Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

DOI Heft:
Heft 2 (Februar 1925)
DOI Artikel:
Umschau
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
45

Schullern der Gotlk steht. indem dlese zum ersten-
male dle glelchwertlge Behandlung, sa die organische
Durchdrlngung von elnnenbau und Austenbau der
Well gewonnen, dl« Darlabllitäk und Bildsamkelt
der archlkektonlschen Formen, die Anpassung der
Luheren Erschelnung deS Bauwerks an tausendfältige
Bedlngungen der inneren („Stimmung"), wie der
äuheren (Landschafk) Situakion errungen hat, so wur.
zeln auch Malerei und PlaM der neueren Zeit
in Malerei und Plastlk deS MirkelalkerS. Ganz of-
fenbar Ist dieS nach der ekhlschen Seite, von der aber
die kormale gar nicht zn trennen tlt. Das dnrch das
Lhrlskentum gegeniiber der Antike so vertiefte innere
BerhältnIS des Schaffenden und des Genlekenden
zu dem Gegenstande der künstlerischen Darstellung
ist daS unverllerbare Erbe des Mittelalters. Was
dle Künstler dieser Epoche gemalt und gemeißelt, das
waren Lebensfragen flir sie und für alle, die
ihre Werke sahen. Und in der Ordnung der künst-
lerischen Zusammenhänge waltete die tiefste Lv"ik
miklelallerliche Welkauffassimg. Mie elndrlnglich
stehen dlese Schöpfungen den heiteren, den auch im
traglschen Ernste pom lebendlgen Menschen weit ab-
gerllcliten Gebilden der Ankike gegenüber, wie zwln-
gend in ihrem Dasein erscheinen sie gegenübsr der
lelchten, schwebenden Ordnung antiker Skulpluren am
Tempel, antiker Gemälde im Rahmen der Wand-
dckoratton. Dleser erhabene Ernst, dtes Herausge-
bären des Kunstwerks aus tiefstem, leidenschaftlich-
stem Erleden, diese Selbstdarstellung des Menschen
in der Kunst im Innigsten Konnex von Fühlen und
Formen, diese bezwingende Nokwendigkeit In allen
künstleriscken Zusammenhängen sind der europäischen
Kunst geblleben bis auf dlesen,Tag. Die Kraft, die
sichtbare Form mit lnnerem Leben zu durchdrinaen.
Den Muk zur Befreiung von dem fesselnden Bor-
bilde der Nakur und zur Transformakion ihrer Zu-
sammenhänge zu geistigen Ordnungen höherer Art ge-
winnen wir noch heute aus den glelcken Kräften,
dle die miktelalterliche Kunst hervorgebrackk haben.
ES ist fatal, immer und immer dle grosten Gelster zu
zltieren und dock sel eS hier ausdrllcklich bekannt,
dah Michelangelo und Nembrandt, Nodin und
Maröes nicht zu denken wären ohne dle Gokik.

Aus Bikkbum: Die Malerei und Plast'k
des Mikkelalkers. (Aandbuck -er Kunst-
wissenschatk, Akademlsche Verlagsgesell-
schaft Berlin-Neubabelsberg.)

Elne pkönizisäie Tokenstadk. stn der letzken Sitzung
ier Pariser Lkaäemis cl«s Inslrriptions st RoNss-
lattrss berichkets Ch. Birolleaud zusammenfassend
über die archäologikchechn Arbeiken, die von französt-
scher Seite in den Mandatsgebieken des nahen Ostens
wShrend der stahre 1623/24 vorgenommen worden
stnd. Als besonders wickkig wurden die während der
lekten Monate gemachken Ektddckungrn' ln der
Nekropole von Kafr-Dscherra, Sstllch des alken Sldon,
bezeichnet. Die Totenstadt, die ebenso wis sene von
Dvblos dem zweiken Iahrtausend v. Thr. angebörk,
ist Im mlktleren Pbönlzlen elnzlg In Ikrer Ark. Man
fand dort zahlreiche phönlzlsche Töpferelen, Waf-
fen und Geräts aus Bronze, aus Aegypten stammende
Alabastervasen und blaue Fayeneen, babylonlsche
Slegelznlinder, eine goldene Rosetk« In kretischem
Stll und vieles andere.

