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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

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Heft 2 (Februar 1925)
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Kolb, Gustav: Rauhreif: ein Unterrichtsbeispiel für die Unterstufe, mit 4 Schülerarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0037

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wvlle» wtr Mume im Mubreif malen," sonder» dle
Schlllerinnen wurden dahin aesührt, dag sie diese
Ausgabe selbst vorschlugen. Es lrommt alles darauf
an, vo» vornhereln möglichst uneingeschränkte Selbst-
lätiglielt zu erreichen. Darauf sei mit Nachdruck
hingewiesen. Am Schluste der Aussprache durften
nilr die Schülerinnen noch erzählen, wis schön solche
Bäume sind, wie zartaegliederk, wie vom Stamm flch
die liräfligen Aefle abheben, von diesen die gronen
Zweige und wie Lie lrleinen Zwelachen sick augen
wie Fingerchsn in die Lust recken. Wlr erlebten

neues Stllck Papier, oder, rvenn schllchterne Augen
mich fragend ansahen: IZst's recht?, so antworteten
meine Augen ermunternd: 2a! Selbstverständlich enl-
hielt tch mich jedes eigenhändlgen Eingriffs in die
Schlllerarbeit. Meine Aufgabe war, die Darstel-
lungslust, nachdem sie in die richtigen Aahnen geleilel
war, wachzuhalten bis zum gulen Cnde. Troh dieser
scheinbaren Pasflvltät hatle ich aber genug zu lun,
Ueberall waren meine Augen, meine hilsreiche
Hand. Non meiner Seele gingen so viele FSden
aus, als Kinderserle» da waren, und am Schlusse

i

Adb. S: Raubrell

MSdchrnrcalschule SSpPinge»

. Abb. 41 Rauhreis Mckdcheurealschule Göppingen

so miteinander ihre Wachstums. undBildungsgesetze,
ihr Leben.

Hterauf erhielt jede Schülerin ein Stückchen Pack-
papier. Es wurde gleich mit Weih (Temperafarbej
und mik dem Pinsel ohns Aorzeichnung gearveiket.
Iuerst wurde, wie iminer, das Rechteck (der Bild-
raum) diesmal mit weitzenLlnien abgegrenzt.Hlerauf
begann ein eifriges, frohes Arbelten. 5ch selbst griff
nur eln, wenn eine Schülerin meiner Hilfe bedurfte,
also, wenn z. B. die Farbe nicht richtig aus dem
Pinsrl fließen wollte, zeigte ich, wie man fle mit
Waster vermengen mutz, oder wenn ein ungeschicktes
Kind sein Blatt „verpahl" halle und weinen wollte,
so gab ich ihni niit elnigen tröstenden Worken ein

spürte ich an mir, wie es von 2esu im Evangelium
heihk: „Es war eine Krast von ihm gewichen." Ein«
Stunde „schöpferischen" Anterrichls ist eben vlel, viel
anstrengender als eine „Korrigierstunde" im frührren
Sinne.

Am Schlutz hatte ich an den vielen eigenarttgen
Arbeiten — es waren sovlele verschiedene Lösungen,
als Schlllerinnen da — den Beweis, datz die Äufgabe
richlig eingeleitet war und dem Können der Schllle-
cinnen enlsprach.

Unter diesem Gesichtspunlik betrachte man die vier
hieher aehörenden Abbildungen. Abb. l zeigt eine
rhykhmisch beseelke naturalistische Darstellung, wäh-
 
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