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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 2 (Februar 1925)
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Kubin, Alfred: Rhythmus und Konstruktion
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Hils, Karl: Eine Werkhauswoche bei A. L. Merz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0044

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verlinlle». Nicht wettetfernd solche Schöpfmro nach-
rudilden ailt es, das wäre unmdglich, sondern zu
adstrahieren, Zeichnungen zu schaffen, welche die
Erlsbnisse der schauenden Seele andern zu vermitteln
iin Slande find. Lier Formen, Zeichen zu erfinden,
das tst dle SauptauMbe der Konstrulrtion.

So sind die beiden Komponenten Rhylhmus und
Konstruktion in jsder Zeichnung miteinander ver-
inühlt, ja günzlich verschmolzen, und gleichsam nur

durch godankllches Abziehen voneinander lösbar und
begreislich zu machen. Sie verhallen sich «lwc wt«
Seele und Geisi, oder wie Herz und Kovf zueinander,
und ich glaube, es isk für jeden förderlich unü fllhri
tief ein in das metapbystsche Verständnis des Kunst-
werks, diesem Gedanken nachzusinnen.

(Aus: „der Piperbote", 1. Zahrgang, Hesl 3. N. Pipei
' " L Eo. Perlag Mllnchen.)

Sch«renschnltt Renlschule Schrumberg'lStudieilrat Netteuacken

Eine Werkhauswoche bei A. L. Merz

Line WerkhauSwoche bel A. L. Merz vom Sl. August bis 8, September 1v2s.

A. L. Merz ist ohne Zwelfel in die Reihen der
Schulresormer getreten, mit denen man stch beschäs-
tigen must. Er steht mit seinen Bestrebungen nicht
allein, wie die an der Äerkhauswoche bekeiliaten
Persönlichkeiten: Larisch, Bode, L. Frobenius, Bac-
meister, Wille Schlüter, Universikätsprof. Fischer-
Freiburg und Dr. Meng beweisen.

Die Taauna, die Im Zeichen von ..Lrkenn « n
u.nd D eii'alten" stand, wurde am 81. Augüff'
durch eine Aussteslung im Neuen Schlosz erössnet.
Merz übernaym selbst die Führung.

Ls ist fast kein Stoff denkbar, der nicht von seinen
kleinein Schülern, als, Angrisssobiekt gewählt wor-
den wLre. Lin knorrlges Wurzelyolz wurde mittets
Farbe und Stofflappen zum Wundervogel gestallet,
goldglänzende Konservendeckel, Slofflappen, Zigaret-
tenfchachteln, Zündholzschachteln sügten sich dem
kindlichen Gestallungstrieb zu entzllckenden Gebilden.
Weben, Nähen, Kitten, Kleben, Formen in To»,
Schneiden in Holz und Gypsdisren wurde dem Be-
schauer in vielen Werkarbeiten gezeigt. Die Wahl
des Werkskofss lst den Schlllern sreigeftellt Troh-
dem Ikt keine dieser Kinderarbeilen sinnlos kon-
struierk. Sie stellen den Ausdruck beglllckter und
freier Kindesseelen dar, die jeder starren Nach-
ahmung und jedem toten Drill unzugänglich ftnd.

An dieser Stelle, muh der Merz sche Baukasten
erwähnt werden, der ein gern benutzlrs Lehr- und
Lernmittel der Merz'schen Bersuch'fchulr geworden
ist.

Gegenbeispiele aus allmodischen Kindergäilen und

aiiderenAnstaltenzeigteiiFehlergebnissei.Mechaiiei",
Berkrampfnng und zu früh etnsetzenden nnd zersehen-
den Intellektualismus.

Aus dem kindltchen Ligenrhythmus nnd aus der
kindlichen Schöpferkraft leitet Merz alles ab. Doch ver°
rät eine gewisseÄote, die allenLrze ngnissen seinerSchü-
ler inne wohnt, daß eine starke Lehrerpersönlichkeit da»
hinker steht, dle krästige Ankriebe zu geben versiebi.
Trotzdem zeigen alle Arbeiken frische Individuene
Mannigfaltigkeit der Gestaltung.

Es wäre nlcht richlig, wenn man das Merzsche
Unlerrichtsverfahren in unbedingten Gegensatz zu
dem der StaatSschule sehen wllrde, Lamik wäre woyl
keiner Seike gedient. Slcher ist, datz eine freie
Schule mlt beschränkter Schülerzahl inmlllen elnes
Vartens, mlt freien Lebrpersönllchkellen, -ie stch
gegenseltlg ergänzen, besfer abschlietzen kann, als
eine Staaksfchule, der diese Doraussehungen fehlen.
Wenn nnn aber die Merzschen Erziehungs- und Vil-
dungsgedanken nlcht auf dle allgemelnen Schule»
angewendet werden könnten, würde sle sür uns an
Wert nickt alles, aber vieles verlieren.

LS wlrd nun manchen lnterefsieren, warum er, der
Archilekt, den Bauplatz verlieh, um das vleldurch-
wllhlte Gebiet der Pädagoglk zu belrelen. Er lst der
Sohn des bekannien Zeichenlehrers Profefsor Merz,
Schramberg und kenni den Werk des ZelchnenS, deS
blldhaften GestaltenS von Haus aus. Während des
KrlegeS unlerrlchtete er an elner Schule fllr Ballistlk
und wurde hler Zeuge der Hllslostakrit und Ün-
zulänglichkeit so vieler „hochgebildeler" junger Men-
 
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