Rmschau
Die Aiisslellunji neuer Märkischer Keramilr im
Lichthof deS skaallichen Kunstriewerbeinuseunis in
Aerlin (Schlujz 7. Nov.) fand die ungeteilte Aner-
lrennung der Tagespresse. Dec hochwectlgen, neu-
zeillichen inärlrischen Keramilr wird namenllich „enges
Zusaminenwirken zwischen Kunst und Zandwerlr,
Freude ani zugleich spröden und schiniegsamen
Merkstoff und' anSgeprägtes Formengefiihl" nach-
geriihmk. Es iiberraschte, wie die alte Ileberlieferung,
nachdenr sie jahrzehntelang iu Kitsch und (Leschmack-
losigkeit erstarrk war, hier nun eine Lrneuerung in
vereinfachken »raterialgerechten Leistungen zeigk.
Reinbrandl als Malcr.
'-Aeinbrandts Lilachtwache nahin mich wieder in
ihren Bann. Der Aeichtum skarker Kraskwirkungen
und »lannigfach veräaderten 4ln- uich Abklingens
farbiger Tonwerke hält >das Auge des Malers in me
zu erschöpfendem Aeiz gefangen. Aorzeichnung neuer
»lalerischer Wcge und Lrsülliing zugleich isk uns
dieses Werk. Das fo wunderbar stoffttch und farbig
wirkende Schwarz des Hauptinanns ist iiber einen
hellgrauen pastosen Unkerton locker mit Firnisfarbe
und lvnrmbraunen durchsichligen Tiefen htngeseht.
Ein hoher Venusz, eine wahrhaftige malerische Fein-
schmeckecei ist es, die wunderbare, wie feines Ge-
webe und kostbaces Geschmeide anmutende Teztuc
der Lichtmassen in der Aähe zu studieren. Die pa-
stosen Stellen haben zwar insofern gelitten, als sie
hente infolge der vielsachen Aeslaurierungen im
Laufe der Zeit eine Glätte angenommen haben, die
sie urfpriiglich slcher nicht besasten uud die vlel von
dem früheren stoffllchen Neiz weggenommen haben
mujz. Trohdem übt die Schönheit der Makerial-
bchandlung der Lichtflächen, wie es Leuknants oder
des kleinen Mädchens in Gelb auf ein empfängliches
Auge die tiesste Wirkung.
Mit rein malerischen Mitteln wird in diesem Bilde
der äujzerste Unifang der Gegensähe von Hell und
Diinkel erreicht, indeni >dem pastoseu Gesüge der
Lichkmassen durchsichtige, über heilere graue und
dcckende Unterköne lasierte Tiefen entgegengestellt
werden. So wird auch die körperliche Erscheinung
auf das Höchstmasz gebracht.
Geht man den Einzelheiten nach und beobachtek,
wie das leuchtend ihelle Selb des kleinen MädchenS
zusammengehalten und troh seiner vordrängenden
Helligkeit auf den richtigen Äaum im Bilde ver-
wiesen ist, so wird man die Kunst d>er malerischen Ge-
staltung bewundernd einpsinden. Dem Umrijz solcher
Lichtmassen nachzufolgen, ntikzufahlen, wie sie manch-
mal im Dämmer verschwinden, an anderer Stelle
scharf gegen Dunkelheiten stehen, wo anders diese
iiberstrahlen und immer die rechke Wirkung im Bilde
kun, das läszt den ganzen'RÄchtuni malerischer Ge-
staltungskraft erkennen. Einige sparsam aufgesehke
blihende Lichter im Geschmeide machen die ganze
Lichtmasse tonig. Die sakteren Gelb der Unisorm des
Leutnants werden durch wärniere Gelb gelb und der
„befreundeken" Gelbrok und Araun der Umgebung
in vielerlel Unterschieden hinübergeleiket bis zum
Schwarz des Hauptmanns. Sie werden durch diese
wärmere Umgebung wie die Lichtmasse des Mäd-
chens ins Kühlere getrieben troh ihrer leuchtenden
Gelb und ihnen so jede branstige Wirkung ge-
nommen.
Nembrandts Technik, das ist ein Problem, das
immer des Interesses wciter Nralerkreise sicher sci»
darf.
Man »illjz sich vergegenwärtigen, was vor ihm da
war. Die harte Buntheit der Lokalfarben, die einer
grojzzügigen Lichtführung hinderlich war, drängte er
zurück zugunsken dieser und vermied so die Klippe,
die so vielen Bildern zum Verderben wird, starke
Etnzelsarben und starkes Licht zusniii»ienbringeiii.
Skarkes Licht schliejzt salle Färbe aus.
Nur ein unablässigeS Sludium der Nakur ver-
mochte bei aller Genialität diesen Lrfolg zu bringen
und rllcksichlslos ordneke er alle malerischen Mitlel
>dieseni Fweck unker. Er malte so pastose Bilder, dasz
das Wihwort auskam, man könne ein Porträt von
ihm an der Aase aufheben. Sandrat erzählte, er
habe sich nicht gejcheut, wider die Kunstregeln, wider
die Perspektive und den Auhen der antiken Sta-
tuen, wider Aasaels Zeichenkunst zu skreiten.
