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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Ein neues Museum zu Amsterdam
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Die kunsthistorische Ausstellung zu Köln, [4,1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0030

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Die kunsthistorische Ausstellung zu Köln,

52

dafür an Ort und Stelle ausfiihren zu lassen, um da-
durch auch in dieser Weise der einst sv beriihiuten, jetzt
so zusammengesunkenen holländischen Skulptur neuen
Impuls zu geben. Jn uugefähr fünf Jahren soll das
Gebäude fertig sein.

Die Koiiimission, Männer Lon Thatkraft und Ge-
schmack vereinend, wird wissen, daß keine Anstrengung
zu groß ist, um Holland eudlich dies neue Asyl der
Kunst zu schaffen: I. W. A. Jonckbloet, Joh. C.
Zimmerman, Jozua van Eick, L, Beels van Heem-
stede, C. P. van Eghen und L. Lingeman siud darin,
An ihrer Spitze steht der Bürgermeister Jhr. mr,
C- I. A. den Tex, der das Glück und Berdienst hat,
von seinem Bürgermeisteramte eine neue Aera für Amster-
dams äußere würdigere Erscheinung datiren zu können.

Die kunsthistorische Ausstellung ;n Kölu.

IV.

Eine Anzahl reich geschnitzter Holzkasten gehört
wohl wegen ihres vorwiegend artistischen Charakters eher
in die folgende, im Kataloge mit „Kleine Plastik in Holz,
Elfenbeiu, Wachs u. s, w." bezeichnete Abtheilung- So
ein höchst intcressantes, bemaltes Holzkästchen des 13.
Jahrhunderts mit phantastischenFiguren in durchbrochener
Arbeit auf den vertieflen Feldern (Fürst von Hoheu-
zollern), eine gothische Chatouille mit feinen Bronze-
beschlägen und figürlichen Reliefs, unter deuen insbesondere
ras desDeckels, eine sitzendeDame in Baiidiimschlingurigen
mit der Aufschrift: „Mych twingt" und ein Kavalier
mit der Devise: „Mir gelingt", von origineller Wirkuug
sind (H. Garthe); ferner ein schrankähnlicher Kasten dcs
Grafen Fürstenberg in verschiedenen Holzarten. Die
Außenflügel desselben zeigen in eingelegter Arbeit einen
phantastischen Palastbau; im Jnnern in pathetischer
Stellung den Baumeister mit Zirkel und Winkel, um-
geben von Personen in ehrerbietiger Haltung; in der
Höhe auf den verschiedenen Bautheilen Steinmetzen und
Bkaurer, Auf deu Seiteu des Kastens wird dieses Bild
durch bewafsnete Wächter der Burg und Bauerntäuze
noch fortgesetzt, während die Oberfläche des Kastens eine
andere Darstelluug, Musikembleme in Walzwerk, trägt.
Die innere Schubladeneintheilung wird durch kleine
Holzreliefs mit allegorischen Figuren und Jagdscenen
von liebevollster Detailausführung belebt. Schließlich muß
noch einer Holztruhe von fast guadratischem Grundriß
mit einem von zwei Figuren flankirtcn Wappen auf dem
Deckel und der Geschichte Les verlorenen Sohnes auf
den vier Seiten mit niederländischeu Kostümfiguren in
der Manier des Palamedes wegen ihrer eigenartigeu,
plastisch abgerundeten Behandlung gedacht werden.
Es reiht sich hieran eine Anzahl Holzreliefs und
Statuetten von zum Theil vollendeter Technik. Jn
Betracht kommt von deu ersteren eine Anbetung der

Hirten in reicher Landschaft, angeblich eine Arbcit
Dürer's für den Herzog Bogislav von Pommern
(C. Stein), vie Erschaffung des Adam mit Anklängen
an Aldegrever (C, Stein), ein heil. Hieronymus in dcr
delikaten Ausführung der Kleinmeister (Thewalt), sowic
ein Flachbild von Platzer, „Joseph von seinen BrüdcrN
verkauft", vou malerisch wirksamer Komposition (Frhr-
A. v. Oppenheim). Die Kölnische Kunstschule des 14>
und 15. Jahrhuuderts veranschaulichen recht lebendig
verschiedeue Madonnenstatuetten, namentlich eine 0,55 M-
hohe Iungfrau mit dem Kinde auf schlanker gothischcc
Konsole von hoher Anmuth der Bewegung (C- Disch)-
Nicht minder typisch und naiv ist eine Mutter Anna
mit der das Jesuskindlein im Schooße haltenden Maria
auf dem Arme in faltenreicher Gewandung (Thewalt)-
Für die Renaissance dürften wohl drei Buchsskulpturen,
eine sitzende Madouna mit vor ihr stehendem Kinde, die
Kopie der unvergleichlichen Marmorstatue des Michcl-
angelo in der Kirche zu Brügge (C, Stein), sodann einc
freie Wiedergabe der Laokoongruppe mit einzelnen Ab-
wandclungen des autiken Vorwurfs von einem Meistcr'
des 16. Jahrhunderts (Beckcr, Amsterdam) und dic
köstlich modellirte Figur eines nackten Mannes mit
den Nacken gebogenem Haupte, an dem die rechte Han°
die Sendelbinde ordnet, während die linke einen Beulcl
hält, aus der Schule des P. Vischer (Thewalt), a»>
würdigsten dic Verlretung übernehmen. Die Virtuop'
tät der Kleinkunst gipfelt auch in diesem Material
wiederum in einzelnen Porträtmedaillons, unter denc»
die des Wolf Volkra mit Wappenrevers 1527 (Milani)'
des Lazarus Speugler, Rathsschreiber der Stadt Nürw
berg, von Joh. Teschler 1546 (Becker), vie nach links
sehenden Bildnisse zweier vornehm kostümirter Patrizie>'
(Frau Baronin W. von Rothschild), vor Allem abc»
das flachgehaltene Profilbild des Ottmar Wideman»
1527 (Milani) die höchstc Stufe naturalistischer Trc»c
und edler künstlerischer Durchführung einnehmen. A»s
ciner Zahl k'uristreich in Buchs geschnitzter kleinere>'
Geräthe, wie Lössel mit Passionsdarstellungen, Messc^
scheideu mit figürlichen Medaillons, Reliquiarbehältee»
überragt alles Andere eine gothische Betnuß, vou auße"
in der pikautesten Fischblasenmusteruug, in den sich auü
klappenden Hälften mit den Reliefdarstellungen der hc>l'
Sippen und der Begegnung Joachim's und Anna's vo»
so wunderbarer Feinheit ausgeschmückt, daß die kan>»
Linien großen Figuren zum lebendigsten Ausdruck gb'
langen (Thewalt). Die vorgeführte Elfenbeinplastik reitlst
hinauf bis in die ersten christlichen Äahrhunderte, a»^
denen insbesondere drei cylinderförmige Hostieu- »esp'
Reliquienbehälter des Domes zu Lanten, der Abteikirche
zu Werden und der Sammlung Garthe mit antikisire^
ven, theils mythologischen, theils biblischen Reliel'
darstellungen, ein Fries mit schwebeuden, rechts »»
 
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