schulsuaend wendek, ein paar ob-
sekklve Einwendungen machen.

Kann man der Iugend die 3elkschrlfk, so wle sis ist,
unbesorgt in die Hände geben?

Mir haben eingesehen, dasz es nicht richkig ist, dle
Zugend nur zu gängeln und zu bevormunden. Wir
sollen sie zu Worke kommen lassen, Ihr Mege zur
Bekäkiaung ihrer Kräfke auf jedem Gebiek, wo slch
ein Wille regk, freigeben. Dürfen wir das auch in
jeder Richkung auf dem Gebieke der Kunsk? — Dür-
fen wir sie unbesorgk slch neben uns stellen lassen,
da, wo wir der ülugend und Anderen etwas zu sagen
haben —, dürfen wir sie dgzu führen, Dlnge, die sie
geschaffen hak, neben die unseren in Veröfsenklichun-
gen zu sketlen, als doch vorbildlich für andere 3u-
gendliche? Dürfen wir sie, wenn wir zur „Kunst" er-
ziehen wollen, zu dem Glauben führen, diese Aeuhe-
rungen ihres Könnens bedeukeken schon wirklich ek-
was, seien werk, herausgehoben zu werden, dürfen
wlr sle dazu aufmunkern, uns solche Arbeiken zur
Beröffenklichung zur Derfügung zu stellen, solche

* Iede im „Kunstblatt der Iugeud" -um Abkruü ge>
brachte Schülerarbeit, ob zeichuerische, literarische, muiikalische
ukw. wird mit einem Deldpreise belohnt. Die Höhe bes BetrageS
beliimmt eiue künstlerilche «ommisflou. Der Mindeltbetrag ist
2 Mark. Die Brbeite» flnd i» j-dem ffalle durch den L-Hrer odsr
die Lehreri» au den Berlag zu sendeu. Direkte Sinsendungen
der Schüler und Schülerinne» werden nicht berückstchtigt.

PrSmien für höchst« BezugSzahlen des »Kunst-
blatteS der Iuaend'st Prämien in tzöhe von 200, 100 und
ii» Mk. erhalten dlejenigen Schnlanstalten, welche Im Berhältnis
z» ihrer Gesamtschüierzahl In den Monate» Ianuar, Febrnar
und MSrz I0LS lzusammengerechnet) die höchste Bezugszahl des
.Kunstblattes der Iugend' anszuweisen haben. Der Derlag.

Veröffenklichungen honorieren und den so Ausge-
zeichneten in die Hände geben?

2ährlich entstehen in unseren Schulen und in den
Zäusern daheim Tausende solcher Ärbeiken und tau-
send gleich gute und noch bessere, als die wiederge-
gebenen. Die schaffensluskige, frische, unverdorbene
flugend äuherk überall in der gleichen jugend-künsi-
lerischen Meise ihre Fähigkeiten unter den Ein-
drücken von Haus, Schule, Welt. Sie entstehen, wer-
den in Haus und Schule, vielfach auf ^lusskellungen
vor elnem kleineren oder gröheren Kreise gezeigt —
und werden lebendig bleiben, je nach der Stärke deS
Könnens, das sich offenbarte. Aber sie veröffenk-
licken? — Monat für Monak eine Zeitschrifk mii
solchen Arbeiken füllen, sie unter die llugend bringen,
Aonorar dafür zahlen — das heiht, dazu anspornen,
auch ln diese Aefke kommen zu wollen, auch sich ge-
druckt sehen zu wollen wie Andere —, das heiht bald,
bei seinen Arbeiken daheim und in der Schule nickt
mehr bloh schaffen um des Schaffens willen, nicht
mehr fabeln und formen bloh um des Fabelns und
ssormens willen, sondern das heiht bei seiner Ar-
beit nach der Beröffentlichung schielenl — Und das
heihk. dah ekwas in üieses Fabeln und s^ormen hin-
einkommk, das nichk guk, das ungesund iskl*

Wer nicht In die Zeikschrift kommk, wieder und
wieder nichk, trotz aller Bersuche, — verliert die Lust
und wird so für das Weiterarbeiken verdorben. Die
aber ihre Ärbelken veröffentlicht sehen, werden eikel
gemachk, sie wollen diesen Erfolg öfker genlehen. sie
snchen in ihren Arbeiken sich und Andere zu über-
bieken — und auch In ibr Schaffen kommt ein fal-
scher Ton: das, was unsere ganze Kunst seik llakr-
zehnten und länger verdorben hat. das Auchsokön-
nen wie Andere, das Ueberbiekenwollen, das Arkisken-
tum! So werden keine Dichter erzogen, sondern
Likeraken, keine Künstler. sondern nur Birkuosen,
keine Flihlenden und Sehenden, sondern Gefühle-
macher und Kritklerl

Alles zu frühe Aerausheben und Aerausgehoben-
werden aus der Masse der mltschaffenden, mikstre-
benden tzugend isk ungesund. Die Anerkennung des
Lehrers: Das hast du guk gemachkl Auf dem Wege
arbeike wetterl ist die etnzig angebrackte und ge-
sunde Skärkung des Selbstgefühls und EhrgeizeS des
jugendlichen Schaffenden. Nur das Genie verträgk
mehr. — Genles haben wir übergenug, aber imnier
nur halbe oder verfehlke. Was uns fehlk, ist die breite
Masse der Berständigen, Mikgehenden, Mikfühlen-
den. Das Genie kommk von selber hoch, setzt sich
durch, ohne uns und — kroh uns, wenn wir es ver-
kennen sollken. — Die Sorge also, dah wir hier
elwas versäumken, brauchen wir uns nicht zu machen.

* Da>> lolch« Deröfsentlichungen zn noch Schliinmersm füh-
ren, zsigt dle hier folgende Berichiignng, die fich in «tnei» der
tzefte findet:

Berichtigung i Bei dein Sedicht .Ani Teich' aus Seite 234
tzeft 4, ist von dem bstr. Schüler ein grober Betrng verübt wor-
den. Der Schüler hat das Gedlcht nicht selbst verfaüt, fondern
glatt abaeschrieben. Dies wurd« von der einsendenden Schnle
bald nach der Stnssndnna bemerkt nnd gemeldet. Letder war der
Abdruck inzwifchen bereitS «rfolgt. (Aus tzest o, lvLö.)
 
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