Ein Vergleich, rein vom handwecklich-künsileri-
schen Slandpunkk aus, drängte sich mir vor Nem-
bcandks Bildern auf, Tizian, Äembrandt und Araröcs,
drei malerischen Breniipunkte, berühre»! sich ini Teck-
nischen. Alle drel nühen den Amsang der mnlerischen
Milkel im weitesten Siiine aus. Durch die Vcrwen-
duug flüssiger und feuriger FirniSlasuren über
körperhnst pastose Vormodellieriing in Weist oder
Grau schasfen sie stofflich den gröszk mLglichen Gcgen-
sah zwischen den körperhaften Lichkmassen und däm-
merig-geheimnisvollen Dunkelheilen, dic die Phan-
tasie des Aeschauerü iinmer aufs ne»e ausreizen.
Alle drei malten >in> mehreren Schichkcn übereinander-
nicht prima und maltcn lange an ihren Bildern.
Sie suchtsn alle dte Wirkung der Körper im Nauine
als das W-esentliche und bauten aus den wenigsten
Farben -Ihre Vlder auf, die niemals die Grenze ein-
heitlicher Wirkung, den groszen Grundkon über-
schritteii'.
So scbuf Aembrandt sein-e sarbigen Harmonien aus
den „besreuiideten" Farben von Ockergelb bis Braun
und Araunrot, indem er weise die Wirkung solcher
durchsichti-ger lasierender Töne -gegen die skumpfe
Wirkung dergleichen mit Weisz gemischten Töne
steltte und sie alle gewissermajzen nls Variationen
eines grosten Grundkonos aufsajzte nnd sie in das
Bild einordneke. So wissen wir von Maröes, dast er
aus den wenigsten und einfachsten Farben die Wir-
kung gestalkete und von Tizian ist daSselbe über-
liefert. Den stofflichen Aeiz der Bilder dieser Mei-
sker erreichten -ihr-e Schüler sast nie, so viel sle ihren
Ntelstern auch vom Handwerk abgeguckt 'haben
mög-en. Diese feinste Blüte -des Handwerklichen kann
eben nicht so -einfach nachgeahmt werden. D-as Ge-
s-üht d-afür Ist selten u-nd nur bei ganz Wenigen isk
-diese höchste mnlerische Fähigkeit zu fiiiden, nicht
einmat bet allen grosten Meistern.
Aeber das Weist des Nembraiidt müstte man ein
eigenes Kapitel schreiben. Aus klaren Gegensätzen
eines Grauweist und Gelbweist, von denen ich
Die Aiisslellunji neuer Märkischer Keramilr im
Lichthof deS skaallichen Kunstriewerbeinuseunis in
Aerlin (Schlujz 7. Nov.) fand die ungeteilte Aner-
lrennung der Tagespresse. Dec hochwectlgen, neu-
zeillichen inärlrischen Keramilr wird namenllich „enges
Zusaminenwirken zwischen Kunst und Zandwerlr,
Freude ani zugleich spröden und schiniegsamen
Merkstoff und' anSgeprägtes Formengefiihl" nach-
geriihmk. Es iiberraschte, wie die alte Ileberlieferung,
nachdenr sie jahrzehntelang iu Kitsch und (Leschmack-
losigkeit erstarrk war, hier nun eine Lrneuerung in
vereinfachken »raterialgerechten Leistungen zeigk.
Reinbrandl als Malcr.
'-Aeinbrandts Lilachtwache nahin mich wieder in
ihren Bann. Der Aeichtum skarker Kraskwirkungen
und »lannigfach veräaderten 4ln- uich Abklingens
farbiger Tonwerke hält >das Auge des Malers in me
zu erschöpfendem Aeiz gefangen. Aorzeichnung neuer
»lalerischer Wcge und Lrsülliing zugleich isk uns
dieses Werk. Das fo wunderbar stoffttch und farbig
wirkende Schwarz des Hauptinanns ist iiber einen
hellgrauen pastosen Unkerton locker mit Firnisfarbe
und lvnrmbraunen durchsichligen Tiefen htngeseht.
Ein hoher Venusz, eine wahrhaftige malerische Fein-
schmeckecei ist es, die wunderbare, wie feines Ge-
webe und kostbaces Geschmeide anmutende Teztuc
der Lichtmassen in der Aähe zu studieren. Die pa-
stosen Stellen haben zwar insofern gelitten, als sie
hente infolge der vielsachen Aeslaurierungen im
Laufe der Zeit eine Glätte angenommen haben, die
sie urfpriiglich slcher nicht besasten uud die vlel von
dem früheren stoffllchen Neiz weggenommen haben
mujz. Trohdem übt die Schönheit der Makerial-
bchandlung der Lichtflächen, wie es Leuknants oder
des kleinen Mädchens in Gelb auf ein empfängliches
Auge die tiesste Wirkung.
Mit rein malerischen Mitteln wird in diesem Bilde
der äujzerste Unifang der Gegensähe von Hell und
Diinkel erreicht, indeni >dem pastoseu Gesüge der
Lichkmassen durchsichtige, über heilere graue und
dcckende Unterköne lasierte Tiefen entgegengestellt
werden. So wird auch die körperliche Erscheinung
auf das Höchstmasz gebracht.
