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kten Emndlagen des kullurellen Aufbaus erblicken,
dringend zu dieser wichtigen Tagung, von der wir
starke Antriebe erhoffen, einl
Bund entschiedener Schulreformer
fVolksbund für neue Erziehung)
2. A.: Paul Oestreich, Berlin-Friedenau, Menzelstr. 1
Kunsk und Schule. „Natürlich sind die allmähllch
etwas trostlos gewordenen Kunstverhälknisse in
Verltn ln einer tiefen und grllndlichen Jnteresselosig-
keit brelter Bolksschichken gegenüber der bildenden
Kunst begründet. lledes Kind hämmert Klavier. Mik
den Werken der Klassiker werden wir schon sehr
früh verkraut gemacht, und — mögen sie uns ofk
durch ungeschlckte Lehrer auch noch so verekelt wer-
den es bleibt eine Grundlage für das ganze Leben
zurück, die wir nicht undankbar verkennen wollen.
Aber was geschiehk für die bildende Kunst in der
Schule? Nichts, auber datz von Zeit zu Zelt einmal
der Zeichsnuntsrrichk reformiert wird.
Und dann werden wohl auch einmal die Klassen
in die Museen-geführt. Wer führt sie? Der zuständige
tzerr Ordinarius oder eventl. ein anderer Aerr
Lehrer, der in Kollegenkreisen den schlechten Ruf
genieht, schöngeistige 2nkeressen zu haben. Ach, wie
unverdienk isk dieser schlechke Ruf metskens. Mehr als
einmal hat Endesunterzeichneker eigene Museums-
fllhrungen unkerbrochen und ehrfürchklg staunend zu-
gehört, aus welcher Tiefe unerhörken Mißverständ-
nisses der referierende Herr Oberlehrer das bezog,
was er mik gewiß gukem Willen seiner jungen Schar
als Kunskerklärung vorsetzte.
Das sind eines grohen BolkeS unwürdige, banau-
' he Zustände. Für die ^' ...
Schulklassen mühken Skun-
!>en festgeletzt sein, an denen sie unker Führung von
Museumsbeamten schriktweise und mit sorgfälkigster
Erklärung in daS Wesentliche der Kunstwerke ein-
geführk würden. Auch andere jüngere Fachgelehrke
würden sich für diesen Zweck sicher gerne bereik
finden.
llnzwischen mützken aber vor allen Dingen auch
Kunstkurse für die Lehrer eingerichket werden. Denn
bildende Kunst gehört zu der allgemeinen Bildung,
auf die wir Deutsche so stolz flnd. Wir sollten doch
auch einlges dazu tun, sie uns wirkltch zu erwerben."
Wir entnehmen diese Aeutzerung elner Berliner
Zeikung. Ein funger Mufeumsbeamker ist der Ber-
sasser. Er scheint eine schiechte Meinung und wenig
Kennknis von dem Sinn der Zelchenunkerrichks-
reformen zu haben, sonst würde er sie gerade von
seinem Standpunkt aus freudig begrützen skakt sie zu
Ironisieren. Aber in der Sache hat er rechk; wir
unterstreiä)en es: es ist kaksächlich eines
grotzen Volkes unwürdig, wie man in
unseren Schulen die blldende Kunst
v er n a ch lä s s i g k. — Die wenigen Wochen-
stunden, die für den Zeichenunkerrichk angeseht sind,
genügen nichk, die grotze-UuL^Mwere Aufgabe der
Kunsierziehung zu lösen. — Und es kst ein Unrecht
gegenüber der Kunst und gegenüber der Zugend, datz
man in Lehrerkreisen immer noch nichk einsiehk, datz
nur der über Kunst reden kann, der wirklich etn
inneres Verhälknis zu ihr gewonnen hak. Datz es
dazu einer eingeborenen Deranlagung und eines
sorkwährenden Skudiums bedarf, das wissenschaftliche
Lehrer ln der Regel nichk erwerben konnen, sollte
man nichk immer wleder sagen müssen. Ob nun aber
gerade die kunstwissenschaftlich gebildeken Museums-
beamten die gegebenen Kunsterzieher sind, möchlen
wir bezweifeln. Sachkennknis ist zu dieser Aufgabe
natürlich unerlätzlich; aber sie genügk auch nichl.