Buchbespreckungen

Ausdrucksbewegong und Geskaltungskrask. Grund-
legung der Wissenschast vom Ausdruck, von Dr. Lud-
wig Klages. 3. u. 4. Auflage. (Berlag 3. Ambro-
sius BärkhTLelvzig.) Die Wissenschaft vom Ausdruck
ist eine Sache, die der Zeichen. u. Kunsilehrer beherr-
'chen sollte. Kl. sucht ihre Klarslellung von neuen Ge-
ichtspunkken aus. Er folgt den Spuren Plderlts, def-
en Forschungsergebnisse allerdings lnfolge Mangels
an seelenkunolichen Rüsizeugs bescheiden blieben. Kl.
baut nun ein In sich wohl begründetes und abgeschlof-
senes System auf, das In grundsählichen Fragen sich
von der seitherigen Psychologie unlerscheidet. Der
Znhalt des bedeutenden Werkes ist In vier Kapitela
geglledert: 1. DaS Ausdrucksgeseh, 2. Ausdrucks-
bewegung und Willkürbewegung, 3. Kritik der Aus-
druckslehre Darwins, 4. Anwendung auf dle Lha
rakterkunde, 5. Das persönliche Leitbild, 0. Das
Formniveau, ü. Dle Gestaltungskraft. Der Bersasser
msldet alle entbehrlichen Fremdwörter, schreibt aber
ein elgenkümlich konskruierkes Deutsch, in das man
sich erst elnleben mutz. Das sollte uns aber nicht ab-
schrecken von Lem Sludium des Werkes, das in
vieler Hlnsicht ein neues Llcht auf unser Arbsiks-
^ebiet wirft und zu wertvollen Erkenntnissen ver-

Die künstlerische Kullur deS AbendlandeS.
eine Gsschichte der Kunst und der künstlerlschen
Welkanschauungen selk dem Untergang der alken
Welt von Fritz Knapp (veikegt bei Kurk
Schroeder in Bonn). Band I: Bom archikektonischen
Naum zur plastischen Form, Mitkelalter und Äe-
naissance besprachen wir, als er in der 1. Auflage
vorlag. Nun ist das ganze Werk ln drel stattlichen
BSnden und schon in der 3. und 4. Auflage erschienen.
Was zunächst hervorgehoben werden mutz, lst dte
ungleich befsere und schönere Ausstalkung In Druck,
Papier unö Wiedergabe des Bilderftoffes als bei
der 1. Auflage. Band II umfatzt die Aochrenaissance,
Barock und Rokoko (der Sieg der malerischen An°
fchauung), Band M, vom Klassizismus zum Expref-
sionismus (die malerische Problematik der Moderne).
Wir halten unsere empfehlende Würdlgung des Wer°
kes bel Besvrechung des 1. Bandes für das ganze
Merk aufrecht. Der Berfasser verfllgt nichk nur über
gründliche Sachkenntnis, sondern auch über Selb-
ständigkelk des Urtells. Gerade das fchähen wtr ganz
vesonders an ihm, obwohl seine Anslcbt der unsrigen
sehr ofk enkgegengeseht Ist. Wir empfchlen das Werk
angelegentllch.

Zeichnen ln der Arbeitsschule. Cin Lehrbehelf l
für den Schulunterricht und zum Selbstunkerrichr
von Profefsor Ankon 3. Besely. (Berlag A.
Pichlers Wikwe u. Sohn.) Das Werk umfatzt drei
Teile: 1. Tell fllr die Ilnterstufe (Preis
Mk. 2.86) mlt 303 Abblldungen, darunter ü Blälker
mlt 81 Abblldungen in Farbendruck: 2. Teil sür dle
MIktelstufe (Prels Mk. 3.M) mit 16 Texlkafeln
und 44 Aobildungen, darunter 6 Älälker mik 218 Ab-
bildungen In Farbendruck: 3. Teil für die Ober-
stufe (Preis Mk. 4.46) mlt 22 Lexttafeln und
337 Abblldunaen, darunker 6 Blätter mit 125 Ab-
bildungen in Farbendruck. Das umfasiende, gründ-
liche Werk ist die fleitzlge Arbelt elnes Lehrers der
älkeren Schule. Sie beglnnt mit .Stäbchenlegen".
(Darsiellen von sogenannten Lebensformen), hierauf
 
Annotationen