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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 12
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0600

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Äusftellungen

ften, während apokalypfo'ide Bibelblätter, gar
ein Mofesbild modifch-eklektifd) mit den Effekten
alarmierter und ftrenger Formgebung zu gefallen
trachten. Eine vielfeitige, durchaus reizvolle
Hrtißik ohne Charakter, deren unleugbares Ge-
fdjick am großen Chema zum Sakrileg werden
muß. —
Die Kunfthandlung Lengyel eröffnet mit
einer Husftellung, in der neben einigen jüngeren
Ungarn wie Cihanny und dem bolzplaftiker pe_
renczy mit kleineren Hrbeiten vor allem Feigl,
KI. Münz, v. Oven und J. Hdler Intereffe be-
anfprucßen können. Crotjdem die hier vertretene
Kleinplaftik vielfach der modifd)en Vorliebe für
kurvige Stilifierung allzu weit entgegenkommt,
ift im Ganzen ein tapferes Beftreben deutlich,
jüngeren Begabungen von künftlerifchem Ernft
Raum zu gewähren. Klilli Klolfradt.
MaxLiebermann"ÄusftGllung in
3 ü r id)
Die foeben eröffnete Liebermann-Husftellung
des 3ürd)er Kunfthaus, die insgefamt 100 Ge-
mälde aus allen Schaffensperioden des Meifters
umfaßt, zeigt nad) Mitteilung des Konfervators
Dr. Klartmann an die N. 3. 3eitung allgemein
folgendes Bild:
Ein Dutjend Klerke vertritt die 3eit vor der
Niederlaffung des Meifters in München, ße ftam-
men von der erften holländifchen Reife 1872,
den Studienaufenthalten in Barbizon und Paris
1874 und 1875, den weitern holländifchen Som-
mern bis 1879. Hus diefem Jahre erfdjeint der
kleine, aber viel bewunderte und reproduzierte
pjalbakt einer Bäuerin; dann folgen vorwiegend
holländifcbe Landfchaften und Figurenbilder,
gegen Ende der 1880er Jahre z. B. Hrbeiten aus
dem Kreis der Flachsfcheuer und der Neijflicke-
rinnen und Einzelwerke wie die Seilerbahn, die
Gedächtnisfeier in Köfen, der Klagen in den
Dünen, die alte Frau mit3iegen, der Schweine-
markt in Fjaarlem; vier Familienbildniffe: drei-
mal die Cochter des Künftlers, fpielend, als
Bild und in ganzer Figur fifeend, von 1888, 1893,
1898, und das große Doppelbild der Eltern von
1891; dann Reiter und Cennisfpieler am Meer,
Badende in der Brandung, die Papagei-Hllee
und der Papagei - Mann in Hmfterdam; vier
Judengaffen, von der fprühenden kleinen Ge-
famtfkizze (1905) bis zur großen bildmäßigen
Faffung mit lebendigfter Charakterifierung der
einzelnen Figuren (1909).
Den Übergang zu den Dünen-Landfdbaften
und Strandbildern von 1906, 1908 und 1911 ver-
mitteln ein Schulweg in Edam, die grün be-
fchatteten gelb und roten bausfronten von Nord-
wijk und F>aarlem, die Gemüfefchiffe von Delft.
Das bamburger Hlfterbild und eine Elbterraffe,
die Cerraffe des Oude Vinck, der Korfo auf dem
Monte Pincio, und ein Gemüfekarren von 1912

leiten zu den leuchtenden Klannfeegärten aus
den Jahren 1915 bis 1922. Die Reihe der reprä-
fentativen berrenbildniffe wird durch das ftraffe
Porträt Klilhelm Bodes (1904) eröffnet, rollt mit
Julius Elias, Karl Sdbeffler, Graf Brockdorff-
Rantjau, Juftizrat Caffel, Profeffor Einftein ab
und findet mit drei Selbftbildniffen von 1918,
1922 und 1923 den Hbfchluß. Parallel geht eine
Folge von fünf Damenbildniffen: Frau Newman
(1910), Frau Rietjler, Dame in Blau, Frau L„
Großmutter und Enkel (1922).
Ähnlich führt die Husftellung auch in den
3eichnungen, den Radierungen und Lithographien
das Klerk des Künftlers von feiner erften Blüte
bis zum heutigen Cag herauf.
Moderne deutfdje Kunft in Hmerika
Kürzlich wurde in New York eine Husftellung
lebender deutfcher Künftler in den Hnderfon
Hrt Galleries eröffnet, die zum erftenmal in
Hmerika eine gute Vorftellung von den Bege-
bungen des deutfchen Expreffionismus gibt. Es
werden im ganzen etwa 100 Gemälde, eine gleiche
Hnzahl Hquarelle, 120 graphifche Blätter und
25 Plaftiken gezeigt. Die beften Namen der
jungen deutfchen Künftler find vertreten und die
verfchiedenften Ceile Deutfchlands haben zu der
Husftellung beigetragen: Berlin, München, Klei-
mar, Breslau, das Rheinland, Königsberg. Unter
den Malern find vor allem zu nennen: Campen-
donk, Cafpar, Cafpar-Filfer, Degner, Feininger,
beckel, buth, Klaus, Klee, Otto Müller, Nauen,
Nolde, Partikel, Pechftein, Radziwill, Rohlfs,
Schmitt-Rottluff, Schwidjtenberg, Seewald, Unold.
Unter den Bildhauern: Garbe, Kolbe, Mareks,
Roeder, Scharff, Scheibe, Sintenis, Steger. Die
Husftellung ift vor allem durch die Beziehungen
KI. R. Valentiners zu Hmerika und das Entgegen-
kommen der Hnderfon Hrt Galleries (Dr. Meyer-
Rief ftaljl) fowie der Galerie Ferdinand Möller in
Berlin möglich gewefen. Eine Einführung zur
Husftellung hat Dr. Valentiner gefdjrieben.
Bafel
Im hiefigen Gewerbemufeum ßeht man zur
3eit eine hervorragende Husftellung oftafiati-
fdjer Kunft, die Prof. Ernft Groffe in Freiburg
nicht zuletzt aus Basler und Schweizer Privat-
befife zufammengeftellt hat und die ein ebenfo
vielfeitiges wie überzeugendes Bild der Kunft-
entwicklung von China und Japan erfchließt.
Neben den 3eu9niITen von Malerei und Plaftik,
unter denen fiel) Stücke von geradezu klaffifchem
Gepräge befinden, umfaßt die Husftellung vor
allem das Kunftgewerbe Oftapens und auf diefem
Gebiet als wichtigften Beftandteil die bekannte
3ürd)er Sammlung Frick, deren Chinaporzellan
Kleltruf genießt. Prof. Groffe hat die Husßel-
lung durch einen feiner bekannten Vortrags-
zyklen eingeleitet.

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