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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 8 (August 1925)
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Jakóby, L.: Das schöpferische Gestalten auf der Oberstufe, [2]
DOI Artikel:
Stiehler, Georg: Unsere Amtsbezeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0219

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Quarka und Terkia bereits Versuche nach der Nakur
uud in Unkerselrunda Benillhungen, die Hauptfor-
iiien des Kopfes nach der Nakur tn ihrer typischen
Grundform zu abskrahieren.

Einen rvlchtigen Punlrk, das Zeichnen im Frelen,
lrann ich nur khedretisch errvähne», da mir hlerfilr
lreine Belege mehr zur tzand sind.

Ich habe bereits in der 4. Klasse Baumstämme In
elnfachster, plastisch aufsteigender Form nach der
Natur zeichnen lassen.

Es erscheint mir wichtig, das> man den Kindern viel
drausren in Skrahe und Landschaft zeigk, selbst wenn
es nicht unmikkelbar in Zeichnunq umgesetzt wird. Es
kann eine Anregung sein^u plastlschen und räum-
lichen Darsteltungsbildern. Äeim direkten Abzeichnen
vermeide ich es, sogenannke Moklve zu suchen. Fast
ieder Ausschnikk bietek ekwas, wenn man ihn nichk
blos, abzeichnet sondern wlrksame Energien heraus-
stlhlt, dle ivlederum !n einem zu beschränkenden
Naumbilde zur Erscheinung kommen.

Unsere Smule hak leider keinen Aufbau, so bleibk
mir dle Erfahrung mit reiferen Schülerinnen vorenk-
halken. Aber auch da, denke ich mir, darf das Bor-
stellunaszelchnen nie aanz aussetzen, sondern es mutz
das Nakurzelchnen klären helfen.

AlS Wesenklichskes erscheint mir immer wteder,
dak iede Formerschetnung, wie sie auf dem Papier
entsteht, als eine belebke, aus innerer Energie enk-
fkandene Aeuherung zu empfinden ifk.

Diese innere Energie — mag man sie nun Ve-
weaung, Nhytbmus oder Dynamik nennen — be-
weisk den innigsken Zusammenhang zwlschen Nakur
und Kunst.

Gleichzeitig ist sie der Werlmesser einer Zeik i»
kllnstlerischer Hinsichk, ob ein Bolk mik seinen leben-
digen Kräften in Berbindung oder i» eiuer Kullur-
epoche steht, die nur noch vo» ausze» her a» diese
Kräfte herangehk.

Die Kunskbekrachkung mutz diesen wichtigste» Punkl
immer wieder betonen und immer wieder mlk Sorg-
falk Kunstwerke wählen, die wirklich diese Iiinersls»
Gestaltungskräfte besitzen — beispielsweise den Bam-
berger Reiter zeigen, im Bergleich mik späkeren Nei-1
terbildern, von denen keins mehr diese lnnere Span-
nung aufweist, weil keine Zeit mehr so wie das
13. 2ahrhunderk in ihren besken Kräfke» in dlesem
jugendlich ritkerliche» Geiste wurzelk — oder dic
auss höchste gestelgerke seelische Spanming der Ma-
kerei des 15. llahrhunderts eines Baldung Grien,
eines Drünwald, bei der die hefkigen energetische»
Kräfte Ihrer Werke wirklich parallel laufen mit der
religiösen und geistigen Lochspannung der Welk am
Ausgange des Miktelalters.

Ilnsere Zeik zeigk Im verwandten Siiine Bemü-
hungen, den besten Kräfken formalen Ausdruck zu
geben. 3ch darf vielleicht auf das Chilehaus in tzam-
burg hinweise», wo wirklich wieder anS energelischei
Formung eine Archikekkur enkstanden Isk. Mehr als je
muh es unsere Sache sein, daS Steigen und Falle»
unserer Zeik mikzuerleben, die Kräfke zu erkenne», die
mitwirken am Anfbau unseres innersken Lebens.

