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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Ausstellung in Berlin, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0049

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89

Sammlungen und Ausstellungen.

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^gMalgröße beigegeben, welche fiir die praktische Ver-
^Nhung des Gebotenen vortreffliche Dicnste leisten

^rden. Ferner enthalten die Hefte einc Fa^ade mit

Se -

'g^affito-Dekoration, eine Tafel mit Schildern und eine
Anilinfarbenproben. Das künstlerisch ansprechendste
^tt jst die Tafel mit Pilasterverzierungen von Eugcn
. ^ureuther. Da ist wirkliche Schöpferkraft, die sich
smnigsten Erfindungen ausspricht, und wirkliches
^ständniß für das Organische in der Ornamentik, das
in den meisten heutigen Produktionen schmerzlich
verinisstn!

Unter dcn Aufsätzen, welche die Tafeln begleiten,
^ en mir den im 4. Hefte auszugsweise mitgetheilten
°rtrag von M. Mahlmann über die Nothwendigkeit
3ewerblicher Fachschulen und deren Einrichtung, sowie
M orientirenden Leitartikel von Iakob Falke hervor,
^ ">it Recht die dekörative Harmonie aller begrenzen-
bod des Zimmers (Plafond, Wände und Fuß-

^ekor

als das höchste Ziel für die Regeneration unserer


»tivnskunst bezeichnet. Aufgefallen ist uns ein
welches der geschätzte Autor über die Meister
^ rrsten HLlfte unseres Jahrhunderts ausspricht. Er

Urtheil,

^"nnert daran, daß die Jnnendekoration der Renaiffance
^bts das Bestreben dokumcntire, „die Architektur und
plastische Verzierung mit der Malerei in Harmonie
setzen und alle drei zu gemeinsamer Wirkung zu ver-
Mden", und fährt dann fort: „Die Wanddekoration der
n ^nlste des neunzehnten Jahrhunderts machte aber
so hohe Ansprüche, oder wo sie sich zur Fresco-
»Nd^ ^rstiegen (!) hat, da hat sie sich anch isolirt
^ große Regel der Renaissance aus den Augen
otzt." So allgemein gefaßt läßt sich dieses Urtheil
sal^ Zeit, welche die Dekoration der Glyptothek-
^ um nur dieses eine Beispiel zu nennen — her-
hast^^^ tzaff denn doch wohl schwerlich aufrecht er-
in was man »uch immer von Einzelheiten

Nig ^tusführung dieser Deköration zu rügcn haben

Urisn^^ jedenfalls außer Zweifel, daß die künst-
Zus Urheber derselben über die Nothwendigkeit des
sich ^"""wirkens von Architektur, Plastik und Malerei
^steM gewesen sind, wie nur irgend einer der großen
tich s. ^ Renaissance, deren Schöpfungen sie bekannt-


^indringendste und allseitigste Studium gewidmet
bevor sie an die Lösung ihrer großen Aufgabe

^istei,

' Unsere neueste Zeit hat nur sehr wenige
^lenr^" uufzuweisen, welche, an die Thätigkeit eines
knjjhs^ Cornelius mit Pietät und Verständniß an-
bix „ ' lle zu überbieten und ihrem strcngen Ernst

schu,^"Eertere Farbenempfindung, dcn gebildeteren Ge-
sie r ^ l8egenwart beizugesellen vermocht hätten. Auf
^ Zusehen, haben wir also eigentlich kein Recht.

0. v. U.

s Neue Publikation über das Wieuer Belvedere.

