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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 9
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0462

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Neue Büd)er

delt das bürgerliche mohnhaus in der Stadt
Kopenhagen, und der fünfte lenkt endlich in
die Behandlung der Palaftarchitektur ein. Er
bringt eine Änzahl von Riffen und Entwürfen,
wobei mit vielem Recht und durchaus einleuch-
tend hervorgehoben wird, daß man das richtige
Bild nicht bloß durch Kenntnis derjenigen Bau-
werke erlangen kann, die noch teilweife oder
vollftändig erhalten vor Äugen ftehen, fondern
daß der Stoff in viel größerem Umfange und
voller Breite herzugezogen werden muß. Die
Umftände begünftigen das Beftreben des Ver-
faffers ungemein bei der Verfolgung diefes Ge-
dankens. R. 5pt.
Louis Bobe, Bremerholms Kirke. Kop. 1920.
357 S. gr. 8°, 68 Tafeln Lichtbilder (Die Kirche
auf dem Bremerholm zu Kopenhagen und ihre
Gemeinde durch drei Jahrhunderte, heraus-
gegeben auf Veranlassung des dänischen Ma-
rineministeriums.
Dies Buch ift eine Gelegenheitsfchrift vom aller-
größten Stil, in prächtiger Husftattung alles um-
faffend, was irgend an der Kirche, ihrer Ge-
fchichte, ihrer ganzen Umgebung und allen 3u-
behörungen Beachtung finden mag. Ein herrlicher
Kopf des königlichen Gründers Chriftians IV.,
deffen Gedächtnis vomVerfaffer in fdjwunghaft
begeifterter Einführung gefeiert wird, eröffnet
das Buch. Für feine Vollftändigkeit ift es be-
zeichnend, daß auf 80 Bildniffen Paftoren, Geift-
liche, Ältefte, Sänger, Orgelfchläger, Fjeizer,
Totengräber verewigt werden, und das doch in
gefchmackvoller tüeife, fo daß man nichts ent-
behren möchte. Jene Vollftändigkeit geht fo
weit, daß pe alle Infchriften mit umfaßt, die in
der Kirche und der Denkmalhalle (Kapelle), auf
den Kirchhöfen, an den Särgen, die vorhan-
denen, und auch die fchon lang verfdßwundenen.
Von befonderem Klerte für uns iß natürlich der
Äbfchnitt, den das Buch dem Kirchenbau und
feiner Gefchichte wie auch der Husftattung
widmet, und dies gibt denn auch den Hnlaß,
wenn in diefen Blättern für eine kurze Änzeige
des ttlerkes Raum geboten wird. Ungefucht
wird es ja nicht vielen von uns Deutfchen unter
die Äugen kommen. Die Kirche auf dem Bremer-
holm ift an fich weder durch Größe noch durch
fonftige Bedeutung befonders ausgezeichnet. Sie
hat aber eine fchöne geßhichtliche Entwicklung
gehabt, und das drückt fich am Bau aus wie
auch an der Husftattung, und fie ift von den
furchtbaren Feuersbrünften, die in Kopenhagen
gewütet haben, verfchont geblieben. Sie liegt
an belebter Stelle mitten im Getriebe des See-
wefens und iß auch zu keinem andern 3wecke
angelegt, als dem Seevolk zu dienen, als eigent-
liche Marinekirche. Diefe Ärt Beftimmung tritt
überall kräftig hervor. Der Bau hat jetß den
Grundriß eines kurzen Kreuzes mit langen Flü-
geln und ift falfch, nach Südweften, orientiert.
438

Man kann an ihm feine Gefchichte fehr wohl
verfolgen. Im Jahre 1562—1563 war am Hafen
die Änkerfchmiede erbaut, ein ziemlich langer
einftöckiger Bau; diefer ift 1619 zur Kirche zu-
recijtgemacht worden. Die heutige Geftalt hat
fie im wefentlichen durch den Umbau von 1641
bis 1643 erhalten und den Schmuck kurz nach-
her. So ftammt die herrliche und üppige barocke
Kanzel und der Ältar von dem dänifchen Meifter
des Barocks Äbel Schröder von Näftwed (1661
und 1662). Es find feine ausgezeichnetften Lei-
ftungen. Die eiferne Taufe wird 1647 von Fjans
Ulrikfon Svi^er gefchmiedet. Das hölzerne
Tonnengewölbe zeigt Stuckverzierungen, die für
uns bedeutfam pnd als Nachbildungen der Decke
der Schloßkirche zu Glückftadt, die ebenfalls
(1630) von Chriftian IV. erbaut war, aber feit
1709 verfchwunden ift. Prächtige Epitaphe und
Bilder vervollftändigen den Eindruck. Die ge-
fchichtliche Bedeutfamkeit der Kirche, deren Er-
scheinung dem Stadtbilde einen wefentlichen
3ug gibt, wird erheblich erhöht durch den großen,
pd) quer an die Kirche anlegenden Änbau der
Kapelle, die, 1705 von I. C. Ernft als feemän-
nifche Ruhmeshalle errichtet, voll ift von Er-
innerungen an die großen Seiten der dänifcßen
Seemacht. R. Hpt-
Gammel norsk Vävkunst X. Christiania
1922. (Jede Lieferung 5 Kronen.)
Das merk des Direktors 5- Grofd) über die
alte norwegifche ttlebekunft, als 32. Teil in
der Folge der Veröffentlichungen des Mufeums
fürKunft und Gewerbe zuChrißiania erfchienen,
ift nunmehr mit der 10. Lieferung vollendet.
Damit ift in hundert Tafeln eine treffliche Über-
pd)t über die Leiftungen der dort einheimifcben
CUebekunft geboten. Von demfelben Verfaffer
waren früher bereits in Deutfchland veröffent-
licht die (Uerke: Gamle norsk Täpper (alte nor-
wegifche Teppiche) mit deutfcher und englifcher
Überfettung, Berlin, Äfcher 1889, 9 Blatt fol. und:
Gamle norsk Billedvaevning, 13 Blatt 4° bei
masrnuth 1901. tUas uns vor Äugen geftellt
wird, ßammt wefentlich aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert und ift eine Äuswahl aus einem großen
Beftande, von dem pch etwa neunhundert Stück
in norwegifchem öffentlichen Mufeen vereinigt
pnden. Die Blütezeit diefes 3weiges bäuerlicher
Kunft beginnt mit der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, der Verfall trat ein im 18. und vollzog
fich iui 19. Jahrhundert. Gegen deffen Ende hiu
begannen verftändlge Aiänner den tüert und
die Bedeutfamkeit diefer durch Schönheit und
eigenartige Geftaltungen ausgezeichneten Haus-
arbeiten zu erkennen und die noch erreichbaren
Stücke zu fammeln. Nun befißt das von Ha-
zelius begründete nordifche Mufeum zu Stock-
holm 255 Teppiche und Kiffenüberzüge. Die
Gefamtheit der reichen Beftände nach ihren
Typen einzuteilen und zu verbinden und danach
 
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