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Abb. s
and Steigungen von perspekllvlschen Graden, Llchk
und Schatten am Gegenstande. Kollege Krleger
nennt es die „Zeichenwissenschaft^. Der Schll-
ler vermag zu erlernen, sich Rechenschast zu
geben über das „Warum". Warum z. B. die Niel-
skelle der Zange dlcker sein musz, warum die Henkel-
ansahstelle berm Kruge verdickt ist, warum der
Schwan kurze, Licke Beine hat, warum der Schnabei
des Vussards hakenförmig aebogen und die Krallen
nadelspltz sein müssen, während der Schnabel der
Taube gestreckk ist. Das alles ist nicht di» Talentsache
des frttheren Zeichnens.
„Das ist's sa, was den Mrnschen zierek, und dazu
ward ihm der Becstand, dah er im innern üerze»
spllrek, was er erschafft mit seiner Aand." lln dieser
Äichtung mutz sich der Gestalkungsunterrichk bewe-
ge», dann erziehen wir nicht die einseitig künstlerisch
gerichteten Gaben, sondern wlr halken die denkende,
praktische Seite fttr wichkiger. Wenn dazu noch die
Erziehung zum Aesthekischen tritt, so geben die Gc-
staltungsfächer dem späkeren Menschen viel Werk-
volles mit. Doch darllber Meiteres auszuführen, ge-
hörk nicht In den Rahmen dieser Zeilen.
Aus der Probezeichnung vermag der Lehrer einsei-
tig besonders Befähigte lricht zu erkennen. stm all-
gemelnen aber soll bei d<: Beurkeilung dasselbe gel-
Paplerlchnttt
übsrrealschule Geppinge»
(Sliidieiirat Emelich)
nur vom Zeichnen. Man würde damit auch ln Bezug
auf den späteren Beruf des Schülers günstig elnwlr-
ken können. Wie oft kommt es vor datz ein Erwach-
sener stch lusiig macht über seln« H im „Zeichnen",
da er gar nicht zeichnen könne. Selbtt bet grotzen
Meistern dasselbe Bild. Es soll vorzekommen fein,
dah ein später groher Spezialist au der Akademie
abgewiesen wurde, weil er — fa well er in irgend
einem Gestaltungsfach nicht genügte. Cornelius war
ein Meister der Zeichnuna; er mußtr vom Königvon
Bapern aber die bitkere Dllle schlucken: „Ein Maler
sollte auch malen können." Und Böcklin, der „malen-
konnte, macht man Unaenauigkelten in der Zeichnung
rum Borwurf. Es ist oaher nicht leicht. einem Schü-
ler mit einer zusammenfassenden Nummer gerecht zu
werden. Man sollte es vielleicht so machen: Die
Nummer beziehe tich auf alles das, was ein normaler
Mensch erlernen kann, und bei ausgesprochenen Be-
,abungen sür das eine oder andere gebe man eine Zu-
atzbemerkung. Die Sache erleichtert sich auch seyr,
ivenn wir die rein künstlerisch gericht''ke Metyode
um Teil wieder verlassen und mehr die prak-
ische Seite berückstchtlgten, zumal wirklich künst-
lerisches Empfinden sa erst in den Pubertäts-
jahren eintritt, künstlerische Aeutzerungen im Kind-
yeitsalker also mehr unbewuhten Trieben entspringen,
die der Mensch enkweder hat oder-nicht-hat, die nicht
durch Ilnterricht elnzupflanzen sind, >die also daS stnd,
was das Publlkum als ckasür begabt sein* bezeichnet.
Trotzdem sel Kollegen Natter zugestlmmt, der den
Augenappell beim Kinde als psychische Erscheinung
wertet. Deshalb soll durchaus nicht achtlos daran
vorübergegangen werden.
