Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

DOI issue:
Heft 6 (Juni 1925)
DOI article:
Müller, Bernhard: Zeichen, Zeichenunterricht, Kunstunterricht
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0150

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Linolschnttt
(11. Nntiir)

Vberrealschiile Sörlitz
(Zeichenl. A. Hanpt)

2ulere!se kür die Frührenaissance bei den Schülern
lebendig. Eie folglen willig den Mitleilungen über
die Weitsrenlwlcklung in diesem Stil.

Ein anderes Bauwerk der Frührenaissance in
Elberfeld isl das Landgerlchtsgebäude. Beim Dar-
stellen desselben kannten die Schüler berelts dle
Formen des Sllls. Eine Neuheit trat auf. Das
Obergeschojz hat offene Säulenhallen, die dem Pa-
lazzo Quadagni in Florenz entlehnt sind, ein Schul-
beispiel dafür, wie die Bedingungen dss rauhen Nor-
dens sich der Uebertragung italienischer Elnrlch-

lungen widersehen. Die
imlichkei

klavische Nachbildung frem-
't ein Berstojz gegen das

der Eigentttmlichkeiten isi
Wesen echter Baukunst.

Dasz die Schüler, wenn sie den gebotenen Dar-
legungen gefolgk waren, in das Wesen der Früh-
renaissance elngedrungen waren, kann keinem Zwei-
sel unterliegen.

Auch für die Hochrenaissance konnken die heimal-
lichen Baulen die Änknüpfung geben. Fast in jeder
gcölzeren Stadk sind die Monumentalbauten, insbe-
sondere die Banken, im Stil der Äochrsnalssance
aufgeführt. lln Elberfeld sind es besonders die Ge-
bäude der Berg.-Märk.- und der Neichsbank, fer-
ner das Eisenbahndirekkionsgebäude u. a. Bebsalser
liejz nun zunächst das Gebäude der Berg.-Mark.
Bank in seiner Gesainlanstcht darstellen und zetake
daran üie Gliederung und Säulenstellung. Als Ein-
zelheit wurde daS von Säulen eingerahmte und

mit einem Dreieckgssims gedeckte Fenster gezeichnek.
Nun zeigte er das Bild des Palazzo Farnese in
Nom, der dieselben Bauglieder, insbesondere das
dargeftellte Fenster vorführle. Er erklärte, dah nach
dem Tode der Medicäer in Florenz Rom Miktel-
punkk der Kunst in Nallen geworden-.set- nnd dah
sich der Sinn der Künstler auf die Ankike gerlchkek
habe. 2n der Archikektur habe sich ruhig aber stekig
der Ilebergang zur neuen Bauweise vollzogen. Nicht
nur ankike Bauglieder selen eingeschoben worden,
nein der gesamke Aufbau habe sich in antikem Geist
vollzogen. Lin anderes Bauwerk der Hochrenaissance
in Elberseld ist dle Sladthalle. Hier hat das Ober-
geschosz grosze Rundbogenfensler, die durch mächtige
Säulen von einander getrennt sind. EIn Blld der
Markusbibllothek lin Benedig zeigt, dah das Ober-

gescholz der Stadkhalle ln Elberfeld fasi eine wökk-
liche Aebertragung deü Obergeschosses der Äiaikus-
bibliothek in Benedig ist. So gehk Bersasser weiker
von Vauwerk zu Bauwerk in Elberfeld und zeigl
an den dorl vorhandenen Merkmalen deS Slils die
Mannigfaltlgkeit der Hochrenaissance. Wenn d.e
Beispiele von Elberfeld erschöpfk sind, so kann der
Lehrer eine grosie Neihe von hervorragenden Wer-
ken dieses Skils aus Ztalien und Deulschland zeigen.
Des Znkeresses seiner Schlller ist er gcwisz.

Menn auch die Bauten der deulschsn Skeinbau-
renaissance in idealer Form sellen sind, so tindcn
wir doch in jeder Skadk Häuser mik Fassaden oieses
Stils. Auch sie bieten MaWlbe, iiiSbesondere für
Säulen, die auf hohem, reich skulpierkem Sockel
siehen und deren Kapikäle mit allerlei Beschlagwrrk
und Schuppenmuskern geschmückk sind, und deren
korinthische Formen an romanische Kelchkapiläle er-
Innern. Auch die Fenster solcher Fassaden haben die
Merkmale ihres Skils. Sie sind meiskens durch
Pilaster getrennt. Freilich können solche Häuser uns
die innere Einrichtung eines Hauses der dsullchen
Stelnrenaisiance nichk zeigen. Diese schlieszt sich an
die des niedersächsischen Bauernhauses an und kann
nur durch Zelchnungen veranschaulicht werden. Die
einsache Fassade aber gibk genug der Maszsläbe und
weckt das bnkeresse fllr die fremden Berlreler des
Skils.

Ganz anders aber ist es mit dem Fachwerkhaus
der deutschen Nenaifsance. Fast in jedrr Stadt fin-
dek sich ein Berkreker dieses Skils, und es Ist elne
Lust, die Schülsr an solche Bauwerke zu führen, die
 
Annotationen