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dle seelischeii Kräfte, auf dere» Erweckung, Echal-
lung u»d Eiilwlcklung es aulrommi, vechllmmern
follen. ,
Das Pciiizip des Nhythmu s, löiiig das
Prinzip der Krislallisalioii »och aus vom reiu
Makeriellen und liefz das Prinzip der Polarikäk
fchon eine inuers Beziehung zwischen Subjelit
und Obfekt, Darskeller und Gegenstand ahnen, so
ivird durch das Prlnzip des Nhythnius der Schwer-
punkt völlig in dle Psvche des Zelchners verlegt.
Nhykhmus ist Schwingung zwischen Höhen und
Tiefen, Mechsel zwischen Änspannung, Erschlaffung
und Nuhe, bewegteS Auf und Ab zwischen Löhe-
punkken, Tlefpunkten und Ruhezuständen des see-
lisäzen Erlebens. Dreiteilig wie der Lebensrhyth-
inus des Körpers der Atinung und Herzkäkigke-il
zeiak sich auch der Lebensrhythmus der Ssele,
unbewuszt wie dlese, nnd flellt so die tiefste
innerste Elnhelk zwischen Leib und Seele, die
Ganzheit der vollen Persönlichkeit dar. Der Unter-
schied zwischen Klinsller und Nichkklinstler besteht
nicht darin, dajz ekwa nur der Klinskler aus diesem
inneren Nhykhmus heraus schaffe, und der Nlä)t-
klinstler gar keinen Nhykhmus besäsze, sondern beim
Künstler sind die Ausschläge der Schwingungskurve
nur weiler ausladend, so dasz sein Rhythmus seln
ganzes Wesen nnd alle Aeußerungen dieles selnes
Mefens bls zum kleinsten Strlch herab veherrscht,
Belm Nichtklinstler sind die Schwlngungen schwä-
cher und gleichmätziger, wenlger zwingend zur Aus-
drucksgestalkung, fast unmerkbar, und werden lelchk
durch andere Aeuszerungen libertönt. Ganz ohne
Rhykhmus ist koln Mensch — er wlirde sonst keln
Leben haben — doch ist bei den meisten der Rhykh-
mus geftört durch äußere Einwlrkungen, Innere Ver-
klemmungen und tzemmungen, aus denen er manch'-
Abb, »
Üborrealschule csöppingen
(Studieiirat Smelich)
mal in einer Art von Kramps hervorbricht, der aber
dann doch wieder Infolge seiner Gewalksamkeik nur
zu neuen Berklemmungen fiihrt. Wir slehen aus
diesem Gebiete vor dem lehten Geheimnis deS
Schasfens, der Schöpferkrasl, da der Rhylhmus un-
bewuszt arbeitet, d, h. er kommt dem Schassenden
zum Bewusztsein als ekwas Fremdes, von Ihm selbst
Unbeeinslubbares, dem er als dem tiessten Rälsel
seines Wesens gegenlibersteht. „Es dichlet in mir"
sagt der Dichter, nlcht „ich dichke", und er bezeich-
net diese in ihm wirkende Kralt alS daS „Göllliche",
Gibt der Mensch stch diesem Unbewichteii völlig hin,
läszk er es frei wirken und ausströmen, so „schafst"
er, so fllhlt er sich dem Schöpfer aller Dinge ver-
wandt, so flihlt er sich selbst als wirkenden Teil der
alles beseelenden schöpferischen Krask slir die thm
zugleich als höchsteä Symbol und höchste Realilä! die
fchaffende Gottheit ailt. Diese schafsende Urkrasl
des RhythmuS ift wirksni» In jedem splelenden Kind,
sie wird meist verschültel und unwlrksain gemachl
durch eins llbermnszige Betonung der geistigen, be-
wujzken, rein auf Ausbildting des llntellekls gerich-
keken Seike der Erziehung und komml bei nur zu
vielen auch später nie wieder zum Diirchbruch, nnd
wenn, dann meist nur als krampfartiges, explosions-
arkigeS, gewalksames Sichanfbäiimen, wie es sich im
heutigen Geiskesleben nur zu häusig beobachten läszl,
Es lst eine der schönsten Aufgaben deS sjeichen-
unterrichks, diesen verschükteten, aber nichk abzu-
kökenden Rhythmus wieder hervorzulocken, die im-
mer schwächer werdenden Schwlnaungen zn ver-
Mrken, das Unbewutzke, Seelische, Schöpferische, das
