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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Guerrard, Charles: Der Salon von 1877, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0313

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Nr. 39.

Jalirqliiili.

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^len.Theresianumgasse
^>°d.andi-Vcrlansü.
^dipjjg, KönigSstr. 3)

5. 3>üi

Znscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
rmd Kunsthandlung an-

1877.

BeMatt zur Zcitschrist sür bildende Kunst.

Dics Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gra1i8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bet den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^"halt: Der Salon von 1877. — lVlassLlorr, vix saux-rortss ä'aprös Rsmbranllt; Volkelt, Der Symbolbegriff i» der neuesten Aesthetik; Burck-
hardt, Cultur der Renaissance in Jtalien; Springer, Raffael nnd Michelangelo; Christmann, kunstgeschichtliches Musterbuch. — Münchener
Kunstverein; Historische Ansstellung der Wiener Akademie. — Rubens-Jubiläum; Berliner akademische Ausstellung. — Inserate.

Der Salon non 1877.

il.

Vom Akademiker Bouguereau zum Akademiker
^abanel ist der Uebergang sehr uatürlich; sie sind
E'Ues Geistes Kinder uud gleichen einander in den Vor-
^gen wie in den Mängeln ihrcs Talentes. Cabanel
diesmal ein sogenanntes Historiengemälde ausgestellt,
^^kches er „Lucretia und Tarquin" benennt, und in
EM er den Ueberfall der keuschen Römerin durch den
^sternen Königssohn in ihrem reichen Schlafzimmer zur
^arstellung bringt. Keine Spur von antikem oder auch
^Nr dramatischem Geiste ist in dieser von Livius so
^ksterhaft für den Maler vorbereiteten Scene zu finden;
^ ist einfach der jugeudliche Liebhaber eines Boulevard-
iheaters, welcher einem im Fauteuil aufgestützt sitzenden
^ieliermodell eine unzweideutige Liebeserklärung macht.
sstkes jst ebenso säuberlich, glatt und glänzend, wie hohl,
^stlos und süßlich gemalt; diese überzuckerte, geleckte, matt-
^sige Kunst macht beinahe einen widcrwärtigen Eindruck.

enrioch läßt sich nicht läugnen, daß in der Malwcise
^banel's, trotzdem es ihrer Eleganz an Festigkeit, ihrer
^'nzie an Heiterkeit und .ihrer Vornchmheit an Charakter
^brjcht, eine große Kunstfertigkeit unv ein technisches
^rniögeu steckt, deren schrankenlose Geltendmachung auf
^ Kunstwerk selbst entnervend wirkt. Die technische


^tnosität freilich siudet in jeder Kunst ein zahlreiches
dankbares Publikum, weßhalb Cabanel nicht blos
^le Schüler, sondern auch viele bewußte und unbewußte
^chahmer großgezogen hat, die sich hcuer im Salon
ihrem Meister recht breit machen. Wir crwähnen

vorerst seinen Neffen, Pierre Cabanel, welcher dies-
mal 'iuit einem großen, aber unerfreulichen Stück Lein-
wand: „Schiffbrüchige an der bretonischen Küste" keinen
Erfolg aufzuweisen hat. Nicht viel besser ist die „Quelle"
von Besnard, ein nach orientalischem Zuschklitt ange-
fertigtes Frauenzimmer, welches, in eincr frischen Land-
schaft auf bemoosten Steinen sitzend, den Zuflüsterungen
eines schlecht gezeichneten Liebesgottes so große Aufmerk-
samkeit schenkt, daß sie darüber das Wasser in ihrem
Kruge verschüttet. Camille Bellanger hat eine
„Bacchantin" ausgestellt, deren Kopf und Oberkörper
hübsch gezeichnet und modellirt sind, während die violette
Drapirung des Unterkörpers in der Farbe hart und
mißrathen erscheint; serner einen „Engel im Grabe",
eine schöne, empsindungsvolle Figur, deren Kolorit leider
stumpf und viel zu dunkel ausgefallen ist. Das gelungenste
Wcrk aus der Schule Cabanel's ist unstreitig der „Heil.
Sebastian" von Bourgeois, welches Bild in Farbe
und Modellirung wirkliches Talent bekundet.

Unter den großen Kompositionen fallen Ehrmann's
„Musen" zunächst durch dcn gewaltigen Rahmen auf,
der sie umschlicßt, da sie als Deckenbild im Palaste der
Ehrenlegion verwendet werden sollen. Den reizenden
uud harmonischen Vorwurf hat der Künstler leider nicht
in entsprecheuder Weisc zu gestalten verstanden. Die
Musen, in drci parallele Reihen geordnet, schwimmen
mit ihren Attributen im Aether uud über ihnen pcitschl
Apoll seine Quadriga.— eine Komposition, die uichts
weniger als geschlossen und harmonisch erscheint. Die
Zeichnung ist korrekt nnd verständnißvoll, aber ohne
irgend welche Originalität; die Farbe dagegen ist blaß
und saftlos. Jm Ganzen kann diese Arbeit nicht als

V
 
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