Vielmehr mutz man innere Fühlung zur Zugend
habsn und verstehen, sie ihrer geiftigen EnkwicklungS-
stufe enksprechend anzufassen. Sotche Fähigkeiten er-
wirbk man sich aber in der Negel nur durch päda-
gogisches Skudium und langjährige Erzieherarbeik.
G. K.
Die Skudierenden des Lehramts für den Zeichem
und Kunstunkerrlcht „Pseudoakademiker". 2n der
MonatSfchrift für frele und angewandke Kunst, „Die
Kunst" (Berlag F. Bruckmann, München), Zeft ü,
1925, führk Hermann Mukhesius anlätzlich
einer Aussprache über das Thema: „Akadeinie und
Kunstgewerbeschule" u. a. aus: „Man mutz sich klar
machen; woher dle ietzk so viel erörkerke Zusammen-
legung beider Erziehungseinrichkungen rtthrk. Sie isl
einfach ein Erzeugnis des Abstieges der Akademie
und des Aufskieges der Kunstgewerbeschnlen. Das
Publikum der Akademie ist ein verzweifelk geringes
geworden und auch die neuerdings an einigen preu-
tzischen Akademien gekroffene Bornahme, die Zei-
chenlehrerausbildung an die Akademien zu legen
und durch Schaffung dieser Pseudoakademiker die
Besucherzahl äutzertich zu skeigern, hak nicht dazu
beigetragen, die Existenzberechtigung der Akademien
uiizweifelhaft ersä)einen zu lassen."
Wie kommt Muthetius dazu, die Skudlerenden
des Zeichenlehramts Pseudoakademiker zu nennen?
Hat man jemalS von den Studierenden des wissen-
schaftlichen Lehramts von Pseudoakademikern ge-
sprochen? Pseudo heitzt meines Wissens auf Deuksch
„falsch". 5n welchem Äetracht sind unsere Skudieren-
den falsche Akademiker?
Nach unserer Auffassung gibk es nur einen be-
rechtigten Matzstab für die Beurteilung, ob einer in
diesem Fall ein richkiger oder ein falscher Akademi-
ker genannk werden kann, nämlich dle Le! stung.
Herr Mukhefius häkte sich deshalb vor seiner Äeutze-
rung erkundigen sollen, ob die Zeichenlehramtsstudie-
renoen an den Akademien weniger begabk sind, we-
niger leisten als die andern.
Ueber die Berhälknifse an der Akademie der bil-
denden Künste in Skuktgark weitz ich genau Bescheid
und kann folgendes feststellen. Für unsere Studie-
renden gibt es hier keine Sondereinrichkungen, sie
find Studierende wie alle andern auch und haben
dieselben Rechke und Pflichken. Anfangs sah das
Lehrerkollegium, von ähnlichen Borurkeilen befan-
gen wie Muthesius, ihr Elndringen in die Akademie
nicht gerne, und mancher verheimllchke es, datz er
Zeichenlehrer werden wolle, um aufgenommen zu
werden. Heuke erklärt der Direlrtor der Akademie,
datz unsere Leute zu den besken Skudierenden der
Akademie gehören, und man hört allseiklg nur ^ln-
erkennung über ihre Leistungen. 5n den öffentllchen
Wektbewerben wurden sie wiederholt mit Prelsen
bedacht, und ein nicht geringer Prozentsatz erhielk
im vierten Studienjahr schon Meisterateliers, ob-
wohl man sie anfangs grundsählich von diesem Äechk
ausfchlietzen wollke.
