Puickt, ein Streifen, ein schlichteS Sinnbild geniigen
in den meisten Fällen als Schmuclc. So kommt man
auf halbem Wege der kindlichen Neigung entgegen.
Unsere Zeit aber, die nach Wahrheit und Klarheit
streben musz, die den Schein bekämpfen mujz, wirö
in den Ruf: Form ohne Ornameni auch in der
Schülerwerkttatt an erste Stelle die Forderung der
technischen Gestaltung rücken. Dem Schmuck aber
darf lrotzdenr sein Necht nicht verkümmert werden.
Wenn Feste im Dorf, in der Klsinstadt, im Gar-
tenverein, in «der Grohstadtschule gefeiert werden.
dann kann die tzugend
Kleid, lLegenstand und
frohgemuten Schmuck in
Abzeichen schaffen. Sie
kommt daher als Figuren des Märchens, als Ver-
körperung von Volksliedern. 2n den Meistersingern
ziehen die Gilden mit Standarten, Wimpeln, Gilden-
abzeichen auf die Festwiese. Landläufige Schmuck-
sormen können bei Kinderfestzügen in ein volks-
tümliches oder historisches Gewand eingekleidet
werden. — Da hat die ganze Schulgemeinde in der
Werkstatt zu ichaffen. Gerade wenn Not, trübe
Stimmung durch deutsche Lande gehen, tut frohge-
muter Schmuck not. Änd wenn das Weihnachtsfest
vor der Türe slehl, musz dem Einfall, der Lust an
leuchtenden Farben und an Zier weikgehend Nech-
nung getcagen werdenr selbstgeferkigtes Spielzeug,
Freundschafksgaben, Eigengerät tragen dann die be-
rechtigte persönliche Note, nicht die kühle,
typische Form! — Dort, wo hohe Wälder rauschen,
schwere Winter über der Landschaft liegen, sammelt
sich die Hausgemeinde zu einer frischschaffenden
Werkgemeinde, die das Traditionelle, Rückwärtslie-
gende wieder hervorholt. Die gleiche Gemütslage des
trüheren und gegenwärtigen Geschlechts umwittert
solche Bolkskunst. Solche Dinge offenbaren auch dann
schon ihren geheimen Sinn, wenn sie schweigend
von Hand zu Hand gehen. Es weidet sich das Auge,
es weiket sich das Herz an dem vlmnenreichen,
naiven, farbfrohen Schmuck. — Wir werden inne,
datz der Nuf „Form ohne Ocnament" in solchen
Levensfällen fremd ans Ohr klingt, und datz bei der
Erziehung der 2ugend andere Richklinien eingehalten
werden müssen als beim Gestalten der kühten, ge-
mtttsleeren Technik, als beim typischen Gewerbe.
Die „Geschmackbildenden Werkstattübungen" von
Groh und Hildebrand sind auch heute noch
matzgebend für geschmackllches Gestalten in der
Werkstatt.
Fassen wir nüchtern zusammen: Erst
d i e F o r m I B i e le F o r men ohn e Sch muck!
Nichtigkeit und Sachlichkeit zuerst in
allen Gebrauchs- und wissenschaft-
lichen Dingen, bei e i n wa n d f r e i e r
Bau- oder Äufbauform. Schmuck dem
kleinen Kinde, wie und wo es will.
Schmuck dem grotzen Kinde, wenn die
Formdadurch gesteigertwird. Schmuck
und ForminfröhlicherHarmonie bei
festlichen Dingen aller Art. Nach-
ahmend einfühiend bei guter Bolks-
und Heimatkuntt und bei allem Schaf-
fen, das in sich persönlich gefühls-
betont i st. —
Und der Reichtum der Unterrichls-
tälle? Die Schülerwerkstatt ist in ganz andcrer
Weise als die Werkstatt im Leben drautzen in dcr
Lage allen UnterrichtSfällen nachzugehen.
Die Spielform erfordert volles freieä spielc-
risches Gestalten. Nachahmung der äutzc-
ren Gestaltform in freigewühitem Mate-
rial, ev. Hilfsstoffen, Mischtechniken; die wirk-
lichkeitstreue Wiedergabe nach Bau,
Funktion und äutzerer Erscheinung bedingt das sach-
liche Aiodell, einen Bau im Kleinen. Der N! odell-
bau nach Borschrift, Anleitung rechnek mit ferli-
gen Einzelkeilen, die ergänzt, zerlegt vder umgeformt
werden können, vor aiiem für wissenschaskliche
Zwecke.