Erlernen läIt stch z. B., dah der Kreis in der Per
spektive als Ellipse erscheint. Der normale Schüler
kann dle Berhältnisse zwischen Höhe und Bretke er-
kennen, perspekkivische Berkürzungen, Senkungen
-Nbb. li
Abb. s
and Steigungen von perspekllvlschen Graden, Llchk
und Schatten am Gegenstande. Kollege Krleger
nennt es die „Zeichenwissenschaft^. Der Schll-
ler vermag zu erlernen, sich Rechenschast zu
geben über das „Warum". Warum z. B. die Niel-
skelle der Zange dlcker sein musz, warum die Henkel-
ansahstelle berm Kruge verdickt ist, warum der
Schwan kurze, Licke Beine hat, warum der Schnabei
des Vussards hakenförmig aebogen und die Krallen
nadelspltz sein müssen, während der Schnabel der
Taube gestreckk ist. Das alles ist nicht di» Talentsache
des frttheren Zeichnens.
„Das ist's sa, was den Mrnschen zierek, und dazu
ward ihm der Becstand, dah er im innern üerze»
spllrek, was er erschafft mit seiner Aand." lln dieser
Äichtung mutz sich der Gestalkungsunterrichk bewe-
ge», dann erziehen wir nicht die einseitig künstlerisch
gerichteten Gaben, sondern wlr halken die denkende,
praktische Seite fttr wichkiger. Wenn dazu noch die
Erziehung zum Aesthekischen tritt, so geben die Gc-
staltungsfächer dem späkeren Menschen viel Werk-
volles mit. Doch darllber Meiteres auszuführen, ge-
hörk nicht In den Rahmen dieser Zeilen.
Aus der Probezeichnung vermag der Lehrer einsei-
tig besonders Befähigte lricht zu erkennen. stm all-
gemelnen aber soll bei d<: Beurkeilung dasselbe gel-
Paplerlchnttt
übsrrealschule Geppinge»
(Sliidieiirat Emelich)
nur vom Zeichnen. Man würde damit auch ln Bezug
auf den späteren Beruf des Schülers günstig elnwlr-
ken können. Wie oft kommt es vor datz ein Erwach-
sener stch lusiig macht über seln« H im „Zeichnen",
da er gar nicht zeichnen könne. Selbtt bet grotzen
Meistern dasselbe Bild. Es soll vorzekommen fein,
dah ein später groher Spezialist au der Akademie
abgewiesen wurde, weil er — fa well er in irgend
einem Gestaltungsfach nicht genügte. Cornelius war
ein Meister der Zeichnuna; er mußtr vom Königvon
Bapern aber die bitkere Dllle schlucken: „Ein Maler
sollte auch malen können." Und Böcklin, der „malen-
konnte, macht man Unaenauigkelten in der Zeichnung
rum Borwurf. Es ist oaher nicht leicht. einem Schü-
ler mit einer zusammenfassenden Nummer gerecht zu
werden. Man sollte es vielleicht so machen: Die
Nummer beziehe tich auf alles das, was ein normaler
Mensch erlernen kann, und bei ausgesprochenen Be-
,abungen sür das eine oder andere gebe man eine Zu-
atzbemerkung. Die Sache erleichtert sich auch seyr,
ivenn wir die rein künstlerisch gericht''ke Metyode
um Teil wieder verlassen und mehr die prak-
ische Seite berückstchtlgten, zumal wirklich künst-
lerisches Empfinden sa erst in den Pubertäts-
jahren eintritt, künstlerische Aeutzerungen im Kind-
yeitsalker also mehr unbewuhten Trieben entspringen,
die der Mensch enkweder hat oder-nicht-hat, die nicht
durch Ilnterricht elnzupflanzen sind, >die also daS stnd,
was das Publlkum als ckasür begabt sein* bezeichnet.
Trotzdem sel Kollegen Natter zugestlmmt, der den
Augenappell beim Kinde als psychische Erscheinung
wertet. Deshalb soll durchaus nicht achtlos daran
vorübergegangen werden.
Erlernen läIt stch z. B., dah der Kreis in der Per
spektive als Ellipse erscheint. Der normale Schüler
kann dle Berhältnisse zwischen Höhe und Bretke er-
kennen, perspekkivische Berkürzungen, Senkungen
-Nbb. li