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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 9
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0460

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Neue Büdjer

fo unerhörten Hufwand von Energie, Arbeits-
freudigkeit und Mitteln zu Klege gebrachten
Veröffentlichung richtig und unvoreingenommen
werten wird, ift eine Frage, auf deren Beant-
wortung wir mit Recht gefpannt fein dürfen.
Klir hoffen aber, daß die Sprache diefes groß-
zügigen Dokuments zum mindeften in der Kielt
draußen richtig verbanden wird. Denn was hier
unfere Kliffenfchaft gerade in ihrer reinen künft-
lerifchen Gefinnung der Kielt mitzuteilen hat,
muß auch denen zu denken geben, die Jangfam
den Nachwirkungen der Kriegspfychofe ent-
warfen, mag der Hugenbliek, wo ein folches
Klerk an die Öffentlichkeit tritt, vielleicht auch
nicht befonders glücklich fein. Indes lehrt ja
die Erfahrung der Gefchichte, daß nicht die Po-
litik der Stunde die Gegenfeitigkeit der Völker
und Rassen auf die Dauer beftimmt, fondern daß
da, wo verwandter Geift fich dem Nachbar
nä’pert, wo wie hier in einem Punkt Bekenntnis
zu der Vergangenheit des anderen Volkes laut
wird, Blutsverwandtes und durch die Cradition
der Jahrhunderte in Gemeinfamkeit der künft-
lerifchen Gefinnung Erwiefenes einmal wieder
aufleuchtet. In diefem Sinne dürfen wir dies
fchöne Dokument echter Gefinnung als einen
vielverheißenden Hnfang eines Kommenden be-
grüßen, das einmal wieder fein wird.
Biermann.
Die Veröffentlichungen des Kunft-
gefd)icf)tlichen Seminars in Mar-
burg a. L.
I. Deutsche und französische Kunst im
Mittelalter. Von Richard Hamann. 1. Süd-
französische Protorenaissance und ihre Aus-
breitung in Deutschland auf dem Wege durch
Italien und die Schweiz. Mit 246 Abbildungen.
II. Deutsche Köpfe des Mittelalters. Aus-
wahl nach Aufnahmen des Kunstgeschichtlichen
Seminars mit einer Einleitung von Richard
Hamann. Verlag des Kunstgeschichtlichen
Seminars in Marburg a.L. 1922.
3eicßen der 3eit und Beweis für die zielbe-
wußte ünternehmerbegabung eines akademifcben
Lehrers, der feinen profefforalen Lehrftuhl ohne
fremde Mittel zu einem 3antrum deutfcher For-
fcßung erweitert und die Fülle feines auf un-
zähligen Studienfahrten gefammelten photo-
graphifchen Materials — nun auch verlegerifch
ausnujjen will — find die von Richard bamann
herausgegebenen Bände, denen diefeHnzeige gilt.
Fjamanns Buch über die deutfche und fran-
zöfifche Kunft des Mittelalters, das ausgehend
vom Portal der Kirche in Großenlinden in beffen
und feiner Verwandtfchaft mit den provenza-
lifchen Kirchen von St. Gilles und Arles und
geftüßt auf ein unvergleichliches Abbildungs-
material, Entwicklung und Husbreitung füdfran-
zöpfcher Kunft auf ihrem Klege nach Deutfdj-
land (Regensburg, Klorms, Gelnhaufen, Bam-

berg ufw.) nach Oberitalien (Modena, Parma,
Mailand, Verona) und in der Schweiz auf Grund
einer pcheren wiffenfchaftlichen Methode an-
fchaulich zu machen verfucbt, gehört zweifellos
zu den fundamentalpen Hrbeiten deutfcher kunß-
gefchicbtlicher Forfchung, einerlei wie fich die
Kliffenfchaft im Einzelnen zu den Ergebnißen
ftellen wird. Der Einßuß der franzöpfchen Vor-
gotik, den bamann an den wichtigften Kirchen-
bauten des 15. Jahrhunderts bis zur goldenen Pforte
in Freiberg hinauf nachzuweifen unternimmt,
bedingt im Einzelnen hinfichtlich der früher
üblichen Datierung diefer Bauten entfcheidende
Korrekturen nach vorwärts, ünd wenn es auch
noch der SpezialforJ'chung Vorbehalten bleibt, „die
Hbßtiffe diefes großen Stromes in die Rinnfale
lokaler Kunft weiterzuverfolgen“, fo iß bamanns
Buch ein glänzendes Beifpiel, wie innerhalb der
Gefchichte der Hrchitektur, die großen künftleri-
fchen3ufammenhänge erfaßt und verfolgt werden
follen. Die 246 Abbildungen aber pnd auch für
jeden Kunftfreund, dem der Sinn für die wiffen-
fchaftliche Methodik weniger geöffnet ift, eine reine
künftlerifche Freude. Das Ganze eine imponierende
Leiftung univerfaler Kunftgefchichtsfchreibung.
Geht diefes Buch, das die Früchte vieler Jahre
in pcb verfchließt, faft nur die Kliffenfchaft an,
fo ift die zweite Veröffentlichung des Seminars,
über deutfche Köpfe des Mittelalters, durchaus
populär gedacht. Diefem 3weck, „durch Aus-
wahl vom Beften dem deutfchen Volk ein Ge-
fchenk zu machen“, dem Kundigen wertvolles
Material, dem Unkundigen Freude zu vermitteln
(fo ungefähr interpretiert bamann den Sinn feiner
Sammlung) entfpricht der Cenor feiner Einleitung,
die an band der hier veröffentlichten 60 Köpfe
die Eigentümlichkeiten deutschen Kiefens zu er-
faffen ßch bemüht. In der Cat erfcheint einem
angepchts diefer meift fehr gefchickt gewählten
Ausfchnitte manches überrafchend neu und die
3ufammenßellung beweift zur Genüge, daß die
Bilder von einer ebenfo fieberen wie durch über-
legene Kenntniffe geleiteten band ausgewählt
worden pnd. Diefem feffönen Band, der das
befte deutfche mittelalterliche Erbe weiten Kreifen
erfchließen will, wird es an Erfolg nicht fehlen
und man darf wohl auf den weiteren Ausbau
diefer Sammlung gefpannt fein. B.
Neue italienifd)e Kunftliteratur
3wei neue Bände aus der Serie „II Piccolo
Cicerone Moderno“ (Verlag Alperi '& Lacroix)
pnd zu verzeichnen: „Itinerario Artistico delle
Marche“ von Luigi Serra, und „Rodi“ von
Amadeo Majuri, beide Kunßführer auf ernfter
wiffenfcbaftlicher Baps aufgebaut. Der erftere
weift auf Monumente und Kunftwerke nicht nur
der größeren Städte wie Ancona, Pefaro, ürbino
oder Macerata hin, fondern auch auf alle an
kleineren Orten der Marken bepndlichen; der
zweite gibt die Refultate jahrelangen Studiums

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