Die N e ug e sta lt u n g auf Grund gestellter Auf-
gaben oder eigener Aufgaben zeigt den ganzen Um-
kreis des selbsländigen SchafsenS im geschmacklichen,
technischen oder wiisenschaftiichen Sinne. Gemein-
fchaftsarbeik im Dienste des UnterrichlS, deS Schul-
lebens oder der festseiernden Gemeinde zeigt eine
Bereinigung der vorhandenen Kräfte und deS Lnthu-
siasmus für die Sache bei Lehrern u»d Schttiern, Lust
und Liebe bei der Arbeit, die technisch, sachlich ge-
diegen sein mutz und zu gegebener Zeit guten Schmuck
tragen soll. —
Und fürdie d id a kti s ch e E i n s t e l l u n g haben
wir den naturgemätzen Weg schon angedeutet: Bon
derFreiheit durch strengste G e b u n d e n h e i t,
Führung und Mikhilfe wieder zur Frei-
heit, zur Ligenarbeit, stelS aber gebunüen
an die Eig e ng e s etz l i ch k eit des Mate-
rials und Werkzeugs!
Mit dieser programmatischen Stellungnahme schlie-
tzen wir unsere kurze Skizze.
Werkbund, Handwerk müssen die Eigenaufgabe,
das Eigenleben der Schule anerkennen, sie müssen
erkennen, datz man däs junge Geschiecht nicht sür
daS ei n z e ln e H a nd w er k, nicht für t ypis ch e,
zeitreife, verkaufsreife Ldelware auS-
zubilden hat, fondern datz wir den inneren und
äutzeren Menlchen bereit machen fürs vielgestaltige
Leben. Der Werkunkerricht ist uns ein Miltel dazu,
wie ieder andere Anterricht, in der lliugend den Grund
zu legen «zu lebenstüchtigen, selbstsicheren, klugen
und praktischen Perjönlichkeiten, die gewillt und
fähig sind, gleichermatzen ein wertvolles Eigenleben
zu führen, wie in tatfreudiger Hingabe der BolkS-
gemeinschaft zu dienem'. Auf dieser Plaltform, die in
oieHöhe des Zeitstrebens weift, reichen wir dem Werk-
bund zum besten der Bolksgemeinschaft die Hand.
DeV-neue Geist im Zeichenunterricht
VraIg. Müncheii
Kein berufener Lehrer wlrd heute noch glanben, Nanien der Brüder von Eyck das Erwachen einer
datz Kunstgeschichtsbelchrung In der blotzen Bermitt- neuartigen Wirklichkeitsmalerei verbinden und sich
lung von Stilmerkmakn, tzahreszahlen, Aieisler- und mtt dieser Tatsache zufrledengeben. Das hietze nur
Denkmälernamen zu l-uchen sei. Man kann mik den den Schüler zwingen, eine Gedächtnislasl zu andern
in den meisten Fällen als Schmuclc. So kommt man
auf halbem Wege der kindlichen Neigung entgegen.
Unsere Zeit aber, die nach Wahrheit und Klarheit
streben musz, die den Schein bekämpfen mujz, wirö
in den Ruf: Form ohne Ornameni auch in der
Schülerwerkttatt an erste Stelle die Forderung der
technischen Gestaltung rücken. Dem Schmuck aber
darf lrotzdenr sein Necht nicht verkümmert werden.
Wenn Feste im Dorf, in der Klsinstadt, im Gar-
tenverein, in «der Grohstadtschule gefeiert werden.
dann kann die tzugend
Kleid, lLegenstand und
frohgemuten Schmuck in
Abzeichen schaffen. Sie
kommt daher als Figuren des Märchens, als Ver-
körperung von Volksliedern. 2n den Meistersingern
ziehen die Gilden mit Standarten, Wimpeln, Gilden-
abzeichen auf die Festwiese. Landläufige Schmuck-
sormen können bei Kinderfestzügen in ein volks-
tümliches oder historisches Gewand eingekleidet
werden. — Da hat die ganze Schulgemeinde in der
Werkstatt zu ichaffen. Gerade wenn Not, trübe
Stimmung durch deutsche Lande gehen, tut frohge-
muter Schmuck not. Änd wenn das Weihnachtsfest
vor der Türe slehl, musz dem Einfall, der Lust an
leuchtenden Farben und an Zier weikgehend Nech-
nung getcagen werdenr selbstgeferkigtes Spielzeug,
Freundschafksgaben, Eigengerät tragen dann die be-
rechtigte persönliche Note, nicht die kühle,
typische Form! — Dort, wo hohe Wälder rauschen,
schwere Winter über der Landschaft liegen, sammelt
sich die Hausgemeinde zu einer frischschaffenden
Werkgemeinde, die das Traditionelle, Rückwärtslie-
gende wieder hervorholt. Die gleiche Gemütslage des
trüheren und gegenwärtigen Geschlechts umwittert
solche Bolkskunst. Solche Dinge offenbaren auch dann
schon ihren geheimen Sinn, wenn sie schweigend
von Hand zu Hand gehen. Es weidet sich das Auge,
es weiket sich das Herz an dem vlmnenreichen,
naiven, farbfrohen Schmuck. — Wir werden inne,
datz der Nuf „Form ohne Ocnament" in solchen
Levensfällen fremd ans Ohr klingt, und datz bei der
Erziehung der 2ugend andere Richklinien eingehalten
werden müssen als beim Gestalten der kühten, ge-
mtttsleeren Technik, als beim typischen Gewerbe.
