Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0941
DOI Heft:
September-Heft
DOI Artikel:Holl, Karl: Rudi Stephan,Teil 3
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RUDI STEPHAN
DR KARL HOLL
TEIL III
Stephan war noch ein Werdender, als er schied. Es wäre deshalb müßig,
alles aufzuzählen, was er in den sieben Jahren selbständigen Schaffens
geplant, entworfen und vollendet hat. Wer in das Wesen und das Wirken
des Künstlers eindringen will, halte sich an die Werke, die er im lebten Jahrfünft
seines Lebens veröffentlicht oder doch zur-Veröffentlichung bestimmt hat. Sie seien
im Folgenden in gattungsmäßiger Ordnung festgestellt und beschrieben.
INSTRUMENTALMUSIK
Als älteste, selbständige Instrumental-Schöpfung kommt ein Werk kammermusi-
kalischen Gepräges in Betracht: die
MUSIK FÜR 7 SAITENINSTRUMENTE
In einem Sab und einem Nachspiel; München, November 1911
BESETZUNG: 2 Violinen, Bratsche, Violoncell, Kontrabaß, Harfe und Klavier. Audi mit chorischer Besetzung der
Strcidrer spiclbar.
AUFFUHRUNGSDAUER: 33 Minuten.
PARTITUR: Manuskript im Besitj des Geh. Justizrates Dr. Karl Stephan in Worms a. Rhein.
URAUFFÜHRUNG: 30. Mai 1912 in Danzig durdr das Quartett Michael und Josef Prelj, S. van Laar.
Kutschka und Genossen.
Dieses Werk eröffnete die öffentliche Diskussion des „Falles Stephan“. Von Reife
kann dabei gewiß noch nicht die Rede sein; ebensowenig aber von annäherndem
Irrsinn und Unmusik, die der konservative Kritiker Professor Dr. Karl Fuchs
unterstellte." Im Gegenteil zeigt gerade die plastische Prägung und Entwicklung
der thematischen Grundkräfte ' ungewöhnliche Kraft und Klarheit der Erfindung
sowie ungewöhnliche bildnerische Begabung. In der Linienführung sozusagen
keine Note, die nicht thematisch begründet wäre; in der Harmonik keine Klang-
folge, die nicht „logisch“ anmutete. Dabei im Instrumentalklang oft Mischungen
von eigenartigster poetischer Tönung. Merkwürdig, daß selbst ein Fortschrittler
wie Dr. Richard H. Stein hier von „mühsamer Flickarbeit und allerhand bizarren
Ton- und Klangkombinationen“ sprechen konnte."'" Ich meine: an diesem Werk
* »Neue Zeitschrift für
Musik«, 79. Jahrgang,
Nr. 24.
** Vgl. Stephans eigene
Analyse in der Zeit-
schrift »Die Musik«,
11. Jahrg., Heft 16.
*** »Signale für die
musikalische Welt«,
70. Jahrg., Nr. 24.
859
DR KARL HOLL
TEIL III
Stephan war noch ein Werdender, als er schied. Es wäre deshalb müßig,
alles aufzuzählen, was er in den sieben Jahren selbständigen Schaffens
geplant, entworfen und vollendet hat. Wer in das Wesen und das Wirken
des Künstlers eindringen will, halte sich an die Werke, die er im lebten Jahrfünft
seines Lebens veröffentlicht oder doch zur-Veröffentlichung bestimmt hat. Sie seien
im Folgenden in gattungsmäßiger Ordnung festgestellt und beschrieben.
INSTRUMENTALMUSIK
Als älteste, selbständige Instrumental-Schöpfung kommt ein Werk kammermusi-
kalischen Gepräges in Betracht: die
MUSIK FÜR 7 SAITENINSTRUMENTE
In einem Sab und einem Nachspiel; München, November 1911
BESETZUNG: 2 Violinen, Bratsche, Violoncell, Kontrabaß, Harfe und Klavier. Audi mit chorischer Besetzung der
Strcidrer spiclbar.
AUFFUHRUNGSDAUER: 33 Minuten.
PARTITUR: Manuskript im Besitj des Geh. Justizrates Dr. Karl Stephan in Worms a. Rhein.
URAUFFÜHRUNG: 30. Mai 1912 in Danzig durdr das Quartett Michael und Josef Prelj, S. van Laar.
Kutschka und Genossen.
Dieses Werk eröffnete die öffentliche Diskussion des „Falles Stephan“. Von Reife
kann dabei gewiß noch nicht die Rede sein; ebensowenig aber von annäherndem
Irrsinn und Unmusik, die der konservative Kritiker Professor Dr. Karl Fuchs
unterstellte." Im Gegenteil zeigt gerade die plastische Prägung und Entwicklung
der thematischen Grundkräfte ' ungewöhnliche Kraft und Klarheit der Erfindung
sowie ungewöhnliche bildnerische Begabung. In der Linienführung sozusagen
keine Note, die nicht thematisch begründet wäre; in der Harmonik keine Klang-
folge, die nicht „logisch“ anmutete. Dabei im Instrumentalklang oft Mischungen
von eigenartigster poetischer Tönung. Merkwürdig, daß selbst ein Fortschrittler
wie Dr. Richard H. Stein hier von „mühsamer Flickarbeit und allerhand bizarren
Ton- und Klangkombinationen“ sprechen konnte."'" Ich meine: an diesem Werk
* »Neue Zeitschrift für
Musik«, 79. Jahrgang,
Nr. 24.
** Vgl. Stephans eigene
Analyse in der Zeit-
schrift »Die Musik«,
11. Jahrg., Heft 16.
*** »Signale für die
musikalische Welt«,
70. Jahrg., Nr. 24.
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