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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 11 (November 1925)
DOI Artikel:
Stuttmann, Ferdinand: Gedanken über Schülerzeichnungen
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Stiehler, Georg: Zur Lehrerbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0326

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319

ziehunn und Schulunq nichk. Mo: wozu soll man eiue
BeWdung, die mit groszer Wcihrscheinlichlieit zu
lieinem osfenisichtlichen Erfolge fiihren liann. noch
pflegen? Dus ist doch, nach „moderner" Einstellung
nur Zeit und Energievergeuduilg. Wieder richkig —
aber nur voni Stairdpunkte eineS Alenscheii aus, der
persönliche und uach aujzen hin uustchtbare Werte,
nicht als solche betrachtet. der auch geistigs Fähig-
lieiten iininer gerne „realisiereu" inöchte. Es kann
aber gar keine Fraae sein, dnst die Pflege zeichne-
rtschen und inalerischen Talenles. um nur von dte-
ser Selte kiinstlerischer Begabung zu sprechen, auch
ohne dast sie sichtbare, materielle Werte schaffk. fiir
die 4luSbildung der Persönlichkeit deS jungeii Men-
schen von gröstter Dedeutung feln kann. And wsun
sie nur dazu führt, konzenkriert und inkensiv sehen
zu lehren und mit dazu beiträgt, das BerhälkniS
zur Umwelt zu klären oder den Sinn für künstlerische
Lcistungen, tiir Qualität und Nichtgualltät zu schärfen
und so die Iirlkischen Fähigkeiken ergänzt und erwei-
terk. Diese Andeutungen mögen genllgen, um zu zei-
gen, waS die' Aeschästigung init Feichnen und Malen,
'ohne dasz unbedingt hoch-künstlerische Werte ge-
schaffen zu werden brauchen, zur Bildung des Lha-
rakkers und der gelstigen Fähigkeiten bsizutragen
vermögen.

Zweisellos ist eS auch und braucht hier nicht be-
sonders bekonk zu werden. dast hier eine der vor-
nehnisten Aufgaben der Schule liegt. Und was auS
jungen Menschen vom Sextaner biS zum Oberpri-
maner heransgeholk werden kann, zeigte eine neulich
im Nealgymnasiuin zu Hannover staktgefundene Aus-
skellung von Schülerarbeiten.

Dn malke ein Sextaner eineii Weihnachtsabend,
init dem Weihnachtsmann im Walde, dem Stern
von Betlehem und dem Hlinmel, in den man durch
ein spistbogiges Fenster hineinschauen kann. Dle Mit-
kel sind ungetenk und unausgeglichen, wie das ja
gar nichk anders sein kann. aber das Wesentliche,
daS stimmungSinälstge der Weihnacht isk mik einer
gerndezu erskiaunlichen Sicherheit gefaszt. Ein ande-
rer malte elne Nillandschaft mlt nichk weniger Phan-
tafie ttnd mit einem ganz sicheren Gefllhl für Flächen
und Farbwirkunge». Am erstaunlichsten aber ist eine
italienische Landschaft desselben Sextaners, dte mit
fast iiiipresstoiiistisä-em Schwunge vorgetragen, sich als

vollständig in sich geschlossenes Bild darstellt. Man inust
sich klar machen, was es bei der addierenden, gegen-
ständlichen Borstellungswelss des Kindes bedeutet,
weiin ein Brückenbogen vom Bildoande überschnit-
ten, wenn eine Neihe von Häusern als komposikionelle
Einheit empsundeii wird. Es ist bildhastes. „synthe-
tisches" Sehen. Die reine kindliche Unmittelbar-
keit, die diese Arbeiten entstehen liejz, geht leider fast
regelmäjzig im Laufe der Zeit verloren, das Können
kommt hinzu. das Besscrmachenwollen, das Gedank-
liche. Ein Äahnhof eines Unterkertianers ist nichk
mehr nur phantasievoll, sie sucht den Anschlujz
an die Wirklichkeit, linmerhin ist ihre linbe-
fangenheit noch grosz. Das Vlumenstilleben eines
Untersekundaners ist schon bewuszker. ES wird ver-
sucht malerisch interessant zu wirken und das Köniien
herauszustellen. Was dann „gekonnt" wird, zeigen die
Arbeiten der ältesten Schlller. Dis Perspeklive ist
da; nichk nur mit den Mitteln der Tiefenlinien, son-
dern auch farbig herausgeholt. Durch interessante
blaue, lila und violekte Schatten ünd durch lebhasls
Farbflecke, wirü das Bilü lebendig gemacht. Die
Äildneschlossenheit ist erreicht, hisr so gut wie in
gezelchneten Porträts, die mit dem Betonen der
naturalistischen Form schon jsne llntensität des reifen-
den Menschen verbinden.

Und die „Methode"? Wie werden solche L'istuii-
ge-n erreicht? Die Frage ist vascher gestellt als beank-
worket. Die „Methode" ist Geheimnis des Lebren-
den, über das er wohl in den seltensten Fällen selbst
resklos Aufschlujz geben kann. Sie ist begründet in
seiner Persönlichkeit. Eigene künstierische Durch-
dringung der Dlnge, Lebendigkeit des Unterrichts und
Erregen der Phanvasie der Schüler, ohne ihr etivas
bestlmmkes vorzuschreiben, sondern nur die Richkung
zu weisen — oamit Ist manches, bei weitem nicht
alles angedeutet, geschweige denn erschöpsend gesagt.
Etn Lehrer, der felbst! künstlerisch empfindet und ge-
nug Persönlichkeit ist, wird aus seinen Schülern im-
iner das Erstaunlichste herauszuholen verstehen, ohne
ihnen Elgenart und selbständige Phantasie zu neh-
inen: er wivd somik einen nicht zu iiiilerschägendeii
Anteil an der Bildung des Charakkers und der Per-
sönlicbkeit der jungen Menschen im oben angedeule-
ken Sinne, haben.

Dr. Ferd. Stukkmann, Hannover.

Zur Lehrerbildung

Studienrat G. Skiehler, Leipzlg

hlenlzak das.Desest vecöfMllcht...das_.d.l.e_0.rL- 8 S. Prakt ische Pädagogik.
b ttPrüfüng^s üc das Lehramt an der Bolks- 8 13. Das Wahlfach.

Sachsen

nung ___

scssüle vom 17. lZuni 1925 entkälk. Wir aeben im fol

genden einige Punkte daraus wieder. .

8 1. Zweck der Prüfung.

Durch die Prüfung hak der Bewerber nachzuwel-
sen, dast er zu praktischer Erzieherarbeit in der
Bolksschule befähigt ist und das Erziehungswesen
rvissenschaftlich erfastk yak.

8 3. Bed ingung der Zulassung.

8 lr. 1lIIIfaIIg IIIId F orIII d er Prüfu II g.

8 8. Mündliche Prüfun g.

21 Wahlfächer sind zugelassen, darunker:

4. Kunstgeschichte (S. 178).

17. Zeichnen.

16. Werkunkerricht.

8 15. Dozentenzeugnisse.

8 16.3 nhalt der D o z en t e n z e u g n i s s e.

8 21—23. Festellung des Ergebnisses
derPrüfung.

8 2g. Zeitpunkt des llnkrafttretens
derPrüfungsordnungundUeber-
gangsbestimmungen.
 
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