Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (1.1919/1920)

hinein — und aus der Menge wandten sich ihm, wie fasziniert, einzelne zu
und strebten dem Kreuz entgegen, dem Kreuz, dem sie entfliehen wollten, und
wurden vom Kreuz zerstampft.
„Das Kreuz! Das Kreuz!“ Einzeln, auf einen, eine, auf die ihm Zugewandten,
auf die in wilder Hast Davonjagenden stampfte das Kreuz nieder und stieb
den Körper wie blutigen Brei in den Stein der Strafe und hob sich leicht in
die Höhe und stampfte den nächsten nieder, und Lachen, Morast, Pf üben
blieben auf den Steinen, wohin das Kreuz traf, namenlose Spuren im Staub
der hellen Sonnenstrabe, wohin es traf.
„Das Kreuz!“
Das Kreuz nahm seinen Lauf. Aus dem Dom, wo es dem Mund des
Mönches entschwebt war, stampfte es durch die Welt. Die Menge floh das
Kreuz, aber sie wurde vom Kreuz eingeholt. Die Sonne war hell über der
Stadt, aber sie badete ihr Licht in gröblichen Flecken. Und während die
Helligkeit in der Mitte des Kreuzesstammes reiner und reiner wurde, über-
irdisch wie zarter Schimmer auf jungem grünen Laub, weib wie die schneeige
Brust einer Taube, verdüsterte sich die Wurzel des Stammes unten zu tieferem
Rot.
Das Blut der Fliehenden färbte die Stadt.
Das Kreuz schlug und schlug stampfend nieder und verschonte keinen
von den Sündern.

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