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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 12 (Dezember 1925)
DOI Artikel:
Grothmann, Heinrich: Zu den preußischen Richtlinien für den Zeichen- und Kunstunterricht
DOI Artikel:
Gerlach, ...: Noch einmal: ''Kunstblatt der Jugend''
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0355

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349 W-2

als Gcgensiand einer Nakurskudie eln vorwiegend
wissenschafklicheS Znkeresse, das man zudem bei Kin-
dern nichk wohl voraussetzen, jebenfalls auf längere
Dauer nicht erhalten kann, besriedigt. Die Nakur-
bcobachkung, um die Ich In dem ersten Teil meiner
Bemerkungen zu den Richklinien besorgk war, braucht
also im neuen Ankerricht keineswegs zu kurz z«

kommen: sle wird im Gegenkeil erheblich an Ber-
kiefung und Zweckbewuhkheit gewinnen.

Mii diesem allseiklg befriedlgenden Ausbllck be-
ende ich oorläusig meine Anmerkungen zu -en preu-
ßischen „Richtlinien für den Zeichen- und Kuntt-
unkerricht". Zu sagen wird über diese aber noch seyr
vieles sein.

Aoch emmal: „KunstblaLL der Iugend"

Bon Gerlach, Sulzbach (Saar).

3n Helt ll der ..Kunsk und 3uaend" erscheint
e ndlich elnmal ein ernstes, ver>ranoiges Mork über
das „Kunskblait der llugend". Mit den Ansichten
des Herrn Bölker werden viele, hoffentlich rechk
viele, sich voll einverskanden erklären.

Ich möchke nur die von ihm erwähnke „Neichhalkig-
keit" der Hefke nichk als Lob, sondern eher als Tadel
verstanden sehen, denn es ist doch so manches drin,
was nicht hincin gehört. So möchke ich vor allem
die langen Wanderberichte mit den vielen dazu-
gehörigen schlechken Reprodukkionen gerne missen.
Auch über die Güie der Dervielfäliigungen bin ich
anderer Ansicht: ste stnd doch zum grotzen Teil wirk-
lich herzlich schlechie Rasterdrucke.

Herr Völker hak von Lem schlcchken Einfluß des
Kunstblaites auf die Zugend gesprochen, diesen Ein-
fluh aber nur von einer — allerdings sehr wesenk-
kichen, grundwichkigen — Seike verfianden. fich
rnöchte noch etwas anderes bekonen.

Eine solche Zeikschrifk will doch erzieherisch wirken.
Dmch belehrende Aufsätze, Dervielfälkigungen geeig-
neker Merke soll die 3ugend zum Berständnis des
Künfilcrischen gesührk werden. Zu den künstlerischen
Fähigkeiken, Lie wir Zeichenlehrer in der Schule zu
pflegen haben, gehörk nun aber auch der guke Ge-
schmack. Za, in der Pflege des guken Geschmacks
haben wir sogar eine unserer Haupkaufgaben zu
sehen. And wie stellt sich hierzu das Kunstblatt der
ougend? Es verfagk nicht nur vollkommen, es wirkt
ssgar unheilvoll!

Wie ist es nur möglich, datz Abhandlungen Lber
künstlerische Dinge, Kunstwerke selbst !n einer Zeik-
schrifk gebvken werden, dke ein derarkig gefchmack-
lofes, unkünstlerisches Gewand krägt? Zch meine da-
mik nicht nur den Amschlag, sondern die ganze Auf-
machung der Hefke.

Bekrachten wir so ein Heft doch einmal ekwas
näher. 3ch habe vor mir ein Probeheft vsn 1825
liegen. Die Befprechung eines Hefkes genügk, denn
die späkeren, sowcik lch fie gesehen habe, find nichi
anders. Das Format ist unglück'ich gcwählt, weil es
zu schmak Isk, aber das wäre ja nicht so wesentlich.
Der Umschkag ist überaus armselig im Enlwurf. Das -
Oval in der Mikte mik den drei Skrichen drin ist
geradezu stnnkos und wirkk äutzerst unschön. 5m
ganzen macht der Einband einen kristen, kalken Ein-
druck. Die unmikkelbar nach dem Oeffnen des Um-
schlages fichkbare Reprodukkion nach Grünewakds
„Wuferstehung Lhristi" ist schlechk — bunk. 5ch kenne

das Origlnal. Das rnnere Tikeiblaki ist ebenso kläg-
lich wie der Umschlag. Und nun kann man weller
bläktern und bekommt nichis zu sehen als Setten, die
fo gefchmacklos aussehen, wie die Seiien einer
illustrierien Familien-Zeitschrifi aus den 80er 3ahren.
Wenn man aber bis zum „Wandern und Schauen"
auf Seike 25 gekommen ist, isi der HLHepunkt er-
reicht! Da wird es ganz ioll. Diese Seikenauf-
keüung, diefe Berzierungen muß man gesehen haben,
onst glaubt man es nicht. Ganz befondere Perlen
ind die Seiken 30, 31 und 33. Bitie, liebe Kollegen,
üchen Sie das Heft und fehen Sie sich das an. 3ch
will kein Wort weiter darüber veriieren. Wer sich
da nicht beleidigt abwendek, der wird's auch aus
Worken nicht begreifen.

Wir haben doch geglaubt, derarkige Dinge seien
hcuke Lberwunden! Wenn schliehllch der Kakalog
irgendeiner Hinkerkreppenfirma dem Publikum so
etwas zumukek, mag das ja hingehen, daß aber aus-
gerechnet eine Zeiischrifi wie das Kunstblaik der-
ariig aus der künstlerifchen Rolle fällt, ist doch be-
denklich und zeugi wohl davon, daß die Herausgeber
ihren Aufgaben nicht ganz gewachsen sind. Man
soll mir nicht einwenden, Las fei nichk so wichtig, das
sei nur die öußere Form, auf den Snhalt kvmme es
an. Mit Leuten, die diese Anflchk verkrcken, kanu
man in unserm Falle nichk ernsilich verhandeln. Das
wäre dasselbe, als wenn ein Lehrer an seinen 5un-
gen schwarzc Fingernagel rügk, dabei aber selber
welche hak. Am ein Gegenbeispiel zu nenncn, dars
ich vielleichk auf die „Gebrauchsgraphik" hinweisen.
Da steckt eine andere ästhekifche Kulkur dahluker.
Dlese Hefte zeige ich meinen Echülern gerne unv
mit gukem Sewisfen. Da ist fast jedes Hest vom An-
fang bis zum Ende — die Reklame nicht ausge-
nommen — künstlerisch durchfühlk. An dem guken
Kunstdruckpapier und der Unkerstützung, die die Ge-
brauchsgraphik wahrscheinkich in Geschäfkskreisen
findek, liegk es auch nichk allein. Man kann auch
auf billigerem Papier, mlk wenlger Mikkeln ekwas
Gukcs leisten.

5ch kann zu kelnem andern Schluß kommen: Dle
Aufmachung des Kunstblakkes ist seines llnhaltes und
fciner hohen Ziele durchaus unwürdig. DIs ge-
schmacklose Ausstakkung verblekek es schon uns
Zelchenleyrern, die Hefke unsern Schülern in die
Hand zu geben, weil sie den guken Geschmack ver-
derben. Taksächlich gibk es aber Zeichenlehrer, Lle
dlc die Zeikschrifk empfehlen. 5ch glaube, dtese Kol-
legen steileii sich damik eln bedenkllches Zeugnis aus.
 
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