Bergangne Zeiten lehren uns, dast grosie Lelskuii-
gen Immer ursprünglich, schöpferisch sind. Dies zu er-
kennen und zu wecken mujz unsere vornehmste niid
beglückendske Aufgabe sein.

Ansere Amtsbezeichnung 5

Aerr Skudienrat Dr. tzunke, Frankkurt a. M.,
hat im Deukschen Philologenblakt vom 17. 3uni d. 3.
einen Aufsatz geschrieben über „die Berleihung der
Amksbezelchnung „Skudienrak" an Nichkphilologen
und Nichkakademiker".

Wir mtissen zu diesem Aufsah, der z. T. von
sachlich falschen Boraussehungen ausgehk, grundsäh-
lich Stellung nehmen. Wir sehen als bekannk vor-
aus den 8 2ll der Preust. Prüf-Ordn. für das künskl.
Lehramk, ferner die Bestlmmung, nach der die Zei-
cbenlehrer an höheren LehräNstalten Preustens, die zu
Oberzeichenlehrern ernannk sind, in Gr. 10 die
Amksbezeichnung „SkudienraN führen nach dem
Nunderlak vom 25. März 1024.

Durch Erlasz vom 11. Dezember 1924 wurden „In
der Foige die Berhälknisse der Kandidaken mik dem
Zeugnis für das künstlerische Lehramt an höheren
Lehranstalken, die nun auch die Amtsbezeichnung
Skudienreferendar und "'SIMenassessor ohne
unkerscheidenden Zusatz fllhren, geregelk."

(Wortlauk nach Dr. gunkel:

„Gegen diese Nsgelung könnte, in Anbetracht der
neuen Prüfungsordnung, von unsersr (!) Seike
nichk allzuviel (!) eingewandk werden, wenn
nicht die Ilebergangsbestimmunaen des 8 20 Abs. 2
des Eriasses vom 22. Mai 1922 die, Mvglichkeik ge-
schaffen häkken, auch nichkakad emis ch (!) vor-
gebildeke Zeichen- und Muslklehrer den akademisch
vorgebildeken und nach der neuen Ordnung geprüf-
ten, und damit auch den Philologen in der Amls-

bezeicknung gleiäizuskellen." A. a. O.: „Diese Be-
einkrächkiaung unserer Amksbezeichnung mutz von
uns enkschieden abgelehnk werden."

Herrn Dr. Hunke, der im Namen der deutschen
Philologen svricht, kommt es auf eine äuszer-
lich sichkbare Unkerscheidung zwischen
den künstlerisch und wissenschafklich vorgebildeken
Lehrern an den allgemeinbildenden Lehranstal-
ten an.

Er nimmt an, dasi der Skudienrat nur den Leh-
rern mit wissenschafklichen Skudien und nichk für
solche mit künskterischen Skudien vorbehalten sein
dark.

Ileber diese Lage hat nichk dle Philologen-
organisation zu entscheiden, sondern die Ve-
hörde.

Mir erkennen nichk an, datz der deuksche Phi-
lologenverband Richklinien für den Neichsverband
akademisch gebildeter Zeichenlehrer aussteilk.

Wir müssen jede Beeinkrächkigung (ipsi^ima vorba
Dr. Aunkesj unserer AmkSbezeichnung enkschieden ab-
lehnen, da Herr Dr. Hunke von n i ch k a k a d e m > s ch
vorgebildeten Zelchenlehrern sprichk.

Aerr Dr. Hunke übersieht scheinbar absichklich die
ministerielle Erklärung, nach der die Zeichenlehrer
Preußens sich als akademisch gebildete bezelchnen
können. Das seit llahren prakkisch durä)geführte drei-
jährige kunstakademlsche Skudium isk dnrch die neue
Prüfungsordnung zu einem vlerjährigen erweikert
worden; auch das philologische Skudlum hak sich im
 
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