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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 5.1925

DOI Heft:
Heft 10 (Oktober 1925)
DOI Artikel:
Hils, Karl: Die pädagogische Woche in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0288

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lüiiistlerijchen Dlngeii mecken. Dies geschieht beson-
ders durch Betätigung im Werkunterricht. Es ist
zwnr nicht die Ausgabe der Schule, Künstler zu er-
ziehen. Künskler trönnen nicht erzogen werden. Es
handle sich dabei nur darum, die schöpferischen Kräfte
des Kindes durch künstlerische Beiätigung zu erhalten
und in die richtigen Bahnen zu leiken, kurz, der
Iugend den Weg zu weisen. Eine.solche Iugend steht
dann auch der Äeurleiluna künstlerischer Fraaen
nicht mehr so ratlos aegenüber. Uin dem natürlichen
Klliistempfinden der Zugend möglichst Rechnung zu
tragen, mujz der Lehrer fllr Kunsterziehung vor allem
auf sachlich schlichte Formen, auf naturgemäße Be-
handlung des Materials und auf reine Farben-
gebung achten.

Man sieht, dasz hier bereiks das Ergebnis des
Werkunterrichts »ach der kllnstlerisch-formalen Seite
gewertet wird, während das Lrgebnis des Werk-
unterrichts, den Wolfinger vertritt, zunächst gar
keiner Bewertuna unterlag. 3m wissenschastlichen
Unterricht wurde oagegen die Bewertung heftig er-
örtert. Aber auch dte Werkarbeit im Dienste der
Kunskerziehung musz die Weckung der Gestaltungs-
kräfte als ihre vornehinsle Aufgabe bekrachten.

Studienräkin Frl. Hedwig Groth - Essen ging von
der Tatsache aus, dasz die Stellung der Frau im
Skaats- und Kulturleben heute eine viel wichtigere
und bedeutungsvollere sei als in früheren Zeiten,
daher müsse der Frau auch ein gewisler Anteil am
Kulturleben zugestanden werüen. Die Kunlterziehung
der Mädchen verlange in vieler BeMMng' eine
eigene Behandlung. Die natürliche Veranlagung der
Mädchen sei für die Kunsterziehung sehr günslig, da
lie fllr alles Schöne sehr empfänglich seien. Es müsse
daher als ein unbedingtes Erfordernis angesprochen
werden, dieser Seite der Erziehung daS notwendige
Berständnis angedeihen zu lassen, um so mehr als dte
Erlernung und Anwendung der einzelnen Kunst-
techniken Auge und Hand säzule, die schöpferischen
Kräfte entwiaile, Formensinn und Geschmack vilde.
Ein so erzogenes Geschlecht wird auf die Produktion

des Landes durch seinen auserlesenen Geschmack ver-
bessernd wirken können. So würde die Frau zur
Kulturträgerin werden, 1. durch ihre Kunsterzeug-
nisse und 2. als Käuferin, indem sie geschmack-
beltimmend auf dle Produktion wirkk. 3n die Häus-
lichkeit, in Schmuck, Kleidung bringe ein solcher-
matzen geschultes Menschenkind echte deutsche Stim-
mung. So sei die Werkarbeit für Mädchen eine not-
wendige Kulturforderung.

Zur Frage: WerhatdenWerkunterricht
zu erteilen? und welche Anforderun-
gen müjsen an die Ausbildung des
Werkleyrers gestellt werden, nahm
unser Berkreter bei der Tagung, Studienrat Slieh -
ler, das Wort. Er vertrat den Standpunkt, datz
ein besonderer Werklehrer für den künftlerischen
Werkunterricht an unseren höheren Schulen über-
flüssig sei. Der Zeichenlehrer sei auf Grund selner
Ausbildung die geeignete Lehrperson, die hier allen
Anforderungen genüge. Ein erfolgreicher Werk-
unterricht auf künstlerischem Gebiete könne unmög-
lich von anderen Lehrpersonen erteilk werden. Ein
Werklehrer neben dem Zeichenlehrer sei ein Un-
ding.

3n der Schlutzansprache führte .Ministerialral
Prof. Dr. Pallat u. a. aus, der Werklehrer müsse
auf alle Fälle eine Persönlichkeit sein, die mitten im
Leben der Schule stehe, da nur eine solche die Werk-
tätigkelt und den Werkunterricht aus des Bedürf-
nissen des Schulunterrichts heraus zu enkwickeln ver-
mag. Es kämen also für die Leitung der Werkarbeit
einer Schule nur Lehrer dieser Schule in Betracht.
3n seüem Falle müsse der Handwerker dem Lehrer
den Platz räumen, wenn die Werkarbeit, wie es nok-
wendig sei, als ein unerlätzlicher Teil des gesamten
Schulwesens aufgefatzt weroen soll. Der Werkunker-
richt als besonderes Fach würde an der höheren
Schule, was die künstlerische Seite betrifft, vom
Zeichenlehrer erteilt werden müssen, was die wissen-
schaftliche Seite anbelangk, vom wiisenschaftlichen
Lehrer, wenn er die entsprechende Ausbildung in den
Werktechniken erhalten hat.
 
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