Die „Geschmackbildenden Werkstattübungen" von
Groh und Hildebrand sind auch heute noch
matzgebend für geschmackllches Gestalten in der
Werkstatt.
Fassen wir nüchtern zusammen: Erst
d i e F o r m I B i e le F o r men ohn e Sch muck!
Nichtigkeit und Sachlichkeit zuerst in
allen Gebrauchs- und wissenschaft-
lichen Dingen, bei e i n wa n d f r e i e r
Bau- oder Äufbauform. Schmuck dem
kleinen Kinde, wie und wo es will.
Schmuck dem grotzen Kinde, wenn die
Formdadurch gesteigertwird. Schmuck
und ForminfröhlicherHarmonie bei
festlichen Dingen aller Art. Nach-
ahmend einfühiend bei guter Bolks-
und Heimatkuntt und bei allem Schaf-
fen, das in sich persönlich gefühls-
betont i st. —
Und der Reichtum der Unterrichls-
tälle? Die Schülerwerkstatt ist in ganz andcrer
Weise als die Werkstatt im Leben drautzen in dcr
Lage allen UnterrichtSfällen nachzugehen.
Die Spielform erfordert volles freieä spielc-
risches Gestalten. Nachahmung der äutzc-
ren Gestaltform in freigewühitem Mate-
rial, ev. Hilfsstoffen, Mischtechniken; die wirk-
lichkeitstreue Wiedergabe nach Bau,
Funktion und äutzerer Erscheinung bedingt das sach-
liche Aiodell, einen Bau im Kleinen. Der N! odell-
bau nach Borschrift, Anleitung rechnek mit ferli-
gen Einzelkeilen, die ergänzt, zerlegt vder umgeformt
werden können, vor aiiem für wissenschaskliche
Zwecke.
Die N e ug e sta lt u n g auf Grund gestellter Auf-
gaben oder eigener Aufgaben zeigt den ganzen Um-
kreis des selbsländigen SchafsenS im geschmacklichen,
technischen oder wiisenschaftiichen Sinne. Gemein-
fchaftsarbeik im Dienste des UnterrichlS, deS Schul-
lebens oder der festseiernden Gemeinde zeigt eine
Bereinigung der vorhandenen Kräfte und deS Lnthu-
siasmus für die Sache bei Lehrern u»d Schttiern, Lust
und Liebe bei der Arbeit, die technisch, sachlich ge-
diegen sein mutz und zu gegebener Zeit guten Schmuck
tragen soll. —
Und fürdie d id a kti s ch e E i n s t e l l u n g haben
wir den naturgemätzen Weg schon angedeutet: Bon
derFreiheit durch strengste G e b u n d e n h e i t,
Führung und Mikhilfe wieder zur Frei-
heit, zur Ligenarbeit, stelS aber gebunüen
an die Eig e ng e s etz l i ch k eit des Mate-
rials und Werkzeugs!
Mit dieser programmatischen Stellungnahme schlie-
tzen wir unsere kurze Skizze.
Werkbund, Handwerk müssen die Eigenaufgabe,
das Eigenleben der Schule anerkennen, sie müssen
erkennen, datz man däs junge Geschiecht nicht sür
daS ei n z e ln e H a nd w er k, nicht für t ypis ch e,
zeitreife, verkaufsreife Ldelware auS-
zubilden hat, fondern datz wir den inneren und
äutzeren Menlchen bereit machen fürs vielgestaltige
Leben. Der Werkunkerricht ist uns ein Miltel dazu,
wie ieder andere Anterricht, in der lliugend den Grund
zu legen «zu lebenstüchtigen, selbstsicheren, klugen
und praktischen Perjönlichkeiten, die gewillt und
fähig sind, gleichermatzen ein wertvolles Eigenleben
zu führen, wie in tatfreudiger Hingabe der BolkS-
gemeinschaft zu dienem'. Auf dieser Plaltform, die in
oieHöhe des Zeitstrebens weift, reichen wir dem Werk-
bund zum besten der Bolksgemeinschaft die Hand.
DeV-neue Geist im Zeichenunterricht
VraIg. Müncheii
Kein berufener Lehrer wlrd heute noch glanben, Nanien der Brüder von Eyck das Erwachen einer
datz Kunstgeschichtsbelchrung In der blotzen Bermitt- neuartigen Wirklichkeitsmalerei verbinden und sich
lung von Stilmerkmakn, tzahreszahlen, Aieisler- und mtt dieser Tatsache zufrledengeben. Das hietze nur
Denkmälernamen zu l-uchen sei. Man kann mik den den Schüler zwingen, eine Gedächtnislasl zu andern