Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 5.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0182
DOI Heft:
Heft 7 (Juli 1025)
DOI Artikel:Fichtner, Fritz: Die Beschäftigung mit psychologischen Grundlagen der Kunsterziehung, [1]
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tzolzlchnllt
Realgymnastum tzetlbromi (Pros. Löfsler)
ües betreffenden Unterrichtsstoffes und gegen die
Seele des Zöglings gefündigt wird — selbst wenn
sich die Frage beantworten lietze — an dieser Stelle
nie erörtern. Doch es gehört, glaube ich, mehr Mut
dazu, Fehler einzusehen und alle anzuhören, dle zur
Abhilfe etwas vorzuschlagen haben, als elwa grotz-
zligig mit der Geste der Unfehlbarkeit oder gar mit
mitleidigem, pharisäischem Seitenblick auf den ande-
ren darllber hinwegzugehen.
2n diesem Sinne bitte ich es zu verstehen, datz der
Reichsverband akademischer Zeichenlehrer dieses
Thema gewünscht und mir zur Behandlung aufge-
tragen hak.
2. Die Beschättigung mik kunstpsychologischen Fra-
gen ist dringeno notwendig, d^pn Lie wesentlichen
Grundlagen oer Berufskätigkeit oeZ Künsterzlehers
sind Seelenzustände.
Bon jedem Menschen, gleichviel ln welchem Beruf
er steht, wird verlaMt, daß er dle Materie seines
Berufs: Werkzeug, Material und seine etgene Krafk
genau kennt. So mujz glelchermanen vom Kunster-
zieher verlangt werden, datz er seine Makerie be-
yerrscht, und bazu gehörk an erster Skelle die Seele
in der Kunst.
Dem Kunstwerk geht voraus der Schaffens-
prozeh, eine oft schwere und langandauernde Aus-
einanderlehung der Künstlerseele. Die Seelenkräfte
haben schliehlich ihre Formung Im Kunstwerk gefun-
den, es sind Seelenkräfke in das Kunstwerk ein-
gegangen. Das Kunstwerk hat also auch seine Seele
uno diese besitzt dle Kraft, weiterzuwirken auf andere
Seelen, die mit ibr in Äerührung treten. 2n dieser
anderen Einzelseele, der Seele des Kunskge-
nietzenden, wird Berwandtes angeregk, in
Schwlngungen verseht. Zwischen die Seele des Künst-
lers uno des Kunstwerks einerseits und dle Seele
des Genietzenden andererseits trikt sehr oft derKri -
tiker, der Kunsthandler, überhaupt eine
Seele, die nur den Wert in der Kunst suä)t, Werk-
matzstäbe aufstellk. Wieder etn ganz anderer seelischer
Komplexl Zwischen die Seele des Künstlers und öes
Kunskwerks einerseits und dle Seele des Genieszenden
andererseits kritt oft ein Bermittler, der
Kunsterzieher. Mieder eine andere Seele!
Slcher mutz aber der, der Kunst vermitkeln will, die
Seele des Künstlers, des Kunstwerkes, des Kunstge-
nietzenden und dessen, der Kunst bewerkel, genau
kennen.
Was ich abstrakt gegeben habe, erläukere Ich an
einem Beispiel. Wir vefinden uns im Saal des Gra-
tzolzlchnllt
Realgymnastum tzetlbromi (Pros. Löfsler)
ües betreffenden Unterrichtsstoffes und gegen die
Seele des Zöglings gefündigt wird — selbst wenn
sich die Frage beantworten lietze — an dieser Stelle
nie erörtern. Doch es gehört, glaube ich, mehr Mut
dazu, Fehler einzusehen und alle anzuhören, dle zur
Abhilfe etwas vorzuschlagen haben, als elwa grotz-
zligig mit der Geste der Unfehlbarkeit oder gar mit
mitleidigem, pharisäischem Seitenblick auf den ande-
ren darllber hinwegzugehen.
2n diesem Sinne bitte ich es zu verstehen, datz der
Reichsverband akademischer Zeichenlehrer dieses
Thema gewünscht und mir zur Behandlung aufge-
tragen hak.
2. Die Beschättigung mik kunstpsychologischen Fra-
gen ist dringeno notwendig, d^pn Lie wesentlichen
Grundlagen oer Berufskätigkeit oeZ Künsterzlehers
sind Seelenzustände.
Bon jedem Menschen, gleichviel ln welchem Beruf
er steht, wird verlaMt, daß er dle Materie seines
Berufs: Werkzeug, Material und seine etgene Krafk
genau kennt. So mujz glelchermanen vom Kunster-
zieher verlangt werden, datz er seine Makerie be-
yerrscht, und bazu gehörk an erster Skelle die Seele
in der Kunst.
Dem Kunstwerk geht voraus der Schaffens-
prozeh, eine oft schwere und langandauernde Aus-
einanderlehung der Künstlerseele. Die Seelenkräfte
haben schliehlich ihre Formung Im Kunstwerk gefun-
den, es sind Seelenkräfke in das Kunstwerk ein-
gegangen. Das Kunstwerk hat also auch seine Seele
uno diese besitzt dle Kraft, weiterzuwirken auf andere
Seelen, die mit ibr in Äerührung treten. 2n dieser
anderen Einzelseele, der Seele des Kunskge-
nietzenden, wird Berwandtes angeregk, in
Schwlngungen verseht. Zwischen die Seele des Künst-
lers uno des Kunstwerks einerseits und dle Seele
des Genietzenden andererseits trikt sehr oft derKri -
tiker, der Kunsthandler, überhaupt eine
Seele, die nur den Wert in der Kunst suä)t, Werk-
matzstäbe aufstellk. Wieder etn ganz anderer seelischer
Komplexl Zwischen die Seele des Künstlers und öes
Kunskwerks einerseits und dle Seele des Genieszenden
andererseits kritt oft ein Bermittler, der
Kunsterzieher. Mieder eine andere Seele!
Slcher mutz aber der, der Kunst vermitkeln will, die
Seele des Künstlers, des Kunstwerkes, des Kunstge-
nietzenden und dessen, der Kunst bewerkel, genau
kennen.
Was ich abstrakt gegeben habe, erläukere Ich an
einem Beispiel. Wir vefinden uns im Saal des Gra-