Geht man den Einzelheiten nach und beobachtek,
wie das leuchtend ihelle Selb des kleinen MädchenS
zusammengehalten und troh seiner vordrängenden
Helligkeit auf den richtigen Äaum im Bilde ver-
wiesen ist, so wird man die Kunst d>er malerischen Ge-
staltung bewundernd einpsinden. Dem Umrijz solcher
Lichtmassen nachzufolgen, ntikzufahlen, wie sie manch-
mal im Dämmer verschwinden, an anderer Stelle
scharf gegen Dunkelheiten stehen, wo anders diese
iiberstrahlen und immer die rechke Wirkung im Bilde
kun, das läszt den ganzen'RÄchtuni malerischer Ge-
staltungskraft erkennen. Einige sparsam aufgesehke
blihende Lichter im Geschmeide machen die ganze
Lichtmasse tonig. Die sakteren Gelb der Unisorm des
Leutnants werden durch wärniere Gelb gelb und der
„befreundeken" Gelbrok und Araun der Umgebung
in vielerlel Unterschieden hinübergeleiket bis zum
Schwarz des Hauptmanns. Sie werden durch diese
wärmere Umgebung wie die Lichtmasse des Mäd-
chens ins Kühlere getrieben troh ihrer leuchtenden
Gelb und ihnen so jede branstige Wirkung ge-
nommen.
Nembrandts Technik, das ist ein Problem, das
immer des Interesses wciter Nralerkreise sicher sci»
darf.
Man »illjz sich vergegenwärtigen, was vor ihm da
war. Die harte Buntheit der Lokalfarben, die einer
grojzzügigen Lichtführung hinderlich war, drängte er
zurück zugunsken dieser und vermied so die Klippe,
die so vielen Bildern zum Verderben wird, starke
Etnzelsarben und starkes Licht zusniii»ienbringeiii.
Skarkes Licht schliejzt salle Färbe aus.
Nur ein unablässigeS Sludium der Nakur ver-
mochte bei aller Genialität diesen Lrfolg zu bringen
und rllcksichlslos ordneke er alle malerischen Mitlel
>dieseni Fweck unker. Er malte so pastose Bilder, dasz
das Wihwort auskam, man könne ein Porträt von
ihm an der Aase aufheben. Sandrat erzählte, er
habe sich nicht gejcheut, wider die Kunstregeln, wider
die Perspektive und den Auhen der antiken Sta-
tuen, wider Aasaels Zeichenkunst zu skreiten.
Ein Vergleich, rein vom handwecklich-künsileri-
schen Slandpunkk aus, drängte sich mir vor Nem-
bcandks Bildern auf, Tizian, Äembrandt und Araröcs,
drei malerischen Breniipunkte, berühre»! sich ini Teck-
nischen. Alle drel nühen den Amsang der mnlerischen
Milkel im weitesten Siiine aus. Durch die Vcrwen-
duug flüssiger und feuriger FirniSlasuren über
körperhnst pastose Vormodellieriing in Weist oder
Grau schasfen sie stofflich den gröszk mLglichen Gcgen-
sah zwischen den körperhaften Lichkmassen und däm-
merig-geheimnisvollen Dunkelheilen, dic die Phan-
tasie des Aeschauerü iinmer aufs ne»e ausreizen.
Alle drei malten >in> mehreren Schichkcn übereinander-
nicht prima und maltcn lange an ihren Bildern.
Sie suchtsn alle dte Wirkung der Körper im Nauine
als das W-esentliche und bauten aus den wenigsten
Farben -Ihre Vlder auf, die niemals die Grenze ein-
heitlicher Wirkung, den groszen Grundkon über-
schritteii'.
So scbuf Aembrandt sein-e sarbigen Harmonien aus
den „besreuiideten" Farben von Ockergelb bis Braun
und Araunrot, indem er weise die Wirkung solcher
durchsichti-ger lasierender Töne -gegen die skumpfe
Wirkung dergleichen mit Weisz gemischten Töne
steltte und sie alle gewissermajzen nls Variationen
eines grosten Grundkonos aufsajzte nnd sie in das
Bild einordneke. So wissen wir von Maröes, dast er
aus den wenigsten und einfachsten Farben die Wir-
kung gestalkete und von Tizian ist daSselbe über-
liefert. Den stofflichen Aeiz der Bilder dieser Mei-
sker erreichten -ihr-e Schüler sast nie, so viel sle ihren
Ntelstern auch vom Handwerk abgeguckt 'haben
mög-en. Diese feinste Blüte -des Handwerklichen kann
eben nicht so -einfach nachgeahmt werden. D-as Ge-
s-üht d-afür Ist selten u-nd nur bei ganz Wenigen isk
-diese höchste mnlerische Fähigkeit zu fiiiden, nicht
einmat bet allen grosten Meistern.
Aeber das Weist des Nembraiidt müstte man ein
eigenes Kapitel schreiben. Aus klaren Gegensätzen
eines Grauweist und Gelbweist, von denen ich