Äo haben unsere Skudierenden schon nach weni-
gen stahren bewiesen, datz sie weder an Fleitz, noch
Begabung, noch Leiskung hinker den anderen Skudie-
kten Emndlagen des kullurellen Aufbaus erblicken,
dringend zu dieser wichtigen Tagung, von der wir
starke Antriebe erhoffen, einl
Bund entschiedener Schulreformer
fVolksbund für neue Erziehung)
2. A.: Paul Oestreich, Berlin-Friedenau, Menzelstr. 1
Kunsk und Schule. „Natürlich sind die allmähllch
etwas trostlos gewordenen Kunstverhälknisse in
Verltn ln einer tiefen und grllndlichen Jnteresselosig-
keit brelter Bolksschichken gegenüber der bildenden
Kunst begründet. lledes Kind hämmert Klavier. Mik
den Werken der Klassiker werden wir schon sehr
früh verkraut gemacht, und — mögen sie uns ofk
durch ungeschlckte Lehrer auch noch so verekelt wer-
den es bleibt eine Grundlage für das ganze Leben
zurück, die wir nicht undankbar verkennen wollen.
Aber was geschiehk für die bildende Kunst in der
Schule? Nichts, auber datz von Zeit zu Zelt einmal
der Zeichsnuntsrrichk reformiert wird.
Und dann werden wohl auch einmal die Klassen
in die Museen-geführt. Wer führt sie? Der zuständige
tzerr Ordinarius oder eventl. ein anderer Aerr
Lehrer, der in Kollegenkreisen den schlechten Ruf
genieht, schöngeistige 2nkeressen zu haben. Ach, wie
unverdienk isk dieser schlechke Ruf metskens. Mehr als
einmal hat Endesunterzeichneker eigene Museums-
fllhrungen unkerbrochen und ehrfürchklg staunend zu-
gehört, aus welcher Tiefe unerhörken Mißverständ-
nisses der referierende Herr Oberlehrer das bezog,
was er mik gewiß gukem Willen seiner jungen Schar
als Kunskerklärung vorsetzte.
Das sind eines grohen BolkeS unwürdige, banau-
' he Zustände. Für die ^' ...
Schulklassen mühken Skun-
!>en festgeletzt sein, an denen sie unker Führung von
Museumsbeamten schriktweise und mit sorgfälkigster
Erklärung in daS Wesentliche der Kunstwerke ein-
geführk würden. Auch andere jüngere Fachgelehrke
würden sich für diesen Zweck sicher gerne bereik
finden.
llnzwischen mützken aber vor allen Dingen auch
Kunstkurse für die Lehrer eingerichket werden. Denn
bildende Kunst gehört zu der allgemeinen Bildung,
auf die wir Deutsche so stolz flnd. Wir sollten doch
auch einlges dazu tun, sie uns wirkltch zu erwerben."
Wir entnehmen diese Aeutzerung elner Berliner
Zeikung. Ein funger Mufeumsbeamker ist der Ber-
sasser. Er scheint eine schiechte Meinung und wenig
Kennknis von dem Sinn der Zelchenunkerrichks-
reformen zu haben, sonst würde er sie gerade von
seinem Standpunkt aus freudig begrützen skakt sie zu
Ironisieren. Aber in der Sache hat er rechk; wir
unterstreiä)en es: es ist kaksächlich eines
grotzen Volkes unwürdig, wie man in
unseren Schulen die blldende Kunst
v er n a ch lä s s i g k. — Die wenigen Wochen-
stunden, die für den Zeichenunkerrichk angeseht sind,
genügen nichk, die grotze-UuL^Mwere Aufgabe der
Kunsierziehung zu lösen. — Und es kst ein Unrecht
gegenüber der Kunst und gegenüber der Zugend, datz
man in Lehrerkreisen immer noch nichk einsiehk, datz
nur der über Kunst reden kann, der wirklich etn
inneres Verhälknis zu ihr gewonnen hak. Datz es
dazu einer eingeborenen Deranlagung und eines
sorkwährenden Skudiums bedarf, das wissenschaftliche
Lehrer ln der Regel nichk erwerben konnen, sollte
man nichk immer wleder sagen müssen. Ob nun aber
gerade die kunstwissenschaftlich gebildeken Museums-
beamten die gegebenen Kunsterzieher sind, möchlen
wir bezweifeln. Sachkennknis ist zu dieser Aufgabe
natürlich unerlätzlich; aber sie genügk auch nichl.