in jedem Kinde ruhk, wieder zum Skrömen, Sich-
auswirken zu brlngen und dadurcl, die zeichnerische
Tätigkeik des Kindes auf eine Skufe zu heben, die
weit höher liegt, «ls das gewöhnliche Ziel einer an
äuszerlichen Dingen haskenden, der Naluc deS Kindes
inneillch fremden und daher alS lusklos und qualvoll
empsuiidenen Darslellung. Freilich will das Kind Ob-
jekke darskellen, sogar deullich darstellen, aber es will
die Merkmale der Dinge nicht an dlesen ablesen und
errechnen, sondern es will fie darslellen aus seiner
ihm eigeirkümlichen, intuitlven S6,au heraus, >n den
ihm und nur ihm allein oigentttmlichen Komplexen
von Formen und Farben, die aus dem ihm eigenen
Rhykhmus hervorsprieszen, Es handelt sich hier nickik
darum, dem Kinde etwas Neues, oielen vielleiäzk all-
zuhoä, Ersäzelnendes „beizubringen", sondern es han-
delt sich „nur" um dle Erhalkung »nd Pslege des-
sen, was das Klnd schon besiszk und was es vor
den meisten Erwachsenen voraus hat. der unbe-
wichten, ewig schaffsnden Kraft der Seele. Es han-
delk sich hier nickt darum, dem Kinde ekwas beizu-
bringen, was verstandesmäszig ersaszi werde» kann,
sondern hier handelk es sich »», eine» Kamps geasn
die verschliktenden Gewalle», um das Leben selbst
wleder zu erwecken, das zwar »ichk gelökek, daS aber
in tausenderlel Weise gehemmt, gehinderk und bis
zur völligen Iliiwirksnmkeil unlerdrückt werden kann,
Bon dem Ausgang disseS Kampfes, dem der Er-
zieher bel jedem einzelnen Zögling - vielsnch sogar
gegen Ih» — zu sühren hat, und der milnnler jahre-
lang dauern kann, hängt es ab, ob der Scbliler Le
bendiges sä-afft und fein eiaenes Leben dadurä» slei-
gerk, oder ob er stecken bleibl I»i öden Schenialis-
mus einer im kiefsten Sinne sinnlosen Kopierarbeil,
Papierlchiiitt. Phaiitasie
dle seelischeii Kräfte, auf dere» Erweckung, Echal-
lung u»d Eiilwlcklung es aulrommi, vechllmmern
follen. ,
Das Pciiizip des Nhythmu s, löiiig das
Prinzip der Krislallisalioii »och aus vom reiu
Makeriellen und liefz das Prinzip der Polarikäk
fchon eine inuers Beziehung zwischen Subjelit
und Obfekt, Darskeller und Gegenstand ahnen, so
ivird durch das Prlnzip des Nhythnius der Schwer-
punkt völlig in dle Psvche des Zelchners verlegt.
Nhykhmus ist Schwingung zwischen Höhen und
Tiefen, Mechsel zwischen Änspannung, Erschlaffung
und Nuhe, bewegteS Auf und Ab zwischen Löhe-
punkken, Tlefpunkten und Ruhezuständen des see-
lisäzen Erlebens. Dreiteilig wie der Lebensrhyth-
inus des Körpers der Atinung und Herzkäkigke-il
zeiak sich auch der Lebensrhythmus der Ssele,
unbewuszt wie dlese, nnd flellt so die tiefste
innerste Elnhelk zwischen Leib und Seele, die
Ganzheit der vollen Persönlichkeit dar. Der Unter-
schied zwischen Klinsller und Nichkklinstler besteht
nicht darin, dajz ekwa nur der Klinskler aus diesem
inneren Nhykhmus heraus schaffe, und der Nlä)t-
klinstler gar keinen Nhykhmus besäsze, sondern beim
Künstler sind die Ausschläge der Schwingungskurve
nur weiler ausladend, so dasz sein Rhythmus seln
ganzes Wesen nnd alle Aeußerungen dieles selnes
Mefens bls zum kleinsten Strlch herab veherrscht,
Belm Nichtklinstler sind die Schwlngungen schwä-
cher und gleichmätziger, wenlger zwingend zur Aus-
drucksgestalkung, fast unmerkbar, und werden lelchk
durch andere Aeuszerungen libertönt. Ganz ohne
Rhykhmus ist koln Mensch — er wlirde sonst keln
Leben haben — doch ist bei den meisten der Rhykh-
mus geftört durch äußere Einwlrkungen, Innere Ver-
klemmungen und tzemmungen, aus denen er manch'-
