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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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10. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0270

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25.2

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

Der Schütze hält mit der linken Hand den
Schaft knapp hinter dem Laufe und giebt mit dieser
der Handbüchse die nöthig'e Richtung. Der rück-
wärtige Theil des Schaftes liegt auf der rechten
Schulter und wird mit der rechten Hand augen-
scheinlich auf diese niedergedrückt. Der Schütze
scheint den Blick auf den Lauf gerichtet zu haben;
eine Entzündungsvorrichtung fehlt; es ist wahrschein-
lich, dass der Schütze kurz vor dem Schüsse dar-
gestellt ist. Fig. 27.
Eine ganz ähnliche Abbildung enthält eine Hand-
schrift in der National-Bibliothek zu Paris.1)
Der Schütze feuert eine Handbüchse ab. (Fig. 28).
Die Handbüchse besteht aus Lauf und Schaft.
Der Lauf ist scheinbar cylindrisch in die mulden-
förmige Rinne des Vorder-Schaftes eingelegt und
mit diesem durch 4 Ringe verbunden. Nach der

struction ein directes Beschiessen des Zieles möglich
sei. — Vielleicht war bei den grösseren Handfeuer-
waffen das Gewicht der Waffe mitbestimmend für
den obigen wagrechten Anschlag von der Schulter,
allein andere Abbildungen aus derselben Zeit zeigen,
dass dieser Anschlag und das Zielen auch bei klei-
neren Flandbüchsen zweifellos üblich waren, und
dass man diese sogar in Anschlag an die Wange
genommen hatte.
Auf Bl. 148 des Codex 3062 der k. k. Hof-
bibliothek zu Wien ist ein Schütze abgebildet, welcher
eine augenscheinlich kleinere Flandbüchse an der
Wange in Anschlag hält (Fig. 29).
Die Flandbüchse besteht aus Lauf und Schaft.
Der Lauf hat eine engere Kammer mit Zündloch,
ist anscheinend nicht lang und liegt in einem vorne
muldenförmig ausgeschnittenen Schafte, welcher rück-


Fig. 26. Handbüchse ans dem Codex 719 des germanischen Museums in Nürnberg, c. 1450.


Zeichnung dürfte der Lauf beiläufig 50 cm lang und
von grösserem Kaliber sein. Der Schaft ist massiv,
rückwärts stangenartig geformt. Eine Entzündungs-
vorrichtung ist nicht vorhanden.
Die Abbildung zeigt den Schützen im Moment
des Abfeuerns. Der Kolben liegt auf der linken
Schulter, die linke Fland unterstützt die Handbüchse
und giebt derselben eine horizontale Richtung; die
rechte Fland drückt den Schaft auf die Schulter.
Der Fortschritt in der Construction des Laufes
und infolgedessen in der Handhabung der Fland-
büchse beim Schiessen ist unverkennbar. Man war
beim wagrechten Anschlag angelangt, die Hand-
büchse wurde nahezu auf das Ziel gerichtet, weil
man erkannt hatte, dass bei der verbesserten Con-

x) Jähns: Handbuch der Geschichte des Kriegswesens T. 59
Fig. 15 (diesseits Fig. 28). — Nähere Angaben über die Hand-
schrift fehlen.


Fig. 28. Schütze aus einer Handschrift
der Nationalbibliothek zu Paris.
wärts stielartig geformt ist. Eine Abzugsvorrichtung
ist nicht vorhanden; der Schütze hält mit der linken
Hand den Schaft und giebt dem Lauf die Richtung
auf das Ziel; der Schaft ist bis in die Flöhe des
Auges des Schützen gehoben; die rechte Fland ist
in der Zeichnung nicht zu sehen, jedoch lässt die
Abbildung entnehmen, dass der Schütze die Fland-
büchse an der Wange anschlägt, um zu zielen.
Dieselben Anschlags-Arten zeigen Abbildungen
aus dem Manuscripte des Valturius,1) welches dieser
nach langer Arbeit um das Jahr 1460 vollendete,
mithin Darstellungen bringt, welche mit den letzten
Flandschriftcn zeitlich übereinstimmen (Fig. 30).
Die Handbüchsen bestehen aus Lauf und Schaft.
Der Lauf ist aussen konisch und an der Mündung

1) Vgl- Jähns, G. d. K. I, 348 fr. Karl von Elgger, Haupt-
mann im schweizerischen Generalstabe: die Kriegswaffen der Ge-
genwart. Leipzig 1868. — Abbildung p. 39 (diesseits. Fig. 30).
 
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