Anfang December gelangt die erste Lieferung eines Pracht-
werkes' zur Ausgabe, anf das wir heute schon unsre Leser
aufmerksam machcn mollen. Es ist dies die von der Firma
H. O. Miethke in Wien unternommeue Publikation unter
dem Titel: „Die kais. königl. Gemälde-Galerie in Wien, in
Radirungen von William Unger, mit Text von Carl von
Lützoiv." Nach dem ausgegebenen Programm ivird das
Ganze aus 25 Lieferungen, jede init vier Radirungen nebst
erläuterndem Text bestehen und in Bezug auf die Art der
Ausführung unbedingt einen der vornehmsten Plätze unter
ähnlichen Werken einnehmen. Die Reproduktionen der
Gemälde iverden durchweg eigenhändigel Radirnngen von
William Unger sein, und die bis jetzt vorliegenden Blätter
zeigen, daß derselbe mit der gleichen Meisterschaft, mit welcher
er die Bildsr der Niederländer wiedergiebt, auch die Werke
der italienischen und selbst die der deütschen Schulen durch
seine Nadel zu interpretiren versteht. Das große „Ecce
Homo" von Tizian und ein Frauenporträt von Holbein,
ivelche die erste Lieferung bringt, beweisen dies sofort. Bei
aller Mannigfaltigkeit im Einzelnen bleibt dem Werke da-
durch, daß sämmtlicheBlätter von einer und derselben Mcister-
hand herrühren, der dem Wesen einer solchen Publikation
entsprechende einheitliche Gesammtcharakter durchaus gewahrt.
Die Kupfer erscheinen in der stattlichen Größe von 68 x 52
Centim. Etwa die halbe Größe besitzt der in reizender Weise
mit eingedrnckten Radirungen von Unger illustrirte Text.
Derselbe giebt zunächst eine übersichtliche Geschichte und
Gesammtcharakteristik der Galerie und begleitet sodann jede
Tafel mit kurzen sachlichen Erläuterungen und Literatur-
angaben. Für die typographische Ausstattung haben die
besten alten Vorbilder als Muster gedient.

Zammluugrll und Äuöstrllungkn.

Kasseler Kunstvcrein. Auch während der letzten
Wochen erhielt die permanente Ausstellung unseres Vereins
werthvolle Zusendungen von auswärts, so Laß den Besuchern
dcrselben jetzt ein vielseitiger Genuß geboten ist. Unter den
Figurenbildern ist zunächst eine neue und sehr beachtens-
werthe Leistung von O. Försterling in Klein-Zschachwitz
bei Dresden, „Schneewittchen", hervorzuheben, welche unter
den zahlreichen Darstellungen dieses Gegenstandes als eine
der am besten gelungenen zu bezeichnen ist. Auf einem
Felsplateau, welches sich inmitten einer vortrefflich kom-
ponirten Berglandschaft erhebt, steht unter freiem Himmel
die mit rothein Sammet bedeckte Bahre mit dem gläsernen
Sarg, in welchem Schneewittchen ruht, das liebliche, von
schwarzem Haar umflossene Antlitz etwas zur Seite nach dem
Beschauer hingewendet. Zu Füßen des Sarges sitzt, in
Schmerz versunken, einer der Zwerge, Wache hältend. Eine
Eule hat sich wie theilnehmend bei ihm niedergelassen, andere
Vögel sliegen herzu, um gleichfalls um das todte Schnee-
wittchen zu trauern. Försterling zeigt auch in diesem Ge-
mälde ebenso viel Begabung als Figisrenmaler wie als Land-
schafter, und wie allen seinen Arbeiten eins poetische Auf-
sassung zu Grunde liegt, so ist es ihm auch hier gelungen,
eine märchenhafte Stimmung in das Ganze hineinzutragen.
Auch in Beziehung auf die Malerei selbst verdient das schöne
Bild alles Lob und zeigt wie die beiden schon früher be-
sprochenenArbeiten desKünstlers „Waldmärchen" und„Quell-
nymphe" die bedeutenden Fortschritte, welche jener auch nach
dieser Seite hin gemacht hat. Unter den Genrebildern zeich-
nen sich gleichfalls verschiedene Arbeiten durch lebenswahre
Auffassung und gediegene Art und Weise des Vortrags vor-
theilhaft aus. So vor Allem Gemälde von F. Boser in
Düsseldorf „Jn der Kirche", A. Kindermann „Spielende
Kinder", Hiddemann in Düffeldorf „Revanchegelüste",
Ch arles Webb in Cleve „Alte Erinnerungen". Auch eine
„Kornprobe" von Jansen, ein „Motiv aus Tirol" von dem
verstorbenen Kindler, ein „Gefangenentransport" von
Sell in Düsseldorf, sowie Arbeiten von E. Stammel,
A. Siegert ebendasslbst, E. Schütze (München) und von
Ehrentraut (Berlin) sind als bemerkenswerthe Leistungen
in dieser Richtung zu nennen. Ein großes Jagdstück „Par-
force-Jagd", von dem auf diesem Gebiet rühmlichst bekann-
ten F. D eiker in Düsseldorf, fällt durch seine Größe und vor-
zügliche Ausführung aus; im Uebrigen ist das Thierbild durch
 
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