Abb, »
Üborrealschule csöppingen
(Studieiirat Smelich)
mal in einer Art von Kramps hervorbricht, der aber
dann doch wieder Infolge seiner Gewalksamkeik nur
zu neuen Berklemmungen fiihrt. Wir slehen aus
diesem Gebiete vor dem lehten Geheimnis deS
Schasfens, der Schöpferkrasl, da der Rhylhmus un-
bewuszt arbeitet, d, h. er kommt dem Schassenden
zum Bewusztsein als ekwas Fremdes, von Ihm selbst
Unbeeinslubbares, dem er als dem tiessten Rälsel
seines Wesens gegenlibersteht. „Es dichlet in mir"
sagt der Dichter, nlcht „ich dichke", und er bezeich-
net diese in ihm wirkende Kralt alS daS „Göllliche",
Gibt der Mensch stch diesem Unbewichteii völlig hin,
läszk er es frei wirken und ausströmen, so „schafst"
er, so fllhlt er sich dem Schöpfer aller Dinge ver-
wandt, so flihlt er sich selbst als wirkenden Teil der
alles beseelenden schöpferischen Krask slir die thm
zugleich als höchsteä Symbol und höchste Realilä! die
fchaffende Gottheit ailt. Diese schafsende Urkrasl
des RhythmuS ift wirksni» In jedem splelenden Kind,
sie wird meist verschültel und unwlrksain gemachl
durch eins llbermnszige Betonung der geistigen, be-
wujzken, rein auf Ausbildting des llntellekls gerich-
keken Seike der Erziehung und komml bei nur zu
vielen auch später nie wieder zum Diirchbruch, nnd
wenn, dann meist nur als krampfartiges, explosions-
arkigeS, gewalksames Sichanfbäiimen, wie es sich im
heutigen Geiskesleben nur zu häusig beobachten läszl,
Es lst eine der schönsten Aufgaben deS sjeichen-
unterrichks, diesen verschükteten, aber nichk abzu-
kökenden Rhythmus wieder hervorzulocken, die im-
mer schwächer werdenden Schwlnaungen zn ver-
Mrken, das Unbewutzke, Seelische, Schöpferische, das
in jedem Kinde ruhk, wieder zum Skrömen, Sich-
auswirken zu brlngen und dadurcl, die zeichnerische
Tätigkeik des Kindes auf eine Skufe zu heben, die
weit höher liegt, «ls das gewöhnliche Ziel einer an
äuszerlichen Dingen haskenden, der Naluc deS Kindes
inneillch fremden und daher alS lusklos und qualvoll
empsuiidenen Darslellung. Freilich will das Kind Ob-
jekke darskellen, sogar deullich darstellen, aber es will
die Merkmale der Dinge nicht an dlesen ablesen und
errechnen, sondern es will fie darslellen aus seiner
ihm eigeirkümlichen, intuitlven S6,au heraus, >n den
ihm und nur ihm allein oigentttmlichen Komplexen
von Formen und Farben, die aus dem ihm eigenen
Rhykhmus hervorsprieszen, Es handelt sich hier nickik
darum, dem Kinde etwas Neues, oielen vielleiäzk all-
zuhoä, Ersäzelnendes „beizubringen", sondern es han-
delt sich „nur" um dle Erhalkung »nd Pslege des-
sen, was das Klnd schon besiszk und was es vor
den meisten Erwachsenen voraus hat. der unbe-
wichten, ewig schaffsnden Kraft der Seele. Es han-
delk sich hier nickt darum, dem Kinde ekwas beizu-
bringen, was verstandesmäszig ersaszi werde» kann,
sondern hier handelk es sich »», eine» Kamps geasn
die verschliktenden Gewalle», um das Leben selbst
wleder zu erwecken, das zwar »ichk gelökek, daS aber
in tausenderlel Weise gehemmt, gehinderk und bis
zur völligen Iliiwirksnmkeil unlerdrückt werden kann,
Bon dem Ausgang disseS Kampfes, dem der Er-
zieher bel jedem einzelnen Zögling - vielsnch sogar
gegen Ih» — zu sühren hat, und der milnnler jahre-
lang dauern kann, hängt es ab, ob der Scbliler Le
bendiges sä-afft und fein eiaenes Leben dadurä» slei-
gerk, oder ob er stecken bleibl I»i öden Schenialis-
mus einer im kiefsten Sinne sinnlosen Kopierarbeil,
Papierlchiiitt. Phaiitasie