Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0893
DOI issue:
August-Heft
DOI article:Schiebelhuth, Hans: Zwei Gedichte
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HANS SCHIEBELHUTH
LICHTGOTT IN LANDSCHAFT
Er hat die Kelche unsrer aller Augen ausgetrunken,
Dal} wir verarmen, nun, da Frühling kommt auf Füllen des Walds,
Da die Trift breit ergrünt, da Dörfer und Felder sich schmücken
Und die Düne, Demut, sich dehnt vor dem schönen, strahlenden Gott*
Der hohhäuptig herkam, Scheitel und Krull gesalbt,
Weitaus als der Lichteste kenntlich über zerrem Gezücht,
So sicher in seidner Luft und vom Samt des Abends bemäntelt,
Dal} er nicht hört, was ihn rief, was anhub ihn holen: das Meer.
So werden, eh noch zu End die Nacht taut, die Wasser wachsen.
Damm an Damm reil}t. Jegliche Brücke bricht.
Himmel stürzt ein mit Getös. Und er mul} sterben,
Stumpfern, dumpfern Tod, als ein Tier, ein Ding.
FÜR EIN KIND
Ich lade Dich ein:
Wir wollen im Wald, wo Finken schlagen,
Vorm Dorf in Wiesen, in Hecken, am Rain,
Falter fangen, Vögel jagen,
Bogen schienen, Bälle schlagen,
Zum Sommer wollen wir Bruder sagen, . . .
Eifel Freud soll Dein Herz sein.
*
sn
LICHTGOTT IN LANDSCHAFT
Er hat die Kelche unsrer aller Augen ausgetrunken,
Dal} wir verarmen, nun, da Frühling kommt auf Füllen des Walds,
Da die Trift breit ergrünt, da Dörfer und Felder sich schmücken
Und die Düne, Demut, sich dehnt vor dem schönen, strahlenden Gott*
Der hohhäuptig herkam, Scheitel und Krull gesalbt,
Weitaus als der Lichteste kenntlich über zerrem Gezücht,
So sicher in seidner Luft und vom Samt des Abends bemäntelt,
Dal} er nicht hört, was ihn rief, was anhub ihn holen: das Meer.
So werden, eh noch zu End die Nacht taut, die Wasser wachsen.
Damm an Damm reil}t. Jegliche Brücke bricht.
Himmel stürzt ein mit Getös. Und er mul} sterben,
Stumpfern, dumpfern Tod, als ein Tier, ein Ding.
FÜR EIN KIND
Ich lade Dich ein:
Wir wollen im Wald, wo Finken schlagen,
Vorm Dorf in Wiesen, in Hecken, am Rain,
Falter fangen, Vögel jagen,
Bogen schienen, Bälle schlagen,
Zum Sommer wollen wir Bruder sagen, . . .
Eifel Freud soll Dein Herz sein.
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