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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (2) — 1822

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No 44-52 (Juni 1822)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22119#0239

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(Charis.

Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

Da machte ſie ihn zum Ritter ſo ſtolz,

— 19

--.

Ne 51. Mittwoch, den 26. Jumi, 182².



Cnn

*
IRIR

Waſſermanns Verrath )) Und als ſie kamen zum weißen Sand,
(Däniſches Volkslied.) ö Da wandten ſich alle Boote zum Land.
Und als ſie kamen auf den Mitten-Sund,
So ſank ſie hinab in des Meeres Grund.
Das hat man noch lang auf dem Land gehoͤrt,
Daß Marſtigs Tochter geſchrieen im Meer.
Drum rathe ich allen Jungfrauen gut,
Daß ſie nicht tanzen mit hoffaͤrtigem Muth.

„O liebe Mutter, ſo rathet mir bald,
Wie kommt Marſtigs Tochter in meine Gewalt?“

Da ſchuf ſie ein Roß aus dem klareſten Naß,
Und Zaum und Sattel vom weißeſten Sand;

So ritt er dann fort zu Marien Kirchhof.

Er band ſein Roß an den Kirchenthurm ö ⁊— —
und ging zweimal um die Kirch' herum. %ſ%e˙ — —. —. —
Der Meermann ging ein in die Kirchenthuͤr, unterhaltun gen
Da drehten ſich alle Bilder herum. ö e in er Badegeſellſchaft.
Der Prieſter, der am Altare ſtand, Fertfetuns.
Rief: „Was iſt das fuͤr ein Rittersmann?“ Daß der Weg groͤßtentheils bergauf ging, fuͤhlte
Marſtigs Tochter ſchielt aus dem Schleier fein: Manente an der Bewegung der Saͤnfte. Nach-
„Gott gebe, der Ritter, der waͤre mein!“ dem dies lange genug gedauert hatte, erinnerte ihn
Er trat uͤber Stuͤhle, einen und zwei: nicht nur Hunger und Durſt, ſondern auch das
„O Marſtigs Tochter, gebt mir die Treu!“ Verſchwinden des Lichtſtrahls, welcher bisher in die
Er trat uͤber Stoͤhle vier und mehr: Saͤnfte gefallen war, daß es Nacht geworden ſeyn
„ O Marſtigs Tochter, folget mir gern!“ muͤſſ. Die Reiſe waͤhrte indeß noch geraume Zeit

fort, bis die Saͤnfte endlich vor einem ungeheuren
gothiſchen Gebaͤude ſtille ſtand, von dem Manente
nichts als die Umriſſe ſah, die ſich in dem hellen
Nachthimmel abſchnitten. Ein ſehr heftiger, ſchnei-

Und die Jungfrau ſtreckte die Hand von ihr:
„Ich geb' dir die Treue und folge dir.“

Sie gingen heraus als Brautleutſchaar

Und tanzeten froͤhlich ohne Gefahr. dend kalter Wind gab ihm die Ueberzeugung, daß
Sie tanzeten fort bis hinab zum Strand, er auf der Spitze eines hohen Gebirges ſeyn muͤſſe.

Zulezt ſich kein Menſch mehr bei ihnen fand. Als ihm aber dieſelben Vermummten die Maske
V O Liebſte, da galte mein Roß am Zaum, wieder vorbanden, und ihn Trepp' auf, Trepp' ab,
„Bis ich baue ein Schiff, ſo gut ich kann.“ durch lange Hallen fuͤhrten, in welchen die ei-

ſernen Fußtritte ſeiner Begleiter auf das Schauer-
lichſte widerhallten, glaubte er ſich zum Tode ruͤ—
ſten zu muͤſſen, und fiel, ſo wie man mit ihm ſtille

) Aus der Sammlung: „Udvalgte Danske Viſer.“ I.
S. 310. ö
 
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