Vielmehr mutz man innere Fühlung zur Zugend
habsn und verstehen, sie ihrer geiftigen EnkwicklungS-
stufe enksprechend anzufassen. Sotche Fähigkeiten er-
wirbk man sich aber in der Negel nur durch päda-
gogisches Skudium und langjährige Erzieherarbeik.
G. K.
Die Skudierenden des Lehramts für den Zeichem
und Kunstunkerrlcht „Pseudoakademiker". 2n der
MonatSfchrift für frele und angewandke Kunst, „Die
Kunst" (Berlag F. Bruckmann, München), Zeft ü,
1925, führk Hermann Mukhesius anlätzlich
einer Aussprache über das Thema: „Akadeinie und
Kunstgewerbeschule" u. a. aus: „Man mutz sich klar
machen; woher dle ietzk so viel erörkerke Zusammen-
legung beider Erziehungseinrichkungen rtthrk. Sie isl
einfach ein Erzeugnis des Abstieges der Akademie
und des Aufskieges der Kunstgewerbeschnlen. Das
Publikum der Akademie ist ein verzweifelk geringes
geworden und auch die neuerdings an einigen preu-
tzischen Akademien gekroffene Bornahme, die Zei-
chenlehrerausbildung an die Akademien zu legen
und durch Schaffung dieser Pseudoakademiker die
Besucherzahl äutzertich zu skeigern, hak nicht dazu
beigetragen, die Existenzberechtigung der Akademien
uiizweifelhaft ersä)einen zu lassen."
Wie kommt Muthetius dazu, die Skudlerenden
des Zeichenlehramts Pseudoakademiker zu nennen?
Hat man jemalS von den Studierenden des wissen-
schaftlichen Lehramts von Pseudoakademikern ge-
sprochen? Pseudo heitzt meines Wissens auf Deuksch
„falsch". 5n welchem Äetracht sind unsere Skudieren-
den falsche Akademiker?
Nach unserer Auffassung gibk es nur einen be-
rechtigten Matzstab für die Beurteilung, ob einer in
diesem Fall ein richkiger oder ein falscher Akademi-
ker genannk werden kann, nämlich dle Le! stung.
Herr Mukhefius häkte sich deshalb vor seiner Äeutze-
rung erkundigen sollen, ob die Zeichenlehramtsstudie-
renoen an den Akademien weniger begabk sind, we-
niger leisten als die andern.
Ueber die Berhälknifse an der Akademie der bil-
denden Künste in Skuktgark weitz ich genau Bescheid
und kann folgendes feststellen. Für unsere Studie-
renden gibt es hier keine Sondereinrichkungen, sie
find Studierende wie alle andern auch und haben
dieselben Rechke und Pflichken. Anfangs sah das
Lehrerkollegium, von ähnlichen Borurkeilen befan-
gen wie Muthesius, ihr Elndringen in die Akademie
nicht gerne, und mancher verheimllchke es, datz er
Zeichenlehrer werden wolle, um aufgenommen zu
werden. Heuke erklärt der Direlrtor der Akademie,
datz unsere Leute zu den besken Skudierenden der
Akademie gehören, und man hört allseiklg nur ^ln-
erkennung über ihre Leistungen. 5n den öffentllchen
Wektbewerben wurden sie wiederholt mit Prelsen
bedacht, und ein nicht geringer Prozentsatz erhielk
im vierten Studienjahr schon Meisterateliers, ob-
wohl man sie anfangs grundsählich von diesem Äechk
ausfchlietzen wollke.
Äo haben unsere Skudierenden schon nach weni-
gen stahren bewiesen, datz sie weder an Fleitz, noch
Begabung, noch Leiskung hinker den anderen Skudie-