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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

DOI issue:
Heft 7 (Juli 1025)
DOI article:
Jakóby, L.: Das schöpferische Gestalten auf der Oberstufe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0188

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Vberrealschule Ludwlgsburg

(Studisnrat Wtnter)

eine Reihe von Aufsähen hinkereinander aufmerk-
sam zu lesen, um zu ipüren, wie himmelweit enkfernt
oft die Ausgangspunuke liegen, von denen der Ein-
zelne ausgeht.

Es soll oies kein Vorwurf sein. Wir stehen in einer
Zeik, dle aus innerstem Drang heraus bemüht isk,
neus Werke zu flnden, neues Leben zu wecken stakt
leer gewordene Ueberlieferungen weiterzuführen.

Der jüngst vergangene Cxpressionismus llesz den
Subsektivismus fast ins Schrankenlose wachsen. Und
gerade diese oft heisz hervorbrechenden Bemühungen,
das Höchste und Beste im Skurm zu erreichen, zeig-
ten im schnellen Vergehen das Gebundenseln an Aa-
turkräfte, die, um das Wertvollste relch und mannig-
faltig zur Blüke bringen zu können, einer vlel, viel
tiefer und gröszer angelegten Breite des Unkergrunds
bedürfen, als es daä sah Aufbrechende, Exskakische
oder Berzweifelnde der expresslonistischen Äichkung
im tiefsken Kern besak.

Die künstlerischen Werte svll»n-..nicht bestrikten
werden — eine reiche Anregung ging davon aus —
und dennoch srgab der Expressionismus ketnen glück-
lichen Nährboden für die Entwlcklung der kunsterzie-
hsrischen Fragen.

^ Die Suchs nach reicheren, gssünderen Quellen
führte uns auf dem Bebiet der Kunsterziehung zu der
Schätzung der Ktnderzelchnung, in der — im günstigen

Falle — noch unverdorbene, unverbogene Seelen-
kräfte sich offenbaren, und die, über das rein psycho-
logische Momenk hinaus, Möglichkeiken künstlerischer
Gestalkungsformen in elner Fülle zeigen, wie sie der
Lehrer aus vernunfkgemätzer Einsicht nie gewinnen
könnte.

Diese Erkenntnis sührte zu dem ersten und we -
senklichsten aller neuen Erziehungsgrundsähe,
zu dem Gedanken: den Ausgangspunkt jeder Lei-
skung in das Kind selbst zu verlegen, die in ihm
wohnenden origlnalen Kräfte zur Entfalkung zu
bringen, wie die Richtlinien besagen: „Die im Kinde
vorhandenen Kräfks des Schauens und Gestalkens
zu entwickeln;" und weiterhin: „die nakllrlichen An-
lagen zu schöpferischem Gestalken in ihrem Machs-
kum zu sördern" — Also: nicht von auszen her eine
Norm, eine Methode aufzupressen und nichk das Bor-
bild in der Nachahmung der Leistung des Erwachse-
nen zu suchen.

Dieses nimmt der Kinderarbeit von vorne herein
den Stempel des noch nichk Gekonnten; es bestehk
die Möglichkeik, auf ieder Alkersstufe eine Ganzheik
zu leisken, elne formale Einheiklichkeit zu schaffen, die
ihr Mah in sich selbst krägt.

So ist stets ein Äbschlufz, eine Rundung möglich.

Formale Einheiklichkeik — diese Grundforderung
aller künstlerischen Äetäkigung — ist sie nun dem
 
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